Henniez oder zum Glück hatte ich ein Konkurrenzprodukt im Rucksack dabei
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So wirbt eines der ältesten Wasser in der Schweiz für sich: Das Mineralwasser HENNIEZ wird seit 1905 im Herzen der Waadtländer Broye, unweit der hügeligen Landschaft zwischen den Gemeinden Seigneux, Cerniaz und Henniez in Flaschen abgefüllt. In über 100 Jahren ist HENNIEZ zum bevorzugten Wasser der Schweizerinnen und Schweizer geworden. Dafür verantwortlich sind nicht zuletzt die Vielfalt von Flaschenformaten – für Restaurants, unterwegs oder zu Hause – sowie die drei verschiedenen Kohlensäuregehalte. Dank seinen berühmt gewordenen Farbencodes ist HENNIEZ auf Anhieb erkennbar.
..ohne Wasser ...claro....geht nichts, weder das Matterhorn erfolgreich abgehakt noch am Lago Maggiore Kaffeekochen auf 193 m Höhe! Doch wie sieht eine Landschaft aus, dessen Alltag das Hochsprudeln lassen von bestem Wasser ist und das dann in der ganzen CH genüsslich getrunken werden kann, dank moderner Logistik?
Ich erreiche die kleine Bahnstation mit ihren gerade mal zwei Häusern, davon eine sichtbar unbewohnt, mit der Bahn von Payerne bzw. Moudon. Die Fahrt auf der einspurigen, kurzen Strecke ist auch eine olfaktorische – an warmen Tagen wie heute, mieft es in den alten Kompositionen der SBB, ziemlich! Schliesslich stehe ich auf dem staubigen Perron, der tiefes Aussteigen nötig macht...es ist kurz vor 15 Uhr. Ich blicke um mich: Staub, Flimmern, irgendwoher autobahnähnliche Geräuschkulisse, nochmals Staub, ein surrender Rasenmäher – keine Menschen, ein Pferd wiehert, nochmals Staub. Die Broye ist nicht zu sehen, hohe Pyramidenpappeln stehen an ihrem Bord. Das unbewohnte Haus nimmt mich in Bann – ein paar Bilder in den Kasten. Staub!
Ich folge der Betonstrasse zum leicht erhöhten Platz mit dem gigantischen Lagergebäude von Henniez/Graninni – es ist mit einem hohen Zaun abgeschirmt. Eine Schlange von Lastaufliegern, Lastwagen mit Anhängezug, schleicht über den weiten Platz.
Ich quere die Schnellstrasse, die hatte ich vom Bahnhof gehört – Brummis rumpeln vorbei. Ein staubiger Acker, eine Windspirale treibt wüstensandähnlichen feinsten Ackerstaub in mein Gesicht. Ich spaziere hinauf nach Seigneux, klingt wie Seigneur... Am Dorfrand ein gedeckter Brunnen, an dem ich meine Hände (in Unschuld) wasche, kühles Wasser (Eau non potable). Links die Friedhofsmauer, danach ein Artilleriegeschütz im Garten (...), eine Kreuzung – Staub! Ich biege nach links auf die Verbindungsstrasse nach Henniez. Hundegekläff, eine Frau tritt vor ein Haus, und beschimpft den Hund. Ich komme an einer Schweinezucht vorbei: Jegliches Eintreten verboten – ich hätte auch gar keine Lust. Am Pt. 565 geht die Betonplattenstrasse in einen morastigen Waldweg über, der Tobel „La Trémeule“ wird z. Z. mit einer modernen Brücke bedacht – ein Betonsockel wird gerade gegossen und die beiden Arbeiter weisen mir den Weg nach oben, da der untere ein einziger Morast ist.
