Tofana di Rozes 3225m - La Nonna


Publiziert von georgb , 22. August 2022 um 17:01.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:21 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

An einem Sonntag im August bei Kaiserwetter Richtung Dolomiten, allein das klingt schon nach Abenteuer!? Als bei der Anfahrt die ersten Sonntagsfahrer mit Ausflugsgeschwindigkeit vor mir herzockeln, zweifel ich am Sinn meiner heutigen Unternehmung. Trotzdem komme ich relativ zügig auf die Passhöhe am Falzarego und hier wimmelt es nur so von Menschen. Ich stelle den Wagen ein Stück weiter ab, bei der "Großmutter" finde ich gerade noch ein Plätzchen. Ra Nona war einst ein gut besuchtes Gasthaus, die Nonna hat dort anscheinend früher groß aufgekocht. Heute ist es ein verlassener Ort und bietet sich als alternativer Ausgangspunkt zum Rifugio Dibona an.
Von hier sind es ein paar Höhenmeter mehr, aber dafür bin ich weitestgehend alleine unterwegs bis zum Einstieg zur legendären Ferrata Lipella. An der Forcella Col dei Bòs lasse ich den spektakulären Tunnel durch das Castelletto aus, dafür komme ich direkt am "Sasso Misterioso", dem "Gespaltenen Fels" vorbei. Ein magischer Ort, an dem sich im 1. Weltkrieg mysteriöse Dramen abgespielt haben sollen.
Durch eine seilversicherte Schlucht komme ich auf das unterste Band in der mächtigen Westwand der Tofana di Rozes und treffe auf die ersten Gruppetti vom Castelletto. Ich bin beruhigt, der Andrang hält sich in Grenzen und die Kollegen lassen mich bereitwillig passieren, kein Stau, wie befürchtet.
Es erwartet mich ein grandioses Spektakel, die Lipella gehört wohl zu den lohnendsten Klettersteigen in den Dolomiten, das Ambiente ist einzigartig. Der Steig folgt dem Bändersystem, quert in der Wand entlang, verliert gelegentlich Höhe und steigt dann immer wieder steil auf die nächste Etage an. Meiner Meinung nach wird er auf den gängigen Seiten zu schwach bewertet, nur eine Stelle im unteren Teil soll angeblich C/D sein ecco!? Ich stoße immer wieder auf armlastige Passagen und die wenigen Tritte sind teils stark abgespeckt.
Ganz zu schweigen von der Länge, an den Tre Dita bin ich geneigt auszusteigen und auch einigen meiner Mitstreitern ist die Anstrengung deutlich anzumerken. Doch beim Anblick der mächtigen Tofana und dem Hinweis "Cima" gibt es kein Halten, ich muss weiter bis zum Gipfel. Es folgen weitere steile Aufschwünge, die Schwierigkeiten lassen keineswegs nach und auch hier würde ich stellenweise locker C/D ansetzen. Auf ca. 3000m endet der Eisenweg und ich schleiche mich auf dem finalen Geröllsteig zum Gipfelkreuz.
Es hat sich gelohnt, der Ausblick ist enorm, auf 3225m ist man naturgemäß sehr erhaben und der Rundumblick bestens. Die Zeit drängt, ich bin spät gestartet, um der morgendlichen Kälte auszuweichen, aber dafür muss ich mich jetzt auch sputen, um vor der abendlichen Kälte zurück zu sein. Ich hüpfe abwärts und zweige auf den Normalweg ab, von manchen meiner Kollegen vom Klettersteig ist immer noch nichts zu sehen, sie werden es wohl nicht vor Einbruch der Dunkelheit schaffen!?
Die Einkehr am Giussani lasse ich aus und steige direkt weiter auf den Dolomitenhöhenweg 404. Inzwischen ist er verwaist, außer den Gämsen verkehrt hier niemand mehr. Ich zockel mit ein wenig Gegenanstieg durch die faszinierende Abendstimmung unter der mächtigen Tofana zurück zur Nonna und rolle nach Hause. Auch auf den Staßen hat sich der Rummel etwas gelegt, die Dolomiten kommen langsam wieder zur Ruhe.

Tourengänger: georgb


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