Das Bärenhorn: Via Splügen und Safiental (2-Tagestour)


Publiziert von RobinSch , 20. November 2021 um 21:57.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Safiental
Tour Datum:28 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Strecke:36 Km

Nach dem Abschied aus Vorarlberg, und somit selbstverständlich auch aus dem Klostertal, begab ich mich in Begleitung auf meine finale Alpentour 2021. Diese sollte im Schweizer Kanton Graubünden stattfinden und somit meine erste höhere Tour in den Schweizer Alpen werden.
 
Ziel war es, das Graubündener Bärenhorn vom Safiental aus zu besteigen und den vorherigen Übergang, ins Safiental, aus Sufers via Alperschällilücke und Höllengraben zu meistern. Da die Wetterbedingungen an den vorherigen Tagen jedoch sehr feucht waren und wir die Begebenheiten im Höllengraben nicht kannten, entschieden wir uns die erste Etappe in Splügen zu beginnen und entlang des Stutzbachs, sowie über den Safierberg, ins Safiental zu gelangen. Nach weiteren wetterbedingten Überraschungen, im Laufe der folgenden Tour, werden wir mit dieser ersten Entscheidung wohl alles richtig gemacht haben.
 
(Randnotiz: Der Schwierigkeitsgrad, T3, wurde an Tourenberichte anderer Hikr und einer Grundbedingung von gutem, trockenem, Wetter angepasst. Unsere individuelle Tour war, aufgrund der Wetterverhältnisse, mindestens mit einer T3+ zu bewerten. Dazu jedoch später mehr.)
 
 
Tag 1
 
1. Teilstrecke - Aus Splügen, entlang des Stutzbachs, auf den Safierberg (T2):
 
Nachdem wir uns, aus Vorarlberg kommend und Chur passierend, mit dem Auto in Richtung Sufnerstausee aufmachten, erreichten wird unseren Startpunkt Splügen am späten Vormittag und hatten somit noch ausreichend Zeit, das Safiental und unser Tagesziel, Wanna, in aller Ruhe zu erreichen. Der Übergang ist auch ohne viel Tempo und trotz eines, entlang des Stutzbachs, langgezogenen Trampelpfads in gut 5 Stunden zu meistern. Das Risiko einer Kehrtwende, am Höllengraben, hatten wir aufgrund der vorherigen Entscheidungen bereits stark verringert.
 
Der Weg ist ab Splügen gut markiert, da man sich in Richtung Stutzalp sowie Safierberg orientieren kann und man entlang des Stuzbachs keine Alternativen, sprich in die Irre führende Abzweigungen, auffindet. Die erste nennenswerte Abzweigung erreicht man nach Aufstieg - welcher kurz nach Holzbrückenüberquerung, von der linken auf die rechte Stutzbachseite, beginnt - zum, und kurz vor dem Übergang über, den Safierberg. Hier könnte man links, jedoch unausgeschildert, in Richtung Schollengrat und Bärenhorn abbiegen. Wenn man an dieser Stelle weiterhin auf dem Hauptweg bleibt, erreicht man kurz danach den Gratübergang zum Safiental, hinter dessen ersten Kurve die Treppen eines alten Steinhauses zum Verweilen und Stärken einladen (T2).
 
(Randnotiz: An kühleren, leicht windigen, Tagen, sollte man die Pause lieber auf Höhe des Stutzbachs einlegen. Die Kälte und der Wind nehmen am Steinhaus schnell zu.)
 
 
2. Teilstrecke – Vom Safierberg hinab nach Wanna (T2):
 
Im Abstieg, vom Safierberg nach Wanna, blieb die Orientierung ähnlich einfach wie zuvor. Es handelt sich hierbei um einen Hauptweg, der grundsätzlich einsehbar bleibt, möglicherweise zwischen Kuhherden durchführt und erst kurz vor Wanna die ersten klaren Abzweigungen aufweist. Auch der Stausee von Wanna geriet, bei wolkenloser Sicht, schon kurz nach Gratübergang in den Blickwinkel, so dass sich die Strecke zwar hinzog, man sein Endziel dabei aber stets vor Augen behielt. Der erste größere Unterschied, auf dieser Seite des Safierbergs, lag ausschließlich im Gefälle, da sich die Seite des Safientals deutlich steiler gestaltete als die Seite des Stutzbachs (T2).
 
