Strahlhorn (4190 m) Normalroute, Brittaniahütte, 14. 8. 20


Publiziert von getphilipp , 9. Februar 2021 um 19:14.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:14 August 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Unterkunftmöglichkeiten:Quer

Übersicht
Einleitung
Mi 12. 8. 20 Fahrt nach Saas Grund mit Ingo, Klaus-Peter und Harald. Treffen mit Marko und Uwe im Hotel Primavera, Saas Grund und Übernachtung dort.
Do 13. 8. 20 Mit Ingo Aufstieg zur Brittaniahütte und Erkundungstour zum Allalingletscher. Übernachtung auf der Brittaniahütte mit allen
Fr. 14.8.20 Klaus Peter und Marko steigen ab. Marko reist ab. Harald und Uwe machen Mittaghorn. Ingo und ich Strahlhorn, 2:45 Aufstehen, 3:00 Frühstück, 4:15 Abmarsch, 11:45 Gipfel, 12:15 Abstieg, 17:15 Ankunft Brittaniahütte. Übernachtung dort zu 4.
15. 8. 20 Harald und Uwe machen Allalinhorn, Normalroute mit Metro. Ingo und ich steigen ab zum Stausee Mattmark, Weiter nach Saas Almagell. Bus nach Saas Grund. Klaus-Peter, Uwe, Ingo und ich fahren noch am abend nach Hause. Harald bleibt in Saas Grund um einen Kumpel in Zürich zu besuchen.
16. 8. 20 5:00 Morgens Ankunft zu Hause.
Nachbetrachtung

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Einleitung


Klaus Peter, Marko, Ingo, Uwe und Enrico wollen jedes Jahr einen Berg machen, immer höher und am Ende den Mont Blanc. Es fielen Watzmann, Zugspitze, Grossglockner und Ortler. Harald ist zum ersten mal dabei, hat aber einen Haufen 4000er mit dem SAC gemacht.  Enriko kam nicht mit. Ich war nur am Ortler dabei. Habe die "leichten" 4000er und noch ein paar andere.  Im Vorfeld gab es wieder eine Spaltenbergungsübung mit Thomas, Tourenleiter der DAV Sektion. Thomas kam nicht mit.


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Mi 12. 8. 20 Klaus Peter und Ingo holen Harald und mich in am HBf  um 7:00 ab. Wir gehen kurz einkaufen. Ich kaufe Kekse, Brot, Käse und Croissants.

Kurz vor Saas Grund essen wir in einer Pizzeria. Ich nehme Penne arrabiata. Manche trinken Bier.


Wir kommen 21:30 in Saas Grund an. Uwe und Marko sind schon da. Manche trinken Bier.     

Ingo hatte am Vorabend bei der Pension in Saas Grund angerufen. Er hatte dort auf meine Empfehlung hin reserviert. Ich habe schon einige Male dort übernachtet. Diesmal hatte Sie uns vergessen. Ihre Tochter hätte ein Hotel. Da könnten wir für 10 E mehr rein. Keine Küche.  

Im Auto hatte ich vorläufig erreicht, dass wir planen, am nächsten Tag 6:00 aufstehen, 7:00 los. Ich habe im Kopf dass am Wasserspeicher in Saas-Almagell die Aufstiegsroute zur Brittaniahütte los geht. Den Wasserspeicher verwechsele ich mit dem Stausee von Mattmark und bitte Klaus-Peter, Uwe zu sagen er solle einen Bus an den Stausee Mattmark suchen. Der beauftragt Marko. Zum Stausee Mattmark fährt erst um 9:00 einer. Irgendwann hat Marko Frühstück für alle ausser Ingo und mich für 8:00 bestellt. Das Missverständnis klärt sich später am Abend. Wir finden heraus das vom Stausee Mattmark auch eine Route auf die Brittania geht und wir finden auch heraus dass nach Saas Almagell früher ein Bus fährt und es von dort 15 min laufen zum Speicher ist. Ingo und ich bleiben bei 6:00 aufstehen. 7:13 Bus nach Saas Almagell, dann zum Speicher und hoch laufen. Wir haben 2 3er Zimmer. Ingo, Klaus-Peter und ich in einem, Harald, Uwe und Marko im anderen.


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Do 13. 8. 20

Ingo will mit seinem mitgebrachten Wasserkocher Wasser kochen. Sein Stecker passt in keine Steckdose. Wir erkunden die Essaal und Bargegend des Hotels. Irgendwann zieht er einen Kaffee aus der Maschine. Ich einen Espresso. Der ist gut. Dann noch einen.

Wenn ich mich recht erinnere verstaue ich meine schwarze Softshell Jacke nach dem Frühstück unter der Rucksackklappe. Das war das letzte Mal dass ich sie sah.

Ich esse Brot und Käse.

Um 7:13 nehmen wir den Bus in Saas Grund Post bis Saas Almagell. Man muss beim Fahrkartenkauf beim Fahrer Maske tragen. Beim Sitzen darf man sie abziehen.

Um 7:30 laufen wir in Saas Almagell los. Aufstieg beginnt am Wasserspeicher. Wie ein paar Jahre vorher nach halb durchzechter Nacht mit Armin, Bene und Baldur fürs Allalin.

Ich sehe 1-2 Murmeltiere. Wir hören sie pfeifen.

Wir sehen Edelweiss und den Weissmies.

Wir machen eine Pause auf 2500-2600. An einem kleinen Rinnsal. Ich trinke. Ich habe um Gewicht zu sparen kein Wasser im Rucksack.

Heute soll die Regenwahrscheinlichkeit am Grössten sein. Danach abnehmen.

Ich entdecke dass die Jacke fehlt.

An der Stelle wo die Route von Plattjen einmündet die ersten Leute. Ein Paar. Er lange dünne Beine, Mitte 50, in kurzen Hosen. Beide schnell, halbhohe Schuhe, kleine Rucksäcke.

