Kraxeliges und Gemütliches rund ums Fischerbacher Eck


Publiziert von Schubi , 23. Februar 2021 um 18:00.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:21 Februar 2021
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 560 m
Abstieg: 560 m
Strecke:9,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:An der Talstraße entlang des Dorfbachs/Welschbollenbachs, unterhalb des Kienzlehofs

Hui, was haben wir gestaunt: vorletztes Wochenende sind wir bei minus 16 Celsius noch mit den Langlauf-Skiern über den Schnee geglitten, vergangenen Sonntag nun waren wir bei 16 Celsius plus im sonnengewärmten Granit unterwegs und haben die ersten Schmetterlinge der Saison begrüßt. So kann's gehen. Für die Tour habe ich mich mal wieder auf der Topo-Karte umgeschaut und in nördlichen Seitentälern des Kinzigtals Fels-Rippen entdeckt, die womöglich zum Kraxeln einladen könnten. Einbetten wollte ich diese Erkundungen in eine schöne Wanderei und zimmerte also ein kleines Töurle drumherum.

Als Soundtrack zu unseren mysteriösen Felsen empfehle ich Heartland Mystery von The Beautiful Confusion.


Die Ameliebste und ich parken den Wagen im Tälchen des Welschbollenbachs (auch: "Dorfbach", nördlich von Bollenbach), und zwar unterhalb vom Kienzlershof. Zu unserem ersten Highlight, dem Grütfels, bringt uns ein Forstweg, der östlich ansteigend durch das Forstrevier Grit führt. Hinten im Talschluss treffen wir die Ausläufernase des Felsens, sein Fuß bildet eine kleine Schutthalde. Brombeer-Schlingen auf wackeligem Schutt: das ist sozusagen reinste Plaisir-Stakserei und ein Geduldsproben-Start in unsere erste Erkundung des Tages. Zum Glück weichen die Brombeeren bald zurück, weiterhin herzhaft botanisch geht es nun in den ersten Aufschwung frontal hinein und wir kraxeln neugierig das unteren Ende des Grütfelsens hoch. Wie auch auf unseren bisherigen Kraxeleien im Schwarzwald sind wir hier auf zutage getretenem, verwittertem Grundgebirge aus Granit unterwegs, das oft in Form von langgezogenen Rippen und kleinen Graten im Wald versteckt liegt. Nun geht es immer oben auf dem Fels entlang und wir tauchen wieder mal ein in eine rustikale Mini-Landschaft aus Granit, Moos und Gehülz, die wir immer so mögen. Links und rechs geht's mehr oder weniger schroff herunter, zwischendurch gibt es aber auch Einsattelungen, wo man problemlos in den umliegenden Wald absteigen könnte. Bis schätzungsweise ca. 25 m Höhe erreicht der Grütfels. An der höchsten Stelle eines spitzeren Felsaufbaus machen wir ein erstes Veschper und lassen uns von der warmen Sonne die Nase kitzeln. Schön anzusehen sind auch die vielen verschiedenen Moos- und Flechtenarten hier oben. Sogar Zitronenfalter ein Pfauenauge EDIT: Kleiner Fuchs begegnen uns (schon!). Die Natur startet also durch. Und weiter geht es im kraxeligen Auf-und-Ab, aber insgesamt bergan. Schlüsselstelle ist ein kleines Wändle, das eine IIer-Stelle zum Abklettern ist oder von halber Höhe aus abgesprungen werden kann. Der Grat läuft bald danach zunächst flach im Wald aus, aber nach einer Single-Felsnadel schwingt sich die Rippe in Sichtweite oberhalb wieder in die Höhe und lädt zur Kraxel-Fortsetzung ein. Das lassen wir uns net zweimal sagen und erneut geht es oben mittig auf ihr entlang. Wir kommen schliesslich in der Nähe einer Rückegasse heraus und nutzen diese, sowie anschliessendes Forstwege-Zickzack, um auf die südliche Kamm-Fortsetzung des Fischerbacher Ecks zu gelangen und nehmen uns mithilfe eines kleinen östlichen Schlenkers nun den dortigen Schornfelsen (645 m) vor. Vor Ort stellt sich jedoch heraus, dass der Schornfelsen (auf dieser Seite) leider schon reichlich zu einer Blockhalde heruntergebrochen und verwittert ist. Durch diese steigen wir nun zum höchsten Punkt herauf, die Hände können dabei im Hosensack bleiben. Auf der anderen Seite treffen wir auf ein Pfädle, das von der nahen Schonrfelsen-Hütte herüber kommt. Diese lassen wir jedoch links liegen und wenden uns rechts nach Norden, wo der Pfad bald auf einen Forstweg trifft.

