Grosses Bigerhorn (3626m) & Balfrin (3796m)
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Geplant war es anders - am ersten Tag wollte ich via Gugla zur Bordierhütte aufsteigen und am Folgetag den Balfrin angehen. Doch es wurmte mich schon etwas, dass ausgerechnet für den Folgetag der Wetterbericht eher mässiges Bergwetter prognostizierte, und es wäre ja ein Jammer, in einer Wolke auf dem Balfrin zu stehen. So ging ich während der Anreise nochmals über die Bücher, respektive Landkarten und stellte einen straffen Zeitplan auf - es müsste zu machen sein...
Um 9:00 spuckt das Postauto in Gasenried seinen einzigen Fahrgast aus. Sogleich mache ich mich auf die Socken und folge dem ausgeschilderten Bergweg zur Bordierhütte. Ich komme zügig voran, ganz meinem Zeitplan folgend, bei Alpja begrüssen mich die ersten Sonnenstraheln - es sollen heute nicht die letzten sein - ein prächtiger Herbsttag erwartet mich. Die Gletscherüberquerung kurz unterhalb der Bordierhütte gestaltet sich als unproblematisch, der Weg durch die lebendige Seitenmoräne ist nach meiner Meinung vorbildlich im Schuss, besser kann man das in solch labilem Gelände kaum machen. Am anderen Ufer des Gletschers ist der Hüttenzustieg teilweise in den Fels gesprengt und sehr gut mit Seilen abgesichert. Bei der Bordierhütte laufe ich ohne grosses Federlesen vorbei und visiere den Westgrat des Grossen Bigerhorns an. Im oberen Bereich überwiegt das Geröll, die Wegspur verliert sich immer wieder, der Aufstieg ist aber reines Gehgelände. Nach kurzer Gipfelrast geht es über den Grat weiter Richtung Balfrin. Dabei muss gleich nach dem Gipfel kurz geklettert werden (II, leicht ausgesetzt). Danach folgt ein Schneegrat und anschliessend muss ein Geröllhügel erstiegen werden. Auf der andere Seite wieder runter und man steht am Fusse der wunderschönen, vergletscherten Nordflanke, die zum Nordgipfel des Balfrin (3783m) leitet. In der Nordflanke liegt etwa 10 cm Neuschnee, für die Begehung montiere ich die Steigeisen, es wäre bei diesen Bedingungen (schöner Trittschnee) wohl auch ohne machbar gewesen. Auf dem Nordgipfel bekomme ich endlich mein Tagesziel zu Gesicht. Um dahin zu gelangen, folgt nochmals ein Abstieg, bei dem wieder kurze Klettereinlagen (II) erforderlich sind. Der finale Aufstieg führt zunächst über Schuttplatten, zuletzt muss noch ein Felsköpfchen erklettert werden (rutschige Platten), danach steht man nach wenigen Schritten beim Gipfelsteinmann. Sooo schööön, auf meinen "Fahrplan" habe ich 5 Minuten eingebüsst, die Traverse vom Grossen Bigerhorn ist doch recht zeitintensiv. Nachdem ich mich bei bestem Wetter - windstill, T-Shirt Temperatur - am Panorama sattgesehen habe (so weit das überhaupt möglich ist!), trete ich den Rückzug an. Auf gleicher Route alles wieder zurück, einzig der kleine Abstecher zum Kleinen Bigerhorn, den kein ambitionierter Gipfelsammler auslassen darf, weicht von der Aufstiegsroute ab. In der Bordierhütte werde ich vom Hüttenwart nach Strich und Faden verwöhnt und verbringe eine sehr lange und sehr geruhsame Nacht.
Diese Bergtour schafft es locker in meine Top Ten.

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