Tödi (3614 m) via Punteglias-Hütte


Publiziert von gero , 12. März 2011 um 17:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:11 September 2008
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Tödigruppe   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1720 m
Abstieg: 1720 m
Strecke:Punteglias-Hütte - Porta da Gliems - Tödi
Kartennummer:LK der Schweiz Nr. 1213 (Trun), Nr. 1193 (Tödi), je 1:25.000

Es ist ja kaum zu glauben: der Aufstieg auf den Tödi von der Punteglias-Hütte ist hier noch kaum beschrieben - ich will deshalb nachträglich diese Tour auf den Tödi schildern, die ich mit Erwin unternahm.

Der Aufstieg zur Puntegliashütte erfolgt von Trun, genauer gesagt vom Punkt Cartatscha (1003 m, einige wenige Parkmöglichkeiten), auf einem Sträßchen zu erreichen, das in Trun genau gegenüber des Bahnhofes abzweigt. Ziemlich steil geht es in das Val Punteglias hinauf, immer der Beschilderung folgend. Nach knapp 2 Std. wird die weitläufige Alp da Punteglias (1631 m) passiert, an derem hintersten Ende eine Talstufe hinaufleitet zur längst sichtbaren Camona da Punteglias (2311 m); zwischen 3 und 4 Std. sind für den Aufstieg zu veranschlagen.

Die Puntegliashütte liegt in aussichtsreicher Lage, es handelt sich um eine relativ kleine, urgemütliche Hütte - von der es bis auf den Tödi noch weit ist. Am nächsten Morgen heißt es deshalb schon früh aus den Federn kommen - noch am Vortag erforschte ich jedoch den Zustieg Richtung Fuorcla da Punteglias, ein sehr nützliches Unterfangen, da der Weg durch eine unübersichtliche Blockwüste führt und morgens im Dunkeln schlecht zu finden ist.

Wir verließen gegen 3 Uhr die Hütte und folgten im Licht der Stirnlampen dem Steig ins hintere Val Punteglias; er überquert den Bach bei einer funzelnden Leuchte, die als Markierungspunkt im Stockdustern gute Dienste leistet. Danach führt der Steig über plattiges Blockwerk und ist nur noch schlecht auszumachen. Weiter oben hat man im Bereich einer weiteren Leuchte die Möglichkeit, direkt Richtung Fuorcla da Punteglias im Grund eines kleinen Seitentales nach Westen einzuschwenken - oder dessen nördliche, moränenartige Seitenhänge zu erklimmen (in beiden Fällen gelegentliche Pfadspuren, KEIN gut erkennbarer Weg). Wir wählten die zweite Möglichkeit - weniger aus Überzeugung, sondern weil wir im Dunkeln keine bessere Möglichkeit sahen. Wir erreichten so unschwierig, aber mühsam und etwas anstrengend einen Punkt oberhalb der Fuorcla da Gliems (2814 m) (dieser Punkt wird im Clubführer Glarner Alpen als "Obere" Fuorcla da Gliems bezeichnet) und mußten von hier aus westseitig ein Stück absteigen, um auf den nun wieder deutlichen Verbindungsweg zwischen Fuorcla da Gliems und Glatscher da Gliems hinunter zu gelangen.

Man sieht schon: ich ringe etwas nach Worten, sowohl Beschreibung als auch Wegfindung vor Ort sind nicht trivial, der vielzitierte "Blick fürs Gelände" (soweit das im Dunkeln möglich ist) sowie Karten- und Führerstudium sind hier unerläßlich.

Den Glatscher da Gliems beschritten wir auf seiner Ostseite; wir hatten den Eindruck, das es hier kaum Spalten geben würde und verzichteten deshalb auf das Seil. Zunächst ist die Neigung mäßig, der Gletscher wird dann aber zur scharf eingeschnittenen Porta da Gliems hinauf deutlich steiler. Man lasse sich nicht von einer bequem errichbaren, viel niedriger gelegenen Scharte anlocken, die am Westrand dieses Gletschers liegt - dort geht es nicht weiter! Man muß - wie gesagt - steil hinauf zur etwas furchteinflößenden Porta da Gliems (3260 m), die entlang einer gebänderten Felsflanke an Ketten erreicht wird. Dieses Felsgelände ist im Aufstieg bequemer zu begehen als im Abstieg: beim Rückweg sprudelte aus der Scharte ein üppiger Schmelzwasserbach über die Bänder hinunter, alles war unangenehm glatt.

