in 27 Seillängen auf das Grödner Wahrzeichen
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der Langkofel ist nicht nur für mich einer der schönsten, wenn nicht sogar der schönste Berg überhaupt, zumindest wenn man von Sankt Ulrich auf seine schmale Nordwestseite schaut, mit der er das Grödner Tal in seiner Prominenz beherrscht. Ich bin in guter Gesellschaft, ähnlich haben es z.B. Heiner Geißler und Reinhold Messner und andere prominente Berggänger beschrieben. So war das Verlangen, auf den Gipfel zu steigen, immer bei diesem Anblick sofort präsent und 2008 habe ich dann via Normalweg zum ersten Mal den Langkofel unter Führung durch einen Bergführer aus dem Team der Catores aus Sankt Ulrich bestiegen. Der Normalweg ist technisch nicht schwierig, aber die Wegführung ist kompliziert und verwickelt einerseits, die objektiven Gefahren v.a. im Abschnitt der Eisrinne erheblich andererseits, sodass wir uns seinerzeit entschieden, die Tour mit Führung zu machen. Es war ein Erlebnis der feinsten Art, zumindest bis dato: der Sorge um die Wegfindung enthoben, war es fast endloses unangestrengtes flow feeling.
In den Jahren danach bei jeder Fahrt nach Sankt Ulrich fiel der Blick aus dem Eisacktal kommend wie gewohnt als erstes auf die hohe schmale Nordwestwand des Langkofel - und damit auf eine der bekanntesten, eine der längsten und angeblich eine der schönsten klassischen Routen in den Dolomiten. Mauro Bernardi bewertet die Schwierigkeiten mit UIAA 4 +, homogene Schwierigkeit über 27 Seillängen, viel Kaminkletterei und alpine Absicherung, entsprechend eine ernsthafte Tour. Die Route ist 1918 - also knapp ein halbes Jahrhundert nach der Langkofelerstbesteigung durch Grohmann 1869 - von Eduard Pichl und W. Waizer eröffnet worden. Der Charakter der Route entspricht der Erschließerzeit: Ausgesetztheit und Exposition in der freien Wand werden gemieden, die Wegführung versucht, Schwierigkeiten zu umgehen, der Wegverlauf ist alles andere als direkt und Kamine und Rinnen dominieren das Gelände - angeblich eine typische Pichlroute (Pichl selbst ist in der Rückschau nach diversen Quellen eine umstrittene Persönlichkeit, politisch wie alpinistisch).
Mit einem Grödner Bergführer - ebenfalls von den Catores aus Sankt Ulrich - bin ich dann früh morgens noch in nächtlicher Dunkelheit vom Parkplatz am Sellajoch durch die steinerne Stadt in Richtung Comici-Hütte gestolpert, um dann im ersten Tageslicht kurz vor der Comicihütte nach links in Richtung Wandfuss des wuchtigen Langkofelmassivs abzubiegen. Viertel vor sechs sind wir dann kurz nach Sonnenaufgang in die Tour eingestiegen. Die 27 Seillängen werde ich nicht im einzelnen besprechen, man könnte die Route grob in vier Abschnitte unterteilen: im ersten Abschnitt geht es am oberen Rand des Plattenschusses, der das untere Drittel der Nordkante darstellt, in leichter Kletterei und gelegentlich auf den Platten einen Wasserstreifen querend bis zum mächtigen nördlichen Pfeiler. Gesichert wird an Sanduhren und mit mobilen Sicherungen, an Standplätzen finden sich ganz vereinzelt geschlagene Haken. Am Pfeiler von einer Nische aus geht es in den zweiten Abschnitt, einer Kaminreihe - homogen im vierten Grad -, die in die Pichlscharte am oberen Ende des Pfeilers mündet. Von hier führt eine kurze ausgesetzte Querung zum dritten Abschnitt der Route, den Pichlkaminen, eine Kaminreihe, ebenfalls homogen im vierten Grad, die in eine enge Scharte mündet, die das Ende der steilen Kletterei markiert. Von hier aus - vierter Abschnitt - sind noch ansteigende Geröllfelder, z.T. noch altschneebedeckt, und brüchige kleine Wände zu gehen, dann stehen wir um ca. 11 Uhr 30 auf dem Langkofelgipfel, beinahe traurig, dass das flow feeling, das fokussiert sein, schon ein Ende hat.
Der Abstieg folgt dem - schon bekannten - Normalweg: über die Gipfeltürme, Abseilen am gelben Turm, am Biwak vorbei, das Amphitheater hinunter, an einer Stelle abseilend, durch die Schneerinne (schwierig, in 2013 war sie im Juli noch meterhoch mit Schnee gefüllt, sodass die Abseilösen unter Schnee verborgen waren) und die lange Querung am Drahtseil bis zum Fassaner Band. Ausstieg ins Langkofelkar und mit festem Boden unter den Füßen zum verdienten Bier in der Toni Demetz-Hütte. Mit der Telecabina dann zurück zum Auto am Sellajoch.
