Das Steinmannli und sein Kreis - Abendspaziergang am Susten


Publiziert von Fico , 5. August 2013 um 23:44.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 1 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:Sustenpass Hospiz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Göschenen (oder Wassen), bzw. Meiringen, Postauto bis Susten Passhöhe
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Göschenen (oder Wassen), bzw. Meiringen, Postauto bis Susten Passhöhe
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Sustenpass Hospiz, www.sustenpass-hospiz.ch/
Kartennummer:1211 (Meiental)

Wer an diesem 1. August der Sommerhitze und anderem entfliehen wollte, lag auf 2265 m Höhe, wo sich das einladende Berggasthaus Sustenpass Hospiz befindet, zweifellos richtig. Keine Ansprachen, kein krachendes Feuerwerk, dafür angenehme 20 Grad und ein Logenplatz mit Blick auf Berggipfel und Gletscher, verbunden mit einem traumhaften Sonnenuntergang. So schön können Kurzferien in der Schweiz sein!
 
Der eigentliche Grund für meine Kurzferien in den Bergen war allerdings ein anderer: Kurzentschlossen hatte ich mich kurz zuvor für den zweitägigen Kletterkurs mit Anwendungstour von Jonas Lambrigger angemeldet.
So nutzte ich das verlängerte Wochenende gleich für einen viertägigen Aufenthalt im Sustengebiet.
 
Im Berggasthaus Hospiz reservierte ich ein Zimmer. Das Postauto über den Sustenpass fährt nicht im Halbstundentakt. Lediglich zwei Verbindungen pro Tag – eine am Vormittag und eine Nachmittag – verkehren zwischen Meiringen und Wassen. Da lohnt es sich, vorher die Fahrpläne genau anzuschauen. Am frühen Nachmittag
reiste ich von zu Hause ab und kam kurz vor 17 Uhr auf dem Sustenpass an. Das Berggasthaus Hospiz thront 40 Meter über der lärmigen Passstrasse und wäre bereits recht abgeschieden, würde nicht eine geteerte Strasse hinaufführen, mit der auch die motorisierten Gäste angelockt werden.
 
Die Auswahl an markierten Wanderwegen auf dem Sustenpass ist nicht allzu gross. Die weiss-rot-weissen Wege führen auf beiden Seiten von der Passhöhe hinunter ins Tal. Es bleiben ein paar weiss-blau-weisse Routen: nach Süden der rauhe Weg über das Sustenjoch, nach Norden jener über das Guferjoch zur Sustlihütte sowie der Rundgang über den Heuberg, den ich mir für den folgenden Tag vorgenommen habe. Nach dem Abendessen auf der Aussichtsterrasse erkunde ich ein wenig die Seite südlich der Passhöhe. Zuerst folge ich den weiss-blau-weissen Markierungen Richtung Sustenjoch. Immer wieder verschwindet der Weg unter Schneefeldern, die in diesem Jahr vermutlich gar nicht mehr ganz wegschmelzen werden. Vor einem etwas grösseren und steileren Schneefeld verlasse ich den markierten Weg und steige auf etwa 2300 m Höhe über feste Schrofen hinauf, zuerst in südlicher, dann in südöstlicher Richtung. 
 
Es ist eine faszinierende Landschaft, die sich mir öffnet. Abwechselnd über abgeschliffene Felsen hinauf und in kleine Senken hinab steigend gewinne ich langsam an Höhe. Der Blick auf die nahen und fernen Firnfelder, auf schroffe Felsen und unerreichbare Gipfel, die vor einem stahlblauen Himmel in der Abendsonne leuchten, ist bezaubernd schön. Auf einmal entdecke ich in einer Runse, in der saftiges Grün spriesst, einen auffallend grossen Steinkreis. Daneben oder vielmehr darüber wacht ein verblüffend lebendig aussehendes Steinmannli: der rechte Arm ist angewinkelt, aus dem spitzen Schädel schauen ernst zwei schwarze Augen hervor. Das surreale Bild in der abgeschiedenen Alpenwelt zieht mich sogleich in seinen Bann. Der spiralförmige Steinkreis mit seinem gnomenhaften Wächter strahlt eine mystische Wirkung aus. Hingerissen halte ich inne und würde gerne etwas länger verweilen. Doch es ist bereits 20 Uhr, allzu lange wird es nicht mehr dauern, bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet.

Würden nicht die Schatten, die immer länger werden, mich an die Rückkehr mahnen, würde ich voller Neugierde noch weiter hinaufsteigen. Stattdessen gehe ich auf gleicher Höhe in östlicher Richtung, wo ich nach kurzer Zeit wieder auf die weiss-blau-weissen Markierungen treffe. Ihnen folge ich noch bis zum Punkt 2344, wo der Weg Richtung Chalchtal hinabführt. Auf dem markierten Wanderweg kehre ich über einen kleinen Abstecher zum See (P. 2295) zum Hospiz zurück.
 
Auch nach Sonnenuntergang ist es noch erstaunlich mild und fast windstill. Auf einem Felsen sitzend versuche ich, das sich bietende Farbenspiel mit der Digitalkamera festzuhalten. Unten auf dem Parkplatz bei der Passhöhe, auf dem etliche Wohnmobile stehen, explodieren ein paar 1.-August-Raketen. Wie lächerlich dieses kleine Feuerwerk wirkt! Im Vergleich zur Farbenpracht der Natur mit ihrer majestätischen Stille. Bis es gänzlich Nacht wird, bleibe ich draussen und lasse die Stimmung, die von den allmählich in der Dunkelheit versinkenden Bergspitzen ausgeht, auf mich wirken.

Tourengänger: Fico


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