Rustikal ums Einbachtal: von der Sommerseite zur Winterseite


Publiziert von Schubi , 10. März 2022 um 15:00.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:26 Februar 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 425 m
Abstieg: 425 m
Strecke:7,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Weggabelung Einbacher Straße/Rautsch, nördlich des Deckerhofs
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Die Seitentäler des Kinzigtals im Mittleren Schwarzwald sind landschaftlich vielfältig gegliedert. Sie werden begrenzt von geschwungenen, nicht allzu hohen Bergzügen, die wiederum nicht komplett bewaldet sind, sondern auch offene Weideflächen und damit die typische "Schwarzwald-Anmutung" haben. Während der letzten Monate machte ich bereits *die eine *oder andere *Tour in solchen Tälern. Denn in einigen von ihnen tritt auch das Granit-Grundgebirge punktuell zutage und bietet sich für kraxelige Ergänzungen zu ansonsten eher gemütlichen Rundwanderungen an. Auch in den Talflanken des Einbachs (der in Hausach in die Kinzig mündet) hoffte ich, solch eine Landschaft anzutreffen.

Als Soundtrack zur Tour hat Young Mister übrigens den schönen Song What If I geschrieben.

In der Nacht zuvor kam in der Region nochmal ein Hauch Schnee herunter. Aber da, wo die schon recht starke Februarsonne hinkam, war er natürlich ratzfatz weg, so dass ich auf dieser Tour sozusagen zwei Jahreszeiten hintereinander erleben konnte: beginnend mit sonnig-warmen Passagen in den Hängen östlich des Einbachs und fortgesetzt mit frostig-gepuderzuckerten Eindrücken in den Flanken westlich von ihm.

Ich stelle den Wagen an einer Weggabelung nördlich des Deckershof ab und beginne eine Rundtour nach Nordost/Nord. Gleich hier an der Talstraße liegt eine Felsnase, auf der Karte als Ölberg verzeichnet. Arg zugewuchert ist dieser jedoch und im unteren Bereich ist Kraxeln nix möglich. Also über eine Weidefläche an seiner Südseite herauf und oben dann ein paar rustikale Partien durchstiegen. Anschliessend in nördliche Richtung, erst weglos, dann auf Kuhpfaden und Wirtschaftswegen, einmal um den Rausenbach herum (hier ein nettes Gespräch mit einem ansässigen Waldbauern) weiter ins Gewann Nußbühl. Dort einem Bachlauf weglos und leider geröllig-steil herab gefolgt in der Hoffnung, Felsiges anzutreffen. Aber es kommt nix Schbecktakuläääres :-/ Unten auf dem Talsträßchen kurz nördlich weiter und beim düster gelegenen Einsiedlerhof "Kluse" rechts wieder in die Höhe.

Im Gewann Heselbach treffe ich nun bald auf die erhoffte, größere Felspartie, die sich rechts des Forstwegs in den Hang herauf erstreckt und trotz einiger schöner Türmchen, Wändchen und Rippchen namenlos ist. Das gesamte Areal zwischen den Felsen ist mit lose liegenden Blöcken und Geröll bedeckt, verziert mit reichlich trockenem Eichenlaub ... kein Spaß. Überhaupt ist hier vieles recht brüchig und ich bin mir auch nach mehrmaligen Betrachten der Bilder mit meinem bisschen geologischen Fachwissen nicht sicher, ob hier überhaupt Granit oder doch eher irgendein Konglomerat ansteht. Am Ausstieg entdecke ich vereinzelt sogar eingelagerte Quarzgänge. Habe ich hier in der Region so auch noch nicht gesehen ... Vorsichtig jedenfalls steige ich in Richtung der ersten, sich prägnanter erhebenden, mittig gelegenen Felsgruppe. Auf sie über umlaufende Bänder und ein paar Stufen in angenehmer I-er-Kraxelei herauf. Oben kann ich mir einen guten Überblick verschaffen: südlich lädt noch eine steil abfallende, langgezogene Rippe, und nordöstlich eine wandförmige Partie zum Erkunden ein. Also erstmal zur Rippe. Damit ich möglichst viel von ihr habe, steige ich ein ganzes Stück herunter zu einem vllt. sinnvollen Einstieg. Falls der mich nicht weiterbringen sollte, könnte ich an anderen Stellen seitlich oberhalb auch beginnen. Mit zwei kurzen II-er Zügen, etwas Augesetztheit und diversen I-er Stellen geht es wacker ganz hinauf. Nun nordöstlich weiter und dafür erneut ein Stück abgestiegen, denn nur so kann ich erwähntes Wändle von unten durchsteigen. Mit I-er-Stellen und überi Bänder an ihr erstmal Höhe gewonnen. Dann in einer ca. mittig gelegenen Verschneidung in ambitionierter II und vorherigem Rütteln an allen Beteiligten ganz herauf. Oben auf noch ein paar weitere Trümmer gestiegen und anschliessend weiter nordöstlich durchs Gehülz herauf bis zum nächsten Wirtschaftsweg.