Auf ca 2700, wir steuern auf den Chessjengletscher zu und das Wetter verschlechtert sich.  Regentropfen. Ingo meint, wir müssten schnell Richtung Hütte machen. Sonst erkälten wir uns. Er will er den Steigeisentest verschieben. Ich ziehe Regenhose und - Jacke an und halte das Tempo. Es bleibt bei leichtem Regen. Ingo eilt davon, es ist nicht mehr weit zur Hütte.

Gegen Mittag sind wir an der Brittaniahütte. Ingo freut sich über die Aussicht. Zu recht.

Wir werden eingewiesen. Bettenlager. Betten 102-108 oder so, für 6 Personen. Wir sollen am besten eine Zahlung machen, mit einer Kreditkarte, für die ganze Gruppe, oder jeder sofort in bar. Frühstück für das Strahlhorn ist um 3, Weckruf um 2:45. Frühstück kostete zwischen 12 und 15 Franken. Ich bestelle es ab. Für heisses Wasser für Espresso berechnen sie 4 Franken, wie für einen ganzen Liter heisses Wasser, oder so viel wie für einen gekauften und der gekaufte ist nicht schlecht. Ich hatte im Aufstieg wilden Thymian gepflückt und in der Hütte aufgiessen lassen. Abendessen ist um 7. Ich bestelle für heute ein vegetarisches.     

Zu Mittag esse ich eine Tagessuppe (Gemüsebrühe) mit eigenem Brot und Wurst. Wir vereinbaren 13:30 los auf Erkundungstour. Legen uns 20-30 min hin. Ich stelle den Wecker. Bin sicher kurz weg. Nach dem Aufstehen den ersten und letzten eigenen Kaffee. Und Schokoladenkekse. Als wir gerade fertig sind kommt Uwe an. Klaus-Peter sei langsam, glaube Marko ist 2. , dann Harald.

Dario, der Hüttenwart versucht eine Leiter ans Haus zu legen um oben an die Solarzelle zu gelangen. Ich halte ihm etwas die Leiter. Irgendwann bedankt er sich, den Rest würde er alleine machen. Ob ich ihn noch etwas fragen dürfe. Aber sicher. Wir wollen eine Erkundungstour fürs Strahlhorn machen um den Einstieg zu verstehen. Es gäbe zwei Einstiegsrouten, meint er. Ich las dass unterschiedliche SAC Gebietsführer (Bücher) unterschiedliche Einstiegsrouten vorschlagen. Er meint, eine geht über einen Sattel etwas oberhalb des Endes des Hohlaubgrates und über ein Schneefeld, unterhalb des Sattels. Die andere umgeht den Fuss des Hohlaubgrates links. Ich frage, was es bringt über den Sattel zu gehen. Ja, man würde sich die Unübersichtlichkeit, die durch die (aperen meint er wohl) Spalten und das Geröll entstünde sparen. Ich brauche etwas, bis ich verstehe, dass er vorschlägt über die untere Route hin und über die obere zurück zu gehen, so dass man beide gemacht hat und für den nächsten Tag entscheiden kann. Das scheint mir eine gute Idee.

Die Gruppe sitzt vor der Hütte in der Sonne am Tisch. Mit etwas Verspätung brechen Ingo und ich auf. Mit der blauen Markierung für Bergweg SW abwärts Richtung Hohlaubgletscher.  Unser Weg is zunächst identisch mit dem Bergweg der zum Stausee Mattmark führt und über den Uwe, Klaus-Peter, Harald und Marko hoch gekommen sind. Blumen am Wegrand. Lila, gelb, weiss, rosa, orange, rot. Unten der Hohlaubgletscher ist aper und gesteckt. Wir überqueren ihn entlang der Steckung problemlos ohne Steigeisen. Dann steigt der markierte Weg ab, bevor er den Gletscherabfluss überquert. Wir würden lieber den Fluss überqueren ohne Höhe zu verlieren, aber es gibt zu viel Wasser. Wir suchen eine Weile erfolglos nach einer Stelle. Dann steigen wir mit dem Bergweg ab. An der Stelle wo dieser den Fluss quert sind Steine in den Fluss gelegt. Mithilfe unserer Wanderstöcke  geht es gut. Der Weg steigt dann weiter ab und wir müssen ihn verlassen. Über kleine Blöcke und festes Geröll aber ohne Steinmännchen kraxeln wir wieder hoch, den letzten Felsen des Hohlaubgrates anpeilend.  Weiter oben wieder vereinzelt Steinmännchen im Geröll. Dario hatte links vom Fusse des Grates einen Block auf dem Allalingletscher angewiesen. Der sei so gross wie die Hütte. Wenn wir denselben meinen ist er eher so gross wie ein Auto. Um auf den Gletscher hoch zu kommen muss man eine Randkluft überwinden. Aper, Blöcke, Geröll, Erde, Eis. Ingo hält sich an den Felsrand des Hohlaubgrates, ich versuche es früher. Finde eine Felsbrücke über die Kluft die an einen leicht geneigten Eishang führt und dieser auf den Gletscher. Der Hang ist mit Steigeisen einfach. Ich bin dann oben. Ingo und ich entzweien uns etwas, bleiben aber weitgehend in Sichtweite. Irgendwann kommen wir in der Nähe des angewiesenen Blockes wieder zusammen. Auch hier ist der Hohlaubgletscher noch meist aper.

