Bewegung in Coronazeiten: Mit dem Velo ins Kleinemmental
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Nein, das Kleinemmental ist nicht das Tal, durch welches die Kleine Emme fliesst; dieses heisst Entlebuch, wie den meisten bekannt sein dürfte. Entdeckt habe ich den mir zuvor nicht bekannten Namen beim Stöbern im Berner Wanderbuch 14 «Oberaargau» (Kümmerly+Frey, 1956), wo es heisst:
Die fünf Weiler Huebberg, Waltrigen, Schmidigen, Widisberg und Gründen gehörten früher zum Kloster Rüegsau und bildeten das «Kleinemmental». Die 1777 geschaffene Schulgemeinde Kleinemmental mit dem Schulhaus in Gassen besteht heute noch.
Das wäre doch eine Erkundung wert, gerade in diesen Tagen, wo ich mich vom ÖV fernhalte. Als Transportmittel dient dafür einmal mehr das Fahrrad. Die Wetteraussichten für den Sonntag klingen zwar nicht gerade erbaulich, aber solange es trocken bleibt, ist alles in Ordnung!
So starte ich unter bedecktem Himmel am späteren Vormittag und fahre wie schon unzählige Male dieses Jahr durch das Bigletal nordwärts; teils auf dem Radweg, teils auf der Hauptstrasse, wo deutlich weniger Betrieb ist als unter der Woche. Dies gilt auch für den Knotenpunkt am Bahnhof von Hasle-Rüegsau, wo sich die Fahrzeuge unter der Woche meist stauen. Von diesem tiefsten Punkt heute (571 m) geht es nun bergauf, erst sehr gemächlich durch den Rüegsbachgraben bis ins namensgebende Dorf. Dort verlasse ich die Hauptstrasse und biege in den Ibachgraben ein, eines der vier Täler, die von Osten her in den Rüegsbachgraben einmünden. Die Steigung bleibt vorerst gering, aber weiter hinten wird das Tal zunehmend steiler, und nun beginnt eine richtige Passstrasse mit vielen Kurven bis zum namenlosen Übergang nach Sumiswald auf genau 800 m Höhe.
Hier oben ist «Flyer-Land»; ich biege in die so genannte Herzroute ein, hierzulande wohl eine der berühmtesten Fernstrecken für E-Bikes. Mit meinem normalen Strassenvelo, Inbetriebnahmejahr 1990, bin ich definitiv ein Exot, aber die recht breite Höhenstrasse bietet Platz für alle. Den ebenfalls zahlreich anzutreffenden Wanderern steht zumeist eine eigene Spur zur Verfügung, sodass man sich nicht in die Quere kommt.
Beim Wydenhüsli erreiche ich mit 838 m bereits den höchsten Punkt für heute, aber das will nichts heissen, wie ich noch sehen werde. Bergab treffe ich kurz darauf in Affoltern ein, wo bei der Schaukäserei Hochbetrieb herrscht und so gut wie jeder Parkplatz belegt ist. Erst gestern hatte ich wieder mal die Gelegenheit, an diesem Orte zu speisen und die butterzarten Kalbsleberli mundeten ausgezeichnet. War somit ein weiser Entscheid, dafür den Samstag zu wählen, denn es hatte nicht halb so viele Leute!
In «Downtown» Affoltern ist eine vorsichtige Fahrweise angebracht, denn die vielen Spaziergänger, mit oder ohne Hunde und/oder Kinderwagen, sowie die Autos und Reisecars sorgen für beengte Verhältnisse. Umso gemütlichen ist dann die Weiterfahrt über den flachen Hügel nach Eggerdingen, wo gleich nochmals ein ähnlicher Hügel folgt, ehe sich die Landschaft bemerkenswert verändert: Zur Linken senkt sich das Gelände in den sehr engen und meist bewaldeten Sackgraben, der den obersten Teil des Kappelengrabens bildet und das Gelände Richtung Wynigen entwässert. Zahllose kurze Seitentäler sorgen für das typische bewegte Relief der Wynigenberge, und durch diese abwechslungsreiche Gegend schlängelt sich ein durchwegs geteertes Strässchen in munterem bergauf-bergab. Immer wieder bieten sich neue Ausblicke und vom vorderhand höchsten Punkt bei Häckligen (825 m) lässt sich erkennen, dass in den Niederungen Richtung Jura immer noch Nebel liegt. Ausserhalb des Nebels haben sich die Wolken dafür etwas gelichtet und hin und wieder lässt sich die Sonne erblicken.
