Schwere Entscheidung an der Dufourspitze
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Lange habe ich mir überlegt ob ich überhaupt einen Tourenbericht zu den Ereignissen an der Dufourspitze verfassen soll. Ich schreibe bewusst "an der" Dufourspitze da wir den Gipfel leider nicht erreicht haben. Wie es dazu kam beschreibe ich später.
Der Wetterbericht für dieses Wochenende verspricht sensationelles Bergwetter. So mache ich mich mit Gabriel wieder einmal auf den Weg des Bergsteigers. Nach unserer erfolgreichen Dombesteigung im Juli ist die Sehnsucht nach 4000er Bergen geweckt. Wir haben uns entschieden es mit der Dufourspitze zu versuchen.
Mit dem Zug geht die Fahrt durch den neuen Lötschbergtunnel nach Visp von dort mit der Matterhorn Gotthard Bahn nach Zermatt und weiter mit der Gornergratbahn auf den Rotenboden. Bevor wir uns über den absteigenden Wanderweg Richtung Gornergletscher aufmachen verstauen wir die 8 Flaschen Wasser die wir zuvor im Coop in Zermatt eingekauft haben. Der riesige Rucksack meines Kollegen (gut 30 Kg schwer) veranlasst mich ihm einen neuen Spitznamen zu geben: Ab jetzt nur noch "Tensing"-Gabriel. =)
Nach einer Dreiviertelstunde erreicht man den Übergang zum Gornergletscher. Der Weg zieht sich Quer über den Gletscher wo er dann auf der anderen Seite zur Monte-Rosahütte hin wieder ansteigt. In Regelmässigen Abständen weisen gut sichtbare Markierungen den Weg durch das Spaltenlabyrinth. Steigeisen muss man hier nicht zwingend montieren, doch trotzdem sollte man auf die Füsse achten, denn die Spalten sind tief und ein Sturz kann böse enden.
Zwischendurch machen wir kurze Pausen und bestaunen den eiskalten, glasklaren Gletscherbach welcher sich seinen Weg durch das Eis frisst um dann in einer der vielen tiefen Spalten mit tosendem Geräusch zu verschwinden. Der Blick auf die umliegenden Berge verzaubert jeden der sich in Ihre Nähe begibt.
Der Gletscherpart ist nun zu Ende und auf den letzten Höhenmetern verläuft der Weg teils über Steinplatten bis man endlich die Monte-Rosahütte erreicht. Wir trinken ein Rivella und gehen weiter. Zu Beginn folgt man dem Pfad über die frühere Gletschermorräne, dieser verliert sich jedoch später in dem grossen und teils unübersichtlichen Blockfeld. Immer wieder sieht man die Wegweisenden Steinmannli die jedoch unserer Meinung nach hier nicht unbedingt den richtigen Weg, als vielmehr die Himmelsrichtung anzeigen.
Unser Ziel für heute ist das Obere Plattje, welches wir jedoch mangels Zeit und Ausdauer, der schweren Rucksäcke wegen, nicht mehr erreichen. So beschliessen wir unser Biwak direkt unter dem steilen Felsaufschwung zu errichten. Wir sind definitiv nicht die einzigen die jemals hier biwakiert haben. Leider gibt es immer noch zu viele Leute die sich um die Nachhaltigkeit der Natur einen Dreck kümmern. Zwischen den Steinen finden wir Dosen, Petflaschen, Plastikverpackungen und vieles mehr. Solchen Leuten sollte man den Zugang zu den Bergen verbieten.
Nachdem wir unser Biwak errichtet haben fangen wir an mit kochen und treffen alle vorbereitung für den bevorstehenden Tag. Bereits ist es 20.00 Uhr und da ich müde bin lege ich mich zur Ruhe, denn bereits um 0100 klingelt der Wecker. Um genug Zeit zu haben wollen wir um 0200 aufbrechen.
Doch bereits beim Morgenessen beginnen die Probleme. Hundemüde und mit Bauchschmerzen quäle ich mich wenigstens einen Happen zu essen. Das schwierigste auf Hochtouren ist es wohl den warmen Schlafsack gegen die kalten und vom Vortag noch etwas feuchten Bergschuhe einzutauschen. Mit etwas verzögerung brechen wir Richtung Oberes Plattje auf. Dort heisst es erst einmal anseilen denn der bevorstehende Gletscherabschnitt ist nicht zu unterschätzen und klafft voller Spalten. Die Suche des richtigen Weges durch dieses Labyrinth ist nicht gerade einfach, doch auch dies ist nach einiger Zeit geschafft. Wir kommen gut voran. Die Spur steigt nun steil an, für meinen Geschmack etwas zu steil.
Gerade als ich das Gefühl habe, dass es mir besser geht werde ich von einer Müdigkeitswelle überrollt. Hintengehend nicke ich noch während des laufens immer wieder kurz ein. Auch während den kurzen Trinkpausen die wir einlegen übermannt mich die Müdigkeit vom Vortag. Später als die Sonne aufgeht fühle ich mich wieder etwas besser. Leider bleibt dies nur ein kurzer Moment der Besserung und jegliche Hoffnung auf den Gipfel verschwindet nachdem ich vornübergebeugt hustend und gurgelnd nach Luft ringe.