Gegen 8 Uhr hatten wir die Porta da Gliems überschritten, hier ist erstmals der Tödistock einsehbar und damit das Ziel in Form des Piz Russein zu erkennen. Der weitere Zustieg besteht nun in der langen, aufsteigenden Querung des spaltenreichen Bifertenfirns; Firnausrüstung ist hier eine Selbstverständlichkeit. In mehreren Aufschwünden leitet die Spur am Westrand des Gletschers aufwärts, zuletzt wird der lange Sattel zwischen Piz Russein und Glarner Tödi erklommen, und kurz darauf war es geschafft: um 10:30 Uhr standen wir mit dem Piz Russein (3614 m) auf dem Kantonshöhepunkt von Glarus.

Ein recht unangenehmer Wind pfiff aus allen Richtungen, aber was uns größere Sorge bereitete, war der trübe Dunst, der in ziemlicher Eile den bislang recht blauen Himmel eintrübte. In Anbetracht der dadurch eingeschränkten Aussicht und des langen Rückweges verzichteten wir auf eine ausgiebige Gipfelrast und machten uns bald wieder an den Abstieg. Nachdem der Bifertenfirn gequert ist, heißt es zur Porta da Gliems rund 100 Höhenmeter hinaufzuschnaufen - immer diese lästigen Gegenanstiege!

Und dann kam mit dem Abstieg zum Glatscher da Gliems entlang der Ketten ein weiterer unangenehmer Kontrapunkt; wie schon oben erwähnt, sprudelte ein munterer Bach das Gefels hinunter, alles war glatt und schmierig, ich hangelte mich zeitraubend, aber vorsichtig mit Selbstsicherung an der Kette hinunter. Den Glatscher da Gliems begingen wir auch im Abstieg seilfrei - er war auf Grund der späten Jahreszeit ziemlich aper und etwaige kleine Spalten an seinem Ostrand leicht zu vermeiden.

Diesmal querten wir zur "richtigen" Fuorcla da Punteglias hinüber (nochmals ein Gegenanstieg!) und stiegen durch die Steinwüste des eingangs erwähnten Seitentales hinunter zur Puntegliashütte. Mit den letzten hastigen Schritten erreichten wir die rettende Hüttentür - bevor sich draußen ein heftiges Nachmittagsgewitter entlud. Das war minutiöses Timing über einen fast 12-stündigen Bergtag hinweg!

Wir waren übrigens an diesem frühherbstlichen Tag die einzigen Besteiger des Tödi - sowohl von dieser Seite als auch von den Fridolinshütten aus war keine zweite Partie am Berg.

MunggaLoch hat hier *Glarus - Tödi 3614m eine weitere Beschreibung der Tour und einen GPS-Track veröffentlicht.

Tourengänger: gero


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Kommentare (5)


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MunggaLoch hat gesagt: ;-)
Gesendet am 13. März 2011 um 11:37
Dann wart ihr ja fast in unseren Spuren unterwegs ;-) War ja nur eine gute Woche nach uns...
Grüsse!

gero hat gesagt: RE:;-)
Gesendet am 13. März 2011 um 11:41
Genau ... hätten wirs gewußt, wären wir eine Woche eher gekommen!

Ebenfalls Grüße!

MunggaLoch hat gesagt: RE:;-)
Gesendet am 13. März 2011 um 11:51
Am 11. waren wir im Wallis... Aber das Wetter hat sich kurz danach ziemlich verschlechtert...

Felix hat gesagt: noch so eine Gewaltsleistung ...
Gesendet am 17. März 2011 um 14:37
und ein toller Bericht einer anspruchsvollen Tour; gratuliere lieber Georg!

lg Felix

grafgeorg hat gesagt: Anfrage
Gesendet am 17. August 2017 um 12:30
Ein schöner Bericht zu einer beachtenswerten Tour. Gratuliere. Allerdings meine ich, dass es im vierten Abschnitt des Berichts heissen muss: "Wir erreichten so unschwierig, aber mühsam und etwas anstrengend einen Punkt oberhalb der Fuorcla da Puntiglias (2814 m) usw."


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