Tofana di Rozes, 3225m – So unterschiedlich kann Sommer sein


Publiziert von Straniger , 8. Januar 2017 um 21:33.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:12 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Cortina d'Ampezzo in Richtung Passo di Falzarego bis zur Abzweigung der Zufahrtsstrasse zum Rifugio Angelo Dibona

In meinem ersten Tourenbericht möchte ich eine meiner schönsten Touren beschreiben. Oder besser gesagt: eine Kombination von 2 Touren auf die  Tofana di Rozes, 3225m, in den Dolomiten. Die erste im Juli 2015, die zweite im August 2016. Beide über den Normalweg, jedoch bei äußerst unterschiedlichen Bedingungen. Aber dazu später mehr.

Die  Tofana di Rozes ist mit 3225m die niedrigste Erhebung der Tofana Gruppe, westlich von Cortina d’Ampezzo. Die mächtige Südwand macht sie aber sicherlich zur Imposantesten und Schönsten der drei Gipfel.

Im Jahr 2008 hatte ich das erste Mal das Vergnügen vor Ort zu sein und konnte, zusammen mit 2 Freunden, den 1. Tofanapfeiler erklettern (Alvera V+, alle Seillängen im Toprope; hier von Martina beschrieben.)
Die Route endet allerdings schon auf Höhe vom Rifugio Giussani (2580m). Der schöne Gipfel und vor allem das wunderschöne Panorama dort oben bleiben einem leider verwehrt. Ich wollte das aber unbedingt einmal sehen und hatte deshalb noch eine Rechnung mit diesem Berg offen.

Mitte Juli 2015 war es soweit. Zusammen mit meiner Freundin starte ich um 8:00 bei perfekten Bedingungen – stabiles Wetter, blauer Himmel, Sonnenschein, warme Temperaturen - beim Rifugio Angelo Dibona. Die ersten 500hm – bis zum Rifugio Giussani - verlaufen östlich der Südwand auf einem sehr gut ausgebauten Wanderpfad, der auch problemlos mit einem Motorrad oder Fahrrad befahren werden könnte. Idealer Start zum Eingehen und Wachwerden.
Auf den letzten 700hm beginnt jener Teil der Tour, in dem man sich etwas mehr konzentrieren muss. Ab dort wechselt man nämlich in die Nordflanke der  Tofana di Rozes. Diese ist zwar – wenn die Bedingungen sowie bei dieser Tour nahezu perfekt sind - auch nicht schwer zu begehen, allerdings ist der Weg nicht immer leicht zu finden, sodass man ein paar kleine „Vergeher“ miteinkalkulieren sollte. Man sollte auch nicht überrascht sein, wenn man im Abstieg einen komplett anderen Weg findet.
Nach ca. 600hm erreichen wir schließlich die Schulter des Nordwestgrades, auf dem wir – bei wieder logischerem Wegverlauf – um ca. 11:20 den Gipfel erreichen und das wunderschöne Panorama genießen.


Das 2. Mal erreichte ich den Gipfel im August 2016. Diesmal allerdings, wie anfangs erwähnt, unter komplett anderen Bedingungen.
Für diesen Sommer hatten wir keinen Urlaub in Südtirol geplant. Ich konnte aber nicht auf dieses schöne Gebirge verzichten und wollte auch mal wieder etwas Spannendes unternehmen. Die Wettervorhersage war alles andere als ideal – ab 3000m sogar mit Schneefall – trotzdem wollte ich einfach mal schauen wie weit ich kommen konnte.

