Kurzbericht 

Morgete nach em Zmorgete...


Publiziert von lorenzo , 10. November 2020 um 18:27.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 7 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 11:15
Aufstieg: 2985 m
Abstieg: 2985 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Weissenburg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1227 Niesen, 1226 Boltigen, 1206 Guggisberg; M. Brandt, Clubführer Berner Voralpen, SAC 1981

Nach einer kleineren Morgeterunde wollte ich auch die grosse mit Waachliflüe, Schibespitz, Gantrisch als Zugabe, Talmattespitz und Schwideneggflue von Weissenburg aus probieren. Beim Zustieg durch die wildromantische Schlucht des Buuschebachs und entlang dem rauschenden Morgetebach, die beide vermutlich von der Schneeschmelze viel Wasser zu führen schienen, fragte ich mich plötzlich, ob ich auf Undriste Morgete zur Überquerung des Bachs wohl die Schuhe würde ausziehen müssen, da es dort laut Karte keine Brücke gab. In den Guggerhorecheere bewunderte ich die Morgetebachfälle, die aber nicht mehr so voll waren wie noch im Sommer, so dass meine Bedenken vermutlich unbegründet waren. Es wurde noch besser: schon von weitem hörte ich Hammerschläge auf Undriste Morgete, und als ich mich den Alphütten näherte, sah ich einen Senn, der an einem Steg über den Morgetebach herumzimmerte. Ich fragte ihn, ob er am auf- oder abbauen sei? Am Aufbauen, meinte er, der alte Holzladen sei nach Jahren morsch geworden und müsse jetzt ersetzt werden. Ich durfte den Rohbau als erster benutzen, war froh, über die erste Schlüsselpassage in einer bequemen Sänfte getragen worden zu sein, ohne nasse und kalte Füsse zu kriegen, bedankte mich und zog Richtung Hinderwaach weiter, im Bewusstsein, dass ich die nächsten Schlüsselstellen dann wohl oder übel wieder eigenhändig bewältigen müsste...

Um keine Zeit zu verlieren, zielte ich unterhalb Hinderwaach nicht auf die im Führer angegebene östlichste steinige Mulde oben an der Fleischlouene, sondern strebte direkt auf den Waachliflüe N-Grat zu, den ich anders als bei ei
ner Skibegehung vor Jahren statt von Westen über sperrige Schrofen von Osten erreichte. Der Weiterweg vom Gipfel entlang dem Grat zum Homädli war auch zu Fuss nicht schwierig, nur ein bisschen beschwerlicher als mit Ski. Nun befand ich mich vorläufig und bis zur Bürgle wieder in vertrautem Gelände, wo ich vor erst zwei Monaten durchgezogen war, und auch der Weiterweg zu Schibespitz und Gantrisch war mir von früher bekannt. Nordseitig liegende Schneereste störten kaum, im Gegenheil erleichterten am Homädli W-Grat und am Gratzug der Alpiglemäre vorhandene Begehungsspuren Orientierung und Vorwärtskommen. Auf dem Widdersgrind begegnete ich ersten vereinzelten Wandersleuten, die das sonnige und milde, wenn auch ein wenig dunstige Herbstwetter wie mich in die Höhe gezogen hatte. An Ochse, Bürgle und Gantrisch wurden es zwar immer mehr, wir störten uns aber nicht, doch zwischendurch genoss ich auf dem Gems- und dem Morgetegrat trotzdem die freie Bahn.

Als ich gegen vier Uhr vom Gantrisch abstieg, stand die Sonne schon tief über Schibe und Märe, für die weitere Überschreitung vom Schibespitz zur Schwideneggflue, die ich erst von besagter Skibegehung kannte, blieben also vor der Dämmerung nur noch etwa anderthalb Stunden. Da der Abstieg über deren WNW-Grat zu zeitraubend wäre und unweigerlich in undurchdringlicher Dunkelheit enden würde, suchte ich vom Grat zwischen Talmattespitz und Schwidenegghüttli nach Möglichkeiten, um über die NW-Flanke, 
wo ich seinerzeit mit Ski abgefahren war, abzusteigen. Den Gipfel erreichte ich noch bei Tageslicht, und auch beim Abstieg über die NW-Rippe nach Lätzwang war die Sicht noch gut genug, erst als ich den Felsriegel passiert hatte, begann es rasch einzudunkeln. Leiser Jubel dann bei der Looherebrücke: ich hatte es doch noch geschafft! Nach einer letzten Pause vor der Alphütte auf Schönebode ging es mit der Stirnlampe im Dauerlauf zurück nach Weissenburg, wo ich als erstes meine Flasche mit erfrischendem Mineralwasser auffüllte...

