Seilegg (-spitze) 1981 m Bike&Hike


Publiziert von Kaiserin , 15. November 2020 um 12:27.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:31 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:25,2 km, davon ca. 15 km per Bike
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Achenkirch-Nord aus nach Steinberg am Rofan. Im Ort an der Kirche rechts abbiegen und der Straße bis zum Rofanlift II folgen. Der kostenlose Parkplatz ist hinter dem Lift.
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Seileggspitze?  Wie bitte?  Der Vorschlag kam von meinem Kumpel Rupert als die Frage aufkam welche Tour wir denn am Wochenende angehen wollen.  Er schickte mir als Antwort einen Kartenausschnitt: Steinberg am Rofan, Hochiss, Rofanspitze.  Nördlich dieser bekannten Rofangipfel eingezeichnet: die Seileggspitze (laut Kompasskarte nur Seilegg).  Kurzer Check bei Peakhunter: ein Gipfellog.  Okay, scheint gangbar zu sein!  hikr.org kennt diesen Gipfel jedoch noch gar nicht.  Scheint also überaus einsam zu sein.  Gut in Zeiten von Corona!  Ich freunde mich mit dem Gedanken schnell an und so vereinbaren wir diesen Gipfel zu erkunden.

Wir packen also die Räder ans Auto und steuern den Parkplatz am Rofanlift II in Steinberg am Rofan an.  Als wir die Räder entladen und uns fertig machen parkt neben uns ein Camper.  Oha, sind wir doch nicht allein?  Heraus kommt eine Münchner Familie.  Gut, die werden die Tour wohl eher nicht angehen sondern für einen Spaziergang hier sein.  Nun denn, los geht's Richtung Rofan-Nordabbrüche!

Relativ entspannt radeln wir zunächst den Wirtschaftsweg Richtung Schönjochalm entlang.  Bald erspähen wir erstmals die Rofan-Nordwände.  Vorfreude!  Als sich der Weg aufgabelt biegen wir nach Süden ab und haben eine kurze Steilstufe zu meistern.  Danach geht es wieder ein wenig runter zur Schmalzklausenalm, die unterwegs immer wieder als Ziel einer Bikerunde ausgeschildert war.  Im Prinzip haben wir uns bis hierher auch immer brav an den offiziellen Radweg gehalten - abzweigende Wirtschaftswege waren eigentlich durchgehend, außer am Abzweig zur Schönjochalm, mit einem Verbotsschild garniert.  Kurz nach der Kehre um die Schmalzklausenalm herum zweigen wir aber ab und schieben unsere Räder noch ein paar Höhenmeter hoch Richtung Mahrntal.  Bald machen wir hier jedoch Depot, zum einen wird uns der Belag zu unsympathisch, zum anderen gehen wir eine Rundtour und unsere Wege finden hier wieder zusammen.

Wir schwenken also zunächst auf den Weg zur Mahrntalalm ein und erhaschen erste Nahblicke auf den Hochiss.  Beeindruckend!  Da wir aber ins falsche Tal eingeschwenkt sind folgen wir ab der Alm einem Steig der den Hang ohne großartig Höhe zu gewinnen ins Tal des Eselsbachs leitet.  Bald sind wir auf dem bestens markierten Steig hoch zur Ampmoosalm.  Wir gewinnen schnell und komfortabel an Höhe bis es auf ca. 1700 m langsam mit Schnee losgeht.  Der Wochenendbericht prognostizierte eine geschlossene Schneedecke ab ca. 1900 m und wir fangen an zu überlegen ob es wirklich so clever war die Schneeschuhe zu Haues zu lassen.  Aber gut, es hilft ja nichts, und Gamaschen haben wir immerhin dabei.

Bis zur Ampmoosalm stellt der Schnee jedoch glücklicherweise kein großes Hindernis dar.  Die Alm an sich ist wunderhübsch gelegen: direkt unterhalb der Abbrüche von Roßköpfen und Seekarlspitze.  Zur aktuellen Jahreszeit bedeutet diese Lage aber durchgehend Schatten so dass die Hüttchen einen ziemlich tiefgefrorenen Eindruck machen.  Unseren Gipfel sehen wir nun auch, und sonderlich einladend sieht der Latschenbewuchs leider nicht aus!  Ich beschwere mich bei Rupert dass ich eigentlich keine Lust auf Latschenkampf habe und mir das auch nicht wirklich bewusst war dass uns dieser bevorsteht, ihm war das aber auch nicht so klar, haben wir doch die einzig halbwegs brauchbare Tourenbeschreibung erst hinterher in den Weiten des Internets gefunden.  Nun ja, aber Rupert hat einen GPS-Track und wir hoffen dass dieser hilfreich sein könnte.  Also folgen wir erstmal den Wanderweg weiter Richtung Marchsattel, unterhalb der Felswände querend.  Direkt südlich vom Seilegg dreht der Track ab - und ja, es gibt eine Wiesenschneise hoch.  Die allerdings oben in einem Latschenkieferriegel endet.  Ob das also so zielführend ist?  Egal, schauen wir's uns an!