Die Reise beginnt um 5:00 Uhr Früh bei mir zu Hause. Nach ca. 2,5 Stunden Autofahrt erreiche ich das Rifugio Angelo Dibona. Ein erster Blick hinauf verheißt nichts Gutes und gibt der schlechten Wettervorhersage leider recht: dichte Wolken verhüllen den Gipfelbereich. Ich lasse mich aber nicht entmutigen und starte um ca. 7:40 Uhr. Die ersten 500hm bringen mich wieder problemlos zum Rifugio Giussani. Diesmal allerdings in schweren Bergschuhen und mit Steigeisen im Rucksack – „sicher ist sicher“ denke ich mir, obwohl vorerst weit und breit kein Schnee zu sehen ist. Als mich dann aber die ersten Wanderer mit leichteren Schuhen überholen und mich dabei anlächeln, bin ich mit meiner Entscheidung nicht mehr so glücklich. „Gute Entscheidung, du Trottel“ denke ich mir und gehe peinlich berührt, mit einer Winterausrüstung mitten im Sommer, weiter.
Am Rifugio Guissani wendet sich das Blatt allerdings. Zum ersten Mal sehe ich den Schneefall und die dichten Wolken im oberen Bereich der Nordflanke und am Gipfel. Plötzlich bin ich auch komplett alleine unterwegs und sehe weit und breit keine anderen Wanderer mehr. Immer noch zu 100% davon überzeugt, dass ich keine Chance habe den Gipfel zu erreichen, nehme ich die letzten 700hm in Angriff.
Zu meiner großen Überraschung finde ich in der Nordflanke aber nicht allzu schlechte Verhältnisse vor. Es ist zwar alles gefroren und ein wenig rutschig und es schneit sogar hin und wieder, ich befinde mich aber immer noch unter dem Nebel und habe so zumindest gute Sicht. Ein paar Mal verliere ich den Weg aus den Augen und muss hin und her queren, was im gefrorenen und eisigen Gelände – ohne Steigeisen, die habe ich noch immer im Rucksack – zwar nicht immer lustig ist, im Großen und Ganzen komme ich aber ohne größere Probleme weiter.
Schließlich erreiche ich den Nordwestgrad, wo mich zwar ein eisiger Wind und ca. 5cm Schnee bzw. gefrorener Schneematsch empfangen, ich sehe aber auch einen gut ausgetretenen Pfad, der sich die letzten Meter zum Gipfel schlängelt. „Cooler Sommer“ denke ich mir und realisiere schön langsam, dass ich wohl doch eine Chance habe den Gipfel zu erreichen. Ich packe meine – nun heißgeliebten - Steigeisen aus und ziehe völlig alleine dem Gipfelkreuz entgegen.
Am Gipfel schaue ich völlig unglaubwürdig auf meine Uhr. 10:20 Uhr. Wie schnell ich eine Tour gehe, spielt für mich normalerweise keine Rolle, heute kann ich aber nur schwer glauben, dass ich bei diesen Verhältnissen ca. 40min schneller war, als bei den perfekten Verhältnissen im Vorjahr. Überhaupt kann ich es kaum glauben bei diesen Verhältnissen jetzt hier oben, auf einem nicht ganz so niedrigen Dolomitengipfel, zu stehen:
12. August, 3 Grad, Schneefall und ca. 10m Sicht. Das war übrigens der letzte Schneefall, den ich im Jahr 2016 miterleben durfte.
Voll gepumpt mit Glücksgefühlen mache ich mich auf den Abstieg und erreiche nach ca. 1,45h wieder mein Auto am Rifugio Angelo Dibona. Gut dass ich jetzt noch eine 2,5 Stunden lange Autofahrt vor mir habe. Genügend Zeit, um diese Wahnsinns Tour zu verarbeiten.


Fazit:
Die 2 Touren auf die Tofana di Rozes gehören eindeutig zu meine schönsten Bergtouren. Wer auch einmal einen nicht technisch nicht allzu schwierigen, relativ hohen Dolomitengipfel, ohne Gletscherkontakt dafür mit wunderschönem Panorama über die restlichen Dolomiten und bis zurück zum Groß Glockner, erklimmen möchte, dem kann ich den Tofana di Rozes nur wärmstens empfehlen.

Tourengänger: Straniger


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