Felsiges rund um den Vorderen Erdlinsbach, Teil 2: südöstliche und westliche Talseite


Publiziert von Schubi , 22. Februar 2022 um 17:54.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:12 Februar 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 718 m
Abstieg: 718 m
Strecke:7,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schmale Parkmöglichkeit an der Straßengabelung am Haus Erdlinsbach Nr. 13. ÖPNV: Haltestelle Halbmeil der Kinzigtalbahn.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

In Fortsetzung zu *dieser Gschicht hier ging es neulich nochmals ins urige Tälchen des Vorderen Erdlinsbachs. Denn auch weiter hinten südostlich und vor allem an der westlichen Talflanke wollte ich das Gelände erkunden und schaun, was es an namenlosen und benannten Felsen gab. Weil ich diesmal nicht überall durchkam, wo ich so durch wollte, hat Carl Broemel Out of Reach als Soundtrack für diesen Bericht geschrieben.

Ich beginne am selben Startpunkt wie bei der ersten Tour und will dort fortsetzen, wo ich wenige Tage meinen Wendepunkt hatte. Dafür wandere ich auf dem kräftig ansteigenden Asphaltsträßchen weit hoch ins Tal, durchgehend begleitet vom laut rauschenden Erdlinsbach. Ich passiere vier oder fünf einzeln stehende Wohnplätze und frage mich, wie es wohl ist hier zu leben. Auf jeden Fall hätte man immer Bächle-Rauschen im Ohr :o) Das Sträßchen wird zum Forstweg und irgendwann biege ich links ab auf den Weg, den ich weiter oben letztes Mal tlw. für meinen Rückweg benutzt hatte. Aber ich muss gar nicht bis zum Wendepunkt von neulich gehen, kurz vorher grüßt rechts im Hang eine felsige Partie. Vielleicht zieht sie sich ja noch ein ganzes Stück nach oben, denk ich mir und bin gespannt. Ich suche mir einen Durchstieg für den überblickbaren Teil und kraxle durch den rechten/südlichen Bereich, links stört zuviel Botanik, je nach Variante ist's dann I bis II. Anders als bei bisherigen Granit-Kraxeleien sind hier leider viele gute Rinnen und Tritte mit Vegetation undoder einer schmierigen Erdschicht belegt, Genusskraxeln ist es also grad net und: blöd, dass ich meine Grödeln nicht mitgenommen hab ... nach einem Absatz geht es tatsächlich nochmal weiter herauf, teils über kleine Blöcke, teils kraxelig. Die Felsen laufen im Waldgelände aus und GPS-geleitet geh ich nur noch wenige Meter zu einer offenbar schon lange nicht mehr genutzten Pfad-Trasse. Sie verschwindet zwar mitunter ganz im Gelände (bzw. ist nur noch Wildwechsel) aber bringt mich grundsätzlich um den Tobel mit dem schönen Namen Muckenloch herum (Déjà-vu hierzu) und hinab zum Erdlinsbach, etwas oberhalb meines vorherigen Abzweigers.

Kurz dem Wasser gefolgt und dann links ab: hier rasselt ein namenloses Bächle durch den Schertobel herab zum Erdlinsbach. Die rechte/nördliche Begrenzung des Tobels ist eine spitz-steil aufragende Geländeform, die ich mir auf der Karte zur Erkundung vorgemerkt hatte. Vorbei an Altschnee-Resten geht es über Geröllbrocken herauf, die zum Glück sehr trittfreundlich von dicken Moospolstern überwuchert sind, überhaupt ist hier alles bis hin zum kleinsten Ästchen sehr surreal mit Moos überzogen. Flache Felsgruppen tauchen auf und laufen wieder im Gelände aus, weiter oben schwingen sie sich schliesslich zu einem sanften Grätle auf, das nordseitig ca 10 m abfällt. Die Hände müssen zwar nicht ran, aber urig ist's hier auf jeden Fall. Perfekt für ein Veschper! Nahe oberhalb läuft dann wieder alles im Hang aus. Meine ursprüngliche Hoffnung, unterholzig-nördlich herab zum nächsten Forstweg gehen zu können, erweist sich leider als nicht sinnvoll, zu dicht wächst hier ein Niederwald. Auch wurscht, gehe ich halt auf der anderen Seite wieder in den Schertobel runter und nutze da einen zugewucherten Weg bis zum vorherigen Abzweiger. Ab da dann kurvig nördlich auf gepflegtem Forstweg ein Stück durchs Gewann Eichbühl und hier weglos herab zu einem zwar kartenverzeichneten, aber recht zugewucherten Weg, auf ihm ebenfalls nördlich.

