Keeskopf (3081 m) und die vier westlicheren Klammerköpfe (3155 m)


Publiziert von LeiOaEisn , 19. Juli 2021 um 13:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum:15 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Noßberger-Hütte ist zu Fuß aus dem Gradental oder dem Debanttal (Lienzer Hütte) erreichbar.
Unterkunftmöglichkeiten:Adolf-Noßberger-Hütte
Kartennummer:AV 41 - Schobergruppe

Die Tour ist eine Runde von der Adolf-Noßberger-Hütte aus über den Keeskopf und vier Klammerköpfe, nämlich, in dieser Reihenfolge, den südlichen Klammerkopf (im Folgenden 1. Gipfel genannt), den westlichen Klammerkopf (3126 m) (2.), den Hohen Klammerkopf (3155 m) (3.) und den östlichen Klammerkopf (4.).

Schwierigkeit: T6 mit Kletterstellen bis II. Man könnte die Tour auch gut als Hochtour WS klassifizieren; da man jedoch ohne Gletscherkontakt unterwegs ist, verzichte ich auf die Angabe im Steckbrief. Sichern ist außer an der Schlüsselstelle und eventuell beim Abstieg unpraktikabel.

Schlüsselstelle: Umkletterung eines scharfen Gratzackens zwischen dem 1. und 2. Gipfel. Der Abstieg vom 4. Gipfel führt sehr steil durch Fels- und Schrofengelände hinab.

Als wir auf unserer zwölftägigen Hüttentour durch die Schobergruppe einen Pausentag auf der Noßberger-Hütte verbrachten, entschied ich mich, allein diese Runde zu gehen, erst auf den Keeskopf und dann über so viele Klammerköpfe wie (klettertechnisch) möglich. Viele Informationen fand ich nicht; ich hatte nur auf Wikipedia gelesen, dass man diverse Gipfel über manche Grate im 2. Grad erreichen könne, was aber nicht unbedint etwas heißen musste. Das war sowieso schon eine Weile her gewesen und ich hatte überhaupt keine Details mehr im Kopf. Deswegen musste ich mir den Weg selbst überlegen. Im Nachhinein fand ich heraus, dass Ötzi II so eine ähnliche Tour gemacht hatte. Bei mir war das Wetter gut vorhergesagt; eventuell sollte es ein paar harmlose Schauer am Nachmittag geben.

Zuerst ging es auf dem gleichen Weg, auf dem wir am Tag zuvor heruntergekommen waren, zurück Richtung Niedere Gradenscharte. Der steile Weg über geröllarmen Paragneis ist aufwärts schöner zu gehen als abwärts und man kommt schnell voran. Auf Höhe des Eissees / Gradenscharte biegt man rechts ausgeschildert zum Keeskopf ab. Auch dieser Weg ist markiert und führt zügig bergauf. Am Schluss muss man etwas kraxeln und man erreicht den Gipfel durch eine bröslige Rinne (T4 / I).

Nach dem Keeskopf verlässt man die markierten Routen. Die Klammerköpfe sind sehr selten begangen; ich fand keine Steinmänner auf meinem Weg außer am Grat. Man steigt den Aufstiegsweg ein paar Meter ab, bis man das Kraxelgelände verlassen hat. Auf Höhe einer Rinne, die von links (Debanttalseite) zum Grat hinaufzieht, verlässt man den Weg und steigt, den einfachsten Weg suchend, zu dem obersten breiten Schneefeld ab, das einmal das Klammerkees gewesen ist. Dieses Schneefeld rutscht man dann einfach Richtung 1. Gipfel ab. Man kann den Keeskopf sicher auch umgehen oder dem Wasserfallbach des Wegs von der Noßberger-Hütte folgen, um hierher zu kommen, aber dann ist die Wegfindung etwas schwieriger, schätze ich.

