Monte Falcone (686 m) - wo die Berge im Meer versinken


Publiziert von 83_Stefan , 19. November 2022 um 13:26.

Region: Welt » Italien » Sizilien
Tour Datum:31 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schnellboot der "Liberty Lines", von Trapani einfache Fahrtzeit etwa 1,5 Stunden.
Kartennummer:OpenTopoMap

Rund 1500 Kilometer zieht der Apennin im Bogen durch Italien und findet seine Fortsetzung in den nichtvulkanischen Gebirgen Siziliens, bis er im Westen der Insel schließlich das Duell mit dem Meer verliert. Bevor er aber endgültig unter der Meeresoberfläche verschwindet, bäumt er sich mit letzter Kraft nochmals in Form der kleinen Insel Marèttimo auf, die sich rund 40 Kilometer vor der Westküste Siziliens befindet. Aufgrund der isolierten Lage zwischen Europa und Afrika hat sich auf der Insel mit ihrer wechselvollen Geschichte eine eigene Flora gebildet, die ihr ein individuelles Gesicht verleiht. Die höchste Erhebung ist der Monte Falcone, von dem man an klaren Tagen sogar die Küste Tunesiens jenseits der Straße von Sizilien erahnen kann.

Marèttimo ist nur mit dem Schnellboot von Trapani aus zu erreichen, für Hin- und Rückfahrt sind jeweils etwa eineinhalb Stunden zu kalkulieren. Will man die hier vorgestellte Runde zum Monte Falcone inklusive Abstecher zur Punta Troia an einem Tag machen und noch zurück nach Sizilien fahren, empfiehlt sich die frühestmögliche Bootsverbindung für die Anreise - selbst dann sollte man auf der Wanderung nicht trödeln und die Zeit stets im Blick haben.

Vom Anlegeplatz geht man entlang der Mole auf das arabisch anmutende Inselstädtchen zu. An ihrem Ende folgt man der gepflasterten Straße an der Ufermauer etwa in derselben Richtung weiter, bis das nördliche Hafenbecken erreicht wird. Hier beginnt an einem kleinen Platz die "Via Campi", der man ein paar Meter zum "Caffè tramontana" folgt. Hier biegt man links ab und wandert auf der "Via G. Pepe" grob in westlicher Richtung etwas ansteigend durch den Ort, bis an einer Trockensteinmauer der Pflasterbelag endet. Kurz darauf hält man sich links (Wegweiser "Case Romane"). Man trifft sodann wieder auf einen gepflasterten Weg, der den weiteren Aufstieg vermittelt.

Bei schönen Blicken hinunter auf das Städtchen passiert man bald eine Sendeanlage, dann führt der Weg in den schattigen Wald hinauf. Man folgt stets dem gepflasterten Weg aufwärts und gelangt zu den Case Romane, wo der Weg endet. Hier befinden sich die Überreste zweier römischer Militärgebäude, neben denen eine eigenwillige byzantinische Kirche errichtet wurde. Von den Case Romane hat man einen herrlichen Blick über die beiden Nachbarinseln Favignano und Levanzo bis zur Küste von Sizilien bei Trapani, sodass sich eine kurze Pause anbietet.

An den Case Romane weist die Beschilderung "Pizzo Falcone" auf einen Steig, der in westlicher Richtung durch mediterrane Vegetation aufwärts leitet. Hier heizt einem die Sonne ganz schön ein, Schatten gibt es kaum. In zahlreichen Kehren gewinnt man an Höhe und die Case Romane werden immer kleiner, dann schwenkt der Steig in nördliche Richtung um und quert unter den Vorgipfeln Punta Campana und Pizzo del Capraro die erstaunlich üppig bewachsene Flanke. Man wandert hier wie auf einem Laufsteg über dem Meer und schaut hinunter auf das tiefe Blau. An einer Verzweigung lässt man einen Abzweig rechts liegen und folgt dem Hauptweg - nun wieder steiler - hinauf zum Sattel zwischen Pizzo del Capraro und Monte Falcone. Hier erblickt man erstmals auch die andere Seite der Insel.

Die auf der anderen Seite in die Flanke laufende Spur wird verlassen und man folgt der mit großen roten Pfeilen markierten Route recht direkt durch den felsdurchsetzten Gipfelhang zum höchsten Punkt hinauf. Dort findet sich ein Steinmann und eine kleine Gipfeltafel. Der Gipfelbereich ist erstaunlich flach und weitläufig, es gibt einige schöne Plätze zum Verweilen. Der Monte Falcone ist natürlich der höchste Berg in weitem Umkreis und so behindert nichts die Rundumsicht, auch nicht die benachbarten Inselberge. In allen Himmelsrichtungen schaut man weit aufs Meer hinaus. Im Osten erblickt man die Nachbarinseln Favignano und Levanzo sowie den Monte Erice an der sizilianischen Küste. Hat man Glück und gute Sicht, kann man im Südwesten sogar über der Straße von Sizilien die Küste von Tunesien erahnen. Was für ein sensationeller Ausblick! Am Gipfel weht in der Regel eine angenehme Brise, sodass man es sehr gut aushalten kann.