Häckligen liegt an der Strasse Wynigen – Mühleweg; eine richtige Passstrasse und wie es scheint, bei Motorradfahrern beliebt. Ehe ich Richtung Kleinemmental weiterfahre, lege ich noch einen Abstecher zur Höchalp (800 m) ein, wo sich ein reizvoller Blick zum Solothurner Jura bietet. Ich befinde mich nun am südlichen Rand der Buchsiberge, die zu erkunden ebenfalls lohnend wäre, aber auf ein andermal vertagt werden muss. Das zuvor erwähnte Wanderbuch weiss darüber folgendes zu berichten:
Die unberührte, landschaftlich äusserst reizvolle Gegend der Buchsiberge ist leider noch zuwenig bekannt.
Heutzutage, wo mancherorts wegen überlaufener Wanderwege geklagt wird, ist es vermutlich eher ein Glücksfall, sind solche Gebiete noch weit gehend unberührt und nicht bekannter. Mein Weg führt jetzt zurück und weiter nach Schmidigen, wo der Parkplatz beim «Wilden Mann» ebenfalls gut frequentiert ist. Hier bin ich nun also im Kleinemmental. Man erwarte nichts spektakuläres; verglichen mit der Tälerlandschaft der Wynigenberge sind die Oberflächenformen sehr sanft. Eine markante, schon von weitem sichtbare Erhebung sticht aber aus den auf- und abschwellenden Hügelzügen heraus: der Buchknubel (825 m). Längst ist er auf der Karte namenlos, auch einen Weg zum Gipfel sucht man dort vergebens. Ich probiere dennoch mein Glück und stelle das Fahrrad beim Hof Trueber ab, wo ich dem Waldrand bergwärts folge. Aber dort, wo der steile Gipfelhügel beginnt (ca. 810 m) ist leider alles mit einem mehrfachen, geladenen Zaun abgesperrt. Schade, aber die Aussicht auf weitere Weiler des Kleinemmentals ist auch von dieser Stelle aus schön. Und sogar die Sonne zeigt sich nun am fast blauen Himmel!
Über Gassen, Gründen und Widisberg (heute Wiggisberg geschrieben) drehe ich eine gemütliche Runde in der entspannten, nahezu verkehrsfreien Gegend. Auf dem Rückweg komme ich in Huebberg wieder an den Abhang des Buchknubels heran, quere danach die Hauptstrasse, um über Otterbach den Weiler Herbrig zu erreichen. Noch einmal bietet sich hier ein reizvoller Blick über die weitläufige Gegend, die gleich neben der stark frequentierten Durchgangsstrasse 23 liegt, und dennoch kaum bekannt ist.
Zeit, den Heimweg anzutreten. Hinauf nach Affoltern darf man mit dem Fahrrad den parallelen Fussweg benutzen. Ich rate davon ab, die Belagsqualität ist miserabel und man wird pausenlos durchgeschüttelt. Das Verkehrsaufkommen erlaubt es problemlos, direkt auf der Strasse zu radeln. Noch einmal geht es quer durch Affoltern, die Route von heute morgend kreuzend, und weiterhin herrscht reger Betrieb. Genussvoll ist anschliessend die Talfahrt bis Rüegsauschachen und etwas anstrengender danach die Bergfahrt durch das Bigletal heimzu. Schön war's im Kleinemmental und mit über 1000 Höhenmetern war die Tour anspruchsvoller, als man anhand der sanften Gegend vermuten würde!