Vom Anfang bis zum Ende des Abstiegs behielten wir einen größtenteils (solang wolkenlos) guten Einblick in die steile Ostseite des Safientals. Hier fanden wir innerhalb der Splügener Kalkberge auch das Alperschällihorn, den Pizzas d'Anarosa und den dazwischenliegenden Höllengraben wieder. Mit dem nun erlangten Überblick, über das Gefälle dieser Passage, war unsere Entscheidung in der Nachbetrachtung sicherlich richtig, unseren Weg nicht über die möglicherweise nassen Steine des Höllengrabens gewählt zu haben. Am Stausee von Wanna hatten wir unser erstes Etappenziel nun erreicht und konnten uns auf eine nächtliche Erholung, vor einem nächsten und definitiv längeren Hikingtag, freuen.
 
(Randnotiz: Das Ende des Safientals lädt, mit seinem atemberaubendem Rundumblick, definitiv zum längeren Verweilen ein. Wer, wie wir, eine sehr angenehme Unterkunft gefunden hat und ausreichend Proviant mitnimmt, findet ein umwerfendes Naturareal vor, in das sich nach unterschiedlichen Tageszielen liebend gerne erneut einfinden lässt.)
 
 
Tag 2
 
1. Teilstrecke – Über den Tomülpass auf die Alp Tomül (T2):
 
Nach einer kurzen Nacht, zum Auftanken der Kräfte, und einer äußerst gastfreundlichen Beherbergung, machten wir uns am nächsten frühen Morgen in voller Dunkelheit gen Tomülpass auf. Der Weg, welcher zunächst entlang einer Straße führte, war erneut einfach zu begehen und bereitete dem Orientierungssinn auch ohne Sonnenlicht keine Probleme. Durch den bedeckten Himmel, welcher am Vorabend bereits erkenntlich war und für weitere Niederschläge in der Nacht sorgte, wurde die Einsicht in den weiteren Tourenverlauf erst ab einer Höhe >2.000 m interessant. Ab hier konnte man erblicken, dass die Gipfel, aber einer Höhe von 2.300 m bis 2.400 m, mit einer leichten Schneeschicht bedeckt waren. Die weiterhin, für einen Augusttag, sehr kalte Außentemperatur ließ erahnen, dass weitere Niederschläge wahrscheinlich als Schneefälle niedergehen würden (T2).
 
Nach Erreichen des Tomülpass, auf ca. 2.400 m, stand nun zunächst ein vorrübergehender Abstieg zur Alp Tomül an. Dieser breite Weg bot erst ab genannter Alp weitere Abzweigungen auf, so dass man diese Passage als einen Spaziergang bezeichnen konnte (T2).
 
(Randnotiz: Wer selbige Tagesetappe als Ziel hat, sollte ein frühes Aufbrechen nicht vernachlässigen. Dies wurde uns im weiteren Verlauf, welcher nachfolgend aufgeführt wird, mehr als deutlich.)
 
 
2. Teilstrecke – Ab der Alp Tomül hinauf zur Bärenlücke (T2 – T3):
 
Den Blick in Richtung Süden, zwischen Teischer und Tomülgrat, gerichtet, wurden wir fortan etwas skeptischer, jedoch längst nicht umdenkend, was unser Tourvorhaben des weiteren Tagesverlaufs betraf. Dies lag zum einen an der sofortigen Einsehbarkeit, dass es von nun an deutlicher ins Gelände gehen würde, und zum anderen an den zuvor wahrgenommenen Witterungs- sowie Untergrundverhältnissen, die ab einer gewissen Höhe vorlagen. Auch die Hüterin der Alp belegte uns mit skeptischen Worten, dass diese Tour - wir sprachen vor ihr nur vom Erreichen der Bärenlücke - nichts für die vorausgesagte Wetterprognose sei. In Aussicht der vor uns liegenden Wasserfälle und der geringen Klarheit, über den Schwierigkeitsgrad des nachfolgenden Pfads, wollten wir zumindest einen Bewältigungsversuch in den Angriff nehmen, dessen möglicher Abbruch uns zu diesem Zeitpunkt zeitlich noch nicht schmerzen würde.
 