Wir haben die grosse Fels(halb)insel am Fuss des Hohlaubgrates links umrundet. Wir versuchen zu sehen ob von rechts die obere Einstiegsroute herunterkommt. Sieht aber bisher nur nach etwas steilerem Geröllhang aus. Obwohl der Anfang eines Sattels zu erkennen ist. Vielleicht wird es deutlicher wenn wir etwas weiter gehen. Der Nachmittag ist fortgeschritten. Wir seilen uns an, zur Übung und da einige Flecken verschneit sind. Zieharmonikamethode. Wir beschliessen, noch 15 min weiter zu gehen und auf die praktische Erkundung der oberen Route zu verzichten. Nach den 15 min sind wir auf 3060-3080 m am Allalingletscher. Gerade wieder auf Höhe der Hütte. Die obere Route wird wohl ziemlich am SW-Ende des Sattels herunterkommen, also ziemlich weit Richtung Rimpfischhorn. Weg -oder Trittspuren sind nicht zu sehen, auch hier nur Geröll, aber etwas flacher.  Wir kehren um. Wir haben die untere Route erkundet und sie ist machbar. Wir gehen über denselben Weg zurück. Einige Leute sind auf dem Klein-Allalin zu sehen, 3070, 10 min Aufstieg von der Brittania. Zwischen 5 und 6 nachmittags sind wir wieder zurück an der Brittaniahütte. Auf dem Rückweg scheint Ingo deutlich schneller. Ich frage ihn - zum ersten Mal heute - ob er das Seil möchte. Selbstverständlich, meint er und entschuldigt sich, dass er es nicht von selber nahm.

An der Brittaniahütte gibt es fliessend Wasser. Im Waschraum. Ich wasche mich mit dem mitgebrachten Waschlappen. Ziehe Wechselwäsche an. Strecke den Rücken. Verspannte Schultern wegen dem Rucksack.
 
Ingo hat drei Eisschrauben aus der Ausleihe. Hat immer alle drei dabei, auch am Gipfeltag. Alle ausser mir haben alle einen Helm dabei. Diesmal bereue ich es - auch wenn mir nichts passiert. Ingo hat am Gipfeltag den Helm im Rucksack.
 
Wir sprechen über Seilschaftsaufteilung. Uwe meint, wir gehen alle sechs zusammen am Seil. Wir hätten 14 h Zeit. Ich bin für zwei Seilschaften. Ingo will auch eine 6er-Seilschaft. Ich sage, dass könne man nicht planen. Man geht unangeseilt los. Dann binden sich 2 3er zusammen. Und wenn es angebracht sei wird daraus vielleicht eine 6er gemacht. Harald gibt mir recht. Uwe willigt ein sagt aber, es darf nicht eine Seilschaft los ziehen.  Es kommt noch die Idee auf, über die obere Route einzusteigen. Ich erwidere dass wir die nicht kennen. Uwe meint, wenn Ingo und ich die untere Route erkundet hätten, sollten wir die untere Route nehmen.
 
Kann nicht schlafen. Natürlich. Unverständliche Gedichte. Kriege keine Strophe gelesen. Musik aus dem MP3-Spieler. Geile Scheibe, aber hilft auch nicht. Irgendwann schlafe ich ein.
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Freitag
 
Ich schätze, ich habe drei Stunden geschlafen, von 23:15 bis 2:15. Jedenfalls bin ich um 2:15 wach. Überlege die Tour abzusagen. Mit 3h Schlaf hat es keinen Sinn. Ich gehe runter eine rauchen. Ein Gast steht im Treppenhaus vor dem Poster der SAC-Karte.
 
Hüttenpersonal: Dario, der Wirt. 2 junge Frauen, die wohl nur ein paar Wochen hier oben sind, 2 Frauen, die wohl länger hier oben sind.
 
Ich komme wieder hoch. Stirnlampe mit Rotlicht. In 20 Minuten ist wecken. Ich versuche ohne nachzudenken im Schein der Stirnlampe die Kontaktlinsen an zu ziehen. Mit Angst, eine zu verlieren. Augen brennen. Wollen nicht aufbleiben. Irgendwann habe ich sie drinnen. Ich habe mir das Gesicht gewaschen und mich gekämmt. Ohne an die Tour zu denken. Bereite mich vor. Inzwischen war der Weckruf. Ich komme zurück ins Lager. Mache das Licht an. Es sind eh alle in Bewegung. Langsam erhebt sich unsere Gruppe. Ingo fragt, was ich mache. Mich vorbereiten. Ich frage, was er macht. Er verdreht die Augen und erhebt sich.
 
Diskussionen über das Wetter. Uwe und Harald lehnen aus dem Fenster raus in die Nacht. Draussen nieselt es. Wir sitzen am Frühstückstisch. Marko, Uwe und Harald reden über das Wetter. Ich sage nichts.
 
Frühstück hatte ich abbestellt. Um 12-13 CHF zu sparen. Für das Aufgiessen von meinem Kaffee berechnen sie 4 CHF. Der Espresso kostet 4. Ich trinke jeden morgen 2. Macht 8. Sie haben zum Frühstück ordentliches Brot und Käse, auch wenn den keiner isst. Vielleicht auch Filterkaffee. Weiss nicht ob es klug war das Frühstück abzubestellen. Der Espresso von dort schmeckt und meiner auch.
 
Jemand fragt mich, was wir machen. Ich meine, das müsse jeder für sich persönlich entscheiden. Es gäbe keine objektive Ansicht. Ingo bejaht. Uwe guckt Ingo an und meint es hätte keinen Zweck. Es sei dunkel und würde regnen. Da würde man nichts sehen. Ich sage, dass man nicht andere demotivieren sollte, oder sowas. Klaus-Peter will absteigen. Er hätte schlecht geschlafen – es sei nichts gegen uns. Harald meint, wenn wenigstens die Wettervorhersage für später besser wäre würde er mitkommen. Aber so nicht. Marko liest Wetter auf dem Smartphone vor. Regen, Schnee, wolkig, je nach Tageszeit. Ich weiss es nicht mehr genau. Ich erwidere dass ein Berg ein Mikroklima hat und das könne anders sein. Ich würde einfach mal loslaufen. Ingo will das auch.
 
Ich sage Harald noch, dass sie das Mittaghorn machen können. Es sei ein schöner 3000er. Harald erzählt es Uwe. Der meint, irgendwas müssten sie machen.
 
