Kurzbericht 

Vater-Tochter-Tour in den Allgäuer Alpen


Publiziert von Metavira2 , 29. Juli 2021 um 19:10.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:23 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1620 m
Abstieg: 1620 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberstdorf nach Spielmannsaus
Unterkunftmöglichkeiten:Mountain Hostel Spielmannsau

Diese Tour ist ursprünglich aus eine besonderen Laune entstanden. Die jüngere Schwester meinte, bevor die Familienplanung begänne, sollte die ältere Tochter mit dem Vater eine Alpenüberquerung durchführen.
Aus dieser Laune heraus reifte im Laufe der Zeit der Plan, dieses Vorhaben in einer abgespeckten Form in die Tat umzusetzen. Ein Termin war gefunden. Die Tochter intensivierte ihren Bewegungsplan sehr umfänglich.  Sogar der in der Nähe befindliche Steinbruch wurde öfters besucht. Nach einer Probewanderung konnte ich mich vom sehr guten Fitnesszustand überzeugen. Los ging es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. In den frühen Morgenstunden des Freitages,  erreichten wir Oberstdorf im Allgäu, die südlichste Gemeinde Deutschlands. Von Oberstdorf aus lassen sich eine Reihe Hochtäler erreichen, die nicht nur selbst landschaftlich sehr attraktiv sind, sondern oft auch am Anfang einer ausgedehnten alpinen Bergwanderung stehen.
Nach einen ausgiebigen Frühstück in der Bahnhofsbäckerei fahren wir zur ersten Unterkunft
nach Spielmannsau. Dieser Ort liegt sieben Kilometer südlich von Oberstdorf auf der flacheren östlichen Seite des Trettachtales.  Auf Grund der Nähe zur Kemptner Hütte ist der Ort zudem zentrale Anlaufstelle für Wanderer des Europäischen Fernwanderweges E5. Der Europäische Fernwanderweg E5 ist ein Europäischer Fernwanderweg, der von der Atlantikküste Frankreichs in der Bretagne über die Alpen nach Verona in Italien führt. Insgesamt ist der Fernwanderweg 3200 Kilometer lang.
 
Hier, in Spielmannsau, beginnt unser erste Wanderabschnitt. Ab Spielmannsau führt der noch sehr gemütliche Anstieg über die ursprüngliche Alpe Oberau in Richtung Talschluss. Im Bereich der Einmündung des Sperrbaches in die Trettach angekommen, führt der Weg nach links etwas steiler und felsiger bis zur ersten Sperrbachbrücke unterhalb des Knies. Im Anschluss gilt es über einige, dicht bewachsene und recht mühsame Kehren, später entlang einer Querung bis zum sogenannten Knie aufzusteigen. Die sehr kleine Kapelle die hier oben aufgrund der Wallfahrt zwischen Holzgau und Oberstdorf errichtet wurde, steht ursprünglich seit dem 17. Jahrhundert. Sie wurde allerdings mehrmals von Lawinen mit ins Tal gerissen und musste einige Male neu errichtet werden. Die kleine Kapelle diente bereits den Wallfahrern aus vergangenen Zeiten als Wegepunkt, war später Schutz für die Hirten und ist heute ein beliebter Rastplatz für Bergsteiger auf etwa der Hälfte der Anstieges zur Kemptner Hütte.
 
Von der Kapelle am Knie, führt der Weg ein Stück bergab in Richtung Sperrbachtobel. Der Blick über die wilde Schlucht in Richtung Muttler, einem felsigen Gipfel oberhalb des Tobels ist schon jetzt beeindruckend.
Nach Überquerung des Baches geht es auf der gegenüberliegenden Seite wieder bergauf. Nachdem auf kurzer Strecke einige, anstrengende Höhenmeter überwunden sind, führt der Weg hoch über dem Sperrbach in die Schlucht. Der Anstieg über das Sperrbachtobel ist steil, steinig und aufgrund herab fließender Bäche an der Wandseite, teilweise auch etwas feuchter. Schwierige oder etwas ausgesetztere Stellen sind durch Stahlseile versichert. Die Tocher meistert diese für sie wohl unbekannten Schwierigkeiten meisterhaft. Von nun an sind keine richtigen Pfade mehr zu erkennen. Riesige Altschneefelder liegen vor uns und erschweren den weiteren Aufstieg extrem.
Nach gut 4 Stunden Gehzeit mit 7 Kilometern erreichen wir unser erstes Etappenziel, die Kemptner Hütte. Nach einer ausgiebigen Pause müssen wir leider wieder den gleichen Weg zurück gehen, da aufgrund der extremen Schneelage eine Forführung zu gefährlich gewesen wäre.
 
Diese Etappe endet mit rund 14 Kilometern, 1720 Höhenmetern und 8 Stunden.
 