Die Strecke, zwischen der Alp Tomül und der Bärenlücke, gestaltete sich, trotz des zuvor bewanderten atemberaubenden Safientals, als mit Abstand wundervollste Umgebung, die wir in diesen zwei Wandertagen zu Gesicht bekamen. Die dortige naturbelassene Stille ist mir, in dieser Form, bisher auf keiner vorherigen Wanderung begegnet. Die Wasserfälle, zwischen Teischer und Tomülgrat, und das darauffolgende Bilderbuchtal, welches sich oberhalb der Wasserfälle bis zur Bärenlücke erstreckt, laden, mit mehr Zeit und Zelt im Gepäck, definitiv zu längerem Verweilen ein. Der Orientierungssinn verlangte von nun an ein deutlich wacheres Auge, da die Wegmarkierungen teilweise schwer auszumachen waren. Auch die Trittsicherheit wurde einhergehend, insbesondere im Aufstieg zwischen den Wasserfällen, deutlich mehr gefordert als zuvor (T2 – T3).
 
(Randnotiz: Den Weg bis zur Bärenlücke zu bewältigen, war bis zu diesem Punkt, auch in der Nachbetrachtung, kein Fehler. Trotz der doch sehr skeptischen Alphüterin gelang uns diese Passage noch recht einfach zu bewältigen und es wäre sehr schade gewesen, hätten wir das Tal vor der Bärenlücke, nach vorherigem Aufwand, nicht besuchen können.)
 
 
3. Teilstrecke – Über das Bärenhorn bis hinter den Schollengrat (T3+):
 
Der nun folgende Teil wurde, unter den vorherrschenden und extremer werdenden Witterungsverhältnissen sowie den eingeschränkten Sichtbedingungen, der mit Abstand schwierigste Teil unserer Hikingtour und war somit schon im Ansatz eine grundlegende Fehlentscheidung. Die Entscheidung führte dazu, dass wir den Weg, bei immer dichter werdendem Schneefall und unsere Route verlassend, querfeldein über das Bärenhorn wagten und uns die Zeit zum Umkehren ab einem bestimmten Punkt fehlte. Hierzu jedoch eins nach dem anderen.
 
Kurz vor der Bärenlücke setzte der Schneefall, mit immer dichter werdenden Wolken, zunehmend ein und wir standen vor der Entscheidung, einen unbekannten Weg zurück in das Safiental zu finden, den aus alten Tagen markierten Pfad auf das Bärenhorn zu wählen oder uns eine weitere Alternative, die uns hinaufbringt, zu suchen. Da uns der alte markierte Gebirgspfad - oder zumindest der sichtbedingt wahrnehmbare Teil - mit seinen rutschigen schneebedeckten Steinen zu dicht an einer Klippe lag und wir nach einem möglichen längeren Abstieg nicht erneut auf den Safierberg (um in Richtung Auto zu gelangen) steigen wollten, entschieden wir uns zum Aufsuchen einer Alternative.
 
Unser erster Versuch lag in einer kurzen Umkehr und einem anschließenden Aufstieg, auf den Kamm zwischen Teischer und Bärenhorn. Da wir regelmäßig unsere GPS-Navigation zur Hilfe nahmen, um zu erörtern wo wir genau landen würden und einhergehend das nachfolgende Gefälle erahnen zu können, mussten wir kurz vor Graterreichung umdrehen und unseren Weg zurück zur Bärenlücke wählen. Leider war nicht einsehbar, ob sich an dieser Stelle eine wirkliche Alternative auftun würde, und somit standen wir an derselben Entscheidung wie zuvor auch. Einen Abstieg ins Safiental sahen wir zeitbedingt immer kritischer (T3).
 
In der Planung des zweiten Versuchs, machte uns unsere GPS-Navigation auf das Gelände östlich der Bärenlücke und (parallel) des eigentlichen Wanderpfads aufmerksam. Dies schien vom Gefälle und vom Untergrund, aufgrund der leichten Schneeschicht, zwar schwieriger. Jedoch vermuteten wir einen annähernd gleichmäßigen Aufstieg, bis auf den Gipfel des Bärenhorns. Die Einschätzungen erwiesen sich als richtig, so dass wir den Weg nach oben größtenteils auf allen Vieren und zumeist losem Geröll durchziehen konnten. Der Abschnitt war recht lang und aufgrund des Untergrunds mit einigem Risiko verbunden. Ein Abstieg in das Safiental, wäre beim Auffinden eines geeigneten Pfads sicherlich die bessere Entscheidung gewesen (T3+).
 
Auf Höhe des Bärenhorns und mit weiterhin sehr eingeschränkter Sicht wurde uns nicht genau klar, welcher der unterschiedlichen Steinmänner nun auf den exakten Gipfel hinwies. Trotz kurzer Euphorie, dass wir höhenmäßig am Ziel angekommen waren, war die Freude relativ irrelevant, da uns unter Hilfestellung des GPS schnell präsent wurde, dass wir wortwörtlich noch nicht über den Berg waren. Darüber hinaus hatten wir uns im weiteren Verlauf, aufgrund der eingeschränkten Sicht, nie an den Rand der Südseite des Bärenhorns und des darauffolgenden Grats herangetraut. Die Rutschgefahr war für das Unbewusstsein, über das vorherrschende Gefälle, eindeutig zu hoch (T3+).
 
