Schwerteck (3247m) und Kellerskopf - Bratschengipfel neben dem Großglockner


Publiziert von BigE17 , 1. Juli 2021 um 11:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:26 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz oder von Mittersill über den Felbertauern nach Huben im Iseltal. Hier fährt man nach Osten ins Kalser Tal. Man fährt fast bis zum Taurerwirt, kurz vorher zweigt rechts die mautpflichtige Straße zum Lucknerhaus ab. Dort gibt es einen riesengroßen Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Lucknerhaus, Glorerhütte, Salmhütte

Das Schwerteck in der südlichen Glocknergruppe ist der Hüttengipfel der Salmhütte. Seine Flanken ragen gleich hinter der Hütte gut 500 Meter steil in den Himmel. Damit ist es definiv der zweitschönste Gipfel, den man von der Salmhütte aus sehen kann - es sollte klar sein, welcher Berg der schönste in dieser Gegend ist. Außerdem ist diese Flanke südseitig ausgerichtet und apert daher immer schon im Juni aus. Deshalb hatten ich und ein Tourenpartner beschlossen, dem Schwerteck einen Besuch abzustatten. Da der Übergang zum Kellerskopf nur aus Gehgelände bestehen sollte, wollten wir diesen natürlich auch noch besteigen.

Wegen Nebel- bzw. Gewittergefahr am Nachmittag starteten wir bereits um 5:15 beim Lucknerhaus. Da es am Vorabend einen Wettersturz gegeben hatte, war es in der Früh bitterkalt, gottseidank waren die Berge erst ab ca. 3300m angezuckert. Wir wanderten über den markierten Weg in Richtung Glorerhütte, anfangs über einen Schotterweg, später über einen gut ausgetretenen Steig. Wegen der vielen Hitzetage der letzten Wochen mussten wir bis zur Hütte nur noch 2 kleine Schneefelder überwinden. Erst bei der Hütte gab es dann ein wenig mehr Schnee. 

Wir folgten dem Steig zur Salmhütte bis an die erste Geländekante. Nun konnten wir das Schwerteck - unseren ersten Gipfel - zum ersten Mal zu sehen. Die Südflanke war schon vollkommen ausgeapert, daher war klar, dass wir die Schneeketten umsonst mitgenommen hatten. Doch zuerst mussten wir den langen Weg zur Salmhütte in Angriff nehmen. Nach einem langen Flachstück konnten wir uns entscheiden, ob wir den versicherten Steig, oder den Normalweg in Angriff nehmen sollten. Wir wählten den Normalweg, der 150 Höhenmeter verliert. Wir fanden gottseidank auch hier nicht mehr allzu viel Schnee vor, daher war der Abstieg problemlos. Wir stiegen dann fast bis zur Salmhütte auf, bis wir uns unterhalb des Einstieges zum Normalweg aufs Schwerteck befanden. 

Dieser liegt am rechten Rand der Südflanke vom Schwerteck. Gleich dort war ein relativ steiler Grashang zu überwinden, um dann in die mäßig steile, breite Südflanke zu gelangen. Nur noch kurz trafen wir Gras an, schon bald ging das Gelände in eine schuttige Bratschenflanke über. Trotz des vielen Gerölls war der Aufstieg nicht allzu anstrengend, nach oben hin wurde die Flanke immer plattiger. Dabei blieben wir stets am rechten Rand der kaum steiler werdenden Flanke. Erst auf ca. 3000 Meter Höhe querten wir an den linken Rand der Flanke, da dort der weitere Aufstieg weniger mühsam war. Kurze Zeit später wurde aus der Flanke ein Gratrücken, das Gelände wurde signifikant flacher. So erreichten wir einen Vorgipfel, ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels.

Hier erwartete uns allerdings eine böse Überraschung: Der Grat zum Schwerteck sah sehr abweisend und luftig aus. Optisch ähnelte dieser Grat jenem auf der Jagdhausspitze. Gleich am Anfang erwarteten uns einige kleine Gratköpfe. Der Fels war hier sehr brüchig, die Kletterei (II) direkt an der Gratkante war furchtbar ausgesetzt. Dabei mussten wir stellenweise auch im Reitsitz vorwärtskommen. So eine schwierige Stelle gab es auf der Jagdhausspitze definitiv nicht. Nach dieser zumindest relativ kurzen Schlüsselstelle wurde es aber auch gleich wieder besser. Der Grat war zwar nach wie vor sehr schmal und ausgesetzt, und die Hände mussten nach wie vor gelegentlich zur Hilfe genommen werden (I). Aber wir kamen nun schon deutlich schneller voran, als am Anfang des Grates. Das lag auch daran, dass zwischendurch immer wieder Gehgelände über nicht allzu steil geneigte Platten dabei war. So erreichten wir dann doch relativ schnell den Gipfel des Schwertecks.

Hier konnten wir nun die schöne Aussicht genießen: Leider war die Fernsicht wegen der zahlreichen Wolken ein wenig eingeschränkt, aber die wichtigen Gipfel in der Glocknergruppe waren allesamt zu sehen: Fuscherkarkopf, Racherin, Bärenköpfe, Wiesbachhorn und natürlich der Großglockner. Aber andere Gipfel wie der Großvenediger oder der Rote Knopf waren auch noch frei von Wolken.