Der Wiesenhang ist durchaus als steil zu bezeichnen, mit Mini-Schneeauflage (also genau so viel dass es schön rutschig ist) und wir sind froh dass wir für den Abstieg die Grödeln im Gepäck dabei haben.  Wir kämpfen uns nach oben und stehen schlussendlich vor dem sperrenden Krummholz-Riegel.  Wie jetzt also weiter?  Wir erkunden eine Gasse die nach links führt und zunächst noch 'gangbar' ist.  Irgendwann als wir nach oben abgedreht haben macht die aber zu.  Was also tun?  Rupert stellt mit Blick aufs GPS fest dass wir nur 30 Meter unterm Gipfel sind.  Also was hilft's - Augen zu und durch!  Also eigentlich nicht durch, drüber!  So kämpfen wir uns über die Latschen kletternd zum Gipfel.  Dieser Gipfelanstieg hat uns unglaublich viel Zeit gekostet, aber jetzt sind wir oben!

Der Gipfel des Seileggs ist auch fast komplett mit Latschen überwuchert.  Aber eine kleine 'Lichtung' gibt es, auf der wir es uns gemütlich für die Gipfelrast einrichten.  Der Blick nach Süden ist beeindruckend, die Wände von Rofanspitze, Roßköpfe, Seekarlspitze sowie der elegante Felsaufschwung der Hochiss.  Abgesehen vom Latschenkampf handelt es sich also um eine durchaus attraktive Tour!  Wir sind uns aber einig dass wir keine Lust haben die Aufstiegsroute im Abstieg zu gehen, und so erkunden wir im Abstieg eine Alternative die von oben aus betrachtet eigentlich ganz gut aussieht.  Und sich im Laufe des Abstiegs auch als wirklich brauchbar entpuppt: zwei oder drei kurze enge Latschengassen, ansonsten weitestgehend gut passierbare Passagen oder gar Wiesenschneisen die wieder nach unten leiten.  Wir sind dennoch heilfroh als wir wieder am Wanderweg angekommen sind, denn wir wissen, ab hier kommen wir wohl wieder schneller voran.

Die doch etwas weiter vorangeschrittene Zeit ist aber das passende Stichwort, und so entscheiden wir uns dass es wohl nur in Stress ausarten würde noch die Marchspitze anzugehen, was wir angedacht hatten.  Kurz nachdem wir die Hirschlacke unterhalb des Marchsattels passiert haben drehen wir also weglos ab Richtung Wanderweg der unterhalb der Marchalm zur Angeralm herabführt.  Ab hier wird die Wanderung wieder sehr komfortabel - der Schnee wird weniger und der Weg ist hervorragend angelegt und gangbar.  Unterhalb der Angeralm erreichen wir bald wieder einen Wirtschaftsweg der uns zu unseren Rädern zurück bringt.  Dort teilen wir uns auf: Rupert will die Abfahrt entlang der Grundache ausprobieren, ich bleibe lieber auf der Route die ich von der Auffahrt schon kenne.  Gut für Rupert, denn er kommt weiter unten gelegen am dortigen Parkplatz heraus und hätte somit einen nicht unerheblichen Gegenanstieg zum Auto zu bewältigen (vgl. den zweiten angehängten GPS-Track).  Aber ich kann ihn dann ja abholen.  Wir verabschieden uns und so komme ich, vom Gegenanstieg an der Schmalzklausenalm abgesehen, wieder recht gemütlich zurück zum Startplatz.

Fazit: landschaftlich eine traumhaft schöne Tour!  Ob man den Gipfel 'braucht' sei mal dahingestellt, wer hoch will sollte sich auf meinem GPS-Track an die östliche Abstiegsroute halten.
Die Wirtschaftswege sind von 1. November bis 31. März für Radfahrer gesperrt.

Tourengänger: Kaiserin


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 50733.gpx alternative Abfahrtsroute

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Kommentare (2)


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klemi74 hat gesagt: Herzlich willkommen auf hikr.org,
Gesendet am 15. November 2020 um 21:33
...schöne Tour mit einem guten, vollständigen und schön bebilderten Bericht zum Einstieg!

Gruß,
Karsten

Kaiserin hat gesagt: RE:Herzlich willkommen auf hikr.org,
Gesendet am 16. November 2020 um 20:58
Hallo Karsten,
danke für die nette Begrüßung und das positive Feedback!
Ich fürchte mal ich werde hier nicht allzu produktiv sein da hier fast alles ohnehin schon beschrieben ist. Da ich die Platform aber schon seit Langem als Inspirationsquelle verwende dachte ich jetzt hab ich was wo ich mal was Sinnvolles beisteuern kann. :) Ich gehe mal in mich was von meinen vergangenen Touren eventuell noch interessant sein könnte.
Liebe Grüße, Judith


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