Besteigung Sustenspitz


Publiziert von J_Rekowski , 12. Juli 2021 um 10:52.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:11 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-BE 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 725 m
Abstieg: 725 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sustenpass

Da wir immer nach neuen Herausforderung suchen und auch begeisterte Aussichtsjäger sind wollten wir an diesem Julitag auf den Sustenspitz. Wir erwarteten eine tolle Kraxelei und einen wunderschönen Ausblick auf den noch schneebedeckten Steingletscher und die dahinter liegenden 3000er.

Am Sustenpass angekommen bemerkten wir jedoch die noch verhangenen Gipfel. Leider klarte sich das Wetter erst nach unserem Besuch am Sustenspitz auf, weswegen wir doch nicht eine gute Sicht zum Gletscher bekamen. Dennoch kamen wir zumindest beim Thema Klettern und Grenzerfahrung voll auf unsere Kosten. Und ich muss hier erwähnen das ich den Berg etwas unterschätzt habe. Aber gleich dazu mehr.

Die ersten 400 Höhenmeter sind eigentlich eine wenig anspruchsvolle Angelegenheit. Vom Berggasthaus Sustenpass Hospiz ein wenig oberhalb des Passes (damals vor 1945 die eigentliche Passhöhe) geht es direkt die steinigen Hügelformationen Richtung Nordostgrat hoch. Je höher man dort kommt je erkennbarer wird ein Weg der auch mit Steinmännli gut markiert ist. Von unten ist gut zu erkennen wo man am besten hochgehen kann, darum ist die Wegfindung unschwierig und für eine alternative Wegwahl ist das Gelände optimal. Ich würde den weg als T3 bis T4- einschätzen. Bis auf 2650 m hat es noch keine Kletterstellen.

Was dann aber kommt hat mit Wandern nicht mehr viel gemeinsam. Ab hier wird die Wanderung zur fast durchgehenden Kletterei im II. Grad, und das 350 Höhenmeter und fast immer deutlich exponiert. Dabei wird die Wegfindung trotz einiger kleiner Steinmannli die vor dem zerklüfteten Felsgewirr untergehen oftmals herausfordernd, vor allem beim Abstieg. Man braucht hier ein wirklich gutes Orientierungsvermögen oder aber bei alternativer eigenständiger Routenauswahl ein technisch noch bessere Fähigkeit da abseits des besten Pfades die Schwierigkeit deutlich zunehmen kann. Dabei kann Nebel (welchen wir öfters hatten) und Nässe vor allem auf den vielem Moos zwischen den Felsen und Steinen zum zusätzlich herausfordernden Faktor werden für Menschen die noch nicht viel Erfahrung in solchem Gelände haben. Als Einstiegsberg für Klettern im II. Grad eher nicht geeignet. Und wenn dann nur unter Top Verhältnissen. Bei uns kam hinzu das am inoffiziellen Weg auch oftmals noch Schnee lag was bei der Steilheit des Hanges uns etwas Unbehagen machte. Falls ich den Berg nochmals besteige dann ganz sicher ohne Schnee!

Zur beschaffenheit des Geländes kann man eigentlich nur folgendes sagen: Es ist durchgehend rutschig durch die vielen kleinen Steine, da der Fels brüchig ist und hier muss bei der Steilheit des Hanges dann wirklich jeder Schritt und Handgriff sitzen da ein Fehler hier böse enden kann. Es gibt sehr viele Stellen wo ein ausrutschen auf jedenfall das Ende bedeutet. Darum empfehle ich wirklich die Tour nur bei top Wetterverhältnissen zu machen. Möglichkeit auf schnellen Rückzug gibt es keinen da auch der Nordwestgrat nicht einfach schnell heruntergestiegen werden kann. Wir haben uns jedoch als Rückweg erneut den Nordostgrat ausgewählt.

Der Abstieg erfolgte auf teils anderen Wegen da wir uns beim Aufstieg verstiegen hatten und wir diesen Weg auch nicht mehr zurückgehen wollte da das Absteigen an diesen Stellen deutliche Gefahr mit sich gebracht hätte. Mehrmals mussten wir schauen wo nun eigentlich der Weg zurück ging. Mal halfen uns Steinmännli, mal unsere eigenen Trittspuren im Schnee. Natürlich gab es viele Alternativen, doch an manchen Stellen war nur ein Pfad der richtige, und rings rum war es steil wie sau ;) Wer natürlich hier ein routinierter Kletterer mit viel Erfahrung ist wird vielleicht weniger Probleme haben und die Wegwahl ist zweitrangiger. Für uns als Bergwanderer mit zwar vielen leichten Klettererfahrungen aber noch nicht so viel Routine, war es doch eine Grenzerfahrung und Herausforderung, weil eben auch psychologisch gesehen die Steilheit des Hanges das Klettern eher zur Konzentrationsübung macht anstatt zur lustig gemütlichen Kraxelei, die wir auch öfter schon im II. und sogar teils im III. Grad hatten. Hier muss nochmal deutlich die Brüchigkeit des Felses und das nasse Moos erwähnt werden. Da es ein Nordhang ist trocknet es hier nur sehr langsam.

Dennoch empfanden wir die Tour als eine wirklich tolle Erfahrung, und gutes Training. Kraxeler kommen hier voll auf ihre Kosten, vor allem tolle Gratkraxeleien sind möglich. Was natürlich bei dem deutlich noch steileren Südhang schon grandios ausschauen kann (siehe Bilder). Der Südhang ist eigentlich einfach eine einzige steile Wand und der Grat oftmals sehr spitz. Es hat viele Vortürme bevor der eigentliche Gipfel erreicht ist und der am leichtesten zu begehende Pfad führt meist unterhalb dieser Vortürme zum eigentlichen Gipfel am Nordhang entlang. So hat man meistens den Blick zum Pass runter. Erst am Gipfel selbst bietet sich dann der Blick zum Steingletscher der uns aber an diesem Tag verwehrt blieb. Darum werden wir hierher vielleicht noch einmal kommen. Ein wirklich toller und herausfordernder Berg!

Als Ausrüstung sehr zu empfehlen sind gute Bergschuhe und ein Helm. Wir hatten oftmals die Situation Steine ausgelöst zu haben die dann beim fallen am wirklich steilen Nordhang kein halten mehr kannten und sich beschleunigend in Richtung Abgrund überschlugen. Und das kann hier an diesem Berg leider auch mit recht großen Felsbrocken passieren die sich plötzlich lösen können! Bei mehreren Leuten am Berg (was allerdings eher unwahrscheinlich ist da der Berg aufgrund der Schwierigkeit sicher selten bestiegen wird) ist ein Helm wirklich wichtig. Sollte man zu zweit unterwegs sein ohne Helm muss man hier aufpassen auf diese Geschichte. Auch sehr wichtig ist eine Kamera ;) Das würde man sonst bereuen! Wir zumindest hätten es :)


Tourengänger: J_Rekowski


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Kommentare (1)


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maenzgi hat gesagt: Kuul
Gesendet am 12. Juli 2021 um 13:14
Diese Tour merke ich mir. Klingt nach einer spannenden Tour.

Weiterhin schöne, anspruchsvolle Touren.

Gruss Manu


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