Ich hatte am Vortag Ingos Steigeisen in den Schuhen angeguckt. Meinte er sollte sie etwas enger machen. Er tut es. Hinten die Noppe stösst immer noch nicht an. Ich meine, zum Test solle er es noch etwas enger versuchen. Er zeigt mir, dass zwei weitere Noppen, vielleicht auch hinten, aber nicht so weit, anstossen. Ich meine, es sei OK so. Sie halten den Tag über. Es sind normale. Meine halb-automatischen lösen sich einmal.
 
Es gibt mit uns 4 Seilschaften, die auf das Strahlhorn wollen. Den Überblick bekomme ich am nächsten Tag. Heute morgen rede ich draussen mit dem Mitglied einer Gruppe. Sie wollen über die obere Route einsteigen. Ich meinte, wir hätten es nur geschafft die untere Route zu erkunden. Würden deswegen die Untere nehmen. Er meinte sie hätten einen Bergführer, der ihnen hoffentlich den richtigen Weg zeigen würde.
 
Ingo fragt, was ich davon halten würde, der Gruppe mit dem Bergführer in einigem Abstand zu folgen. Ich halte nichts davon. Die Bergführer mögen es im allgemeinen nicht, wenn sich Fremde an ihre Gruppe hängen. Er muss auf Kosten des zahlenden Gastes die Verantwortung teilen. Ausserdem kann man im Dunkeln die Gruppe verlieren, selbst wenn sie Stirnlampen dabei hat. Wir haben die untere Route erkundet und als machbar empfunden. Die Obere kennen wir nicht.
 
Um 4:15 brechen Ingo und ich auf. Es nieselt etwas. Aber einigermassen Sicht. Die ersten blau-weissen Bergweg-markierungen sind gut zu erkennen. Nur unten, in der Talsohle wo wir den Fluss überqueren müssen ist eine Wolke. Nach der Flussüberquerung müssen wir vom Bergweg ab. Diese Aussicht macht mir etwas Sorgen. Aber man kann ja erstmal mit den Markierungen runter zum Fluss. Da spricht nichts dagegen. Ich erwäge für mich, ob wir dann da unten um kehren. Aber erstmal los.
 
Am Vortag gab es Sicht auf das Strahlhorn, bis auf auf den Gipfel. Der war in Wolken. Das Fluchthorn war ganz frei. Allalin und Rimpfischhorn vielleicht auch. Man sieht, wenn es keine Wolken gibt, von der Hütte fast den kompletten Hohlaubgrat aufs Allalin.  
 
Uwe bat mich am Vortag dass ich am abend nochmal auf die Passung seiner Steigeisen gucke. Ich willigte ein. Wir machten es nicht.

Heute geht der Abstieg zum Hohlaubgletscher gut, man sieht die Farbmarkierungen. Ingo hat eine starke Stirnlampe. Grösser und schwerer aber auch deutlich heller als meine Petzl. Dazu sieht er vielleicht eh etwas besser. Hat halt keinen Bürojob wie ich. Er sieht ab und zu Markierungen bevor ich sie sehe. Auch hat er gestern – zur Einübung – die Aufstiegsroute – und- zur Übung und zur  Sicherung des heutigen Tages- die Erkundungstour elektronisch aufgezeichnet. Auf dem Smartphone versteht sich. Heute morgen kontrolliert er mal. Unten, im Dunkeln, im Geröll kurz vor dem Hohlaubgletscher verlieren wir auch mal kurz die Markierungen. Die Aufzeichnung verstärkt mein Sicherheitsgefühl. Ingo meint, wir seien etwas von der gestrigen Route abgewichen. Irgendwann stehen wir auf dem Hohlaubgletscher vor der 1. Steckung. Vielleicht ist jetzt schon der Nebel am Fluss verschwunden. Weiter unten ist im Restlicht noch Nebel zu sehen. Man sieht den Fuss des Hohlaubgrates und die Sicht bis dahin ist frei. 20 Minuten, nachdem wir die Hütte verlassen haben hat der Nieselregen aufgehört. Für den Rest des Tages bleibt es trocken. Ich denke an die Wetterdiskussionen in der Hütte.
 
Um die Hütte ist oft eine Wolke. Die Route zum Strahlhorn bleibt frei bis auf 3800 oder so.
 
Zur Wegbeschreibung benutze und empfehle ich (so nötig) den SAC-Führer für die gesamte Route. Und natürlich an der Brittaniahütte nach den aktuellen Verhältnissen zu fragen. Meine Standardfrage ist inzwischen, ob zur Zeit Leute hoch gehen. Die junge Frau von der Hütte meinte die Verhältnisse seien momentan super. Es würden jeden Tag Leute hoch gehen. Sie würden es schon garnicht mehr notieren.
 
Ingo's Lampe ist stark, lenkt aber auch ab. Statt dass ich mich über meine freue, finde ich sie dunkel.

Man sieht die Lichter von 1-2 Seilschaften die die obere Route nehmen.

Über den gesteckten Hohlaubgletscher. Am Rand wieder Vorsicht da das Eis zum Teil etwas dünn ist. Mit blauen Markierungen etwas abwärts. Wir überqueren den Fluss an der Stelle zu der uns wie gestern die blaue Farbmarkierung bringt. Das Wasser scheint niedriger als gestern nachmittag. Ingo meint, hier hätte jemand aufgeschichtet. Oder der Wasserpegel hängt von der Tageszeit ab. Nach Querung des Flusses peilen wir gemeinsam die Route. Direkt oder schräg den Blockhang hoch? Wir einigen uns auf schräg.
 
 
Den Blockhang hoch. Oben sind wieder vereinzelt Steinmännchen.

Jetzt gilt es, auf den Allalingletscher zu kommen.
 
Ich habe zwei Ausdrucke der SAC-Karte mitgenommen, die ich vom Netz als PDF-Datei heruntergeladen habe – einen habe ich Harald gegeben. Harald und ich haben auf der Hinfahrt die  Route im SAC-Führer gelesen und  -erst jeder für sich- auf dem Papier markiert, dann verglichen und sind zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Meinen markierten Ausdruck habe ich in der Hosentasche.

