Wutachflühen, Buchberg und Schleifenbachfälle


Publiziert von Frankman , 24. September 2020 um 09:59.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:21 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 480 m
Abstieg: 480 m
Strecke:Bhf Lausheim-Blumegg, Wutachflühen, Buchberg, Blumberg, Achdorf, Bhf Lausheim-Blumegg, 20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B 314 Grimmelshofen, Lausheim
Kartennummer:outdooractive.com

Die Wutachflühen sind die Fortsetzung der bekannten Wutachschlucht und ziehen sich von Achdorf bis Grimmelshofen. Eine Wanderung durch die Flühen ist hier ebenfalls ein Crashkurs in Geologie. Die Wutach fließt in diesem Abschnitt in weicheren Schichten, was zu zahlreichen Rutschungen am Talgrund führt. Die härteren Kalkbänke des Oberen Muschelkalks sowie des unteren Keupers bilden die darüberliegenden senkrechten Felswände (= Flühen).
Bei Achdorf, oder vielmehr etwa 200m höher, müssen sich nacheiszeitlich dramatische Szenen abgespielt haben. Hier hat die Ur-Wutach der Feldbergdonau durch rückschreitende Erosion buchstäblich das Wasser abgegraben. Nach dieser Flussanzapfung wurde das Schwarzwaldwasser dem viel tiefer liegenden Hochrhein zugeführt, was wiederum zur Vertiefung der Wutachschlucht führte.
Die Informationstafeln an den Schleifenbachfällen in Blumberg geben hier sehr gut aufbereitete Informationen. So kann man auch ohne Geo-Studium die Morphologie verstehen (mit machts aber mehr Spaß;))
Ausgangspunkt der Wanderung durch die Wutachflühen ist der Bahnhof Lausheim-Blumegg an der Sauschwänzlebahn. Je nach Jahreszeit und Fahrplan ist Deutschlands schönste Museumsbahn der Begleiter auf dieser Tour. Im Verlauf der Wanderung werden verschiedene Themenwege und Fernwanderwege berührt. Hier verläuft der Schwarzwald Ostweg, der SauschwänzleWeg und Schluchtensteig, später stoßen der Querweg Freiburg-Bodensee sowie der Wasserweltensteig dazu. Entsprechend hoch ist die Zahl der Besucher auf diesem Teilstück.
Vom Bahnhof Lausheim-Blumegg führt der Weg flussaufwärts und erreicht nach einigen Minuten die Mündung des Lausheimer Bachs, der hier schöne Sinterterrassen und eine Sinterhöhle geschaffen hat. Auf dem Weg zur Eisenbahnbrücke erheben sich auf der Ostseite des Flusses die mächtigen Wutachflühen.
Immer dann, wenn ein Wandergeselle die Gleise vor dem alten Bahnwärterhaus betritt, bellt der Hund der neuen Hausherren. So bleibt der Versuch, ein schönes Foto vom Tunnelausgang oder der Brücke auf Schienenniveau zu schießen, niemals geheim.
Der Fußgängersteg überquert die Wutach und führt zur Infotafel am östlichen Brückenkopf. Hier verzweigt sich der flussaufwärts führende Weg in den oberen und unteren Flühenweg. Ich entscheide mich für die Runde via oben hin (T2) und unten zurück (T1) und folge dem Ostweg mit der schwarzroten Raute.
Der Bergweg steigt nun kontinuierlich an und verläuft unterhalb der Felswände. Der untere Weg bleibt immer in Flussnähe.
Oberhalb des Bergwegs erkennt man immer wieder die bis zu 85m aufragenden Muschelkalkfelsen. Beim „Lunzifels“ und nach der Wegkreuzung „Bei der Muttergottes“ verläuft der Wanderweg direkt am Fels entlang. Bald danach trennen sich Schluchtensteig und Ostweg. Der Ostweg führt weiter flussaufwärts Richtung Achdorf, der Schluchtensteig steigt hier in Serpentinen zur Kante der Wutachflühen bergan. Vor dem Wanderparkplatz sind zwei gesicherte Aussichtpunkte angelegt, von wo aus man die schönen Ausblicke über die Flühen genießen kann.
