Tessiner Hüttentrek 4: Rifugio Sponda SAT – Pizzo Barone 2864 m – Rifugio Alpe Barone


Publiziert von Seeger , 26. September 2009 um 18:28.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:24 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Barone   Gruppo Madöm Gross   Gruppo Pizzo Campo Tencia 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 970 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Rifugio Sponda SAT 1997m – Pt 1987 – Stalletto auf etwa 2200m – “zz” von Pizzo Barone auf der LK – Pizzo Barone 2864m – Lago Barone 2391m – Rifugio Alpe Barone 2172m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:1.) Fortsetzung des Tessiner Hüttentreks 3 2.) Talweg von Chironico, Postautohaltestelle, Aufstieg etwa 5 Stunden (T2),
Zufahrt zum Ankunftspunkt:1.) Anschluss an den Tessiner Hüttentrek 5 2.) Abstieg nach Sonogno durchs Val Vegorness etwa 4 Stunden, Postautohaltestelle
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Sponda SAT 1997m, komfortable Selbstversorgerhütte, Achtung Gasuhr mit 20 Rappen-Münzen! Ganzes Jahr offen. Ausgangspunkt für Wintertouren Rifugio Alpe Barone, 2172m, komfortable Selbstversorgerhütte des SEV/CAS, Notvorräte vorhanden
Kartennummer:Campo Tencia 1272