Ingo und ich machen es wie gestern. Halten uns an der Südwand des Hohlaubgrates mit Tendenz zur Kluft so dass wir sehen wo eine Fels-oder Eisbrücke über die Kluft führt. Vielleicht queren wir die Kluft mit der selben Fels und Eis-brücke wie gestern. Ich ziehe meine Steigeisen an obwohl ich weiss, dass oben gleich noch Fels kommt. Ingo geht -gestern wie heute- hier noch ohne Steigeisen. Dann sind wir auf dem Allalingletscher. Wir erreichen wieder den Block auf dem Gletscher den uns gestern Dario angewiesen hatte. Der Gletscher ist zunächst noch aper mit wenig Spalten. Dann werden es mehr, zum Teil auch verschneite.
 
Ingo hat manchmal auf dem aperen Teil Angst vor Spalten und will auf den verschneiten Teil, da er dort Spuren sieht. Ich versuche am nächsten Tag ihm zu erklären, was aper bedeutet, dass man nicht einsinkt, während man im verschneiten Teil auch da wo Spuren sind einsinken kann. Aber jetzt ist es morgen und der Schnee noch hart, hoffentlich. Wir sind wieder auf 3070 m, so hoch wie die Hütte. Seilen uns an. Zieharmonikamethode. 3 gleich lange Seilstücke, Bremsknoten. Dann geht es weiter. Zum Teil über den verschneiten Teil am Rand, zum Teil über Eis.
 
Wir sehen wie vom rechten Rand des Sattels, also dem näher am Strahlhorn liegenden Teil, im Hohlaubgrat eine Gruppe herunter kommt, die die obere Zustiegsroute genommen hat. Also dort wo wir es gestern vermutet hatten. Dort wo der Block-oder Geröllhang am flachsten ist. Wir stossen von hinten zu dieser Seilschaft. Es ist Tag geworden. Teils bewölkt, aber – bis auf den Gipfel des Strahlhorns- haben wir Sicht auf unserer Route gehabt. Der Allalingletscher zieht sich hoch bis zum Adlerpass. Zum Strahlhorn seien es 8km, stand auf einem Schild, da standen aber auch noch entferntere Ziele, war wohl Luftlinie gemeint. Links sieht man das Fluchthorn und den unteren Teil des Strahlhorns. Gletscher, verschneite Gletscher, abbrechende Seracs. Rechts, erst die steile Felswand des Hohlaubgrates, dann ein Eis-oder Firnhang der zur Aufstiegsroute des Rimpfischhornes führt. Das Rimpfischhorn ist rechts von uns, in Form einer langen hohen Wand, die Normalroute umrundet es von rechts. Wir sehen eine Seilschaft dort aufsteigen. Gestern kamen wir mit jemand ins Gespräch, der meinte, sie wollten es heute versuchen, vielleicht sind sie das. Die Normalroute aufs Rimpfischhorn hat WS wie die Normalroute aufs Strahlhorn. Scheint wohl etwas technischer und es ist mehr Zeit angegeben.
 
Wir sollen jetzt - laut Gebietsführer- eine Mulde am Fuss des Rimpfischhornes mit Abstand umgehen. Links von dieser steigt der Gletscher stufen- oder wellenförmig Richtung Adlerpass (3785m). In den Stufen ist teils eine breite Rinne oder Kanal zu sehen die sich von unten nach oben zieht. Hier wäre es logisch auf zu steigen. Hier sehen wir auch Seilschaften aufsteigen. Auf 3400 stehen wir dann am Fuss des Rimpfischhorns und am Fuss dieses Kanals auf dem Gletscher. Die Seilschaft vor uns macht Pause.             
 
Ich frage Ingo ob wir noch hoch gehen oder auch eine Pause machen. Pause. Ich trinke Tee und esse Kekse. Ingo hat vielleicht nur Wasser mit. Es ist vielleicht 7:30 h. Wir sind über 3h ohne Pause gegangen. Ich habe die Sonnenbrille an. Ich glaube Ingo geht bis 3700m oder so ohne Sonnenbrille über den Gletscher. Ich spreche ihn einmal darauf an. Er meint, die Sonne käme noch von hinten. Einen Sonnenhut hat er auch nicht an. Irgendwann zieht er die Kapuze seiner Jacke über.
 
Das Hangstück über das wir jetzt Richtung Adlerpass wollen ist verschneit. Aber ab hier gibt es eine deutliche Spur. Vor allem, da der Gipfel oben noch in der Wolke ist, ist mir das recht. Wir steigen auf. In etwa der Spur nach. Gehgelände. Meditative walking in the snow, nannte Baldur es. Es gibt Mut, endlich Höhe zu gewinnen. Wir sind beide zufrieden, wie es bisher gelaufen ist. Wir sind schon jetzt weiter gekommen, als wir dachten. Den Abzweig links hoch aufs Fluchthorn (3800m) haben wir hinter uns gelassen. Ich betrete seitdem Neuland. Als wir März 18 mit Baldur das Fluchthorn mit Schneeschuhen über diese Route machten sah es anders aus. Der Gletscher war halt ganz verschneit. Man sank tief ein trotz Schneeschuhe.  
 
Irgendwann sehen wir dass die Spur, nicht - wie in der SAC-Beschreibung steht – ganz in den Adlerpass geht und dann links über den Grat zum Gipfel, sondern vor dem Adlerpass links in die Flanke des Gipfelaufbaus biegt. Somit vermeidet sie die Spalten unterhalb des Adlerpasses und das letzte Steilstück auf den Adlerpass. Stattdessen macht sie einen sanften Aufstieg in die Flanke, wo keine Spalten sichtbar sind.
 
Die Wolke am Gipfel, ab 3800 oder 3900 hat sich gehalten. Irgendwann tauchen wir in sie ein. Ich weiss nicht ob ich das ohne Spur gemacht hätte. Ich habe schon oft im Nebel den Kompass benutzt, zusätzlich zum Höhenmesser, den ich immer benutze und Ingo hat GPS, aber auf dem Gletscher...
 
