Tour de Cadlimo: Piz Borel 2952 m (Season Closer 1+2)


Publiziert von basodino , 24. September 2021 um 11:31.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:17 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Gruppo Piz Blas   Gruppo Pizzo del Sole   CH-TI   Gruppo Pizzo Centrale   CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage 7:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 615 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Zug bis Andermatt, auch Parken in Göschenen möglich (Park+Ride) und von dort mit dem Zug
Unterkunftmöglichkeiten:Vermigelhütte SAC (2040 m), 36 Plätze, bewirtet, Capanna Cadlimo (2570 m), 80 Plätze, bewirtet

Üblicherweise machen wir als Gruppe unsere Tessintour immer im Juni als Season Opener, was dieses Jahr aber wegen Corona misslang. Nach einem sehr durchwachsenen Sommer, vor allem was das Wetter betraf, sah auch der Herbst-Ersatz-Termin lange nicht sehr gut aus. Aber wir haben es gut erwischt. 

Auf der Zugfahrt von Böblingen nach Andermatt haben wir nach und nach alle aufgesammelt und konnten an einem trüben, aber trockenen Mittag vor Ort starten. Der Aufstieg zur Vermigelhütte ist bei Hochnebel denkbar unspektakulär, da meistens flach und mit viel Straßenanteil. Nur in der ersten Hälfte überwogen die normalen Wanderwege rechts des Talbaches. Immerhin begann es erst 5 Minuten vor der Hütte leicht zu regnen. T1-2, 2 h 50 min

Auf der Hütte wurden wir wärmstens empfangen und die angebotenen Kuchen bzw. Süßspeisen waren super lecker. Da wir die einzigen Gäste waren, fühlten wir uns wie zu Hause, was auch am netten Hüttenteam lag. Draußen regnete es meistens und innen war es sehr gemütlich. 

Am nächsten Morgen konnten wir das gute Wetter zunächst nur erahnen und auch nicht wirklich abwarten. So ging es wieder in den Hochnebel. Wir liefen ca. 70 Höhenmeter den Hüttenweg wieder abwärts. Nach einer Brücke bogen wir rechts ab und stiegen über einen klaren, einfachen Weg zum Pass Maighels auf. Der Weg ist nirgends steil. Auf ca. 2/3 der Strecke erspähten wir das erste Mal blauen Himmel und am Pass selbst schien strahlend die Sonne. T2, 1 h 20 min

Nach dem Pass kann man nach rechts abkürzen, um in eine Hochebene abzusteigen, in der wir am Bach einen idealen Pausenpunkt fanden. Flache Steine und Wollgras dominieren hier das Bild. Vor dem Passo Bornengo kommt man noch an zwei weiteren Seen vorbei, die beide eine Pause wert sind. Der Weg wird nur unwesentlich schwieriger und bald erreicht man den Pass, der einen ins Tessin führt. T2, 1 h 00 min

Am Pass ließen wir beinahe fahrlässig den Piz Alv aus. Wir hatten andere Pläne. Der größere Teil der Gruppe ging den Weg hinab in einen Felskessel, von dem aus man wieder ansteigend die Capanna Cadlimo erreicht. Mir wurde berichtet, der Aufstieg hätte schon ein paar Momente gehabt, die über das bisherige Maß an Schwierigkeit hinausgegangen wären. Ein Problem war es aber letztlich für keinen in der Gruppe. 

Zu zweit nahmen wir aber den anspruchsvolleren Weg. Am Pass bogen wir links ab und nahmen den blau markierten Weg zum Piz Borel bzw. in dessen Richtung. Zunächst ist der Weg leicht. Zu einem ersten Höcker steilt der Hang deutlich auf und was von unten wie eine wirre Geröllhalde wirkt, lässt sich anhand der blauen Markierungen leicht und bequem ersteigen. An der Spitze des ersten, weniger ausgeprägten Höckers beginnen dann die Ketten. Hinter dem Höcker ist ein schmaler Grat zu überschreiten, wobei das eher exponiert als schwierig ist. Dann geht es sehr steil hinauf zum zweiten Höcker, wobei alle Schwierigkeiten durch Bügel entschärft sind (I bis I+). Hat man den steileren Höcker erreicht, erkennt man, das P. 2871 erst noch vor einem liegt, der dann über einen leichten Pfad erreicht wird. T5-, I, 35 min

Hier biegt die blaue Route nach rechts ab und führt direkt bis zur Capanna Cadlimo. Wir nahmen links den leichten Grat (T4) und querten zum oberen zweier paralleler Tälchen (das untere führt zur Fuorcla Borel). Durch dieses Tälchen bis unter den Vorgipfel und über leichte Felsen zu selbigem hinauf. Hier machten wir eine Mittagspause. Kurze Zeit später ohne Rucksäcke kraxelten wir noch zum Piz Borel. Dabei sind hinter dem Vorgipfel zwei kleine Höcker im Weg. Den ersten quert man knapp rechts, den zweiten knapp links, wobei die schwierigsten Passagen mit alten Seilen "gesichert" sind. Sie werden nicht benötigt und dienen eher der Orientierung, wobei das zweite Seil im Aufstieg zum zweiten Höcker ganz ignoriert werden sollte, weil man knapp rechts davon unter einem Felsen hindurch wesentlich leichter und weniger exponiert weiterkommt. T4, I, 40 min

Den Piz Ravetsch hätte ich in anderen Jahren sicherlich auch noch bestiegen, aber irgendwie war der Tag zu schön, um sich hier zu trennen und so stiegen wir beide den gleichen Weg zurück zu den Rucksäcken, dann über die Südseite hinab zur Fuorcla Borel, dort rechts hinab durch das sanfte, untere Tälchen bis zu einem ausgetrockneten Seelein, von dem aus man schon die blau markierte Route sehen kann. Nun über den Weg hinab an zwei wunderbaren Bergseen vorbei zur Capanna Cadlimo, wobei es vom Abfluss des zweiten Sees nochmals 55 Höhenmeter hinauf geht. Schließlich erreicht man die Hütte von dem Rücken aus, der auf den Piz Curnera führt. T4, I, 1 h 20 min

Uns kam ein Dreier-Damen-Team aus unserer Gruppe entgegen, die nach erfolgreicher unterer Route zur Hütte noch den Piz Curnera besteigen wollten. Nachher hörte ich, dass es weiter oben an diesem Rücken doch auch etwas kraxeliger sei, was aber dem Gipfelerfolg nicht abträglich war.

Am späten Nachmittag genossen wir dann aber wieder alle die wunderschöne Frühherbstsonne mit klarem Blick bis ins Wallis auf der Sonnenterrasse der Hütte. Wir fühlten uns vom Hüttenteam willkommen und auch wenn die Hütte vergleichsweise voll war, ist durch den Anbau die Lage überall so entspannt, wie man es sich auf einer Hütte im Tessin nur wünschen kann.  

Und die Fortsetzung der Tour lest ihr hier. 

Tourengänger: basodino, tourinette


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