Das wir nun, zunächst, wieder den Gebirgspfad über das Bärenhorn erreicht hatten, vereinfachte den Schwierigkeitsgrad vorerst in keiner Art - Zwei Schlüsselstellen gestalteten sich sogar noch schwieriger als der Weg zuvor -. Dies lag daran, dass der Pfad aufgrund der Schneedecke kaum auszumachen war, manche Passage - selbst hätte es keine Schneebedeckung gegeben - schwieriger wurde als die Abschnitte zuvor und wir ein weiteres Mal erneut vom eigentlichen Pfad abweichen mussten. Die Schlüsselstellen lagen hierbei zwischen Bärenhorn und Schollengrat - bei der der Pfad, südlich entlang einer Bergspitze, sehr schmal wurde und zur Seite hin steil abfiel (hier wäre ich gerne umgedreht) - und nördlich unterhalb des Schollengrats - da man hier auf dem Normalpfad größere schneebedeckte Steine hätte überwinden müssen und wir diesen deshalb unterhalb auf losem Geröll umgingen (wäre hier kein Hundespielzeug aus dem Nichts aufgetaucht, hätte sich bei mir erneut große Unsicherheit über den weiteren Verlauf aufgetan) -. Hinter dem Schollengrat durften wir nun endlich darauf hoffen, dass wir das Schlimmste überstanden hatten (T3+).
 
(Randnotiz: Trotz unseres großen Fehlers, ab der Bärenlücke den Weg bergauf gewählt zu haben, bin ich sehr dankbar, dass mein Hikingpartner und ich uns hinter dem Bärenhorn vorwärtsgetrieben und vor einem Umkehren bzw. direkten Abstiegsversuch bewahrt haben. Für alle anderen Experimente hätte uns in diesem Fall die Zeit gefehlt.)
 
 
4. Teilstrecke – Hinter dem Schollengrat zurück nach Splügen (T2):
 
Hinter dem Schollengrat bewahrheitete sich unsere Hoffnung, dass nun leichteres Terrain auf uns warten würde, recht schnell. Wir erkannten die alten Schweizer Armeestellungen, die wir tags zuvor beim Aufstieg auf den Safierberg erblickt hatten, und ahnten, dass wir den Pfad unseres Hinwegs relativ bald erreichen dürften. Die letzte Abwägung bestand ausschließlich darin, ob wir sofort in das vermeintliche Tal des Stutzbachs absteigen oder fast eben, in Richtung Safierberg, durchgehen würden. Wir entschieden uns für Letzteres und waren folglich mehr als glücklich, als wir die am Tag 1 entdeckte Abzweigung, kurz vor dem Übergang ins Safiental, erkannten (T2).
 
Von nun an stiegen wir zum Stutzbach hinab und gingen den selben Weg ins Tal zurück, auf dem wir am Tag zuvor aus Splügen aufgestiegen waren. Die merkliche Entkräftung tauchte dabei zwar immer wieder auf. Jedoch kam einem der Kontrast zwischen dem jetzigen und dem vorherigen Abschnitt, zwischen Bärenlücke und Schollengrat, schnell wieder in den Sinn, so dass die meisten Gedanken von nun an glücklicherweise mit der Euphorie über das zuvor Überstandene belegt waren und die Erschöpfung somit weitestgehend vergessen war (T2).
 
(Fazit: Die gesamte 2-Tagestour war in Bezug auf die Vorplanung, in ihrer Herausforderung sowie den wunderbar naturbelassenen Tälern, ganz sicher die Richtige Entscheidung. Die Kehrtwende bzw. der Abstieg an der Bärenlücke wäre wetterbedingt jedoch Pflicht gewesen und dient somit als guter Rat für zukünftige Planungen. Wer sich bei trockenem Untergrund und freiem Himmel in der Region befindet, macht mit dieser Route sicherlich alles richtig und müsste den direkten Weg ins Tal, ab der Bärenlücke, nur bei nicht vorhandener Schwindelfreiheit aufsuchen. Eine gute Vorplanung ist in jedem Fall Pflicht!)

Tourengänger: RobinSch


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