Wir müssen eine Entscheidung treffen. Obwohl wir unmittelbar unterhalb des Sattels stehen ist der Weg noch sehr weit. An meinem Zustand wird sich nicht viel ändern, die Höhe, die Müdigkeit und die Anstrengung zwingen mich in die Knie. Ein Hinaufquälen gefährdet nur unser beider Leben. Wir brechen ab.
Die Entäuschung ist riesig.
Das schlechte Gewissen gegenüber meinem Seilpartner der wohl wegen seiner unausschöpflichen Kondition und seinem unbändigen Willen nicht von diesem Planeten stammt macht die Situation nicht besser. Schweren Herzens steigen wir ab. Schnell merken wir dass es, trotz fehlendem Gipfelerfolg, die richtige Entscheidung ist.
Nach ewiger Absteigerei und dem erneuten Spaltenabenteuer erreichen wir unser Zelt. Um den restlichen Abstieg zurück zum Rotenboden zu schaffen, lege ich mich schlafen.
Nachdem ich etwas schlafen konnte, es mir aber nicht wirklich besser geht, treten wir den langen Weg Heim an; wir erreichen nach 4.5h den Rotenboden.
In Zermatt habe ich mich bei einem grossen Panasche wieder etwas erholt und die Ereignisse nochmals überdacht. Misserfolg gehört ebenso zum Leben wie Erfolg und so nutze ich diese Erfahrungen um mich erneut für eine Besteigung der Dufourspitze zu motivieren. Lieber wäre ich in diesem Bericht auf die Erlebnisse und Erfahrungen einer erfolgreichen Hochtour eingegangen als, dass ich euch Lesern meinen Gesundheitszustand beschreibe. Nach erfolgreicher Besteigung in ferner oder naher Zukunft werde ich dies jedoch nachholen.
Trotz allem genossen wir die Aussicht und die Stimmungsvolle Landschaft des Monte-Rosa-Massifs sehr.
Fazit
Danken möchte ich Gabriel, meinem treuen und sehr geduldigen Tourenpartner welcher mich auch in schwierigen Situationen nicht aufgibt und motiviert.
Weiterer Dank geht an Sputnik, der uns mit seinem genialen Bericht über die Dufourspitze vieles erleichtert hat.
Der Wetterbericht für dieses Wochenende verspricht sensationelles Bergwetter. So mache ich mich mit Gabriel wieder einmal auf den Weg des Bergsteigers. Nach unserer erfolgreichen Dombesteigung im Juli ist die Sehnsucht nach 4000er Bergen geweckt. Wir haben uns entschieden es mit der Dufourspitze zu versuchen.
Mit dem Zug geht die Fahrt durch den neuen Lötschbergtunnel nach Visp von dort mit der Matterhorn Gotthard Bahn nach Zermatt und weiter mit der Gornergratbahn auf den Rotenboden. Bevor wir uns über den absteigenden Wanderweg Richtung Gornergletscher aufmachen verstauen wir die 8 Flaschen Wasser die wir zuvor im Coop in Zermatt eingekauft haben. Der riesige Rucksack meines Kollegen (gut 30 Kg schwer) veranlasst mich ihm einen neuen Spitznamen zu geben: Ab jetzt nur noch "Tensing"-Gabriel. =)
Nach einer Dreiviertelstunde erreicht man den Übergang zum Gornergletscher. Der Weg zieht sich Quer über den Gletscher wo er dann auf der anderen Seite zur Monte-Rosahütte hin wieder ansteigt. In Regelmässigen Abständen weisen gut sichtbare Markierungen den Weg durch das Spaltenlabyrinth. Steigeisen muss man hier nicht zwingend montieren, doch trotzdem sollte man auf die Füsse achten, denn die Spalten sind tief und ein Sturz kann böse enden.
Zwischendurch machen wir kurze Pausen und bestaunen den eiskalten, glasklaren Gletscherbach welcher sich seinen Weg durch das Eis frisst um dann in einer der vielen tiefen Spalten mit tosendem Geräusch zu verschwinden. Der Blick auf die umliegenden Berge verzaubert jeden der sich in Ihre Nähe begibt.
Der Gletscherpart ist nun zu Ende und auf den letzten Höhenmetern verläuft der Weg teils über Steinplatten bis man endlich die Monte-Rosahütte erreicht. Wir trinken ein Rivella und gehen weiter. Zu Beginn folgt man dem Pfad über die frühere Gletschermorräne, dieser verliert sich jedoch später in dem grossen und teils unübersichtlichen Blockfeld. Immer wieder sieht man die Wegweisenden Steinmannli die jedoch unserer Meinung nach hier nicht unbedingt den richtigen Weg, als vielmehr die Himmelsrichtung anzeigen.