Und aus aktuellem Anlass noch folgende Ergänzung: Die eingangs erwähnte Schulgemeinde Kleinemmental existiert auch im Jahre 2020 noch und wird auch künftig bestehen bleiben: Die geplante Schliessung wurde von der Stimmbevölkerung wuchtig verworfen, wie die «Wochen Zeitung» in ihrer Ausgabe vom 17. Dezember 2020 berichtet.
Die fünf Weiler Huebberg, Waltrigen, Schmidigen, Widisberg und Gründen gehörten früher zum Kloster Rüegsau und bildeten das «Kleinemmental». Die 1777 geschaffene Schulgemeinde Kleinemmental mit dem Schulhaus in Gassen besteht heute noch.
Das wäre doch eine Erkundung wert, gerade in diesen Tagen, wo ich mich vom ÖV fernhalte. Als Transportmittel dient dafür einmal mehr das Fahrrad. Die Wetteraussichten für den Sonntag klingen zwar nicht gerade erbaulich, aber solange es trocken bleibt, ist alles in Ordnung!
So starte ich unter bedecktem Himmel am späteren Vormittag und fahre wie schon unzählige Male dieses Jahr durch das Bigletal nordwärts; teils auf dem Radweg, teils auf der Hauptstrasse, wo deutlich weniger Betrieb ist als unter der Woche. Dies gilt auch für den Knotenpunkt am Bahnhof von Hasle-Rüegsau, wo sich die Fahrzeuge unter der Woche meist stauen. Von diesem tiefsten Punkt heute (571 m) geht es nun bergauf, erst sehr gemächlich durch den Rüegsbachgraben bis ins namensgebende Dorf. Dort verlasse ich die Hauptstrasse und biege in den Ibachgraben ein, eines der vier Täler, die von Osten her in den Rüegsbachgraben einmünden. Die Steigung bleibt vorerst gering, aber weiter hinten wird das Tal zunehmend steiler, und nun beginnt eine richtige Passstrasse mit vielen Kurven bis zum namenlosen Übergang nach Sumiswald auf genau 800 m Höhe.
Hier oben ist «Flyer-Land»; ich biege in die so genannte Herzroute ein, hierzulande wohl eine der berühmtesten Fernstrecken für E-Bikes. Mit meinem normalen Strassenvelo, Inbetriebnahmejahr 1990, bin ich definitiv ein Exot, aber die recht breite Höhenstrasse bietet Platz für alle. Den ebenfalls zahlreich anzutreffenden Wanderern steht zumeist eine eigene Spur zur Verfügung, sodass man sich nicht in die Quere kommt.
Beim Wydenhüsli erreiche ich mit 838 m bereits den höchsten Punkt für heute, aber das will nichts heissen, wie ich noch sehen werde. Bergab treffe ich kurz darauf in Affoltern ein, wo bei der Schaukäserei Hochbetrieb herrscht und so gut wie jeder Parkplatz belegt ist. Erst gestern hatte ich wieder mal die Gelegenheit, an diesem Orte zu speisen und die butterzarten Kalbsleberli mundeten ausgezeichnet. War somit ein weiser Entscheid, dafür den Samstag zu wählen, denn es hatte nicht halb so viele Leute!
In «Downtown» Affoltern ist eine vorsichtige Fahrweise angebracht, denn die vielen Spaziergänger, mit oder ohne Hunde und/oder Kinderwagen, sowie die Autos und Reisecars sorgen für beengte Verhältnisse. Umso gemütlichen ist dann die Weiterfahrt über den flachen Hügel nach Eggerdingen, wo gleich nochmals ein ähnlicher Hügel folgt, ehe sich die Landschaft bemerkenswert verändert: Zur Linken senkt sich das Gelände in den sehr engen und meist bewaldeten Sackgraben, der den obersten Teil des Kappelengrabens bildet und das Gelände Richtung Wynigen entwässert. Zahllose kurze Seitentäler sorgen für das typische bewegte Relief der Wynigenberge, und durch diese abwechslungsreiche Gegend schlängelt sich ein durchwegs geteertes Strässchen in munterem bergauf-bergab. Immer wieder bieten sich neue Ausblicke und vom vorderhand höchsten Punkt bei Häckligen (825 m) lässt sich erkennen, dass in den Niederungen Richtung Jura immer noch Nebel liegt. Ausserhalb des Nebels haben sich die Wolken dafür etwas gelichtet und hin und wieder lässt sich die Sonne erblicken.
