Fleischbachjoch 2975m - Jedem das Seine

Es war heute nicht sicher, wohin es uns letztendlich treiben wird. Um für Eventualitäten gewappnet zu sein, rüsten wir gewaltig auf, u.a. mit Steigeisen und Pickel.
Schon beim langen Haatscher zur Knuttenalm verfluchen wir den zusätzlichen Ballast und beim teilweise steilen Anstieg durch das Napfental schneiden uns die Schulterriemen ins Fleisch. Noch viel mehr Fleisch dann an der Scharte, das Kees liegt vor uns, unberührt und majestätisch. Irgendwie ist uns allerdings auf den 1200 Höhenmetern etwas die Luft ausgegangen. Nach ausgiebiger Rast scheiden sich die Geister, mich zieht es magisch auf den Gletscher, in der Ferne eine Scharte wird zum Ziel ausgegeben. Mein Begleiter dagegen "begnügt sich" mit der Dreieckspitze, die 200 Hm sind für ihn ein Katzensprung.
Jeder mit seinem individuelles Erlebnis beglückt, grüßen wir uns aus der Ferne über die weiße Schneewüste zu, auf 3000 Meter Augenhöhe.
Ganz nebenbei sind wir die einzigen menschlichen Wesen weit und breit, das hat was. Erst zurück an der Scharte erfahre ich von 20 Aspiranten auf dem Weg zur Dreieckspitze, nichts wie ab durch den brutalen Bruch im Napfental. Gestern scheint es noch Genusspulver gewesen zu sein, den Girlanden nach zu urteilen. Doch auch wir kommen verletzungsfrei wieder an der Knuttenalm an und genießen die für uns allein reservierte Sonnenterrasse.
Eine lärmende Gruppe mit nackten Oberkörpern erleichtert uns eine Stunde später den Aufbruch und ganz in Ruhe skaten wir durchs wunderschöne Knuttental zurück zum Auto, mit einem tiefgreifenden Bergerlebnis im Herzen.