Skitour Tödi von Punteglias mit Abfahrt ins Val Russein


Publiziert von rhenus , 2. März 2021 um 21:14.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:15 April 1982
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Tödigruppe   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2600 m

Der Stolz jedes Glarners ist der die Ostschweizer Alpen dominierende Tödi. Er wurde am 1. Sept. 1824 durch die beiden Surselver Gemsjäger Placi Curschellas und Augustin Bisquolm vermutlich über die Porta da Spescha erstmals bestiegen. Der die beiden begleitende Benediktiner-Pater Placidus a Spescha (1752 - 1833) aus Disentis, der wohl schon um 1800 mehrere Versuche einer Erstbesteigung unternahm, schaffte es aus Altersgründen nicht mehr ganz bis zum Gipfel. Auch wir bestiegen vor etlichen Jahren den höchsten Gipfel der Glarner Alpen im Rahmen einer Skihochtour von der Puntegliashütte aus bei sehr günstiger Lawinensituation und wurden mit einer super Abfahrt ins Val Russein belohnt.

Beschreibung der Tour
Mit Frinzi fuhr ich an jenen schönen Frühlingstagen nach Trun in der Surselva. Über das enge und lawinengefährdete Val Punteglias stiegen wir zur unbewarteten Puntegliashütte hinauf. Schnee lag erst etwa ab einer Höhe von ca. 1400m. Wir querten auf unserem Weg zahlreiche Lawinenzüge. Im Steilhang kurz vor der Puntegliashütte mussten die Skis etwa 300hm geschultert werden (1460hm, T3, 4 Std). In der einfachen Hütte war es sehr kalt, daher schliefen wir im Küchen- bzw. Essraum, der mit der Zubereitung des Nachtessens und tüchtigem Aufheizen angenehm aufgewärmt wurde. Am nächsten Tag fellten wir zwei alleine frühmorgens von der Camona da Punteglias in Nordrichtung auf den Glatscher da Punteglias. Auf ca. 2400m bogen wir nach Westen ab und stiegen mit zunehmender Steilheit (bis 30°) in die Furocla da Punteglias. Von hier stiegen wir westwärts hinab bis an den Fuss der Felsen des Piz Urlaun-S-Gates (ca. 2750m). Nun querten wir flach zum Glatscher da Gliems, umgingen den gegen S abfallenden schmalen Felsgrat des Porphyr und stiegen über die westliche Gletscherzunge in N-Richtung, zuletzt sehr steil (30 - 40°) und zu Fuss zur Porta da Gliems (Sicherung an der schon damals vorhandenen Kette). (PS: Am Südgrat des Piz Urlauns zerschellte am 7. Sept. 1920 ein Wasser-Flugzeug des Typs Savoia S.9 beim Überflug vom Lago Maggiore nach Finnland infolge Sabotage am Propeller. Die beiden finnischen Piloten starben bei der versuchten Notlandung auf dem Gliemsgletscher).

Auf der Gliems-Pforte standen wir wieder an der warmen Sonne und genossen den phantastischen Ausblick auf die Weite des oberen Bifertengletschers! Von der Lücke fuhren wir zuerst angeseilt ostwärts, dann Richtung Norden in die grosse Gletschermulde auf ca. 3200m des sehr gut verschneiten, oberen Bifertengletschers hinab. Nun ca. 1.2 km und 400 hm zum Sattel 3589m zwischen dem Glarner Tödi und dem Piz Russein (Simlergrat = Verbindungsgrat Piz Russein - Glarner Tödi) hinauf und mit den Ski über den NE-Grat bis zum Gipfelkreuz des Piz Russein.

Auf dem teilweise umwölktem Piz Russein blieben wir nicht allzu lange und besuchten daher auch nicht den eingehüllten Glarner Tödi. Neben uns waren nur eine Handvoll weitere Tourengänger von der Fridolinshütte aufgestiegen. So fuhren bzw. stiegen wir als einzige Seilschaft bald entlang unserem Aufstiegsweg wieder zurück zur Porta da Gliems. Nachdem wir zum Glatscher da Gliems abgestiegen waren, fuhren wir südwestwärts in die Lücke 2994m. Dann folgte die prachtvolle Abfahrt in der 1000m hohen Cordas-Runse in südwestlicher Richtung zur Alp Russein Sura. Die obersten 200 hm sind mit 35 - 40° sehr steil, wir konnten sie dank viel Schnee in bestem Sulz komplett befahren. Dann fuhren wir das lange Val Russein hinaus soweit noch Schnee lag. Die letzten etwa 3 km gings per pedes bis zur Brücke Punt Grondo, von dort mit Autostop zu unserem Auto in Trun.

Tödi-Panorama von Albert Bosshard
Der Tödi ist infolge seiner Höhe ein hervorragender Aussichtsberg und er war damit auch ein idealer Standort für die Panoramazeichner des 19. und frühen 20. JH. Zwischen 1903 und 1916 stand der Kunstmaler und Panoramazeichner Albert Bosshard (1870 - 1948) 50 Mal (!) auf dem Gipfel des Tödi. 1903 erhielt er nämlich vom SAC den Auftrag für ein koloriertes Tödi-Panorama. Zwölf grossformatige Blätter mit einer Gesamtlänge von 7.5m sollten es werden - eine gewaltige Sisiphusarbeit. Bosshard liess sich nicht abschrecken, doch letztlich erwies sich das Projekt als zu ambitiös. Das Werk blieb unvollendet, immerhin 4 künstlerisch überzeugende, sehr schöne Blätter mit naturgetreuer Darstellung gab Bosshard heraus. Der erfahrene Bosshard zeichnete zuvor u.a. das Hörnli-Panorama (1896), das Sulzfluh-Panorama (1899) und das Panorama von Rapperswil (1907). Im 20. JH löste die Bergfotografie die im 19. JH weitverbreitete Panoramazeichnung zunehmend ab.

Leider nur noch ein Originalfoto unserer schönen Skihochtour greifbar




Tourengänger: rhenus


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