Ich halte nun Ausschau nach dem Turmfelsen, den die Topo-Karte erwähnt und der nah unterhalb sein sollte. Aber arg dicht ist der Wald. Wenn ich mich nach einer älteren Karte richte und sie mit GPS abgleiche, finde ich im Unterholz lediglich eine Felsstufe von ca 2 m – unwahrscheinlich, dass diese gemeint ist. Also weiter. Linkerhand am Weg lädt nun ein namenloses Wändle zum Durchsteigen ein. Mit einem kleinen Versteiger gelange ich auch diesmal in I-II oben zunächst auf einen Absatz und von da noch ein Stück nicht ganz so ausgesetzt aber nett kraxelig weiter herauf. Aber ich will ja eigentlich den Turmfelsen finden, also seitlich wieder runter zum Weg und auf ihm weiter nördlich Ausschau gehalten. An einer scharfen Linkskurve sehe ich rechts unterhalb eine Stufe im waldigen Terrain. Das könnte sein oberes Ende sein, vermutlich ist die ganze Angelegenheit wieder eine mehr oder weniger sichtbare Rippe, die entlang der Falllinie des Hangs mehrfach Felsgruppen undoder -Absätze ausbildet. Auch der GPS-Abgleich mit einer neueren Karte bestätigt, dass ich hier richtig sein könnte. Ich arbeite mich aussenrum herab, zu viel Gesträuch und Moos verhindern ein Durchsteigen. Nahe unterhalb dann Etwas, das ich zunächst ebenfalls für einen kurzen Absatz halte, aber nein: hier fällt eine Felswand jäh ca. 15 m in einen Tobel ab ... das wird er dann wohl sein, der Turmfelsen. Ich kann nur an einer seitlichen Partie etwas kraxeln, zu schwierig/moosig wäre es in seinem zentralen Bereich. In der anderen Seite des Tobels dann noch I-er-Stellen, bald stehe ich im Tobelgrund und kann von da die ganze Szenerie überblicken. Ein schöner Ort. Auch meine Vermutung, dass es weitere felsige Fortsetzungen gibt, wird bestätigt: etwas südlich klettere ich noch einen Absatz herunter und hinter den Bäumen erneut südlicher zeichnet sich die Silhouette einer Rippe ab, die nun mal richtig steil in der Falllinie des Hangs herabführt. Leider erneut zu schwierig für mich. Also zurück zum unteren Bereich des Tobels und über viel Tot- und Schwemmholz steigend einen nahen Forstweg unterhalb erreicht.

Ihn gehe ich kurz nordwärts zur nächsten "Fels-Vermutungs-Stelle": auch hier schneidet der Weg ein Granit-Wändle an, das laut Karte das untere Ende eines langgezogenen, felsigen Areals sein dürfte. Und auch hier zunächst leider viel Moos und Erde an den guten Tritten (I-II). Nach der ersten ca. 15-Meter-Stufe legt sich das Gelände kurz zurück, aber oberhalb winken weitere, beeindrucken steil aufragende Felsgruppen. Die erste ist fix durchkraxelt, die nächste ist ein komplexeres Gebilde aus Verschneidungen, Absätzen, Bändern, Rissen und Rinnen voller Laub und Erde, die einen so richtig schön abschmieren lassen. An solch einer scheitert der erste Aufstiegsversuch. Für den zweiten geht's von links in einen vielleicht gangbaren Durchstieg via Bänder und Absätze. Immerhin bis ca. halbe Höhe (II). Der Rest wird mir mangels Griffen zu heikel. Also wieder ab, ganz aussenrum und von rechts durch easy Rinnen und Blöcke herauf. Auf den recht flachen Oberseiten der "Gipfelfelsen" sehe ich ich mich in Ruhe um, kann aber auch von da keinen schlüssigen Aufstieg imaginieren. Die bestiegene Felsgruppe zieht sich als beeindruckende Steilstufe noch weiter südlich in den Hang.

