von Gersau (436m) zum Rigi Kulm (1798m) - oder Rigitraverse von Ost nach West "light"


Publiziert von Linard03 , 18. Juni 2021 um 07:41.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:14 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ   CH-LU 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2172 m
Abstieg: 876 m
Strecke:Gersau - Vitznauerstock - Gersauerstock - Hinder Dosse - Rigi Scheidegg - Dosse - Chli Dosse - Würzestock - Schild - Rigi First - Rotstock - Rigi Staffel - Rigi Kulm (23 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Gersau, Schiffstation
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Rigi Kulm

Es bleibt nach wie vor etwas "schwierig" mit der Tourenwahl: oberhalb 2000m liegt nach wie vor Schnee, in unteren Lagen ist es schon wieder (zu) heiss. Aber im Juni habe ich nun mal keine Lust mehr auf Skitouren, auch wenn an gewissen Orten die Verhältnisse nach wie vor "ok" sein sollen. Trotzdem sollten im Hinblick auf geplante Touren wieder mal ein paar Höhenmeter vernichtet werden.

Also wollte ich das Rigi-Projekt anpacken. Die gesamte Ost-West-Traverse (oder umgekehrt) à la Tobi, Delta, Bombo u.v.a. war mir zu viel; d.h. liegt definitiv über meinen Verhältnissen. Solche Monstertouren schaffe ich nicht mehr. Bei einer kompletten Traverse stellt sich zudem das "Problem", dass der Vitznauerstock abseits der Route liegt.

Also weshalb die Traverse nicht in 2 Etappen angehen? Der Plan war, von Gersau hinauf zum Rigi Kulm zu wandern und möglichst viel von den Gipfelchen dazwischen zu besuchen. Jedenfalls sah ich im geplanten Unternehmen insbesondere auch den Reiz, vom See auf den Gipfel zu steigen, ohne Bähnli-Unterstützung.


Soweit, so gut - allerdings hatte ich das Ganze doch etwas unterschätzt. Aber der Reihe nach:


Per ÖV fuhr ich bis Gersau, Schiffstation. Die Vorfreude wurde etwas getrübt als ich feststellte, dass ich den Fotoapparat mit leerem Akku mitgenommen hatte … - dann mussten halt für heute iPhone-Fotos genügen. Bei bereits herrlichem und auch schon warmem Wetter konnte ich um ca. 8 Uhr starten (früher war aufgrund der ÖV-Anreise nicht möglich).
 
Das Dorf hinauf und den Wegweisern nach (alles gut angeschrieben). Ob jetzt Gersauerstock oder Vitznauerstock; das Rätsel würde sich später noch lösen. Etwas unschön, dass man bis Oberried (640m) auf asphaltierter Strasse gehen muss.
Bald darf man ein herrliches Panorama auf den See und das Brisengebiet geniessen. Und der Schweiss floss bereits in Strömen … Bis Oberurmi (1154m) führt der Wanderweg leider noch ein paar Mal auf asphaltierter Strasse. Danach wird es aber plötzlich steiler und felsiger.
 
Der Schlussaufstieg ist sehr steil, das grosse Gipfelkreuz des Vitznauerstocks (1452m) taucht unvermittelt auf. Einige Meter später dann die Aufklärung: zum Gersauerstock (ebenfalls 1452m) muss man einige Meter nach Osten traversieren. Der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall, denn der Blick hinunter nach Gersau ist sehr schön.
 
Nun ging’s ebenso steil auf der anderen Seite hinunter; u.a. auch über eine lange Leiter. Bei Fälmisegg (1177m) machte ich eine kurze Pause und sah erstmals eine andere Person, welche offensichtlich zum Vitznauerstock unterwegs war. Der nächste Aufstieg in Richtung Pfäng gestaltete sich bereits etwas zäh – war die Luft etwa schon draussen? Glücklicherweise folgte bald schon eine flachere Passage, auf welcher ich mich etwas erholen konnte.
 
Der nächste Anstieg führte zu P.1546 hinauf. Traf ich bis hierher nur eine Person an, war nun plötzlich ziemlich viel los; zahlreiche Wanderer waren bei diesem «Knotenpunkt» unterwegs. Ich entschloss mich zu einem Abstecher zu P.1624. Mit neuem Schwung erreichte ich diese Anhöhe bald und bemerkte, dass ich mich jetzt kurz vor der Rigi Scheidegg befand. Da ich bei der heutigen Hitze kaum genügend Flüssigkeit dabeihatte, entschied ich mich für eine kurze Einkehr auf der Gartenterrasse des Rest. Rigi Scheidegg.
 
Auf gleichem Weg zurück zu P.1546, danach erfolgte der Aufstieg zum Dosse (1684m). Auch wenn es nur ein kurzer Aufstieg war, musste ich einige Verschnaufpausen einlegen (ich weiss, die Cracks, welche locker die ganze Traverse an einem Tag machen, bezeichnen diesen Abschnitt als "langweiligen Mittelteil" ...). Den Rigi Kulm konnte man von hier aus gut sehen; war jedoch noch weit weg … Mittlerweile hatte ich grosse Zweifel, dass ich es bis zur Antenne schaffen würde.
 
