Hoher Kasten 1794m, Überschreitung via Kastenwand


Publiziert von Ororretto , 3. Oktober 2022 um 14:11.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:29 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 990 m
Strecke:11.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lienz, Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Brülisau, Kastenbahn

Gegen das Rheintal hin präsentiert sich der Hohe Kasten abweisend mit einer scheinbar senkrechten Felswand. Kaum zu glauben, dass mitten durch diese scheinbar unannahbare Wand eine gut markierte (wenn auch nicht offiziell) Wanderroute führt.

Diesen Bericht schreibe ich einige Zeit nach der Begehung der Tour - ich kann mich nicht mehr ganz an alle Details erinnern. Durchgangszeiten entnehme ich den Aufnahmezeitpunkten der Bilder. Wie viel der Zeit für Pausen und Wegzeit aufgewendet wurden, weiss ich allerdings nicht mehr, und gebe diese dementsprechend auch nicht an.

Eigentlich wollten wir die Kastenwand aka Plofora schon rund drei Wochen früher bezwingen, mussten dort aber wetterbedingt schon während der Anreise abbrechen und sind stattdessen spontan in zwei Stunden von Ziegelbrücke auf den Federispitz "geseckelt". Heute aber ist das Wetter fantastisch und wir bleiben im Zug sitzen bis wir das Rheintal erreichen. Mit dem Bus gehts die letzte Etappe nach Lienz, wo wir unsere heutige Tour starten.

Schon ab dem ersten Meter gehts aufwärts. An der schmucken Lienzer Kapelle vorbei erreichen wir am Ortsrand den markierten Wanderweg. Jedoch folgen wir diesem nicht, sondern überqueren bei P. 500 den Bach und folgen diesem auf guten Wegspuren in direkterer Linie aufwärts. Auf etwa 680m stossen wir dann wieder auf den markierten Wanderweg, welcher auf einer breiten Waldstrasse verläuft. Dieser folgen wir weiter ansteigend nach Süden. Im Gebiet Schwendi, auf knapp 900m, flacht die Strasse deutlich ab und beginnt wieder abwärts zu führen. Hier, am höchsten Punkt der Strasse, findet man den Beginn der Kastenwand-Route: Rechterhand der Strasse zweigt ein schmaler, aber deutlich erkennbarer Weg ab.

Zu Beginn führt der Weg unschwierig und wenig spektakulär durch den Wald weiter aufwärts. Bald aber gelangt man in wiesigeres und felsigeres Gelände. Hier wird auch der Weg immer schmaler und zum Teil sind auch gar keine (deutlichen) Wegspuren mehr erkennbar. Es ist enorm wichtig, auf die blauen Pfeile und orangen Punkte zu achten, um sich nicht zu versteigen. Das Gelände wird nun zunehmend ausgesetzter und extrem abschüssig - Prädikat "Ausrutschen verboten!". 

In diesem Stil gehts nun die Kastenwand hoch. Von Nahem sieht die Wand deutlich grüner aus, als von unten - Gras und Fels wechseln sich stetig ab. In grossem Zick-Zack quert die Route auf abschüssigen Bändern in der Wand hin und her, zwischendrin auch immer wieder mal Abschnitte, wo es einfach mal in einfacher Kraxelei gerade hoch geht - an diesen Punkten muss man gut auf die Punkte und Pfeile achten, damit man die Übergänge von Traverse zu direktem Aufstieg nicht verpasst.

Die technische Schlüsselstelle ist eine kurze Kletterstelle auf ca. 1360m. Nach einer kurzen waldigen Passage muss eine Felsstufe überwunden werden, um auf das nächste Band zu kommen. Hier muss man sich kurz die Griffe und Tritte gut überlegen und kann weniger "einfach mal drauf los" kraxeln, wie es an den anderen Stellen der Fall ist (Meiner Meinung nach UIAA Klettergrad II). Die Stelle ist aber kurz und nicht besonders kräfteraubend. Die Stelle drängt allerdings leicht ab, was in diesem ausgesetzten Gebiet mental zusätzlich fordernd ist.

Danach gehts weiter durch sehr steilen/abschüssigen Wiesen- und Felsenmix weiter bergauf. Im letzten Stück vor Erreichen der Grathöhe spielt die Route nicht mehr eine so grosse Rolle, man kann gut (mit entsprechender Vorsicht...) ziemlich gerade aufsteigen.

Ist man mal auf der Grathöhe sind die Schwierigkeiten geschafft. Bald wird das Gipfelkreuz des Lienzer Spitz erreicht. Der Gratkante weiter folgend geht es über den wenig ausgesetzten Grat weiter gegen den Hohen Kasten zu. Vor dem Gipfelaufbau erreicht man eine grosse, flache Wiese, welche am heutigen Frühlingstag wunderschön blüht. Hier kann man sich entscheiden, ob man sich eher rechts halten will, um auf den offiziellen Wanderweg zu gelangen, oder ob man den Gipfel über steiles Gras in direkter Linie erklimmt. Wir nehmen die direttissima und erreichen nach wenigen, wenn auch schweisstreibenden, Minuten den Gipfel des Hohen Kastens.

In für uns typischer ÖV-liebender, aber Bähnli-meidender Art steigen wir vom Gipfel auf der anderen Seite und ohne Unterstützung der Seilbahn ab. Steil aber mit Stahlseilen gesichert gehts zuerst zum Kastensattel runter, dann noch kurz über den wiesigen und sehr einfachen Kamor drüber und schliesslich auf markierten Wegen hinunter nach Brülisau.

Fotos: AndyZ

Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.

Zeit Checkpoint Höhe Angegebene Wegzeit Schwierigkeit
08:40  Lienz 457m    
09:20  Schwendi 895m - T2
10:50  Lienzer Spitz 1447m - T5 II
11:50  Hoher Kasten 1793m - T3
12:40  Kamor 1751m - T3
13:55  Brülisau 922m - T1

Ausrüstung: Wanderschuhe

Tourengänger: AndyZ, Ororretto


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