Velotour Rheintal bis Bregenz

Ein- bis zweimal im Sommer radle ich in einer Drei- bzw. Vier-Länderfahrt von meinem Wohnort dem Alpenrhein entlang nach Bregenz oder in die sehr schöne Inselstadt Lindau, und von Lindau mit dem Schiff über den Bodensee nach Rorschach. Bei der vorgestrigen Velofahrt hatte ich die ganze Zeit ruppigen Gegenwind, sodass ich in Bregenz die schöne Fahrt beendete und mit der Bahn nach Hause zurückkehrte.

Ich nutzte am letzten Donnerstag die langanhaltende Schönwetterperiode für die alljährliche Velofahrt zum Bodensee entlang der Rheinroute Nr. 2. Wie meist überquerte ich den Alpenrhein über den Fussgängersteg in Balzers und folgte dann dem rechtsrheinischen Dammweg bis zum Bruggerhorn. Diese Dammstrasse ist weiter von der Autobahn entfernt und am Morgen auch schattiger. Dann nahm ich den Abstecher zum idyllischen Werdenbergersee, wo wir derzeit im Rahmen der Werdenberger Schlossfestspiele "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai geben. Das Städtchen Werdenberg rühmt sich, die kleinste Stadt der Schweiz zu sein. Ab der Illmündung bei Bangs (A) bis zur Mündung in den Bodensee ist seit einigen Jahren das Projekt Rhesi in Planung (Rhein, Erholung, Sicherheit). Das Milliardenprojekt bezweckt die Erhöhung der Hochwassersicherheit sowie die Renaturierung des kanalisierten Alpenrheins.

Im Alten Rhein bei Diepoldsau nahm ich ein erstes Bad nahe der Schmitter Zollbrücke. Über dieses Gebiet flüchteten im 2. Weltkrieg viele Juden vor Hitler's Schergen. Der St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger (1891 - 1972) rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere Hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Der Grenzübertritt dieser Flüchtlinge erfolgte meist am Alten Rhein bei Diepoldsau, wo sich die Landesgrenze leicht überschreiten liess. Infotafeln vor Ort informieren über diese tragische Zeitepoche. Erst 1993 wurde Grüninger, der 1939 infolge Fälschung der Einreisevisa seinen Job verlor und veramt verstarb, durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert.

Ab Hard (A) erhöhte sich die Dichte der Velofahrer deutlich. Ich befand mich nun im Bereich des Bodensee-Radwegs. Vor Bregenz nahm ich ein weiteres Bad im warmen See. In Bregenz schaute ich mir das Bühnenbild der Bregenzer Festspiele an, wo dieses Jahr "Madame Butterfly" von Puccini gegeben wird. Das eindrückliche Bühnenbild mit dem gewellten Blatt im See mit einem Gewicht von ca. 300 to ist etwas aufwändiger als jenes der "Konkurrenz" der Werdenberger Schlossfestspiele. Wie stets im Sommer war der See bei Bregenz von vielen Touristen beschlagnahmt. Nach einem Eiskaffee kehrte ich mit der ÖBB und ab St. Margrethen mit der SBB bequem ins Sarganserland zurück.