Mal wieder auf den Ortler mit Gruppe!


Publiziert von alpensucht , 6. Januar 2022 um 21:52.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Juli 2021
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:11km

Das Alpinclub Berlin Hochtourencamp ist Geschichte und viele von uns sind am Vortag gleich zur Payerhütte aufgestiegen, um am Folgetag den Ortler über den Normalweg zu erklimmen. Für manche ist der anspruchsvolle Koloss eine echte Bewährungsprobe und Herausforderung, während andere zum Teil schon mehrfach oben waren - und dennoch bringt ja jeder seine inneren Schweinehunde und Wehwehchen mit.

Anstieg Tabarettakamm bis Gletscher   II (Eine Stelle III+), 2h
Nach einem einfachen Hüttenfrühstück gehen wir als letzte Gruppe vor die Hütte. Schon viele (Bergführerseilschaften) steigen vor uns im Stirnlampenlicht voran. Wir wissen, dass wir wesentlich langsamer mit insgesamt 9 Personen voran kommen werden, als jede Bergführerpartie.

Gegen 5:30 Uhr beginnen wir den felsig-schuttigen Anstieg um die Tabarettaspitze herum und anschließend über den Grat bis zum Kettenwandl (Tschierfeckwandl), wo wir uns gern einhängen. Für mich ist danach besonders wichtig die Schlüsselstelle im Fels vorzusteigen, da letztes Jahr an der Stelle Helmut voraus ging. Bis alle hochgesichert sind, vergeht genug Zeit um schon zu zweit bis zum Gletscher hinüber zu queren, zuletzt erneut mit Hilfe von Drahtseil und Trittbügeln. Am Gletscher bereiten wir das Seil vor und schießen Fotos in den neuen Morgen.

Eisteil bis Gipfel  ZS-, bis 40°, ca. 2h 30min
Als alle bereit sind, gehen wir in zwei Seilschaften los. Die erste Gipfelpartie kommt uns schon bald mit einem verschmitzt-freundlich lächelnd und grüßenden, einheimischen Bergführer entgegen, den ich schon oft im Gebiet gesehen hatte. Kurz vor dem steilsten Eisabschnitt kommt erneut ein Vertreter dieser ehrenwerten Zunft daher und findet, wir seien viel zu spät unterwegs. Nach unserer Planung ist noch alles im Rahmen und so steigen wir daher zuversichtlich weiter auf. Am Bärenloch benutzen wir Eisschrauben als Zwischensicherung.

8:30 Uhr passieren wir die Schulter mit der Biwakschachtel. Weiter oben zeigen sich nun die unterschiedlichen Aufstiegsgeschwindigkeiten, die Abstände zwischen unseren Seilschaften werden größer.
Das Platt erreichen wir 45min später, wo ein kräftig-eisiger Wind weht. Leider ziehen auch dichtere graue Wolken um den Gipfelbereich auf, so dass die berechtigte Hoffnung auf gute Sicht heute zu wanken beginnt. Auf dem letzten oberen Abschnitt tauchen von rechts her plötzlich vier Menschen auf, die unangeseilt auf unsere Route treffen. Sie stiegen über den Westgrat (Meraner Weg) auf. Da sie insgesamt sehr sicher wirken und hier oben insgesamt noch sehr viel Schnee geblieben ist, lassen wir sie kommentarlos vorbei gehen. Bei zuletzt noch stärkerem Wind und sehr wechselhafter Sicht erreichen wir um 10 Uhr den Gipfel, auf dem auch noch einige vom Hintergrat her ankommen.

Abstieg vom Gipfel zur Hütte  ZS-, II, 4h
Wegen der Kälte, mangelnder Sicht und den sich voraussichtlich schnell verschlechternden Verhältnissen weiter unten halten wir uns nicht lange auf. So steigen wir bald in ziemlich hohem Tempo wieder ab. Einigen ist das Tempo wesentlich zu hoch, so dass sich Überforderung in manchen Augenblicken zeigt. Nach mehreren Rufen langsamer voran zu gehen, mäßigt sich das Gesamttempo, gerade in der steilen Querung unterhalb des Platts. Eine nötige Verschnaufpause können alle an der Schulter einlegen, wo wir zunächst ein Fixseil und weiter unten die Abseile an der Schlinge vorbereiten. Es war keine leichte Aufgabe eine gute Stelle für den oberen Fixpunkt im Fels zu finden. Nächstes Mal grabe ich bei solchen Verhältnissen besser bis zum Blankeis und benutze Eisschrauben (für T-Anker scheint mir hier die Schneedecke bereits zu gering).
Alle gelangen am Fixseil und direkt danach durch Ablassen hinab bis auf den flacheren letzten Gletscherabschnitt. Und wieder absolvieren wir den in sehr hohem Tempo, nun nur noch in zwei Seilschaften. Plötzlich bricht vor mir (Seilletzter) ein Tritt in der Spur durch (Spalte), ich verliere das Gleichgewicht, falle durch das hohe Tempo nach vorn, kann mich aber ganz gut im weichen Schnee abfangen.
Nach kurzem Umpacken, bereiten wir an der Schlüsselstelle im Fels alles zum Abseilen vor, während uns  ein tiroler Tourenleiter mit zwei etwas zaghaften Damen einholt. Beide mit B-Schuhen und keiner Hochtourenerfahrung. Der Tiroler nimmt gern unsere Hilfe beim Ablassen an. Wir unterstützen seine Freundinnen also in der Mitte und von unten her, während die anderen unserer Gruppe den Ausblick oben noch genießen.

Auch unsere Abseil- und Ablassaktionen benötigen einige Zeit. Bis zum Kettenwandl holen wir die Tiroler wieder ein, wo sie uns den Vortritt lassen, so dass schlussendlich wieder viele mit unserem Seil abgelassen werden (Schaukel), bzw. selber absteigen. Den Rest des Abstiegs begehen wir, sobald alle am Wartepunkt angelangt sind.

Etwa um 14 Uhr erreichen wir alle wohlbehalten und fröhlich die volle, sonnige Hüttenterrasse, wo es natürlich Bier, Kaiserschmarrn und alles gibt, was Körper und Kopf benötigen.

Ins Tal steigen wir erst am Folgetag ab, der gleichzeitig auch zur Abreise genutzt wird. Es ist gleichzeitig das Ende meines Bergsommers. Bis Oktober müssen viele Tage verstreichen...

Tourengänger: alpensucht


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