In der Rückschau war die Pichlroute sicher eine der schönsten Klettereien überhaupt, es war Flow-Genuss über viele Stunden, berauschend. Klettern mit Bergführer hat dabei natürlich immer die gewisse Ambivalenz, die das - teilweise - Abgeben der Verantwortung im Hinblick auf Wegfindung und Sicherung der Seilschaft mit sich bringt. Man beraubt die Unternehmung dadurch für sich selbst in großen Teilen der Ernsthaftigkeit, der Genuss steht im Vordergrund, die alpinistische Leistung wird reduziert. Wie auch immer, ich habe den Tag als einen der schönsten Bergtage in Erinnerung und es war nebenbei der Beginn einer Freundschaft mit einem Grödner Bergsteiger.
In den Jahren danach bei jeder Fahrt nach Sankt Ulrich fiel der Blick aus dem Eisacktal kommend wie gewohnt als erstes auf die hohe schmale Nordwestwand des Langkofel - und damit auf eine der bekanntesten, eine der längsten und angeblich eine der schönsten klassischen Routen in den Dolomiten. Mauro Bernardi bewertet die Schwierigkeiten mit UIAA 4 +, homogene Schwierigkeit über 27 Seillängen, viel Kaminkletterei und alpine Absicherung, entsprechend eine ernsthafte Tour. Die Route ist 1918 - also knapp ein halbes Jahrhundert nach der Langkofelerstbesteigung durch Grohmann 1869 - von Eduard Pichl und W. Waizer eröffnet worden. Der Charakter der Route entspricht der Erschließerzeit: Ausgesetztheit und Exposition in der freien Wand werden gemieden, die Wegführung versucht, Schwierigkeiten zu umgehen, der Wegverlauf ist alles andere als direkt und Kamine und Rinnen dominieren das Gelände - angeblich eine typische Pichlroute (Pichl selbst ist in der Rückschau nach diversen Quellen eine umstrittene Persönlichkeit, politisch wie alpinistisch).
Mit einem Grödner Bergführer - ebenfalls von den Catores aus Sankt Ulrich - bin ich dann früh morgens noch in nächtlicher Dunkelheit vom Parkplatz am Sellajoch durch die steinerne Stadt in Richtung Comici-Hütte gestolpert, um dann im ersten Tageslicht kurz vor der Comicihütte nach links in Richtung Wandfuss des wuchtigen Langkofelmassivs abzubiegen. Viertel vor sechs sind wir dann kurz nach Sonnenaufgang in die Tour eingestiegen. Die 27 Seillängen werde ich nicht im einzelnen besprechen, man könnte die Route grob in vier Abschnitte unterteilen: im ersten Abschnitt geht es am oberen Rand des Plattenschusses, der das untere Drittel der Nordkante darstellt, in leichter Kletterei und gelegentlich auf den Platten einen Wasserstreifen querend bis zum mächtigen nördlichen Pfeiler. Gesichert wird an Sanduhren und mit mobilen Sicherungen, an Standplätzen finden sich ganz vereinzelt geschlagene Haken. Am Pfeiler von einer Nische aus geht es in den zweiten Abschnitt, einer Kaminreihe - homogen im vierten Grad -, die in die Pichlscharte am oberen Ende des Pfeilers mündet. Von hier führt eine kurze ausgesetzte Querung zum dritten Abschnitt der Route, den Pichlkaminen, eine Kaminreihe, ebenfalls homogen im vierten Grad, die in eine enge Scharte mündet, die das Ende der steilen Kletterei markiert. Von hier aus - vierter Abschnitt - sind noch ansteigende Geröllfelder, z.T. noch altschneebedeckt, und brüchige kleine Wände zu gehen, dann stehen wir um ca. 11 Uhr 30 auf dem Langkofelgipfel, beinahe traurig, dass das flow feeling, das fokussiert sein, schon ein Ende hat.
Der Abstieg folgt dem - schon bekannten - Normalweg: über die Gipfeltürme, Abseilen am gelben Turm, am Biwak vorbei, das Amphitheater hinunter, an einer Stelle abseilend, durch die Schneerinne (schwierig, in 2013 war sie im Juli noch meterhoch mit Schnee gefüllt, sodass die Abseilösen unter Schnee verborgen waren) und die lange Querung am Drahtseil bis zum Fassaner Band. Ausstieg ins Langkofelkar und mit festem Boden unter den Füßen zum verdienten Bier in der Toni Demetz-Hütte. Mit der Telecabina dann zurück zum Auto am Sellajoch.
In der Rückschau war die Pichlroute sicher eine der schönsten Klettereien überhaupt, es war Flow-Genuss über viele Stunden, berauschend. Klettern mit Bergführer hat dabei natürlich immer die gewisse Ambivalenz, die das - teilweise - Abgeben der Verantwortung im Hinblick auf Wegfindung und Sicherung der Seilschaft mit sich bringt. Man beraubt die Unternehmung dadurch für sich selbst in großen Teilen der Ernsthaftigkeit, der Genuss steht im Vordergrund, die alpinistische Leistung wird reduziert. Wie auch immer, ich habe den Tag als einen der schönsten Bergtage in Erinnerung und es war nebenbei der Beginn einer Freundschaft mit einem Grödner Bergsteiger.
Tourengänger:
revilo

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Kommentare (1)