Nordwestlich sehe ich ausserdem hinter den Bäumen weitere Granitgruppen aufragen. Also mal dort hin durchgewurschtelt. Hier "fächert" sich das felsige Areal weiter auf, einige geschichtete mittelhohe Auftürmungen stehen inmitten eines Blockmeers – pittoresk moosüberwachsen wieder das Ganze, eingebettet natürlich in die übliche Vegetation. Und einladend für weitere Überkraxelungen und Erkundungen. Nach einigem Herumsteigen erkenne ich, dass hier sozusagen zwei Rippen nah parallel den Hang hoch verlaufen. Ich arbeite mich dorthin durch, bis bei einer Futterkrippe alles im Waldgelände ausläuft. Hier nahe wäre ein Weg, der mich aber in eine ungünstige Richtung brächte. Also wieder herab, diesmal parallel versetzt nördlich der südlichen Rippe und eher in blockigem Gehgelände. Unten läuft diese herrliche Felsszenerie flacher werdend aus, ich bin nur wenige Meter vom eben gemachten Aufstieg entfernt. Hier liegen sogar drei halbierte Baumstämme als Sitzgelegenheit,. Alles interessanterweise namenlos und nicht kartenverzeichnet. Mich beschleicht der Verdacht, dass dieses Areal der gesuchte/eigentliche "Turmfelsen" sein könnte, die Beschriftung der (amtlich topographischen) Karte also um 300-400 m an der falschen Stelle liegt ...

Auf der OSM-Karte steht hier ebenfalls nix, aber man sieht auch einen Pfad, der hier endet und den ich bei der Tourenplanung für das letzte Stück bis zum Ausgangspunkt vorgesehen hatte. Er führt nach einer Rechtskurve an den unteren Ausläufern des Felsenmeers vorbei und hier steht in Sichtweite rechts tatsächlich nochmal ein interessantes Teil: ein steiler Zahn, der sich als Silhouette im dunklen Tann abzeichnet und ungewöhnlicherweise mal bergseitig in einer fast senkrechten Wand abfällt, nicht wie meistens hier in der Gegend in Kanzelform zum Tal hin. Etwas pfadabwärts sehe ich, dass er zu eben dieser Seite in einer langen Rampe ausläuft. Perfekt! Also fix rübergewuschtelt und mit dem üblichen Botanikkampf herauf. Der kleine Gipfelaufbau verlangt nochmals Handseinsatz. Letztes Highlight der Tour und wieder ein richtig guter Platz für ein Veschper.

Wieder herab und auf besagtem Pfad, einem Forstweg und schlussendlich über Weideglände oberhalb der Häuser von Vorder Erdlinsbach zurück zum Wagen, dabei auch ein schöner Blick zu den gegenüberliegenden Felsen des Heitzsteins, auf dem ich wenige Tage zuvor war.

Fazit: vielfältig sind die Naturräume rund um den Vorderen Erdlinsbach, die Fortsetzungstour hat sich gelohnt. Auch wenn diesmal mehr Unterholz und Botanik-Gewurschtel dabei war. Seltsamerweise hat das weitläufige Felsareal zum Schluss keinen kartographierten Namen, während der tief im Unterholz versteckte Turmfelsen irgendwann mal einen bekam. Aber vielleicht haben sich die Kartographen damals auch einfach vertan ...
Im Vergleich zu anderen besuchten Granit-Orten im Schwarzwald waren die Verwitterungs-Formen zwar oft eher kantig als rund, aber wegen viel Moos auf und Erde zwischen ihnen nicht unbedingt leichter kraxelbar. Grödeln könnten beim durchrödeln hölfen. Dachte ich mir so auf der Rückfahrt ...

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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