Wir übernachten im Mountain Hostel in Spielmannsau. Morgens bemerke ich beim ersten Augenaufschlag, dass vor meinem Bett fremdartige Gegenstände liegen. Es stellt sich heraus, dass es Gegenstände der Tochter waren. Diese Wurfgeschosse waren wohl dazu geeignet, das Schnarchen zu unterbinden.
Nach dem  Frühstück im Hostel fahren wir mit dem PKW in Richtung Kleinwalsertal und stellen
unser Fahrzeug auf einem Parkplatz kurz vor der Walserschanz ab. Mit dem Walserbus gehts dann weiter nach Riezlern ins Kleinwalsertal.
Unser erstes Etappenziel an diesem Tag ist die Bergstation der Kanzelwand. Die Kanzelwand erhebt sich zwischen dem österreichischen Kleinwalsertal mit dem Ort Riezlern im Westen und dem bayrischen Birgsautal im Osten. Nachbarberg im Norden ist das 2039 m hohe Fellhorn, im Süden liegt der 2170 m hohe Walser Hammerspitze.
Hinter dem Seilbahngebäude geht es nun stetig steil bergauf. An der Zwerenalpe machen wir einen kleinen Abstecher. Die Alpe, die im Jahr 1574 erstmals erwähnt wird, besteht aus insgesamt 5 Hütten und einer kleinen Kapelle. Lange Zeit wurde die Bergsiedlung von bäuerlichen Familien bewohnt, die hier oben Ihr eigenes Vieh – insgesamt ca. 70 Kühe - betreuten und gemeinschaftlich Käse und Butter herstellten. Heute ist die Bergsiedlung bis auf einige Wochenenden im Jahr unbewohnt. Der Blick zurück bietet einen wunderschönen Blick auf das Kleinwalsertal. Hoch oben sind die Gondeln der Kanzelwandbahn zu beobachten. Über die gut ausgebauten Wege erreichen wir nach gut zwei Stunden und sechs Kilometern mit einen extrem steilem Schlussanstieg die Bergstation der Kanzelwand.  
Die Bergstation der Kanzelwandbahn liegt in einer beeindruckenden Panoramalage. Es gibt hier eine sonnige Terrasse mit Liegestühlen und ein  architektonisch gelungenes Panoramarestaurant mit großer, windgeschützter Terrasse. Unser nächstes Ziel bleibt uns leider verwehrt. Der Plan war es, über den Fellhorngrad zur Söllereck-Bergstation zu gelangen. Auf diesem Grad hat man einen wunderschönen Panoramablick tief ins Kleinwalsertal zum Hohen Ifen, im Osten mit Blick auf das Nebelhorn und westwärts Richtung Stillachtal. Die Anzeigetafeln wiesen zu diesem Zeitpunkt die Unbegehbarkeit wegen starkem Schneebefall aus. Kurzfristig musste nun ein Ersatzprogram her. Wir entscheiden mit der Gondel zurückzufahren und wählen den schönen Panoramaweg der Riezlernalpe über Mittelalp, Alpe Schrattenwang zur Bergstation Söllereck. Dieser tolle Naturweg, mit seinem höchsten Punkt auf 1404 Metern, bietet einen tollen Blick zurück auf den Hohen Ifen über das Kleinwalsertal bis nach Oberstdorf. Von der Bergstation des Söllerecks sind es jetzt noch rund eine Stunde zur Berghütte Hochleite im Stillachtal. Weiter geht es auf einem Holzsteg durch das Hühnermoos-Moor. Der Steg mündet am Ende des Moores schließlich in einen breiten geschotterten Waldweg, der erst flach und dann stetig abwärts zur Hochleite geht. Der Naturlehrpfad endet beim Gasthof Hochleite. Die Hochleite ist eine Ebene hoch über dem Stillachtal, die nach Norden hin ansteigt. Inmitten der Viehweisen, die im Sommer von Kühen genutzt werden, wird die Wanderung flacher und sonniger. Auf 1200 Metern ist Neben dem Rundum-Bergpanorama  der Ausblick ins Stillachtal und auf das Hauptmassiv der Allgäuer Alpen sicherlich am eindrucksvollsten. Hier oben kam es noch zu leichten Irritationen. Die Betreiber der Hütte hatten es wohl versäumt, den Mitarbeitern unser Kommen mitzuteilen. Um so überraschter waren wir ob der Nachricht, es lägen keinen Buchungen vor. Der Sachverhalt konnte aber relativ zügig aufgeklärt werden. So hatten wir die Hütte für uns alleine.
 
Diese Etappe endet nach rund 10 Stunden, 2493 Höhenmetern und 14 Kilometern
 
Die letzte Etappe führt uns über einen sehr steilen Abstieg zum Freibergsee. Die maximale Wassertiefe des Sees beträgt ungefähr 25 Meter, er ist etwa 18 Hektar groß. Seine größte Länge beträgt 526 Meter, seine größte Breite 484 Meter. Hier genießen wir kurz die Stille am smaragdgrünen See. Im Süden des Sees befindet sich die Klopfer-Skiflugschanze, die zurzeit viertgrößte Skiflugschanze der Welt. Mit 72 Metern ragt der Turm über dem Boden. Mit einem Aufzug gelangen wir auf den Turm und  genießen  die fantastische Aussicht. Unser nächstes Ziel ist die Breitachklamm. Dieses einzigartige Naturdenkmal liegt in Oberstdorf und ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Sie zählt zu den imposantesten Geotopen Bayerns und gehört zudem zu den beliebtesten Attraktionen im Allgäu und erstreckt sich von Oberstdorf Tiefenbach bis ins benachbarte Kleinwalsertal. Die Anfahrt ist von beiden Seiten aus möglich. Wir wählen den Zugang über Tiefenbach. Über die Talstation des Söllerecks wandern wir über Jauchen/Kornau nach Tiefenbach zum Eingang der Breitachklamm. Die Klamm hat eine Länge von 2,2 Kilometern und endet nach rund einer Stunde am Ausgang der Walserschanz. Hier endet unsere letzte Etappe mit insgesamt 6 Stunden, 1545 Höhenmetern und 12 Kilometern.
 
Zusammenfassung:
In drei Tagen absolvierten wir 5800 Höhenmeter in 21 Stunden mit insgesamt rund 41 Kilometern.

Unser Fazit:
Ein schöner Einstieg in die Allgäuer Bergwelt, in der man spektakuläre Ausblicke, unterschiedlichste Landschaften und eine tolle, hochalpine Wegführung genießen kann. Trotz guter Vorbereitung und ausreichender Kondition haben uns die drei Tage richtig gut gefordert und die Vater-Tochter-Tour zu einem unvergesslichem Erlebnis gemacht.

Tourengänger: Metavira2


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