Pizol und Zazol via Sunnental

Ein traumhafter Skimorgen an den Hängen des Pizol

Was für ein Frühling! Der will einfach nicht schmelzen. Der Mai ist zu Ende und nach wie vor kann auf 1500 m.ü.M. mit Ski bei guten Bedingungen (!) gestartet werden. Vor einem Jahr war die Schneelage in der Ostschweiz rund 6 Wochen früher ähnlich. Das will genutzt sein und mit Kollege 3614adrian gings auf eine spannende Kombination von bekannten und unbekannten Ski-Routen um den Pizol: Während der Normalaufstieg von Furt immer noch häufig begangen wird, gibt es in den Geländekammern östlich und südlich des Gipfels fantastische Skihänge, die wohl kaum je Besuch erhalten, da sie vom Tal her nicht sinnvoll zugänglich sind, und von oben her Gegenanstiege anfallen, die das Saldo auf deutlich über 2000 Höhenmeter erhöhen. Die Abfahrt durchs Oberzanai und der Gegenaufstieg durchs eindrückliche Sunnental zum "Zazol" (treffende Namensprägung durch Polder) waren aber die Highlights dieser wunderschönen Frühlingsskitour.  

Für mich persönlich zudem ein spezieller Tag, quasi der Beginn einer neuen "Ära" am Pizol: In den letzten 15 Jahren war ich wohl gegen 50 Mal dort; immer - zumindest lose - in Verbindung mit Messungen am Gletscher. Dieser ist nun (bis auf wenige Reste) verschwunden und heute durfte ich die Region das erste Mal "nur" der Bergtour wegen geniessen. Auch in Zukunft werde ich zum Pizol zurückkehren, auch ohne Gletscher... 

Etwas nach halb fünf geht es schon ohne Stirnlampe in Furt los. Wunderschöner Sonnenaufgang kurz nach der Pizolhütte und in magischem Licht hinauf zur Wildseelücke. Wir steigen zu Fuss über die harte Oberfläche zum Wildsee ab und erreichen den Pizol nach gut 2 Stunden auf einer guten Spur. Ganz oben ist der Schnee sogar noch trocken und es liegt deutlich mehr als bei meinem letzten Besuch vor zwei Monaten... Während ich heute meine 31. Besteigung des Pizols verzeichnen kann, war es für 3614adrian das allererste Mal im Winter. Kurzer Gegenaufstieg zum Ostgipfel. Dann fahren wir in die Lücke vor dem Wildsandhorn und durch eine steile Rinne (oben >40°, bei weniger Schnee evtl. schwierig befahrbar) in eine schöne Mulde. Die Hänge ins Oberzanai sind offen und voll von der Morgensonne ausgeleuchtet. Leider hatte diese noch zu wenig Kraft für Firn. Dafür ist das Cruisen auf der harten Oberfläche und der endlosen Weite dieser perfekten Skipiste einfach genial. In Mega-Kurven rasen wir durch ein Tal mit Half-Pipe Form hinab bis Säss - Wow!

Wie weiter? Die Planung geschieht ad hoc, da wir das ursprünglich angedachte Zanaihorn abgeblasen hatten aufgrund des noch komplett schattigen Tersols. 3614adrian erblickt das Sunnental, ein steiles Seitental unter den Nordwänden des Zanaihorns. Schnell ist entschieden durch dieses aufzusteigen. Nach einer kurzen Alpenrosenpassage ist der Talboden erreicht. Sehr eindrücklich steilt das Tal immer mehr auf und ist oben fast komplett durch Ablagerungen mächtiger Nassschneelawinen eingenommen. Beim Aufstieg merken wir nun, wie stark die Sonne schon ist. Der voll ostexponierte Kessel ist ein Glutofen und ich bin ziemlich froh als wir nach unzähligen Spitzkehren im immer weicheren Schnee die Lücke unmittelbar nördlich von Pt 2672 erreichen. Eigentlich wären wir besser ins Grisptäli abgefahren, wir queren aber zu Fuss mit aufgebundenen Ski fast horizontal durch die Flanke. Dies zieht sich deutlich mehr, als zu Beginn absehbar war. Schliesslich aber wieder in schönem Aufstieg von Süden auf die runde, aussichtsreiche Kuppe des "Zazol". Kurze Abfahrt und Querung hart unter der Felswand, bis wir mit aufgebundenen Ski steil direkt zu Pt 2712 am NE-Grat des Pizol hochsteigen können. Die Wildseeluggen erreichen wir dank der harten Westflanke unter der Wildseehörnern fast ohne Gegensteigung. Danach grösstenteils immer noch harte Abfahrt bis hinunter nach Furt - unglaublich für Ende Mai!


Durchgangszeiten:
Furt: 4.36
Pizol: 6.45
Zazol (via Sunnental): 9.19
Furt: 9.56