Abzweigend auf undeutlichen Forstwegen entlang des Heselbachs im Nordwesthang der Heselbacherhöhe nun wieder herab in den Talgrund des Einbachs. Hier empfängt mich ein frostig-kalter Luftzug, der wohl von den Höhen des Brandenkopfs (945 m) herabsinkt. Er bergrenzt und verschattet das hintere Einbachtal nordwestlich. Nun schräg gegenüber direkt wieder bergan in den Tobel des Rappengrunds. In diesen dunklen Grund kam heute offenbar noch kein Sonnenstrahl herein und eine dünne Schicht Puderzucker bezaubert den Besucher. Auf erahnbarem Weg hoch bis zur nächst-oberhalb querverlaufenden Forstraße und hier wieder nach Süden gewandt. Interessant, wieviel Schnee von der Nacht hier in der westlichen Talseite noch liegt! Aber nur kurz währen Winterromantik und bequeme Wegführung, denn auch auf dieser Talseite habe ich mir eine weglose Erkundung vorgenommen: etwas unterhalb könnte nochmals felsiges Terrain versteckt sein. Tatsächlich treffe ich im dunklen Tann auf einen steil eingeschnittenen Tobel, dessen namenloser Bachlauf schliesslich über eine Felsstufe rasselt, schon in Sichtweite zur Talstraße und kurz vor seiner Mündung in den Einbach. Ein schöner Ort und also nochmals rustikales Erkunden rund um den kleinen Wasserfall. Gleich nebenan noch mehr felsiges Terrain, steil abfallend, mit großen Blöcken am Sockel und einer seltsam flachen Wiese davor: das könnte ein aufgelassener Steinbruch sein. Ich arbeite mich wieder hoch zur Forststraße und folge ihren Kurven erneut in südliche Richtung. Am Bachlauf oberhalb der Kluse passiere ich dabei ein kleines privates Wasserkraftwerk. An der Nase des Laitersbergs gehe ich schliesslich links und nun endgütlig, ein letztes Mal herunter zum Talgrund des Einbachs. Ich stiefle mit schönen Südblicken über die Weidefläche oberhalb des Hermesbauernhofs zu diesem herab und gehe dann auf der Talstraße rechs noch kurz südlich, bis ich wieder an meinem Wagen angelangt bin.

Fazit: kurzweilige Runde mit allem, was das Samstagsherz zwischen Gemütlich- und Sportlichkeit so begehrt, interessant gerahmt von gegensätzlichen Mikro-Klimazonen. Ausbauen könnte man die Tour noch mit einem Abstecher auf den 945 m hohen Brandenkopf (mit Aussichtsturm und Gasthof), der das Einbachtal nordwestlich begrenzt. Eine weitere Einkehrmöglichkeit (nur in den warmen Monaten) bietet das Naturfreundehaus Laßgrund kurz vor dem Talschluß.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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