Ingo fängt irgendwann an zu stocken. Ich bitte ihn, das zu vermeiden und dafür das Tempo zu drosseln. Zunächst erwidert er, er brauche ab und zu eine Verschnaufpause um Luft zu holen. Ich versuche ihn zu überzeugen dass es so nicht geht. Das sei der Anfang vom Ende. Hätte es besser erklären können.
 
Hier im Gipfelaufbau wird es nochmal steiler. Die Spur verläuft in Serpentinen.

Ingo hält den Pickel am Griff mit der Haue nach unten. Ich bitte ihn, den Pickel andersrum zu nehmen. Er erwidert, er hält ihn jetzt so. Er ist erschöpft, hatte gemeint er hätte garnicht geschlafen, und von meinen Anweisungen genervt. Ich bin auch etwas erschöpft. Ich stelle mir vor, wie er den Hang herunter rutscht und mich mitreisst. Ich schlage vor, das wir die Seilschaft auflösen. Er willigt ein. Ich tue es. 50 m weiter eine grosse Spalte mit Schneebrücke drüber. Ich zeige sie Ingo und wir seilen wieder an. Auch so kann man Zeit und Energie einsetzen. Das war wohl der Tiefpunkt des Tages. Ingo hält jetzt den Pickel an der Haue.
 
Ich gehe jetzt vorne. Ich bin zwar 5 kg leichter aber möchte gucken, dass das Tempo langsam, aber gleichmässig bleibt. Ich setze die Füsse so, dass die Ferse des Vorderen auf Höhe der Spitze des Hinteren ist – und die Schritte klein und das Tempo niedrig. Wir gehen im Schneckentempo, aber weitgehend ohne zu stocken. Ich gucke zu oft auf den Höhenmesser. Alle 100 Höhenmeter erzähle ich Ingo die Höhe. 3900, 4000, 4100. Er stockt vielleicht noch 1-2 Mal aber irgendwie kommen wir weiter.
 
Zwei Seilschaften im Abstieg sind uns hier im Gipfelaufbau entgegengekommen. Beide meinten dass sie am Gipfel waren. Ich interviewe die Erste. Kommt da noch was gemeines? Nur Nebel, sonst nichts. Das schafft ihr. Die dritte Seilschaft, die 2er Seilschaft, war kurz unterhalb der Wolke stehen geblieben. Ich meinte noch, Mahlzeit Mädels. Einer lächelte und meinte Mahlzeit. Der andere blieb etwas trockener. Die kehrten dann um, wie mir der eine am nächsten Tag erzählte.
 
Der Wind bläst etwas Nebel weg. Es wird heller, greller. Man sieht die Umrisse einer hellweissen Kuppel vor dem dunkelweissen Hintergrund schräg über uns. Ist das der Gipfel? Ich versuche mehrmals die Augen auf scharf zu stellen und ein Kreuz aus zu machen, bilde mir ein da glitzert etwas. Ich habe nicht im Kopf dass der Gipfel Fels und nicht Firn ist. Die Seilschaft mit der ich im Gipfelaufbau sprach hat das auch nicht erwähnt. Die Spur biegt vor der Kuppel links ab und verliert auch noch Höhe. Es gibt mir etwas zu denken dass sie statt zum höchsten sichtbaren Punkt zu streben, an Höhe verliert. Wollten die Leger der Spur eine Überschreitung machen ohne den höchsten Punkt zu erreichen. Im Nachhinein unwahrscheinlich, auch da uns ja noch vor kurzem Leute entgegen gekommen waren die meinten, dass sie auf dem Gipfel waren. Aber das Gehirn funktioniert manchmal halt nicht. Ich bemühe mich sehr, seit wir die Wolke betreten haben, etwas zu sehen. Ich habe die genaue Höhe des Gipfels nicht im Kopf, nur dass er zwischen 4100 und 4200m ist. Eine weitere  kurze und teilweise Aufklärung und man sieht den Felsaufbau des Gipfels, inklusive Kreuz. Ich weiss nicht ob ich erleichtert bin, dass wir richtig sind oder betreten dass wir die 50 Höhenmeter noch machen müssen. Das schaffen wir schon. Tempo konstant halten. Nur an den nächsten Schritt denken. Es wird nochmal steiler. Dann machen wir halt nochmal langsamer. Auf den letzten 200 Höhenmetern verwandelt sich die Frage ob man den Gipfel schafft in die Frage ob man heil wieder zur Hütte kommt. Dann die Felsen. Etwas kraxeln im I-er-Bereich. 3-4 Minuten. In den Felsen noch vor Erreichen des Kreuzes, zieht Ingo das Restseil, das unter der Klappe des Rucksackes war hinter sich her. Er spricht von Übelkeit und stockt. Aber wir erreichen beide das Kreuz. Noch eine kurze und teilweise Aufklärung. Diesmal über uns. Es schimmert kurz der blaue Himmel durch. Ich ziehe einen Pullover unter die Jacke. Wir haben es hoch geschafft. 4190m, was auch immer das heisst. Es scheint etwas trostlos, Wind, Nebel, kaum Sicht. Aber im unteren und grösseren Teil des Aufstiegs hatten wir tolle Sichten. Der Gipfel ist ein Punkt der räumlich gesehen Null Prozent der Strecke darstellt. Trotzdem ist er oft der uns wichtigste Punkt. Eine Kassette in der wahrscheinlich das Gipfelbuch ist. Keiner von uns beiden hat Lust sich einzutragen. Müsste man die Handschuhe ausziehen. Hinterher hinterfrage ich diese Entscheidung. Ich trinke Tee, auch damit ich essen kann. Esse etwas Wurst, Brot und Käse. Ingo will weder essen noch trinken. Vielleicht verständlich, wenn der Magen sich am umdrehen war, aber schade dass er sich nicht stärken kann. Mit dem Absteigen vom Berg wird das Aufsteigen der Verfassung kommen. Wir werden etwas später noch eine Pause machen in der er essen und trinken kann.   

