Biwaktour Viererspitze 2052m Südwestgrat


Publiziert von alpensucht , 23. Januar 2021 um 01:22.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:22 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Mittenwald-Hütte-Viererspitze-Hütte ca. 8km

Endlich dürfen wir uns innerhalb der eigenen Staatsgrenze wieder frei bewegen und klettern fahren. Mit von der Partie ist der Philipp, der noch in diesem Jahr seine erste große Hochtour mit uns gehen wird. Zunächst haben wir uns die schönen Kalkberge im westlichen Karwendel vorgenommen. Sie sind gut zu erreichen und es führen einige einfachere alpine Routen auf die Gipfel, die so früh im Jahr auch nicht so hoch liegen.

21.05.20 Zustieg, Erkundung Biwakplatz  T2, 700Hm, 3h
Unsere erste Wahl fällt auf die Viererspitze, die so schön über Mittenwald hervor spitzt mit ihrer vierförmigen Nordwandschattierung. Die Hütten dürfen offiziell noch keine Gäste beherbergen. So packen wir Mehrtage-Biwakausrüstung ein. Nach langer Bahnreise beginnen wir um 12 Uhr den Anstieg von Mittenwald zur gleichnamigen Hütte. Zunächst planen wir im Kar zwischen Hütte und Gipfel zu biwakieren. Doch dort finden trotz längerer Erkundung nicht genügend fließendes Wasser - nur Altschnee. Wir gehen dennoch ohne Gepäck ein Stück vom Zustieg bis fast zur großen Aufstiegsrinne.
Danach schleppen wir doch alles zur Hütte, hinter der wir (in Richtung Lindenkopf) bei einer Firnrinne einiges Wasser auffüllen können. Auch andere Kletterer sind sogar mit Zelt vor Ort. Sie gehen zum Gerberkreuz am nächsten Tag. Schlussendlich erlaubt uns das Hüttenpersonal sogar auf der Terrasse direkt zu übernachten, was für uns mehr Komfort und Sicherheit bedeutet. Selbstverständlich verspeisen wir dann nicht nur unsere eigenen Nahrungsmittel, sondern konsumieren dankbar gute Erzeugnisse der Hütte, während die Tagesgäste verschwinden und Ruhe einkehrt.

22.05.20 Viererspitze SW-Grat  T5, II (Zustieg), IV (Einstieg) sonst III, 700Hm, 9h
Gegen 7:30 Uhr verlassen wir den Biwakplatz, steigen die schräge Bänderung hinab ins Kar (I, BH) auf den Zugangssteig zur Zustiegsrinne. Der führt super angelegt über den Firn mit Hilfe von Steinmännchen durch Latschen und eine tiefe Rinne, in der es noch viel Wasser gibt (am Vortag hätten wir also nur 5min weiter gehen brauchen!). Dort hinaus geht's steil (II, schwache Markierung) wieder hoch und hinüber zur nahen zweiten sehr großen Rinne (8:30 Uhr), in der man wunderschön aufsteigen kann (II). Da die Route beliebt ist, herrscht hier stetig hohe Steinschlaggefahr. Zwei Seilschaften befinden sich vor und mind. eine hinter uns.

Wir steigen zügig auf und verpassen beim konzentrierten Kraxelspaß die Querung nach links zum Einstieg und stehen bald knapp unter der Scharte am Normalweg (II). 10 Uhr. Das mag zwar zunächst ärgerlich erscheinen, erweist sich für uns jedoch als gute Abkletterübung, da wir hier ja auch wieder hinab steigen müssen. Wir steigen also wieder hinab und queren nun auf schwachen Steigspuren rechts hinüber, wo sich eine Seilschaft, die wir vorher überholt hatten, schon wundert, woher wir kämen. Es sind "DF und Katharina" vom kleinen Youtube-Kanal "DF-OutdoorVideos".

Wir lassen uns so viel Zeit, dass wir auch noch eine schnellere Dreierseilschaft in der 2. SL vorbei ziehen lassen. Auch Philipp erfreut sich sehr der schönen Kraxelei, die leider viel zu schnell vorbei ist. 12:30 Uhr. Am Gipfel rasten wir sehr lang und erfreuen uns über den Ausblick zum spitzigen Koflerturm, den anderen Gipfeln und über Mittenwald bis ins Wetterstein. Der Abstieg vollzieht sich etwa in südöstlicher Richtung über den Normalweg, den man im Gipfelbereich entweder sehr ausgesetzt direkt am festeren Grat oder weiter rechts im brüchigen Gelände abklettert. Sehr gern würde ich noch auf die Karwendelköpfe oder den Koflerturm steigen. Doch dies bleibt angesichts Verhauer, voran geschrittener Zeit und eines vernünftigen Energiehaushalts (1.Tour im Jahr und Reserven für Folgetag) für andere Gelegenheiten übrig.

Unten in der Rinne beobachten wir mehrere Seilschaften, die den interessanten Koflerturm SW-Grat überschreiten. Als sie absteigen, schicken sie uns leider einige Steinchen in die Rinne, vor denen wir gerade noch Schutz finden. Der Rest des Abstiegs verläuft wieder sicherer und gut. In der hinteren Rinne mit dem Wasser pausieren wir nochmals ausgiebig mit Vesper, Erfrischung und Fußbad. Was wollen wir jetzt auch schon auf der Hütte mit den ganzen Leuten (nein, sie sind keineswegs schrecklich, aber nicht selten fast so laut wie in der Stadt - das suchen Großstädter im Bergurlaub sicher nicht)! So gelangen wir erst gegen 17:45 Uhr zurück zur Hütte.

Am Abend gibt es noch ein paar Regentropfen. Doch mit den direkten Infos von den begeisterten anderen vier Kletterern, die heute am Gerberkreuz SW-Grat waren, nehmen wir uns dieselbe Route für den nächsten Tag vor im Wissen, dass es nachmittags Gewitter geben wird.

Die heutige Route erfordert etwas Spürsinn im Zustieg und allgemein etwas alpine Erfahrung. Die alpine Kletterei dann ist wiederum eigentlich auch gut für Einsteiger geeignet, weil sie weitgehend abgesichert werden kann und eben nur über 4 SL verläuft, wobei die 3. SL nur sehr kurz ist. Topo hier

Tourengänger: alpensucht


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