Vierte Etappe und immer noch voll Tatendrang: Heute besuche ich mir sehr bekannte Gefilde. Eines der Kernstücke des 5-tägigen Hüttentreks ist der Direktaufstieg über nicht markiertem Weg auf den Pizzo Barone. Zu Präzisieren wäre, dass es nicht nur eine Möglichkeit gibt. Es sind deren drei. Aber davon später.
Mutterseelenallein in der Sponda-Hütte zu sein hat auch seinen Reiz. Jedenfalls ist klar, wer alles schliesst und wer für die hinterlassene Ordnung verantwortlich ist. Ich tue mein Bestes. Frühstück – Reinigen - Abrechnen – Packen – Schliessen – Abmarsch 07 30 Uhr.
Ein sehr umfassender Wegweiser (Achtung: es hat Kristalle!) zeigt die Richtung zur Barone-Hütte an. Zwei Kilometer führt der blau/weiss markierte Weg auf der orographisch linken Flanke über viele Bächlein und Feuchtgebiete an Hütten, respektive Ruinen, vorbei bis zuhinterst ins Tal. Hier überquere ich den Fluss. Übung macht den Meister: Das Hüpfen habe ich gestern stundenlang trainiert! Über Weiden und Gerölleinlagen steige ich angenehm steil bis auf etwa 2200m Höhe, genannt Staletto der Alpe Campioni hinauf. Man muss kein Campione sein, alles ist logisch und leicht, wenn man nicht die Idee hat, die wenigen Felswändchen zu überklettern. Luege – Lose – Laufe!
So zieht sich die Geröll-Mulde bis zu den zwei ZZ des Pizzo Barone hinauf, wo ich von den drei Möglichkeiten auswählen kann: Die Leichteste ist ganz bis zum Verbindungsgrat zwischen Barone und Piodisc aufzusteigen und über Geröll zum Gipfel hinauf. Die mittlere Route nennt Brenna: Ein Couloir mit elegantem Ausstieg in die Flanke. Dies die Klassische. Ich nehme das vorderste Couloir (siehe Foto). Über einen gewaltigen Schuttkegel schaffe ich mich, teils unterstützt von Wegspuren, im Couloir hinauf bis ich vorteilhafter nach links ausweiche und in leichter Kraxelei (I) das obere Plateau erreiche. Dort treffen die andern Wegspuren von rechts ein.
Vereint gewinnen diese – und ich darauf – irgendwann den Gipfelklotz mit dem Kreuz (Jahreszahl 2000, wie dämlich) und dem Gipfelbuch, verstaut im gemauerten Sockel. Damit die Touris das Gipfelbuch ebenfalls behändigen können, führt eine gemauerte Treppe (ohne Geländer) zum Podest hinauf. Es fehlt der Fahnenmarsch. Dazu die Steinmänner-Parade. Von diesen Spezies hat es massenhaft, was nur mit der flachen und leicht stapelfähigen Form der Steine zu erklären ist.
Aussicht Null. Ich erinnere mich an das Morgenrot und die Föhnzirren. Da ist etwas im Anzug. Abstieg entlang der echt guten Markierung. An kritischen Stellen sogar alle 30 Meter. Glanzleistung. Für Ungeübte kann Nebel tödlich sein, da man zwei Mal über Felswände queren muss. Plötzlich sehe ich durch ein Nebelloch den tiefblauen Lago Barone. Traumhaft das Wechseln der Farbe je nach Licht und Wind. Mal lieblich, mal streng, mal spielerisch….
Etwa hundert Meter über dem See riecht es nach Kerosin, das von einem Flugzeug-Absturz her rührt. Nach so vielen Jahren immer noch. Welch ein bleibender Schaden auch für die Natur. Ich steige zum See hinunter und „büschele“ einen exponierten Steinmann zurecht, auf dass das Werk den Meister lobe. Doch der Segen kommt von oben: Die Wolken ziehen sich zurück und geben die Sicht frei auf die Bassa di Barone, welche man extrem weit rechts oben suchen muss, direkt links unter dem nicht benamten Felszahn Pt 2664 m. Kaum zu glauben. Hat schon manchen verwirrt.
Nach ausgiebiger Rast mit Menu 1, als Dessert gibt es ausnahmsweise Jurawaffeln, muss ich mich aufraffen. Nur der Geist will weiter – das Gebeine möchte verweilen. Auf, Jungs! Gemütlich steige ich zur Barone-Hütte hinab, wo ich – nach 36 Stunden Abstinenz – Leute treffe. Ein sympathischer Tessiner und zwei deutsche Bergsteiger allerbester Sorte, welche zusammen die Via Alta Verzasca absolviert haben. So haben sie sich jeweils am Abend in der folgenden Hütte aufs Neue getroffen. Zeitreisende. Der Tessiner verlässt uns leider. Wir Drei managen den Abend mit einem Zufalls-Menu und auch der Wein darf nicht fehlen. Tee kochen. Zum Dessert gibt’s, kaum zu glauben: Jurawaffeln. Dieses Mal mit einem feinen Kaffee aus der Gaggia-Maschine ;-)
Das Wetter soll sich ändern. Ob ich wohl die 5. Etappe auch noch ohne Regen meistern kann? Ich lege mich früh schlafen. Überglücklich. Danke liebe Freunde für den schönen Abend.
Bist Du morgen wieder dabei? Happige Sache: Bocchetta della Campala (T4). Es ist immer gut, nicht nur auf den Weg zu schauen. Gefahren lauern überall, glaub mir.
Tessiner Hüttentrek 5: Rifugio Alpe Barone – Bocchetta della Campala 2323m – Capanna Soveltra - Prato
http://www.hikr.org/tour/post16989.html

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (2)


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Peti hat gesagt: Einfach gut!!
Gesendet am 26. September 2009 um 21:47
Ciao Andreas

Deine Tourenberichte waren ja spannender als einen Krimi. Bravo!!
Hatte gerade wieder Heimweh nach dem Tessin. Freue mich schon auf deinen 5-ten Bericht.

Gruss Peti

Seeger hat gesagt: RE:Einfach gut!!
Gesendet am 26. September 2009 um 23:00
Ciao Peti
Danke für den Applaus. Von dem lebt jeder.
Es ist elf Uhr nachts. Ich habe alle 5 Tage im Netz und Morgen gehts ins Bavona.
Cari saluti
Andreas


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