Häckligen liegt an der Strasse Wynigen – Mühleweg; eine richtige Passstrasse und wie es scheint, bei Motorradfahrern beliebt. Ehe ich Richtung Kleinemmental weiterfahre, lege ich noch einen Abstecher zur Höchalp (800 m) ein, wo sich ein reizvoller Blick zum Solothurner Jura bietet. Ich befinde mich nun am südlichen Rand der Buchsiberge, die zu erkunden ebenfalls lohnend wäre, aber auf ein andermal vertagt werden muss. Das zuvor erwähnte Wanderbuch weiss darüber folgendes zu berichten:
Die unberührte, landschaftlich äusserst reizvolle Gegend der Buchsiberge ist leider noch zuwenig bekannt.
Heutzutage, wo mancherorts wegen überlaufener Wanderwege geklagt wird, ist es vermutlich eher ein Glücksfall, sind solche Gebiete noch weit gehend unberührt und nicht bekannter. Mein Weg führt jetzt zurück und weiter nach Schmidigen, wo der Parkplatz beim «Wilden Mann» ebenfalls gut frequentiert ist. Hier bin ich nun also im Kleinemmental. Man erwarte nichts spektakuläres; verglichen mit der Tälerlandschaft der Wynigenberge sind die Oberflächenformen sehr sanft. Eine markante, schon von weitem sichtbare Erhebung sticht aber aus den auf- und abschwellenden Hügelzügen heraus: der Buchknubel (825 m). Längst ist er auf der Karte namenlos, auch einen Weg zum Gipfel sucht man dort vergebens. Ich probiere dennoch mein Glück und stelle das Fahrrad beim Hof Trueber ab, wo ich dem Waldrand bergwärts folge. Aber dort, wo der steile Gipfelhügel beginnt (ca. 810 m) ist leider alles mit einem mehrfachen, geladenen Zaun abgesperrt. Schade, aber die Aussicht auf weitere Weiler des Kleinemmentals ist auch von dieser Stelle aus schön. Und sogar die Sonne zeigt sich nun am fast blauen Himmel!
Über Gassen, Gründen und Widisberg (heute Wiggisberg geschrieben) drehe ich eine gemütliche Runde in der entspannten, nahezu verkehrsfreien Gegend. Auf dem Rückweg komme ich in Huebberg wieder an den Abhang des Buchknubels heran, quere danach die Hauptstrasse, um über Otterbach den Weiler Herbrig zu erreichen. Noch einmal bietet sich hier ein reizvoller Blick über die weitläufige Gegend, die gleich neben der stark frequentierten Durchgangsstrasse 23 liegt, und dennoch kaum bekannt ist.
Zeit, den Heimweg anzutreten. Hinauf nach Affoltern darf man mit dem Fahrrad den parallelen Fussweg benutzen. Ich rate davon ab, die Belagsqualität ist miserabel und man wird pausenlos durchgeschüttelt. Das Verkehrsaufkommen erlaubt es problemlos, direkt auf der Strasse zu radeln. Noch einmal geht es quer durch Affoltern, die Route von heute morgend kreuzend, und weiterhin herrscht reger Betrieb. Genussvoll ist anschliessend die Talfahrt bis Rüegsauschachen und etwas anstrengender danach die Bergfahrt durch das Bigletal heimzu. Schön war's im Kleinemmental und mit über 1000 Höhenmetern war die Tour anspruchsvoller, als man anhand der sanften Gegend vermuten würde!
Und aus aktuellem Anlass noch folgende Ergänzung: Die eingangs erwähnte Schulgemeinde Kleinemmental existiert auch im Jahre 2020 noch und wird auch künftig bestehen bleiben: Die geplante Schliessung wurde von der Stimmbevölkerung wuchtig verworfen, wie die «Wochen Zeitung» in ihrer Ausgabe vom 17. Dezember 2020 berichtet.
Tourengänger:
ABoehlen

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