Wir sind etwa um 11:45 am Gipfel angekommen nach 7:30h Aufstieg, veranschlagt waren 4:30h. Wo sind die 3h hin? Das dumme los und wieder anseilen? Allgemeines Gehtempo zu langsam? Pausen wegen Toilette und Übelkeit? Alles zusammen vielleicht. Wir bleiben 20-30 Min oben. Dann steigen wir ab. Das beängstigendste das ich im Kopf habe ist die Spalte am Gipfelaufbau.

Wenige Minuten nach dem Abstieg die bisher stärkste Aufklärung im Gipfelbereich an diesem Tag. Das Gipfelkreuz im blauen Himmel. Auch Richtung Grat und dem dahinter liegenden Adlerhorn Aufklärung. Das Adlerhorn wird vernachlässigt da es knapp unter 4000 misst oder man es so gemessen hat. Jetzt ist es unglaublich schön. Pyramidisch. Enorme Gletscherabbrüche im Sonnenlicht auf der uns zugewandten Seite. Ein gewaltig langer Gletscher unten im Tal taucht auf. Fernsichten. Wohl viele Gipfel noch in den Wolken so dass mir die Bestimmung zu kompliziert ist. Sonst müsste man Matterhorn, Monte Rosa uvm. sehen können.

Wir überqueren die grosse Spalte problemlos am straffen Seil. Bleiben angeseilt bis wir vollständig im aperen Teil sind. Mit Ausnahme während der Tee-Pause die wir wie im Aufstieg am Fuss der Steigung einlegen. Bis dahin zieht es sich noch. Es geht bergab, was natürlich Energie spart. Auch ist bei uns beiden wohl die Grundstimmung ok. Wir haben den Gipfel geschafft und die Hoffnung heil zurückzukommen wächst. Aber der Firn wird weich und sulzig und das gehen unangenehm - sicher auch wegen der Müdigkeit.

Wir sind sofort einverstanden, dass nach dem Firn eine Pause eingelegt wird. Ingo will auf dem Firn pausieren, da er meint, im aperen Teil würde der Gletscher schwimmen. Ich gehe aufs Eis, suche eine möglichst trockene Stelle. An einer Stelle gehen wir über etwas Geröll das auf dem Eis liegt. Wir nehmen jeder die Hälfte des Seils in die Hand, da es sich sonst in den Steinen verfängt.

Es fällt irgendwann auf, das Ingo mehr den Firn, ich mehr das Eis anstrebe. Er sieht im Firn zum Teil Spuren und keine Spalten. Mir macht es Sorgen, dass ich im Firn eventuelle Spalten nicht sehe und dass der Firn jetzt aufgeweicht ist. Ich versuche es zu erklären.

Der letzte Aufstieg fällt schwer. Da ist noch ein Paar. Der Mann will seiner Frau am nächsten Tag den 1. 4000er zum 40. Geburtstag schenken. Was für den Gegenanstieg Kraft gibt, sind die Blumen. Plötzlich wird es bunt und grün. Am Klein-Allalin ist Highlife. Ein schöner Gipfel 10 minuten von der Hütte. Gegen 17:15 sind wir an der Hütte zurück. Selber Rückweg wie Aufstieg. Im Abstieg hatten wir beide in etwa dieselbe Geschwindigkeit. Im Gegenanstieg ist Ingo vielleicht schneller. Wir waren 13h im Berg, davon insgesamt vielleicht 1h Pause.
 
Harald sitzt draussen vor der Hütte. Beglückwünscht uns. Sie waren am Mittaghorn gewesen, Uwe und er. Uwe ist noch auf dem Klein-Allalin. Baut Steinmännchen. Das Mittaghorn hat gut geklappt, war sehr schön, aber auch anstrengend. Beide sind mit ihrer Tour zufrieden. Haben Fotos gemacht.  Harald vermutet, dass er nach Betrachtung der Mittaghorn-tour fürs Strahlhorn nicht fit genug gewesen wäre.

Klaus- Peter und Marko sind abgestiegen.
 
Ausser uns waren zwei andere Gruppen oben. Eine war ein Kurs, hiess nicht Fels und Eis, aber war sowas. Das hat einer der Teilnehmer bestätigt. Die waren eine 3er und eine 4er-Seilschaft. Sie haben, laut diesem, im Nebel die Spur gelegt. Vielleicht war das Abwärtsstück am Vorgipfel nicht so geplant. Die andere Seilschaft war die Gruppe mit Bergführer. Von denen ist am Gipfelaufbau jemand gerutscht und hat sich ein Steigeisen in die Wade gehauen. Wurde vom Hubschrauber abgeholt. Den Hubschrauber haben wir gesehen. Aber ich hatte nicht gesehen, dass er zum Strahlhorn flog. Harald hatte ihn gesehen und sich Sorgen um uns gemacht. Wir waren die einzige Seilschaft ohne Führer an dem Tag.
 
Nach der Ankunft an der Hütte das Übliche. Nasse Sachen, inkl. Seil, aufhängen. Waschen. Dehnübungen. Die oberen Schulterpartien sind etwas angespannt vom Rucksack. Jemand fragt nach dem Weg zum Stausee Mattmark. Ich verweise ihn an Harald. Ich bin müde und Harald kennt den Weg eh besser.

Abends mein erstes Bier auf der Tour. Harald und Uwe wollen am nächsten Tag das Allallin machen. Mit Metro, 4:30h aufstehen. Harald trinkt 2 Bier. Ich habe Lust auf ein 2., was sein 3. wäre. Ich versuche halb im Spass, ihn zu verführen. Mit den Worten mit denen er sonst mich fragt. Willst Du NICHT noch eines trinken? Er bleibt standhaft.

Wir sind nur noch zu 4. Ingo, Uwe, Harald und ich.


