Clariden (Nordgipfel) und Schärhorn, 3295m


Publiziert von Linard03 , 22. September 2009 um 20:40.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:19 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-GL 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Klausenpass - Chammlijoch - Clariden Nordgipfel - Planurahütte - Schärhorn - Chammlijoch - Klausenpass
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Auto auf den Klausenpass

Meine erste Tour in der Innerschweiz ... - und die vermutlich letzte, wunderschöne Hochtour in dieser Saison.

Die Wetterprognosen waren nicht die Besten: Am Samstag noch Föhn, am Sonntag grosse Chancen auf Regen ... Als Kollektivtour sind wir trotzdem guten Mutes bei schönstem Wetter auf dem Klausenpass gestartet; relativ spät um 08.50 Uhr. Schon nach wenigen Höhenmetern (noch auf gutem Wanderweg) war klar, dass sich einer der älteren Teilnehmer masslos überschätzt hatte und umkehren musste.

Was sich zuerst furchtbar anhörte (10 Teilnehmer, 2 Bergführer), erwies sich im Nachhinein als Glücksfall. Denn so waren wir in der Lage, eine schnellere und eine langsamere Gruppe zu bilden. Nach vielem Warten zu Beginn ging's dann endlich flott vorwärts. Dass uns bereits Leute entgegenkamen, verhiess nichts Gutes ... "100 kmh auf dem Chammlijoch" ... Na ja, hoffentlich wird's nicht so schlimm! Das berüchtigte und viel zitierte "Iswändli" war dann gar nicht so wild, machte jedoch seinem Namen alle Ehre!

Schon bald erreichten wir das Chammlijoch 3021m. Das Wetter hatte sich inzwischen tatsächlich rasant verschlechtert und so waren wir mittlerweile Wind und Nebel ausgesetzt. Eine Gipfelbesteigung des Clariden schien nun nicht mehr möglich. Wieder auf die zweite Gruppe wartend wurde dann entschieden, zumindest den Nordgipfel 3191m zu besteigen. Nach der vielen Warterei waren wir dann erst um 13.45 Uhr im dichten Nebel auf diesem Nordgipfel - null Aussicht :-(

Den Bergführern war die Gratüberschreitung zum Hauptgipfel zu heikel (Nebel & Nässe), sodass wir den gleichen Weg zurückgingen bis zum Chammlijoch. Danach folgte der Abstieg auf den Hüfifirn und eine relativ lange Gletscherwanderung bis zur Planurahütte.
Die Hütte ist sehr gemütlich und es war der letzte bewirtete Abend in dieser Saison. Es war ungewöhnlich eng beim Schlafen, aber wie so oft in den Hütten "warten" ja sowieso die Meisten nur darauf, dass man endlich wieder aufstehen kann ...

Um 7 Uhr ging's wieder los, jetzt bei sternenklarem Wetter und wunderschönem Morgenrot. Wieder bildeten wir 2 Gruppen: wir mit dem Ziel Schärhorn, die 2. Gruppe mit der Clariden-Überschreitung im 2. Anlauf. Wir also auf demselben Weg zurück auf dem Gletscher in Richtung Chammlijoch, jedoch nach Norden haltend zum Südsporn des Chammlihoren, ca. 2800m. Weiter Richtung Chammlilücke 2854m, um dann endlich den Felsen des Schärhorns zu erreichen. Ohne Steigeisen ging's hier weiter, allerdings wären diese nicht so falsch gewesen; der Schutt war nämlich mit Reif überzogen, sodass es eine teilweise rutschige Angelegenheit war.

Stetig in Kehren steigend erreichten wir ein kleines Plateau, dann folgten wir dem Grat entlang. Die letzten ca. 60Hm gingen wir dann nochmals am Seil, ganz zum Schluss folgte noch ein kleines ausgesetztes Stück mit Tiefblicken, dann standen wir um 9.45 Uhr auf dem Gipfel des Schärhorns 3295m.
Was für eine Aussicht! Die Berner Alpen, Walliser Alpen und natürlich die nächste Umgebung mit Tödi, Düssi, Windgällen, Ruchen, Titlis, etc. - wunderschön!
Lange blieben wir trotzdem nicht, denn ein weiter Rückweg stand uns erst noch bevor. Schnell erreichten wir wieder den Gletscher. Der "direktere" Weg von der Chammlilücke auf den Griesfirn ist derzeit nicht machbar aufgrund erheblicher Steinschlag-Gefahr (siehe auch am Ende des Textes unter "Bedingungen"). Wir mussten also den viel weiteren Weg via Südsporn des Chammlihoren machen, um dann nochmals auf das Chammlijoch zu steigen, wo wir nochmals "beissen" mussten ...

Wir kamen jedoch flott voran und auch der Abstieg über's Iswändli stellte kein Problem dar. Nach dieser letzten Eispartie konnten wir uns der Steigeisen entledigen, dann folgte der (nach meinem Geschmack) etwas gar lange Abstieg auf Fels und Schutt bis zum Klausenpass. Meine Knie machten das ganze Wochenende erfreulicherweise gut mit, waren aber dankbar, als wir dann um 14.30 Uhr endlich am Ziel waren ...

Fazit:

Eine wunderschöne Tour in einer für mich bis anhin gänzlich unbekannten Region mit überraschend grosser Gletscherwelt!

Bedingungen:
Ohne Bergführer sollte man sich gut auskennen resp. zurechtfinden in diesem Spalten-Labyrinth; eine welsche Seilschaft irrte jedenfalls ziemlich orientierungslos umher und fand nur Dank unseren Bergführern zur Planurahütte ...

Alles aper, kaum Schnee, unzählige und riesige Gletscherspalten. Am Schärhorn selbst alles Schutt und Felsen, ein paar kümmerliche Schneeresten

Die von "Bombo" erwähnte 3. Abstiegsmöglichkeit von der Chammlilücke auf den Griessfirn ist z.Zeit ein absolutes "no-go" infolge akuter Steinschlaggefahr. Dies nach übereinstimmender Auskunft von Hüttenwart und Bergführer

Anmerkung:
Ich werde auch weiterhin an Kollektiv-Hochtouren teilnehmen, alleine deshalb schon, weil ich einerseits selbst zuwenig Erfahrung habe und mir andererseits ein erfahrener Tourenbegleiter fehlt. Zudem lerne ich gerne neue Leute kennen und habe auf diese Weise viele gute Erfahrungen machen dürfen.
Das "Risiko" bleibt hingegen, dass die Tour durch Teilnehmer gefährdet wird, welche ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen (ich hoffe, dass mir das selbst nie passieren wird ...!) - und natürlich auch, dass man bei "jedem" Wetter loszieht, denn beim Veranstalter muss ja die Kasse stimmen ...

Diesmal war's trotz schlecht-Wetter-Prognose (dank anhaltendem Föhn) an diesem Wochenende insgesamt überraschend schön!

Zahlen:
1. Tag: Aufstieg 1284m, Abstieg 244m, Zeit ca. 6 Std.
2. Tag: Aufstieg 716m, Abstieg 1756m, Zeit ca. 7 Std.
 


Tourengänger: Linard03


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