Zustieg Weissenburg-Undriste Morgete

Von Weissenburg (782m) auf dem gelb markierten Wanderweg zum ehemaligen Weissenburgbad (862m) und auf dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) durch die Schlucht des Buuschebachs und über den Leiternweg zur Hängebrücke Leitereweideni (ca. 1010m), die zur Alpstrasse hinüber führt. Auf dieser wr über Sagi (961m) und - nach der Abkürzung  auf dem Bergweg zwischen ca. 1090m und 1265m über Schönebode (1224m) - über Guggerhorecheere (schöne Aussicht auf die 80m hohen Morgetebachfälle) und die Looherebrücke (1460m) nach Undriste Morgete (1473m), 1h.30m, T2.

Waachliflüe-Homädli
Von der südlichsten Hütte auf Undriste Morgete (1473m) auf der neuen Brücke über den Morgetebach und auf dem eingzeichneten Pfad durch  Wald und über Weide bis ca. 1665m. Nach S und E von Hinderwaach (1783m) weglos über bewachsene Weide zum Beginn des Waachliflüe N-Grats (ca. 1770m). E der Felsen weiter nach S zu einer breiten Schrofenrinne und durch diese nach SSW auf den N-Grat (ca. 1885m, Zustieg von W vermutlich einfacher und bequemer). Über diesen zuerst auf schiefrigen Felsen (brüchig, unangenehm), dann auf Gras auf die Waachliflüe (1977m), 1h, T5+. Entlang dem felsdurchsetzten und überwachsenen WSW-Grat (Pfadspuren) zum Sattel ca. 1925m, 15min, T3, dann über den grasigen und mit Karren versetzten ESE-Grat (Pfadspuren) auf das Homädli (2021m), 15min, T3. Abstieg mit Umgehungen v.a. nach N entlang dem mit Tannen und Stauden stark überwachsenen und sperrigen W-Grat zur Lohegg (1853m), T3, 30min. Insgesamt 2h.

ENE-Grat-Widdersgrind-Hane
Von der Lohegg (1853m) links eines niedrigen Felsriegels entlang nach WNW zum Beginn des Widdersgrind ENE-Grats. Der 1. Aufschwung wird direkt über sehr steiles Gras erstiegen. Der 2. Aufschwung wird rechts über eine Felsstufe (2m, II) umgangen, von der eine Grasrinne nach links zurück zum Grat führt. Der 3. grasig-felsige Aufschwung kann direkt erklettert werden (I-II). Dann auf dem flacher werdenden Gipfelgrat über mehrere felsige Erhebungen einfach zum Widdersgrind (2103m, Kreuz mit gehörntem Widderschädel), 30min, T5+. Abstieg wr über den NNE-Rücken zum Sattel ca. 1995m, über den grasigen SSW-Grat auf den Hane (2019m) und auf Gras und Schrofen über den NNW-Grat nach Grenchegalm (1884m) hinunter, 30min, T3. Insgesamt 1h.

Alpiglemäre W-E-Überschreitung
Von Grenchegalm (1884m) über die S-Flanke auf Weide weglos zum Alpiglemäre Skigipfel (2044m) und nach NE zur nach SW ausgerichteten Einstiegswand, 15min, T2. Über diese rechts eines markanten Risses hinauf (20m, II) und über den Schrofengrat auf den W-Gipfel (2071). Abstieg über den Grat nach NE, wobei zuunterst über eine leicht überhängende Felsstufe abgeklettert werden muss (2m, gute Griffe, II). Weiter auf dem ausgesetzten grasigen Grat (Pfadspuren) und über eine steile Grasrampe hinauf zum W Mittelgipfel (2081m). Auf dem nächsten Grasgrat weiter, bis dieser in Felsen übergeht. Von S durch einen Kamin (5m, II) zurück zum Grat und über diesen auf den E Mittelgipfel (2095m). Auf einem weiteren Grasgrat zu einem Block- und Karrenfeld, das an geeigneten Stellen durchschritten wird und auf dem letzten Grasgrat zum E-Gipfel oder Hane (2115m), 45min, T5. Abstieg zum NE-Vorgipfel und über den N-Rücken auf Geröll und Gras (Pfadspuren) hinunter nach Alpiglegalm (2016m), 15min, T3. Insgesamt 1h 15min.