Unser Ziel für heute ist das Obere Plattje, welches wir jedoch mangels Zeit und Ausdauer, der schweren Rucksäcke wegen, nicht mehr erreichen. So beschliessen wir unser Biwak direkt unter dem steilen Felsaufschwung zu errichten. Wir sind definitiv nicht die einzigen die jemals hier biwakiert haben. Leider gibt es immer noch zu viele Leute die sich um die Nachhaltigkeit der Natur einen Dreck kümmern. Zwischen den Steinen finden wir Dosen, Petflaschen, Plastikverpackungen und vieles mehr. Solchen Leuten sollte man den Zugang zu den Bergen verbieten.
Nachdem wir unser Biwak errichtet haben fangen wir an mit kochen und treffen alle vorbereitung für den bevorstehenden Tag. Bereits ist es 20.00 Uhr und da ich müde bin lege ich mich zur Ruhe, denn bereits um 0100 klingelt der Wecker. Um genug Zeit zu haben wollen wir um 0200 aufbrechen.
Doch bereits beim Morgenessen beginnen die Probleme. Hundemüde und mit Bauchschmerzen quäle ich mich wenigstens einen Happen zu essen. Das schwierigste auf Hochtouren ist es wohl den warmen Schlafsack gegen die kalten und vom Vortag noch etwas feuchten Bergschuhe einzutauschen. Mit etwas verzögerung brechen wir Richtung Oberes Plattje auf. Dort heisst es erst einmal anseilen denn der bevorstehende Gletscherabschnitt ist nicht zu unterschätzen und klafft voller Spalten. Die Suche des richtigen Weges durch dieses Labyrinth ist nicht gerade einfach, doch auch dies ist nach einiger Zeit geschafft. Wir kommen gut voran. Die Spur steigt nun steil an, für meinen Geschmack etwas zu steil.
Gerade als ich das Gefühl habe, dass es mir besser geht werde ich von einer Müdigkeitswelle überrollt. Hintengehend nicke ich noch während des laufens immer wieder kurz ein. Auch während den kurzen Trinkpausen die wir einlegen übermannt mich die Müdigkeit vom Vortag. Später als die Sonne aufgeht fühle ich mich wieder etwas besser. Leider bleibt dies nur ein kurzer Moment der Besserung und jegliche Hoffnung auf den Gipfel verschwindet nachdem ich vornübergebeugt hustend und gurgelnd nach Luft ringe.
Wir müssen eine Entscheidung treffen. Obwohl wir unmittelbar unterhalb des Sattels stehen ist der Weg noch sehr weit. An meinem Zustand wird sich nicht viel ändern, die Höhe, die Müdigkeit und die Anstrengung zwingen mich in die Knie. Ein Hinaufquälen gefährdet nur unser beider Leben. Wir brechen ab.
Die Entäuschung ist riesig.
Das schlechte Gewissen gegenüber meinem Seilpartner der wohl wegen seiner unausschöpflichen Kondition und seinem unbändigen Willen nicht von diesem Planeten stammt macht die Situation nicht besser. Schweren Herzens steigen wir ab. Schnell merken wir dass es, trotz fehlendem Gipfelerfolg, die richtige Entscheidung ist.
Nach ewiger Absteigerei und dem erneuten Spaltenabenteuer erreichen wir unser Zelt. Um den restlichen Abstieg zurück zum Rotenboden zu schaffen, lege ich mich schlafen.
Nachdem ich etwas schlafen konnte, es mir aber nicht wirklich besser geht, treten wir den langen Weg Heim an; wir erreichen nach 4.5h den Rotenboden.
In Zermatt habe ich mich bei einem grossen Panasche wieder etwas erholt und die Ereignisse nochmals überdacht. Misserfolg gehört ebenso zum Leben wie Erfolg und so nutze ich diese Erfahrungen um mich erneut für eine Besteigung der Dufourspitze zu motivieren. Lieber wäre ich in diesem Bericht auf die Erlebnisse und Erfahrungen einer erfolgreichen Hochtour eingegangen als, dass ich euch Lesern meinen Gesundheitszustand beschreibe. Nach erfolgreicher Besteigung in ferner oder naher Zukunft werde ich dies jedoch nachholen.
Trotz allem genossen wir die Aussicht und die Stimmungsvolle Landschaft des Monte-Rosa-Massifs sehr.
Fazit
- sehr lange (nach meinen Einschätzungen) anspruchsvolle Hochtour
- wundervolle Landschaft, umgeben von schönen 4000er
- Erfahrungsreiche Tour
- vorsicht auf dem Gletscher, anseilen ist ein Muss
Danken möchte ich Gabriel, meinem treuen und sehr geduldigen Tourenpartner welcher mich auch in schwierigen Situationen nicht aufgibt und motiviert.
Weiterer Dank geht an Sputnik, der uns mit seinem genialen Bericht über die Dufourspitze vieles erleichtert hat.
Tourengänger:
Steinadler

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