Am Aufstiegsweg geht man zurück zum Sattel, hält sich links und gelangt wieder zur Verzweigung etwa 120 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Hier verlässt man den bekannten Weg und folgt der Beschilderung "Pizzo Madonnuzza" nach links. Der Steig verliert deutlich an Höhe, passiert einen Graben und leitet durch die Ostflanke des Monte Falcone hinunter zu einer Verzweigung.

Der Vollständigkeit wegen sei gesagt: Wer möglichst rasch zurück zum Hafen mag, der wandert nach rechts zurück zu den Case Romane. Besonders interessant ist aber der Abstieg über den Pizzo Madonnuzza, hierzu folgt man dem für "Experten" ausgeschilderten Weg nach links. Dieser leitet fast 50 Höhenmeter bergauf, in der prallen Sonne kommt man hier so richtig ins Schwitzen. Endlich schwenkt der Steig auf den Nordgrat des Monte Falcone ein, der linker Hand von einem tief eingeschnittenen Tal begrenzt wird. An seinem Ende erblickt man bereits die Punta Troia. Am felsdurchsetzten Grat geht es bergab, ein Hindernis wird rechts in der Flanke umgangen. Vor der unbedeutenden Erhebung des Pizzo Madonnuzza verlässt der Steig den Grat nach links, baut in der Flanke Höhe ab und erreicht schließlich wieder den Grat. Auf ihm geht es bergab, die Punta Troia zeigt sich auf diesem Abschnitt recht eindrucksvoll. Kurz nachdem der Weg wieder nach links in die Flanke geführt hat, lässt man den aktuell gesperrten (Stand 05/2022) Abzweig zum Capo Bianco links liegen und wendet sich stattdessen nach rechts. Der Grat wird überschritten, dann quert man durch die Flanke weit nach Südosten, bis man endlich auf den Hauptweg trifft, der die Inselstadt mit Punta Troia verbindet.

Wer noch ein paar Pfeile im Köcher hat, dem bietet sich ein Abstecher zur Burg auf der Punta Troia an (insgesamt rund 250 Höhenmeter Gegenanstieg, etwa 75 Minuten), die auf einen Wachturm der Sarazenen zurückgeht. Von den Spaniern wurde dieser im 17. Jahrhundert zur heutigen Burg ausgebaut. Sie steht eindrucksvoll knapp 80 Meter über dem Meer auf einer vorgelagerten Halbinsel die nur über eine schmale Landbrücke mit der Hauptinsel verbunden ist. Die Burg ist allerdings nur zwischen 10:30 Uhr und 14:30 Uhr geöffnet. Optional kann man an der Landzunge auch hervorragend baden. Um zur Punta Troia zu gelangen, hält man sich links und folgt dem breiten Weg zunächst recht eben durch einen Graben. Anschließend wird die steile, felsige Flanke absteigend gequert, dann gelangt man über einen Schuttwall in Serpentinen hinunter zur Landbrücke. Wer zur Burg will, der steigt auf dem ab hier gepflasterten Weg bequem in weiten Kehren hinauf und gelangt von unten in die Burg. Ist man zu spät dran, ist die Eisentür allerdings versperrt. In diesem Fall hilft nur ein Bad an der wunderschönen, recht abgelegenen Bucht drunten an der Landbrücke.

Nach dem Abstecher wandert man am Hauptweg - immer nah an der Küste - direkt auf die Inselstadt zu.  Das Ziel stets vor Augen, zieht sich der Weg etwas. An einem kurzen Gegenanstieg dürfen die Schweißdrüsen noch etwas arbeiten, bevor der Steig schließlich in einen Fahrweg übergeht. Er erreicht den Nordrand von Marèttimo, durch den Ort gelangt man immer am Wasser entlang zurück zur Mole, wo (hoffentlich) bald das Schiff anlegt. Muss man noch etwas warten, lässt es sich in einem nahen Cafè gut aushalten.

Schwierigkeiten:
Von Marèttimo zum Monte Falcone: T3 (am Gipfelaufbau, sonst bis T2).
Abstieg über Pizzo Madonnuzza: T3+ (am felsdurchsetzten Grat im Bereich des Monte Madonnuzza).
Abstecher zur Punta Troia und Rückweg am Hauptweg: T2 (Querung der steilen Flanke beim Abstieg zur Punta Troia etwas luftig, aber relativ breiter Weg).

Fazit:
Eine herausragende aber inklusive Abstecher zur Punta Troia relativ anstrengende 5*-Rundwanderung. Nahezu die gesamte Zeit über kann man ungehinderte Ausblicke auf das Meer genießen, das überraschend grüne Ambiente der Insel passt hervorragend dazu. Am Gipfel behindert nichts die freie 360-Grad-Rundumsicht. Der Besuch von Punta Troia lohnt sich nur, wenn die Burg geöffnet hat; als Ersatzprogramm bietet sich ein Bad an der Landbrücke an, oder man verzichtet komplett auf den Abstecher.

Mit auf Tour: Francesca.

Kategorien: Ägidische Inseln, 5*-Tour, unter 1000, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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