Silberhornhütte via Chatzewägli


Publiziert von Basileo , 23. Juli 2022 um 20:23.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:21 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Stechelberg, Stegmatte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Stechelberg
Unterkunftmöglichkeiten:Silberhornhütte SAC


Überarbeitung nach zweiter Begehung
Dieser interessante Zustieg zur Silberhornhütte wird wenig beschrieben und ich bin unterwegs immer wieder auf Stellen gestossen, die mich verunsichert haben. Dies liegt wohl daran, dass gerade die heikleren Stellen am schlechtesten markiert sind. Deshalb hier mein Versuch, aus frischer Erinnerung.


Voraussetzungen

+ Trockenheit: Bei feuchten oder gar nassen Verhältnissen
ist der Weg schwierig

+ Alpinistische Erfahrung: Der Weg ist nichts für Leute, denen
man mal die Berge zeigen will. 


Einstieg
Station Stechelberg Stegmatte (eine vor Schilthornbahn) aussteigen und der Strasse Richtung Schilthornbahn folgen bis links ein markantes Stückchen Wald auftaucht, das weit in die Weiden herunterkommt. Dieses umgehen und dann bei den roten Pfeilen auf deutlich sichtbarem Pfad steil den Wald hoch. Der Pfad ist mit rosa Punkten markiert, steil, stellt aber sonst keine bergsteigerischen Ansprüche.
(Gehzeit: 4o min)

Waagrechter Teil - Schrofen T5
Auf ca. 1280m erreicht man eine (zweite) Wand und der Pfad biegt unterhalb nach rechts, allmählich nach Süden in die Horizontale ab. Der Pfad verläuft einige Meter unterhalb der Wand, also nicht zu weit aufsteigen. Bald öffnet sich das Gelände und man befindet sich unterhalb der Wand in abschüssigem Schrofengelände, feiner Kalksplit mit kargen Grasbüscheln durchsetzt. Es führt weiterhin eine Spur durch den Hang und es finden sich auch regelmässig rosa Punkte. Das Gelände ist T5 aber objektiv gesehen eigentlich relativ einfach. Dass man aber praktisch senkrecht nach Stechelberg hinuntersieht und weiss, dass nach dem abschüssigen Schrofenband die gähnende Leere folgt, schlug zumindest mir auf die Psyche. Man quert zwei Rinnen, auch etwas unangenehm. Vor allem weil die zweite etwas feucht war und weder festen Tritt noch irgendwelchen Halt für die Hände bot. So kraxelte ich mühsam nach oben, konnte dort besser queren und dann wieder durch dichte Tannen wieder hinunter, wo ich wieder auf Wegspuren traf. Weiter führt der Weg gut sichtbar durch idyllisches Gelände, immer noch horizontal. 
(Gehzeit: 45 min)

Schlüsselstelle Rinne T6
Unvermittelt biegt die Route nach links ab und man befindet sich vor einer grösseren steilen Rinne aus abwärts geschichtetem Kalk, die sich schroff zu Tale neigt. Mein Problem war hier das gänzliche Fehlen von Markierungen. Ich wusste, dass ich da irgendwie hinüber muss, aber nicht genau wie und wo. Im Nachhinein verläuft der ideale Durchstieg so: links einer Spur nach hochsteigen, die Bäumchen als Griffe benutzen. Dann immer weiter hoch, ungefähr links der Wand folgend bis praktisch ganz hoch an die Wand über der Rinne und dort ein/zwei Meter unter der Wand in das grasige Band hinüberqueren. Dort finden sich wieder Spuren und auf der anderen Seite angekommen das Stahlseil etwas versteckt unter den Ästen. Es hat genügend kleine Tritte im Kalk, nur ist eben alles durchsetzt mit kleinem losen Gestein und man muss aufpassen.
(Gehzeit: 20 min)

Hinüber zum Wasserfall
Am Stahlseil hoch und dann gut auf die Wegspuren achten. Hier bin ich vom Weg abgekommen und habe mich auf alternativen Spuren senkrecht nach oben haltend durch die Vegetation geschlagen. Der richtige Weg führt bald an ein weiteres solides Stahlseil mit dessen Hilfe man eine steile Felsstufe überwindet. Man befindet sich sodann beim Biwakplatz Feuerbalm mit den Blauen Fässern (und einer Flasche Bordeaux!). Dem Weg folgend erreicht man darauf den wunderbaren kleinen Wasserfall der zur Erfrischung einlädt und der etwas unter dem Weg sogar eine Badestelle bereithält. 
(Gehzeit: 20 min)

