Kleine Zinne, Gelbe Kante (VI+)
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Nach der Dibonakante (2019) und der Demuthkante (2020) wollte ich auch die Kleine Zinne über eine der klassischen Kanten besteigen. Allerdings stellt die Gelbe Kante (VI+) eine deutliche Steigerung zu der Genusskletterei an den Kanten der Grossen und Westlichen Zinne dar. Definitiv eine Tour, die ohne Bergführer ausserhalb meiner Fähigkeiten als Normalbergsteiger läge und die ich auch im Nachstieg als anspruchsvoll empfand.
Die Tour begann wie in den beiden vorigen Jahren in der Lavaredo-Hütte, die ich als kleine und familiäre Hütte der grossen Auronzo-Hütte vorziehe. Am Abend nahm ich den Einstieg in die Route noch in Augenschein und schätzte den Einstiegsriss als leichter ein, als er sich später erwies. In der Nacht fiel noch einmal ausgiebig Regen, der erst gegen 3 Uhr morgens aufhörte. Ich sah die Tour schon gefährdet und hätte mich über eine frühmorgendliche Absage von Hannes nicht gewundert, aber zum Glück blieb das Phone stumm. So traf ich Hannes wie verabredet um 6 Uhr an der Alpini-Kapelle, und nach kurzem Zustieg standen wir am Einstiegsriss. Trotz des heftigen Regens in der Nacht war der Fels tatsächlich bereits weitgehend getrocknet, einer der Vorzüge dieser Route. Hannes konnte dank eines 60 m Seils den ersten Stand auslassen und gleich bis zum zweiten Standplatz durchsteigen. Die Kletterei in diesen ersten 60 m wartete mit einigen kniffeligen Stellen auf, die manchmal das Ausprobieren mehrerer Varianten erforderte, bis der «Aha»-Moment kam. Die Kletterei wäre noch schöner gewesen, läge der Einstiegsriss nicht in der kalten Schattenseite. Zusammen mit dem stellenweise doch noch nassen Fels wurden meine Finger in der oberen Hälfte völlig gefühllos, was die taktile Beurteilung der Griffe sehr erschwerte. Ab dem zweiten Standplatz (also unserem ersten) wechselt die Route glücklicherweise auf die Sonnenseite, und auch die Schwierigkeit nahm deutlich ab, sodass erst einmal einige Seillängen Genusskletterei bei angenehmen Temperaturen folgten. Der Genuss hielt bis zu einem Quergang auf etwa halber Höhe der Route an. Obwohl nur mit IV bewertet, erfordert die Passage einiges an psychischer Stärke. Man muss das schöne Band, auf dem man eigentlich viel lieber mit den Füssen stehen würde, für die Hände nehmen, da der Fels darüber zu abdrängend und griffarm ist. Das bedeutet gleichzeitig, dass man mit Blick in die inzwischen schon recht beträchtliche Tiefe nach den nicht übermässig grossen Trittmöglichkeiten in der Wand suchen muss, wobei man im Quergang ja nicht den üblichen Vorteil als Nachsteiger hat. Ein Sturz würde je nach Abstand zur nächsten Sicherung zu einem ordentlichen Pendler führen und einen aus der Route befördern, in die man in unbekannten, aber vermutlich recht deftigen Schwierigkeitgraden zurückklettern müsste. Der Quergang endet nahe der eigentlichen Kante, dann folgt der schwierigste Teil der Route. Zunächst eine Seillänge V+ und dann die Schlüsselseillänge in VI+. Der schwierigste Zug kommt hier kurz über dem Stand. Hannes erklärte mir noch die Grifffolge, aber er kletterte so elegant darüber hinweg, dass ich das Problem nicht so richtig begriff, bis ich selber dort angekommen bin. Es braucht wohl einen dynamischen Zug zu einer vertikalen Leiste, die man seitlich nehmen muss oder eventuell mit einem Zangengriff, aber jedenfalls nicht von oben nehmen kann und für mich dynamisch nicht zu halten gewesen wäre. Ich suchte noch eine Weile nach Alternativen und griff schliesslich doch in die Exe. Die Seillänge blieb bis zum Ende schwierig, und auch die folgende Seillänge habe ich noch als anspruchsvoll in Erinnerung, dann wurde es allmählich leichter. Gegen 11:30 Uhr stiegen wir aus der Route aus und seilten nach nur kurzem Aufenthalt wegen aufziehendem Regen über die normale Abseilpiste ab. Mein Fazit: Eine phantastische Tour mit kniffeliger Kletterei in grandioser Luftigkeit, die zu Recht als Megaklassiker in den Dolomiten gilt.
