Piza de Ciampestrin Nord 2834 - Wer ist der Schönste im Großfanesland?


Publiziert von georgb , 22. Juli 2021 um 09:48.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m

An der Großfanesalm wird der (oder zumindest mein) Blick unweigerlich von zwei magischen, formschönen Berggestalten angezogen, dem Piz Taibun und der Piza de Ciampestrin. Bestiegen werden beide allerdings kaum, die meisten bewundern ihre Schönheit lieber aus der Ferne. Gibt man Piza de Ciampestrin bei google ein werden einem nur diverse Pizzerien angeboten, Wegbeschreibungen zur Ciampestrinspitze sucht man dagegen vergeblich.
Begangen wird sie trotzdem gelegentlich, inzwischen sogar als Skitour und es finden sich auch Steinmänner, wie ich später feststellen werde. Vorher treffe ich, wie fast immer wenn ich ins Fanesgebiet ziehe, Max von der Faneshütte und, wie fast immer, hat er eine passende Geschichte für mich. Diesmal erzählt er mir von einem Maja-Schamanen, der einst bei ihm zu Gast war. Als der den Ciampestrin zum erstenmal sah, ist er danach täglich zu einem Ritual an den Fuß des Berges gezogen, weil er ihn als magischen Kraftberg wahrgenommen hat.
Diese Geschichte motiviert mich umso mehr und meine Schritte werden schon leichter auf dem langen Marsch übers Limojoch zur Großfanesalm. Von dort strahlt die Ciampestrinspitze in ihrer ganzen Schönheit und Kraft? Schaut man sich die Nordflanke genau an, kommt eigentlich nur eine Stelle in Frage, wo sich die senkrechte, schwarze Felsmauer auf halber Strecke überwinden lässt. Links versteckt sich ein Kamin, der sich als einziger anbietet, nur ist er von unten nicht einsehbar, also nichts wie hin.
Ich schleiche mich zunächst im Wandergelände bis auf 2300m an den Nordosthang heran und schalte den Geröllgang ein. Im Zickzack gewinne ich mühsam Höhe, der Untergrund ist labil und die Steine geben wenig Halt. Mit dem nötigen Fußsohlengespür komme ich bis an den schwarzen Felsriegel, jetzt zeigt sich auch die ominöse Rinne und ein gewaltiger Klemmblock mittendrin. Wer auf den Ciampestrin will, muss dort durch, also auch ich.
Man kann sich links und rechts an dem sperrigen Riesenklotz vorbeimogeln, in beiden Fällen eine knackige 2+ Kraxeleinlage. Ich wähle die rechte Variante und klemme mich an dem monströsen Block vorbei auf ein breites Band. Im Winter steigt man nach 30 Metern durch eine Rinne (I+) auf den Gipfelhang, aber ohne Schnee kann man dem Band noch weiter folgen und dann über einfache Schrofen ansteigen.
Der finale Hang ist eine Anhäufung von Steinen, ohne Schwierigkeiten spaziere ich zum höchsten Punkt. Der Gipfel ist leicht enttäuschend für einen Kraftberg, aber der Blick gewaltig. Ich staune in die Umgebung, bewundere die beeindruckenden Gestalten rundherum und verabschiede mich wieder. Ich folge den Steinmännern und steige diesmal über die o.g. Rinne ab. Danach klettere ich vorsichtig am Klemmblock vorbei ab, es ist im Falle auch eine Abseilschlinge vorhanden.
Die Schlüsselstelle wäre geschafft, der Rest ist ein Tanz über Blöcke und Steine, mit viel Geröll dazwischen. Ich finde Gefallen an dem Geturne und zweige nach Westen durch die fantastische Welt voller Riesenblöcke ab. Es findet sich immer eine Linie bis ich wieder auf der Markierung zur Großfaneshütte stehe.
Es gibt den gleichen Apfelkuchen wie beim letztenmal, einfach aber gut und neben mir hat es sich ein niederländisches Pärchen bequem gemacht. Niederländer sind meistens kommunikativ und sympathisch, wir kommen ins Plaudern und wandern ein Stück gemeinsam bis zum Limosee.
Sie sind zum erstenmal in der Gegend und als sie mich fragen, was sie noch Schönes unternehmen könnten, erkläre ich ihnen, dass sie das Schönste schon heute gesehen haben.

Tourengänger: georgb


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