Die mitgeführte Karte weist diesen Platz aus als „Anciens Bains de Henniez“ – ich suche nach Zeichen, doch das Gebäude, vor dem ich stehe, gibt keine Hinweise – nichts! Gerade will ich den Platz verlassen, sehe ich vor einer Garage einen braungebrannten Mann. Wo ist das alte Bad, frage ich ihn und schon bin ich mitten in der Geschichte von Henniez. Er führt mich um das Gebäude, lässt mich hinein in den Innenhof und zeigt mir eine alte Bügelflasche mit dem Logo von Henniez und bittet mich, es mit dem heutigen Haus zu vergleichen: ich stehe in der Tat vor dem alten Bad, das einst ein Hotel war und die erste Abfüllstation für eines der ältesten Mineralwasser der Schweiz. Heute wohnen ganz normale Menschen und Familien drin, Autos stehen davor, Wäscheleinen voller Arbeitskleidung, bellende Hunde, vorbeihuschende Katzen, blühende Gemüse- und Blumengärten. Flirrende Luft, wieder Staub – das alte Henniez ist schon längst passé! Doch das Gelände ist noch im Besitz der Eigner.
Gegenüber des alten Bains de Henniez liegt das Schloss Surpierres – eigentlich ein weiteres Tourenziel des heutigen Besuchs der Region. Ich verweile in der parkähnlichen Umgebung und komme am Gedenkstein von Edgar Rouge vorbei – er hat die Marke zu Beginn des letzten Jahrhunderst aufgebaut. Es liegt eine beinahe mystische Ruhe über dem Flecken – weite Wiesenflächen, untersetzte Föhren, Gebüsche, ein Bienenhäuschen, Grün und nochmals Grün. Dann komme ich an den „Pavillon des Sources“: hier ist die ursprüngliche Fassung, ionische Säulen, der Bau wirkt wie eine kleine Kapelle, umseitig ein kleiner Brunnen, ich wage das Nass nicht zu trinken, kein Schild ist auszumachen (Potable/non Potable) – ich lasse es sein. Ich setze mich ins Gras und beginne zu träumen, ich bleibe in dieser Friedfertigkeit eine Weile sitzen – es ist niemand da, kein Auto, keine Menschen, ein Stück „Nichts“!
Das Dorf liegt einen Steinwurf von der Broye entfernt, am Ende der Sackgasse hinauf zum alten Bad liegt ein riesiges fensterloses Produktionsgebäude, es wirkt anonym, unzugänglich, zwar entdecke ich einen Eingang, auch für Besucher, aber es fehlt das Einladende...
Wenn schon in Henniez, dann auch die Probe aufs Exempel: ein Glas Mineralwasser trinken. Doch der „Schwan“ hatte Ruhetag, und ein zweites Lokal fand ich nicht! Ich querte die Schnellstrasse und kam an der STEP (la station d’épuration) vorbei, gelangte an die Broye und folgte ihr zurück bis zur Bahnstation. Auch hier begegnete ich niemanden. Zum Glück konnte ich nach der ARA endlich wieder einen Naturpfad unter meinen Füssen spüren – er war wie nicht anders zu erwarten auch staubig....das muss der Kontrast sein zum weichen, perlenden Mineralwasser. Es ist wie in der Wüste – gräbt man tief, kommt reines Wasser!
Meine Exkursion dauerte lediglich zwei Stunden, ich nahm den Zug nach Moudon, weiter nach Palézieux und entschloss mich, bald wieder herzukommen: hier gilt uns Deutschschweizern noch viel Unbekanntes Gelände zu erobern.
Nachtrag: was verbindet eigentlich die Wahrnehmung mit Lucens? Das ganz in der Nähe von Henniez liegt – aha, es dämmerte irgendwie etwas mit AKW und...Fessenheim, zu weit – zu nah...das wars...Atomkraft? Nein Danke! Wer an schwere Atomunfälle, an Kernschmelzen und an den größten anzunehmenden Unfall (GAU) denkt, der denkt an Tschernobyl und Harrisburg. Aus dem Gedächtnis erfolgreich gelöscht wurde der schwere Atomunfall im Versuchsreaktor Lucens in der Schweiz am 21. Januar 1969....
Tourengänger:
Henrik

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