Am Parkplatz ändert sich die Landschaft. Die steile Schlucht ist verlassen und man befindet sich in den Hügeln des Kommentals auf dem Niveau von Fützen. Hier trifft man am Haltepunkt Wutachflühen auch wieder auf die Sauschwänzlebahn, die den Höhenunterschied mittels Schlaufe und Talübergang von Fützen und dem Stockhalde Kehrtunnel gemeistert hat.  Nach der Bahnunterführung steigt der Weg kurz aber recht steil am Waldrand zur Bielwasenhütte. Eine Himmelsliege zwingt mich zur ausgiebigen Mittagspause. Anschließend geht es leicht abwärts zum oberen Portal des Tunnels „am Achdorfer Weg“ und es beginnt der finale Anstieg zur Ottilienhöhe und zum Buchberg. Unterwegs öffnet sich der Blick auf die weite Tallandschaft von Epfenhofen mit den Kunstbauten Epfenhofer Talübergang und Biesenbachviadukt. Diese Namen klingen wie Musik im ferrophilen Ohr. Die Pufferküsser kommen ins Schwärmen. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Ingenieursleistung es gelungen ist, die Landschaft den Vorgaben der Sauschwänzlebahn anzupassen. Hut ab.
Von der Ottilienhöhe ist man bald schon auf dem Buchberg und genießt die Aussicht. Tief unten liegt Achdorf am Wutachufer, dem Tatort der nacheiszeitlichen Flussanzapfung, die der Feldbergdonau das Wasser abgegraben hat. Der Buchberg bildet gemeinsam mit dem nördlich gelegenen Eichberg die Blumberger Pforte auf dem ehemaligen Flussniveau. Heute verläuft ab der Wasserscheide beim Bahnhof Zollhaus die Aitrach ostwärts durch das weite Tal der ehemaligen Feldbergdonau.
Bald schon erreiche ich den Friedhof und gleich darauf den Talgrund in Blumberg am Gänseliesel Brunnen. Die Lage von Blumberg erinnert mich an La Chaux de Fonds, nur eben viel kleiner.
Am Brunnen befinden sich zahlreiche Infotafeln zur Wutachschlucht und zum Schluchtensteig.
Der Abstieg Richtung Achdorf führt über die Schleifenbachfälle. Der Weg ist mit Stufen und einer Leitern ausgebaut. Wer das nicht mag, findet eine Umgehung der Wasserfälle südseitig.
Wieder auf Flussniveau der Wutach liegt lieblich verschlafen Achdorf mit dem seit 1543 bestehenden Gasthaus Scheffellinde.
Flussäbwärts führt auf den kommenden knapp 2km jetzt leider nur die Fahrstraße nach Fützen. Da die Straße durch den instabilen Untergrund ständig auf und ab führt, trägt sie auch die Bezeichnung „Wellblechweg“. Etwa 200m vor dem Wanderparkplatz Wutachflühen zweigen nacheinander Unterer und Oberer Flühenweg ab. Nach dem Bergweg hin entscheide mich für den Flussweg zurück. Blickfang unterwegs sind am Ufer zwei alte Mühlsteine, die als Zeugen einer vom Hochwasser 1891 zerstörten Mühle übriggeblieben sind. Wenn man das Hundegebell vom Bahnwärterhaus hört, ist die Eisenbahnbrücke nicht mehr weit. Auf dem Rückweg zum Bahnhof Lausheim-Blumegg erscheinen die Wutachflühen jetzt in völlig anderem Licht. In der Abendsonne leuchten die Muschelkalkwände ockerfarben über der Schlucht.
Auch so kann ein Montag verlaufen – gerne wieder.

Tourengänger: Frankman


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