%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%

Samstag
 
In der Nacht kam es mir um 2:45h so vor, als ob ein Weckruf für eine grosse Tour kommt und niemand steht auf. Dann ein Weckruf fürs Allalin und keiner steht auf. Jedenfalls stehe ich nicht um 7:00 auf sondern um 7:15 weckt mich Ingo. Wir frühstücken gemütlich. 2 Espresso, 2x4=8CHF. Harald und Uwe sind jedenfalls weg.
 
Ingo geht es gut bis auf eine Druckstelle am Fuss, vielleicht an der Achillesferse. Ich gebe ihm normales Pflaster. Blasenpflaster habe ich nicht. Das Hüttenpersonal auch nicht.
 
Jetzt ist das Strahlhorn frei. Das Wetter hat aufgeklärt. Wir sehen von der Hütte Felsen am Gipfel. Ich leihe ein Fernglas von Dario. Wir überlegen ob wir das Kreuz von hier aus sehen. Ohne Fernglas nicht. Ingo meint, vielleicht was glitzern zu sehen. Der Hohlaubgrat ist auch frei. Man sieht eine Spur. Ingo meint er würde den Grat gerne machen.

Wir treffen noch einen jungen Mann der in der 2er-Seilschaft gestern das Strahlhorn versuchte. Er sprach mich schon gestern nachmittag an ob wir es geschafft hätten. Ich war da nicht sicher wer er war. Er erklärte dass wir uns unterhalb des Gipfels getroffen hatten. Da sei jemand mit Hut gewesen - ich. Sie wären umgekehrt. Er hätte nicht mehr weiter gekonnt. Er würde viel joggen, hätte aber wenig Hochtourenerfahrung. Sein Kumpel hätte mehr Erfahrung. Der hätte weiter gewollt. Wäre aber nicht sauer gewesen, hätte es erwartet. Er ist aus Stuttgart. Er will zum Felskinn laufen und dann überlegen ob er runter läuft oder Metro fährt. Sie haben Unterkunft in Saas Fee. Sein Kumpel will alleine das Allalin versuchen. Ich gucke auf die Karte. Wenn er runter läuft könnte er schon am Egginerjoch runter laufen. Wie man bei Felskinn runter läuft weiss ich nicht. Er bedankt sich. Er will in Zukunft bei unter 2500 bleiben. Da würde er an uns vorbei rennen. Was wir mit dem einen gemacht hätten, der sei so braun. Harald. Ich meine der sei immer so. Ingo meint das sei von der Ostsee.

Irgendwann steigen Ingo und ich ab. Ich hatte noch vorgeschlagen den Egginer (35xx) an zu gehen. Ich meinte aber auch Ingo könne entscheiden. Er meint er könne laufen, aber er würde nicht klettern wollen wegen seinem Fuss. Er wolle zum Stausee Mattmark absteigen und dann nach Saas Grund laufen. Der Bus kostet 11 CHF oder so. Uwe witzelte noch das Ingo dem Busfahrer mit den 11 Franken zuwinkt um zu zeigen dass er die behält. Dann steigen wir ab.

Am Gletscherrand fragt uns ein junger Mann ob wir am Strahlhorn waren. Sie sind ein Paar, sprechen französisch. Hätten das Strahlhorn versucht aber nicht geschafft. Ich meine es gäbe einfachere 4000er. Er erwidert er hätte schon 14 oder sowas. Ich entschuldige mich. Er fragt wann wir los sind. Er schliesst sie seien zu spät los. Sie haben nicht auf der Hütte übernachtet, vielleicht im Zelt.

Am Ausfluss des Hohlaubgletschers, den der Bergweg zwischen Hütte und Mattmark quert gibt es einige Tümpel-artige Verbreitungen. Die sah ich schon auf der Erkundungstour. Ich sagte noch zu Harald dass ich erwogen hatte dort zu baden. Er sagte das hätte er auch. Ich frage Ingo, was er vom Baden im kalten Wasser halte. Er meinte es sei nichts für ihn, eher für Simone. Ich solle aber. Ich will es versuchen. Es ist warm und sonnig. Kurz Fuss, kurz Wade. Arme. Sitzen. Wieder raus. Es brennt an den Beinen. Irgendwann bin ich 1s bis zum Hals drinnen und sofort wieder draussen.

Nach Querung des Flusses folgen wir dem Bergweg über Blöcke wieder hoch und wieder runter, wo Steckungen über den aperen Teil des Allalingletschers führen. Dann wieder über Blöcke hoch zum Schwarzbergschopf (2868) wo einige Leute rasten. Es waren uns auch einige entgegen gekommen. Dort beginnt der Wanderweg. Über diesen steigen wir ab zum Stausee Mattmark.

Irgendwann ruft Klaus-Peter Ingo an und sagt dass er heute abend schon fahren will. Geplant war morgen, Sonntag. Er will es ändern wegen der Staus am Sonntag. Er hat eine Wanderung im Tal gemacht.  

Am Stausee mit dem Wanderweg über die Staumauer, an der es Schilder gibt, die die Geschichte des Stausees erzählen. Die Idee ist inzwischen, nach Saas Almagell zu wandern und von dort mit dem Bus nach Saas Grund zu laufen. Durch den Lärchenwald, wo es noch Blaubeeren gibt, wandern wir durch das Tal. Wir treffen Wanderer, gut gestimmt. In Saas Almagell fährt sofort ein Bus so dass wir den Kaffee auf Saas Grund verlegen. In Saas Grund bei Robi Apfelstrudel und Kaffee.

Wir fahren am selben Abend zurück. Klaus-Peter fährt die ganze Zeit oder weitgehend.

Harald und Uwe zeigen Fotos von der Allalin mit Metro Tour. Sind sehr zufrieden. Hatten klare Sicht, Matterhorn, Mont Blanc, alles. War viel los. Gruppen mit Bergführer haben Fondue am Gipfel gemacht.  

Auf dem Internet sehe ich später den Bericht von jemand der das Strahlhorn mit Schneeschuhen alleine gemacht hat. 




Tourengänger: getphilipp


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