Cimon della Pozza, Cima Sassara, Sasso Alto, Corno di Flavona: Vier Gipfel um das Bivacco Bonvecchio


Publiziert von rele , 21. Juli 2022 um 07:57.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 6 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Die Brenta ist im Norden vielleicht nicht ganz so spektakulär wie im Süden, doch wunderschön und vor allem einsam -- nicht zuletzt, weil zwischen den Rifugi Peller und Grosté lange Gehzeiten von 10-12h verzeichnet sind. Mit dem Bivacco Bonvecchio liegt jedoch eine Zwischenstation am Weg, welche die Etappe entschärft und auch dem Bummelwanderer viel Zeit gibt, die umgebende Bergwelt zu genießen und zu erkunden.

Am Vortag sind wir von Malé zum Rifugio Peller aufgestiegen und abends noch auf den Monte Peller gewandert, von wo man einen schönen Ausblick auf die kommende Strecke genießen kann. Morgens also starten wir am Rifugio Peller und kommen nach einem sehr reizvollen Weg über den Sentiero Costanzi spätnachmittags am Bivacco Bonvecchio an: einer geräumigen Biwakschachtel mit acht Betten und geräumigem, holzverkleidetem Inneren. (Achtung: Genügend Wasser mitnehmen, keine Quellen am Weg oder am Bivacco! Im Frühsommer kann man jedoch oft noch auf umliegende Schneefelder zurückgreifen.) Es bleibt noch reichlich Zeit für eine kurze Erkundung der umgebenden Gipfel...

Cimon della Pozza, T6- / UIAA I:
Der Cimon della Pozza schließt einen Seitengrad nach Westen ins Val Meledrio ab. Ich folge dem Wanderweg noch etwas weiter bis unter die Cima Sassara, wo der Seitengrad nach rechts abführt und ich vom Weg abweiche. Die ersten Meter verlaufen absteigend auf schmalem Grat und brüchigem Fels (kurzes Stück T6- / I) und sind unangenehm zu begehen. Nach wenigen Metern jedoch wird der Grat breiter und das Fortkommen unproblematisch (T3+). Die Strecke zum Gipfel ist nicht lang, ein kleiner Aufschwung auf etwas brüchigem Fels bereitet dennoch keine besonderen Probleme (T4), und schon stehe ich auf dem Gipfel mit schönem Blick in die abendliche Brenta, die gegenüberliegende Presanella bis zum Cevedale.

Cima Sassara, T3:
Auf dem Rückweg bietet sich an, anstatt den Wanderweg entlang links zurück zum Biwak zu spazieren, noch einen kleinen Umweg unter die Hufe zu nehmen und dem ebenfalls markierten Weg geradeaus auf die Cima Sassara zu folgen. Nach kurzem Aufstieg ist der Gipfel erreicht. Ich genieße die letzte Gipfelpause des Tages und steige im Abendlicht entlang der Markierungen am Grat ab, bis ich wieder auf den Wanderweg zurück zum Bivacco treffe.

Sasso Alto, T6- / I:
Am nächsten Morgen sind wir früh wieder weiter auf dem Sentiero Costanzi unterwegs. Gleich nach der Cima Sassara führt er über die rechte Seite des Sasso Alto. Genau an der Stelle, wo er nach dem Anstieg in eine horizontale Querung übergeht, führen Fußspuren links (östlich) ab. Wir folgen ihnen und steigen über splittriges Gestein wenige Meter bis an eine Rinne hinauf. Diese nun rechts (südlich) aufwärts bis zum Gipfel (T6-, I). Vorsicht, sehr brüchig! Im Abstieg kann Steinschlag kaum vermieden werden, und darunter führt der Klettersteig entlang! Daher möglichst nur, wenn dort grade keine weiteren Begeher unterwegs sind. Die Aussicht ist zwar schnell erreicht und durchaus lohnend, die Besteigung wegen des brüchigen Gesteins eher nicht...

Corno di Flavona, T5+ / I+:
Hinter dem Sasso Alto, durch den Passo di Val Gelada getrennt, schließt sich das Corno di Flavona an, ein imposantes Horn mit drachenartigen Rücken. Der Steig führt an dessen rechter (westlicher) Flanke vorbei über eine kleine Anhöhe. Direkt an der höchsten Stelle, bevor es wieder hinab geht, führen Steigspuren und Steinmandln links hinauf unter den Beginn einer drachenartigen Grataufsteilung. Dieser folge ich auf ihrer linken (nördlichen) Seite hinauf bis zu ihrem Ende, an dem sich ein großes Felsenfenster befindet. Im Aufstieg halte ich mich rechts, schlüpfe durch einen kleinen Durchschlupf und erklettere die Wand vor dem Fenster in festem Fels direkt (II+). Einfacher (auch brüchiger) ist der Aufstieg durch eine Rinne links neben dem Fenster, welche ich im Abstieg verwende (Steinmandl am oberen Ende, I). Es folgt Gehgelände entlang des nun wenig ausgeprägten Grates bis zu einem kleinen Felsriegel, der am besten etwas rechtsseitig erstiegen wird (I+). Gehspuren und Steinmandln leiten nun weiter zu einem großen, markanten Steinmann und dann vor einen letzten Felsriegel, der wohl ebenfalls am besten etwas rechts der Gratkante zu erklettern ist (I+). Bis zum nahen Gipfel folge ich nun wieder Gehspuren und Steinmandln. Der Gipfelblick ist etwas durch Wolken begrenzt, aber bietet dennoch faszinierende Blicke zurück zu Sasso Alto und Cima Sessara und hinein in die südliche Brenta bis zur Cima Tosa und Cima Brenta.
Spuren und Mandln führen auch noch weiter, auf der anderen Seite hinab und in die Scharte zwischen Corno di Flavona und dem Corno di Denno. Dessen Ersteigung spare ich mir jedoch, und kehre recht zügig auf dem Anstiegsweg zurück zu meinem geduldig wartenden Begleiter.

Der Weg bis zum Rifugio Graffer ist nicht mehr weit, und so nehmen wir noch eine kleine Zugabe unter die Füße, den Sentiero Vidi, welcher über den Felsanbrüchen unterhalb der Pietra Grande entlang leitet und schließlich auf den Passo del Grostè führt. Insgesamt zwei wunderbar reiche, einsame Tage in einem wenig begangen Gebiet!

Tourengänger: rele


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»