Dem haarigen Güggel zu Kreuze gekrochen


Publiziert von Voralpenschnüffler , 1. August 2021 um 11:16.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:23 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Cramalina 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1750 m

Die einzige Bergtour unserer Onsernone-Ferien, anstrengend, einsam und stellenweise auch ein bisschen haarig (peloso): Von Russo über die Forcola auf den Pizzo della Croce und dann über den unwegsamen Grat zum Pizzo del Gallo und den Pizzo Peloso - eine grandiose Überschreitung, auch wenn der Hochsommer nicht die ideale Jahreszeit dafür ist, wobei: Ein abschliessendes Bad in den schönen Pools des Bordione bei Berzona ist auch nicht zu verachten!

Start um 20 vor 8 im schönen Russo, der Weg zur Forcola ist angepinselt und in der Folge rot markiert. Die Markierungen leiten indes, was uns im Gestrüpp erst recht spät gewahr wurde, in den Sattel der Teste zwischen Pt. 1389 und 1426 und dann im schönen felsigen Buchenwald nördlich um die Köpfe herum zur Jägerhütte - zwar steil und ruppig, aber völlig unproblematisch. Wie gut der in der LK eingezeichnete direkte Weg noch begehbar ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

Die letzte Ruine der ehemaligen Alp Forcola bietet ein recht morbides Bild: Im unterdessen halb eingestürzten Raum ein völlig unaufgeräumtes "Puff" aus Medikamenten, unabgewaschenen Tassen, einem alten Feldstecher, Zeitungen/Zeitschriften aus den Jahren 1973 ("Das Brachlandproblem der Schweiz") bis 1986 (Tages-Anzeiger) sowie einem an einen gewissen Eric Franck in Russo adressierten Couvert... 

Auf dem breiten Gratrücken geht es unproblematisch bis in die ersten Felsen, wo meine Gemahlin die Verschneidung und ich die hier beschriebene Umgehung wähle. Die zweite Schlüsselstelle gehen wir beide direkt an, wobei man doch zupacken und sich anschliessend durch eine enge Spalte zwängen muss. Wie der gesamte Aufstieg über das plattige, abwärtsgeschichtete Gestein ist auch diese Stelle bei Nässe wohl ziemlich heikel. Auf dem Vor- und dem Hauptgipfel trotz kühlender hochnebelartiger Wolken eindrückliche Tiefblicke auf Russo. 

Das Gelände bei der Überschreitung resp. westlichen Umgehung (diverse Routen möglich, von der totalen Überschreitung bis zur totalen Umgehung bis nach Pt. 1792) ist eher mühsam und zeitraubend, mit hohem Gras und vielen Alpenrosen. Auch danach kommt man nicht wirklich schnell voran, immer mal wieder etwas rauf und runter, und insbesondere im Aufstieg zum Gallo auch etwas anregende Kraxelei. Auch von diesem zum Peloso geht's nicht einfach direkt hinüber, nein, auch da warten noch kleinere Erhebungen und Umgehungen, bis im Schlussaufstieg nochmals etwas gekraxelt werden darf. Der Peloso bietet dann schöne Blicke ins Vallemaggia, nach dem uns wohl bekannten Giumaglio mit seinem Pool, der uns bei der inzwischen herrschenden Hitze sehnsüchtige Blicke entlockt... 

Der Abstieg dann zunächst erstaunlich mühsam; vom alten Weg ist nur wenig übrig, und am besten bliebe man wohl auf dem Grat - und dies bis und mit Madone auf der Via alta, denn der querende Wanderweg ist in desolatem Zustand. Dann aber angenehm, hübsch und recht effizient über Pino, Cortasiell, die prächtige Sella hinab an den Bordione, wo wir uns ein Stündchen Labsal und Erfrischung gönnen. Dergestalt erfrischt sehen wir uns noch das hübsche Berzona an und steigen dann nach Loco ab, um dort noch die Wocheneinkäufe zu tätigen und der wunderbar schrägen Bar mit diversen belgischen Hopfenprodukten einen Besuch abzustatten.  

Epilog: An einem anderen tropisch- feuchten Tag machte ich noch die kleine Runde Mosogno - Piano - Serta - Piani - Cadré - Barione. Die wunderbare Terrasse von Piano dient noch als Ferien-Refugium, danach gibt's nur noch Ruinen und vom Farn überwachsene Mäuerchen - sowie rote Markierungen, die von Piani auch noch weiter nach Osten zu leiten scheinen - wie weit erkundete ich bei den nassen Verhältnissen nicht, in Anbetracht des wenig gangbaren Geländes vielleicht nur bis auf die nächsthöhere Terrasse... Auch der Abstiegsweg - der auf der LK noch eingezeichnet ist - ist bis zu den ersten intakten Hüttchen völlig überwachsen und nur noch anhand der Markierungen aufzuspüren... 

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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