Nach einer kurzen Gipfelrast begannen wir mit dem Übergang zum Kellerskopf. Der Abstieg durch die Nordflanke des Schwertecks war problemlos, danach begann der sehr flache Aufstieg zum Kellerskopf. Hier mussten wir leider das eine oder andere kleine Schneefeld betreten, wir brachen gelegentlich bis zum Knie ein. Trotzdem erreichten wir ohne irgendwelche Schwierigkeiten den Gipfel vom Kellerskopf.

Wir begutachteten nun die Verbindungsgrate zum Kellersberg bzw. zur Kellerswand. Beide beinhalten Stellen im 3. Schwierigkeitsgrat, wobei insbesondere jener zum Kellersberg sehr steil und luftig ist. Weil die Wolken mittlerweile ein wenig dichter waren, rasteten wir nur kurz und machten uns gleich wieder an den Rückweg zum Schwerteck. Nach kurzer Zeit standen wir wieder auf dessen Gipfel.

Nun mussten wir wieder über den luftigen Grat absteigen, wobei ganz besonders an der Schlüsselstelle noch einmal große Vorsicht geboten war. Der anschließende Abstieg durch die Südflanke war angenehm wegen des vielen Schuttes, abrutschen war wegen der zahlreichen plattigen Stellen leider doch nicht möglich. Wir stiegen über den kleinen Grashang ab und erreichten die Salmhütte. Hier machten wir eine halbe Stunde lang Mittagspause, das Essen ist ausgezeichnet und das Personal freundlich. Danach erwartete uns der lange Rückweg zur Glorerhütte. Dabei entschieden wir uns erneut für den Normalweg. Zuletzt stiegen wir die letzten 700 Höhenmeter bis zum Lucknerhaus ab, das wir um 14:45 erreichten.

Erwähnenswertes:

1. Es gibt 2 Normalwege, um das Schwerteck bzw. den Kellerskopf zu erreichen: Man kann dieselbe Route wie wir wählen, oder man steigt vom Glocknerhaus über die Nordflanke aufsteigen. Beim Nordanstieg muss man zum Schluss vermutlich einen Gletscher betreten, eventuell kann man diesen bereits umgehen. Daher ist der Nordanstieg unter Umständen sogar leichter als der Südanstieg.

2. Der Südanstieg zum Schwerteck ist bis zum Vorgipfel einfach und wird auch regelmäßig begangen. Der Grat zum Hauptgipfel wird gleich am Anfang sehr ausgesetzt und brüchig - also eine heikle Kletterstelle im 2. Schwierigkeitsgrad. Wegen der vielen Gratköpfchen sollte diese Stelle nicht allzu schwer zu sichern sein, auch mit einem kürzeren Seil. Wer diese Stelle überwinden kann, wird ansonsten keinerlei Probleme haben. Dennoch ist bis zum Gipfel des Schwertecks wegen der Ausgesetzheit Vorsicht geboten.

3. Der Übergang Schwerteck - Kellerskopf ist vollkommen unschwierig und auch nicht allzu lang.

4. Weitere alternative Anstiege sind der Übergang vom Kellersberg zum Kellerskopf, der Aufstieg über die Kellerswand, oder auch ein Gratübergang vom Schwertkopf. Dabei handelt es sich um Klettertouren, die alle den 3. Schwierigkeitsgrad erreichen, besonders der Gratübergang vom Schwertkopf ist sehr anspruchsvoll. Die Rinnen in der Westflanke der beiden Gipfel sollten dringend gemieden werden.

5. Ein Zustieg zum Südanstieg ist sowohl vom Lucknerhaus als auch vom Glocknerhaus möglich. Vom Glocknerhaus aus benötigt man etwas weniger Zeit, dafür ist der Anstieg vom Lucknerhaus schöner und bei Schneelage deutlich einfacher.

6. Falls Schnee am Südanstieg zum Schwerteck liegt, sollte man ihn nicht begehen. Bei Nebel ist die Orientierung insbesondere beim Abstieg nicht einfach.

7. Skitouren zum Schwerteck sind zwar machbar (von Norden und von Süden), aber schwierig.

8. Der Südanstieg aufs Schwerteck ist wegen des tollen Panoramas und des nicht allzu anstrengenden Geländes sehr zu empfehlen. Auch Wanderer mit wenig hochalpiner Erfahrung können den Vorgipfel problemlos erreichen. Der Übergang zum Hauptgipfel ist nur erfahrenen Bergsteigern zu empfehlen. Wenn man die nötige Erfahrung dafür hat, dann ist diese Tour eine der schönsten in der Glocknergruppe. Ab dem Vorgipfel hat man stets den Großglockner vor Augen, sowie zahlreiche andere schöne Gipfel. Bei guter Fernsicht sieht man sogar bis in die Dolomiten.

Tourengänger: BigE17


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

I
 
Unschöner Dreitausender über der Salmhütte · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
19 Jul 10
Auf die Glorer Hütte · bikerin99
ZS
22 Apr 20
Skitour Weißer Knot · Matthias Pilz
T3+
20 Jul 19
Hohe-Tauern-Durchquerung · muellerto
ZS III
22 Jul 13
Grossglockner via Stüdlgrat · Merida
WS
2 Mär 13
Weisser Knoten · orome

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Gesendet am 1. Juli 2021 um 18:14
Interessanter Bericht! Endlich liegt ein bebildeter Besteigungsbericht über das Schwerteck bei "hikr" vor!

BigE17 hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2021 um 19:23
Danke :)


Kommentar hinzufügen»