Die Tour begann wie in den beiden vorigen Jahren in der Lavaredo-Hütte, die ich als kleine und familiäre Hütte der grossen Auronzo-Hütte vorziehe. Am Abend nahm ich den Einstieg in die Route noch in Augenschein und schätzte den Einstiegsriss als leichter ein, als er sich später erwies. In der Nacht fiel noch einmal ausgiebig Regen, der erst gegen 3 Uhr morgens aufhörte. Ich sah die Tour schon gefährdet und hätte mich über eine frühmorgendliche Absage von Hannes nicht gewundert, aber zum Glück blieb das Phone stumm. So traf ich Hannes wie verabredet um 6 Uhr an der Alpini-Kapelle, und nach kurzem Zustieg standen wir am Einstiegsriss. Trotz des heftigen Regens in der Nacht war der Fels tatsächlich bereits weitgehend getrocknet, einer der Vorzüge dieser Route. Hannes konnte dank eines 60 m Seils den ersten Stand auslassen und gleich bis zum zweiten Standplatz durchsteigen. Die Kletterei in diesen ersten 60 m wartete mit einigen kniffeligen Stellen auf, die manchmal das Ausprobieren mehrerer Varianten erforderte, bis der «Aha»-Moment kam. Die Kletterei wäre noch schöner gewesen, läge der Einstiegsriss nicht in der kalten Schattenseite. Zusammen mit dem stellenweise doch noch nassen Fels wurden meine Finger in der oberen Hälfte völlig gefühllos, was die taktile Beurteilung der Griffe sehr erschwerte. Ab dem zweiten Standplatz (also unserem ersten) wechselt die Route glücklicherweise auf die Sonnenseite, und auch die Schwierigkeit nahm deutlich ab, sodass erst einmal einige Seillängen Genusskletterei bei angenehmen Temperaturen folgten. Der Genuss hielt bis zu einem Quergang auf etwa halber Höhe der Route an. Obwohl nur mit IV bewertet, erfordert die Passage einiges an psychischer Stärke. Man muss das schöne Band, auf dem man eigentlich viel lieber mit den Füssen stehen würde, für die Hände nehmen, da der Fels darüber zu abdrängend und griffarm ist. Das bedeutet gleichzeitig, dass man mit Blick in die inzwischen schon recht beträchtliche Tiefe nach den nicht übermässig grossen Trittmöglichkeiten in der Wand suchen muss, wobei man im Quergang ja nicht den üblichen Vorteil als Nachsteiger hat. Ein Sturz würde je nach Abstand zur nächsten Sicherung zu einem ordentlichen Pendler führen und einen aus der Route befördern, in die man in unbekannten, aber vermutlich recht deftigen Schwierigkeitgraden zurückklettern müsste. Der Quergang endet nahe der eigentlichen Kante, dann folgt der schwierigste Teil der Route. Zunächst eine Seillänge V+ und dann die Schlüsselseillänge in VI+. Der schwierigste Zug kommt hier kurz über dem Stand. Hannes erklärte mir noch die Grifffolge, aber er kletterte so elegant darüber hinweg, dass ich das Problem nicht so richtig begriff, bis ich selber dort angekommen bin. Es braucht wohl einen dynamischen Zug zu einer vertikalen Leiste, die man seitlich nehmen muss oder eventuell mit einem Zangengriff, aber jedenfalls nicht von oben nehmen kann und für mich dynamisch nicht zu halten gewesen wäre. Ich suchte noch eine Weile nach Alternativen und griff schliesslich doch in die Exe. Die Seillänge blieb bis zum Ende schwierig, und auch die folgende Seillänge habe ich noch als anspruchsvoll in Erinnerung, dann wurde es allmählich leichter. Gegen 11:30 Uhr stiegen wir aus der Route aus und seilten nach nur kurzem Aufenthalt wegen aufziehendem Regen über die normale Abseilpiste ab. Mein Fazit: Eine phantastische Tour mit kniffeliger Kletterei in grandioser Luftigkeit, die zu Recht als Megaklassiker in den Dolomiten gilt.
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