Ochse-Gemsgrat-Gemsflue-Bürgle
Von Alpiglegalm (2016m) wr über die SW-Flanke und den W-Grat auf den Ochse (2188m), 15min, T3. Abstieg über den grasig-felsigen S-Grat, T5, II, zum felsig-grasigen Gemsgrat, auf diesem ausgesetzt hinunter zum Sattel ca. 2015m und über 2 Aufschwünge (Pfadspuren, Stellen I-II) auf die Gemsflue (2154m), T5. Auf dem eingezeichneten Pfad nach NE zum Sattel ca. 2075m und über die S-Flanke auf die Bürgle (2165m), T2, 45min. Abstieg entlang dem Gipfelfirst und über den SE- oder Morgetegrat (Pfadspuren) zum Morgetepass (1958m), 15min, T3. Insgesamt 1h 15min.

Schibespitz-Abstecher Gantrisch
Vom Morgetepass (1958m) wr zum Schibespitz (2060m) und weiter über den Sattel ca. 2020m bis ca. 2070m. Direkt über den SW- (Pfadspuren) und den S-Grat (Pfadspuren, Stellen I) auf den Gantrisch (2176m), 30min, T4. Abstieg wr über die SE-Flanke (Kabel) und entlang dem SW-Grat, und nach dem Sattel 2020m über den NNE-Grat zurück zum Schibespitz (2060m), 15min, T3. Insgesamt 45min.

Talmattespitz Schwidenegg
Abstieg vom Schibespitz (2060m) wr über den SE-Grat bis ca. 2015m. Nach ESE hinunter in den Sattel ca. 1975m und über den felsdurchsetzen W-Grat auf P. 1997. Abstieg über brüchige Schrofen nach SE und auf dem Grasgrat  nach SE und S über die Kuppe ca. 1995m zum Sattel ca. 1975m. Von NW nach SE über den felsigen (I) Talmattespitz (2000m), weiter nach SE zu P. 1993m (bis hier z.T. Pfadspuren) und nach SSE auf dem eingezeichneten Pfad hinunter zum Schwidenegghüttli (1871m) und weiter zur Schwidenegg (1852m). Über den NNW-Rücken auf Gras und Schrofen (Pfadspuren) auf die Schwideneggflue (2007m), 45min, T3. Abstieg über den Gipfelfirst nach W und über den WNW-Grat auf Schrofen (ausgesetzt) bis ca. 1950m, wo erste Tannen stehen. In der NW-Flanke absteigende Querung auf steilem Gras nach NE zu einer mit Tannen bewachsenen Rippe und über diese auf Gras und Schrofen hinunter nach Lätzwang (ca. 1750m). Überwindung des darunterliegenden Felsriegels durch eine Schrofenrinne und über ein Band nach NE, dann auf steilem Gras in der unteren NW-Flanke weiter hinab, S des Looherebachs nach W bis zum Wald und durch das Bachbett weiter bis zur Looherebrücke (1460m), 45min, T5-.  Insgesamt 1h 30min.

Rückweg nach Weissenburg
Von der Looherebrücke (1460m) auf der Zustiegsroute zurück nach Weissenburg (782m), 1h, T2.

Insgesamt 10h 15min-11h 15min.

Verhältnisse: sonnig und mild, aber dunstig, und gegen Abend auffrischende Bise. Schneereste N-seitig oberhalb ca. 1800-1900m.

Material: Leichthelm, -pickel und -steigeisen (nicht gebraucht) sowie Stirnlampe zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 7.45 Start, 9.15 Undriste Morgete, 10.15 Waachliflüe, 10.45 Hohmädli, 11.45 Widdersgrind, 12 Uhr Hane, 12.30 Alpiglemäre Wintergipfel, 13.15 Alpiglemäre E-Gipfel, 13.45 Ochse, 14.30 Gemsflue, 14.45 Bürgle, 15.15 Schibespitz, 15.30 Gantrisch, 16.15 Schibespitz, 16.30 Talmattespitz, 17 Uhr Schwidenegg, 19 Uhr retour.

Tourengänger: lorenzo


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