Ortler (Normalweg)


Publiziert von trecime , 13. August 2023 um 23:18.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 Juli 2023
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Unterkunftmöglichkeiten:Payerhütte

Eigentlich hatten wir den Hintergrat mit Bergführer geplant und sassen auch schon gemütlich in der Hintergrathütte, als um 17 Uhr mein Telefon klingelte. Wetterprognose zu unsicher, Tour abgesagt. Und nun? Übermorgen soll das Wetter gut sein, warum nicht dann versuchen, den Normalweg alleine zu machen? So wechseln wir am nächsten Morgen von der fast leeren Hintergrathütte in die ziemlich volle Payerhütte und nehmen die Route schon einmal in Augenschein. Nicht ganz leicht, sollte aber für uns kein wirkliches Problem sein. Um 5 Uhr früh sind wir am Start. Die Wegfindung ist durch die deutlichen Wegspuren nicht besonders schwer, und auch die Kletterschwierigkeiten halten sich in Grenzen. Das Tschierfeckwandl, die einstige Schlüsselstelle, ist durch Eisenketten harmlos geworden, die übrige Kletterei bewegt sich im II. Schwierigkeitsgrat, dazwischen Gehgelände. Wir klettern seilfrei und zügig, aber auch sehr konzentriert, denn es geht bisweilen ganz schön tief runter. Am Ende der Felskletterei quert man mit Hilfe von Ketten und Trittbügeln eine glatte Wand, dann erreicht man den Gletscher. Dieser letzte Abschnitt scheint relativ neu; man umgeht so den letzten Felsaufschwung mit dem Bivacco Lombardi.
 
Der Beginn des Gletschers ist mässig steil (bis ca. 35°), aber es hat einiges an Blankeis und Spalten, daher ist es nicht ganz harmlos. Zwischendurch weicht man noch einmal in Fels aus, wobei unten ein Fixseil und weiter oben einige Bohrhaken angebracht sind. Am Ende des steilen Abschnitts stecken einige Firnanker, die aber hauptsächlich der moralischen Unterstützung dienen.
 
Auf dem Ortlerplatt angekommen beginnt der angenehme Teil: herrlich fester Firn bis zum Gipfel. Starke Höhenwinde vermitteln Himalaya-Gefühl. Um 8:30 Uhr, dreieinhalb Stunden nach dem Start, stehen wir auf dem Gipfel. Seilschaften kommen und gehen, so ganz allein ist man hier wohl nie, aber das Gefühl des höchsten Punktes ist bei einem so dominanten Berg wie dem Ortler wirklich grandios. Dass die im Westen erstrahlende Bernina-Gruppe einen Tick höher ist, nimmt man nicht wirklich wahr.
 
Der Abstieg dauert bei uns heute länger als der Aufstieg. Der Firn ist schon etwas aufgeweicht, und manch eine Stelle, die wir unbekümmert aufgestiegen sind, sichern wir jetzt. Aber es drängt uns auch nichts: wir sind früh dran und das Wetter ist stabil. Zurück auf der Payerhütte gibt es bei mir Hirtenmakkaroni und bei Christian Bratkartoffeln mit Spiegelei, hinterher einen Espresso. Auf dem Herunterweg gönnen wir uns noch einen Stopp in der Tabarettahütte mit Kuchen und Espresso. Dort sehen wir den Bergführer wieder, der uns den Hintergrat hätte führen sollen und den wir erneut auf der Payerhütte trafen. Er bestellte für sich und einen Kollegen je ein Bier auf unsere Kosten. Womit der dies verdient hatte, erschloss sich uns zwar nicht, aber wir zahlten gerne diesen Tribut auf unser Gipfelglück.
 

Tourengänger: trecime


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Kommentare (2)


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Michea82 hat gesagt:
Gesendet am 13. August 2023 um 23:37
Complimenti bellissima improvvisata
Michea

trecime hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. August 2023 um 09:31
Grazie mille!


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