Zum Aufstieg auf den 1. Gipfel hatte ich die rechte der zwei Rinnen, die bis zum Grat hinaufreichen, anvisiert, doch schließlich stieg ich die linke hinauf, weil die ganze Flanke so steil und bröslig war, dass ich einfach den kürzeren Weg nahm. Der Aufstieg war sehr mühsam. Oben stellte ich fest, dass der Grat bis hierher leichter als gedacht aussah. Ich würde daher empfehlen zu probieren, beim Aufstieg nach dem Schneefeld auf den Grat zu wechseln und dort aufzusteigen statt der steinschlaggefährdeten Rinne. Auch der weitere Gratverlauf ist einfacher, als es der Anblick von der Südwestseite vermittelt. Denn auf der Rückseite (links) des Grats liegt viel Blockwerk, auf das man oft ausweichen kann. Man folgt dem Grat also bis zur Scharte der zweiten Rinne. Dort muss man kurz hinunter- und auf der anderen Seite wieder hinaufklettern, was durch Ausweichen auf die linke Seite machbar ist (II). Der weitere Verlauf zum 1. Gipfel ist einfach.

Beim Absteigen über den Blockgrat lassen sich die zwei großen Blöcke, die im Profil erkennbar sind, einfach umgehen. Wo es wieder flacher wird, umgeht man erst links ein paar kleinere Gratzacken. Dann kommt allerdings die Schlüsselstelle, ein großer Zacken, der nicht leicht umgangen werden kann. Man muss links darunter hindurch. Dort kommt man zu einer Platte, die mit einer großen gestuften Spalte durchzogen ist. Über diese recht isolierte Spalte muss man sich ausgesetzt auf die andere Seite hangeln (II). Ich hielt mich mangels Griffe darüber mit den Händen an der Spalte fest und stemmte meine Füße gegen die Platte darunter. Der weitere Grat ist deutlich leichter und viele Passagen muss man nicht direkt auf der Kante gehen, sondern man kann ganz leicht in die Flanken ausweichen. So erreicht man den 2. Gipfel.

Dahinter steigt man den Blockgrat hinab und erreicht die Scharte vor dem 3. (Haupt-)Gipfel. Das Gelände ist hier nicht ganz so ausgesetzt und es ist vermutlich ein Zwischen- oder Notabstieg (nach rechts) möglich. Der Aufstieg zum 3. Gipfel ist vergleichsweise leicht über Blöcke. Auf dem Gipfel gibt es ein Gipfelbuch. Dahinter steigt man über den nun wieder schmaleren Grat in eine Scharte und zum 4. Gipfel hinauf. Dort endet leider auch der Teil des Grates, der im zweiten Schwierigkeitsgrad begangen werden kann.

Am Gipfel war es mittlerweile neblig. Ich versuchte, den steilen Grat Richtung 5. Gipfel weiterzuklettern, doch die Schwierigkeit und Ausgesetztheit trieben mich immer weiter in die rechte Flanke. Bald konnte ich sehen, wie der Grat weiterverläuft, nämlich viel zu schwierig und exponiert. Möglicherweise lassen sich dieser Nadelgrat und der nächste Aufschwung großzügig umgehen, wenn man die Scharte durchklettert (von rechts nach links), wobei ich das eher nicht glaube. Doch selbst dann wäre der Weiterweg ungewiss gewesen. Ich hatte auch wegen des Nebels keine Lust mehr, es zu probieren. Daher stieg ich die teils grasbewachsene Flanke ab, rechts haltend Richtung ehemaliges Klammerkees, nicht gerade hinunter in das Schuttkar, das zur Klammerscharte gehört. Hier sind auch noch mal ein paar Kletterstellen im steilen und ausgesetzten Gelände inklusive einiger Grasfetzen und loser Steine dabei. Schließlich erreichte ich flacheres Terrain bei einem Schneefeld. Hier stieg ich weiter bergab und dann links in das vorher erwähnte Schuttkar. Dieses Kar mündet weiter unten in das Kar, das von der Klammerscharte herunterzieht. Leider eignet sich der Schutt nicht zum Runterrutschen. Wenigstens ganz unten gab es noch ein paar Schneefelder, auf denen ich abfahren konnte.

Die Route fand ich insgesamt eine gelungene Tour. Es gibt wohl keinen wirklich leichten Anstieg auf die Klammerköpfe, daher war die Viererüberschreitung ein guter Kompromiss aus mühsamem Zu, Auf- und Abstieg und schönem, spannendem Grat.
Meine Gesamtzeit von 5,5 h (4 h ab Keeskopf) inklusive aller Foto- und Orientierungspausen würde ich eher als zügig einschätzen.

Tourengänger: LeiOaEisn


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