Über den Chli Dosse (1669m) gings hinunter nach Rigi Unterstetten (1451m). Das nächste Gipfelchen (eher eine Anhöhe) war der Würzestock (1482m), wo ein Reservoir steht. Erneut hinunter, den Zäunen entlang bis zu einem Bauernhof. Der nächste Gipfel schien eine gewisse Herausforderung zu werden: nicht aufgrund der Topographie, aber das Gebiet zwischen Rigi Unterstetten und Rigi First scheint nur aus Weidezäunen zu bestehen …
 
Im Hindernislauf über bzw. unter den Zäunen hindurch auf den Schild (1548m). Glücklicherweise hatte sich eine grössere Kuh Herde wenige Minuten zuvor vom höchsten Punkt entfernt. Wiederum steil und teilweise weglos hinunter nach Rigi First (1480m). Ob ich hier abbrechen sollte? Ich war schon ziemlich kaputt, die Hitze machte es nicht leichter. Aber irgendwie liess es der Kopf nicht zu. Es war ja noch lange hell, ich hatte keine Eile. Aber es war bereits ein Kampf, um nach Wölfertschen aufzusteigen; ich liess kaum ein Bänkli aus, um mich etwas auszuruhen und zu trinken …
 
Ob ich mich jetzt auch noch bis zum Rotstock hinaufquälen sollte? (schon klar, zum Rotspitz geht es eigentlich fast flach hinauf ...) Aber da ich schon mal da war … Mit schweren Beinen, aber immer noch motiviert stieg ich zum Rotstock (1658m) auf. Hier genoss ich nochmals die tolle Aussicht, bevor es nach Rigi Staffel hinunterging. Es wäre jetzt verlockend gewesen, in den bereitstehenden Zug einzusteigen. Andererseits war die unübersehbare Antenne des Rigi Kulm doch sehr nahe gerückt …
 
Also raffte ich mich nochmals auf und zapfte die letzten Reserven an. Zum Glück stehen in jeder Kurve ein oder mehrere Bänkli … Schliesslich erreichte ich nach insgesamt 8 ¼ Std. (inkl. allen Pausen) die Bahnstation Rigi Kulm. Ehrensache, dass ich jetzt auch noch den «steilen Weg 170m» (Wortlaut Wegweiser) zum höchsten Punkt unter die Füsse nahm. Glücklich genoss ich das herrliche Panorama auf dem Rigi Kulm (1797m). Ausser mir waren noch weitere 5 Personen anwesend – was so gar nicht zum üblichen Rummel auf diesem Berg passen wollte, auch wenn es jetzt bereits 16.30 Uhr war.
 
Das Hotel Rigi Kulm schloss sein Restaurant mit der grossen Terrasse leider bereits um 16 Uhr, dafür war der Kiosk am Bahnhof noch offen, wo ich meinen Flüssigkeitsverlust ausgleichen konnte. Runterlaufen war von Anfang an nicht geplant, um meine Knie nicht unnötig zu strapazieren.
Erschöpft ruckelte ich deshalb mit der Bahn hinunter nach Arth-Goldau und von dort per Zug nach Hause.
 
Fazit:
Insgesamt eine tolle Tour mit phantastischem Panorama. Von Gersau bis Fälmisegg eine einsame Tour, ebenfalls der Abschnitt über Dossen, Würzestock und Schild. Die Kombination von vielen Höhenmetern, grosse Distanz und enorme Hitze war aber wohl etwas zu viel für heute. Jedenfalls für meine Verhältnisse; teilweise war ich der Erschöpfung nahe; ev. hat auch einfach die Tagesform nicht gepasst ...

Bemerkungen:
Das Wort "light" im Titel ist mehrdeutig: einerseits ist natürlich gemeint, dass es sich nicht um die ganze Traverse handelt. Andererseits aber auch, dass ich auf den Abstieg verzichtet habe und stattdessen die Bahn genommen habe. Und nicht zuletzt, dass die Tour keineswegs als leicht bezeichnet werden kann; selbst bei einer abgekürzten Version.

Etwas irritierend ist, dass in gewissen Hikr-Berichten die Wegpunkte "Würzestock und "Schild" angegeben werden, obwohl die Verfasser offensichtlich gar nicht oben gewesen sind ...

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (2)


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boerscht hat gesagt:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 11:46
Schöne Tour! auch eine interessante Variante der Rigi-Überschreitung. Letzten Samstag war ich auch dort unterwegs von Ost nach West einmal komplett drüber. Wirklich eine schöne Gegend

LG

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 22:23
Aha - für Dich sicher ein Klacks ...
Aber Du bist ja auch um ein Vielfaches jünger als ich ... ;-)


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