Hoch zu den Wiesen
Nach dem Wasserfall führt der Weg durch ein schönes kleines Legföhrenwäldchen weiter, langsam nach links hoch an Steigung gewinnend. Auch hier sollte man auf die Spuren achten. Es führen auch falsche Spuren weiter und dann ins Nichts denen ich leider gefolgt bin. Wenn man keine Steinmannli sieht, ist man falsch. Es ist gut im Kopf zu haben, dass der Weg generell nach oben zwischen einer Felsbarriere hindurch in offenes Gelände führt. Nach den Legföhren hat man die Baumgrenze unter sich und Spuren führen auf einen herrlichen grasigen Hang den man nach links hoch quert bis zu einem Bach.
(Gehzeit: 20 min)

Grünes Couloir
Von hier aus geht es vornehmlich gerade hoch, nicht immer angenehm auf schuttigem Boden, oft weglos. Aber man muss einfach zwischen den Felsflanken aufwärts. Links sieht man den sphinxähnlichen Mönchsbüffel und den hinführenden Weg in der Wand. Etwa auf halber Höhe steigt man bei der roten Markierung rechts grasig auf der rechten Seite aus dem Couloir und befindet sich auf einer wunderschönen Graskanzel mit Blick hinüber nach Mürren und Gimmelwald und das ganze hintere und vordere Lauterbrunnental, wirklich traumhaft! Diese Kanzel war so einladend, dass ich beschloss die Nacht hier biwakierend zu verbringen (ohne Schlafsack) und die Hütte erst am nächsten Morgen zu erreichen.
(Gehzeit: 30 min)

Kalkiges Couloir
Oberhalb dieses Couloirs geht es dann weiter hoch, unter dem markanten Rotbrättgrat links hoch haltend. Wegspuren sind hier wenn ich mich recht erinnere nicht mehr zu sehen. An der Falllinie des Rotbrättgrat vorbei steigt man hier wieder das Couloir hoch, wie vorher das Grasige. Links ist der Aufstieg vom Bach begrenzt und rechts von einem massiven Kalkbollwerk mit interessanten Schichtungen. Der Aufstieg ist charakterisiert durch die faszinierenden Kalkformationen, die sich einmal wie Blätterteig vor einem auswalzen und einmal wie ein Geschenk eines ausserirdischen Planeten, das man darübersteigend probieren darf. Irgendwann sieht man hinten ganz oben links endlich die Silberhornhütte thronen. Gegen Ende des Couloirs wird es blockig und schuttig aber man kann hier einfach in der Falllinie weiter aufsteigen bis man kurz vor der Wand auf die dichten weiss-blau-weissen Markierungen des Normalweges stösst. Die Leiter (man sieht sie nicht) befindet sich ungefähr in der Falllinie unterhalb der Silberhornhütte, einfach auch als Orientierung für den ganzen Aufstieg durchs Couloir. Man erreicht sie nach kurzer Zeit auf dem Normalweg und steigt über sie auf den kalkigen Sattel der Silberhornhütte auf und man ist endlich da.
(Gehzeit: 60+ min)

Nochmal zurück ins Couloir: Weil ich unsicher war, wo sich die Leiter befindet (man sieht sie nicht von unten), habe ich den Normalweg die grossen kalkigen Formationen auf der rechten Seite des Couloirs erklimmend erreicht (ich befürchtete den Normalweg zu verfehlen). Das ging letztlich gut, hat mich aber auch ein paar Nerven gekostet. Es ist meiner Meinung nach ein Beispiel, warum dieser Weg als anspruchsvoll gilt. Nicht vorhandene Markierungen können einen zu waghalsigen Manövern verleiten, obwohl der Weg viel einfacher wäre.

Trotzdem ist dieser Weg sowohl landschaftlich als auch sportlich absolut lohnenswert und wohl auch der schnellere, im Vergleich zum Normalweg.

Tourengänger: Basileo


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