Dem Weg nördlich folgend, an der Wegspinne in Nähe des höchsten Punkts des Fischerbacher Ecks (593 m) rechts haltend und dann ins östlich benachbarte Tal des Fischerbachs herab wandernd geht es für uns weiter. Lange können wir hier einen schönen Weitblick nach Südost geniessen. Unten dann direkt den Hang der anderen Talseite (hinter der Karfunkelstadt-Hütte) wieder hoch: es geht nun zum unserem (hoffentlich) dritten Kraxel-Abschnitt. Denn die Topo-Karte zeigt auch hier eine (namenlose) Felsrippe im Hang an, und zwar entlang einer Nase eines namenlosen Vorbergs des nahen Doppelbergs Nill/Brandenkopf. Und tatsächlich: in einer Wegkurve schwingt sich die Rippe in die Höhe und wir uns mit ihr, ein guter Einstieg bietet sich am nordwestlichen Fuß. Erneut geniessen wir abwechslungsreiches Auf und Ab zwischen moosbewachsenem Granit und allerlei Botanik. Insgesamt ist diese Rippe aber nicht so schroff und exponiert wie der Grütfels zu Beginn der Tour. Die Rippe verliert sich nach einigen Turnübungen schliesslich in einem Mini-Grat, der gerade noch so aus dem Waldboden herauslugt. Wenige Meter nur ist's bis zu einem Wirtschaftsweg oberhalb und dort sehen wir die (schöne) Fortsetzung: es sind einige hintereinander-gestaffelte Felsgruppen, die wir uns natürlich direkt vornehmen. Den Fuß des ersten Aufschwungs bildet wieder eine brombeer-überwucherte Schutthalde und Obacht ist auf wackeligen Steinen angesagt. Aber bald schon geht es in den mal blanken, mal moosigen Granit hinein und unter Baumästen hindurch. Wir wuchten uns voller Neugierde nach oben. Eine Einsattelung ca. auf der Hälfte bietet wieder Abstiegs- und Umgehungs-Möglichkeit. Wir jedoch bleiben oben und weitestgehend mittig, alles lässt sich gut überkraxeln, nur im oberen Drittel gibt es eine kurze Stelle wo eine herzhaftere Drei-Punkte-Technik benötigt wird bei der wir uns zeitgleich unter einer Jungfichte durchwurschteln müssen. Auf dem folgenden kleinen Zwischen-Gipfel sehen wir zu unserer Überraschung, dass die flache Oberseite der letzten Felsgruppe als Aussichtskanzel genutzt wird (wohl noch nicht lang, das Sicherungsgeländer schaut neu aus). Aber wir machen uns das Leben ja gern freiwillig schwer und kommen lieber über die steinige Variante herauf ;-) Oben angekommen veschpern wir abermals und steigen über den Zaun der Kanzel. Dann lassen uns von einer Infotafel die spannende Sage zur unten im Tal liegenden "Karfunkelstadt" erzählen und gehen auf Wirtschaftswegen nördlich/nordwestlich herab zum Gehöft "Hintertal".

Dort kreuzen wir nochmals die kleine Asphalt-Strasse, die zur Passhöhe Nillhöfe führt und stapfen dann im westlichen Talhang wieder in die Höhe. Nun auf dem nördlichen Kamm des Fischerbacher Ecks ein kurzes, offenes Stück nach Süden mit erneut hübschen Tal- und Weitblicken. Auch die Kraxelfelsen von vorhin sehen wir am gegenüberliegenden Hang nochmals. Es geht in den Wald hinein, vorbei an einem Bänkle mit herrlichem Westblick und südwestlich dann zum schön gelegenen Hof Barberast runter. Seinem Zubringersträßchen folgend wandern wir in den Talgrund herab, begleitet vom plätschernden Welschbollenbach. Nach einer Waldpassage, die von der tiefstehenden Sonne herrlich illuminiert wird, wartet dort unser Wagen auf uns.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: auch wenn ich derzeit noch "richtige" Winterzeit mit Schnee gut gefunden hätte, so war diese vorfrühlingshafte Tour mit viel Sonne doch ebenso eine feine Sache. Die Mischung aus Wanderei und rustikalen Kraxel-Erkundungen mögen wir immer sehr und auch diesmal hat uns die "Topo-Karten-Neugierde" nicht enttäuscht, beide Rippen waren schöne Neuentdeckungen. Leichte Handschuhe helfen gegen die stacheligen Brombeer-Ranken. T4-/I für die Kraxeleien, der Rest ist T2.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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WS
18 Apr 14
Brandenkopf (945m) · SCM

Kommentare (2)


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WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2021 um 08:57
Hallo Schubi,
schön dass Ihr den Grütfelden gefunden und besucht habt. Ich hatte ihn damals auf meiner *Tour leider verpasst, als ich auf dem Weg am Bergrücken entlang ging und nicht wusste, wo genau der Grütfelsen zu finden ist.

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Februar 2021 um 17:19
Hallo Wolfgang.
Jo, wir können dich beruhigen: der Grütfelsen liegt noch an seinem Platz ;-)
Beste Grüße, Frank


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