Hoher Göll Ostwand


Publiziert von kneewoman , 20. September 2020 um 20:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:13 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Unterkunftmöglichkeiten:Purtschaller Haus

Die Route für die Durchsteigung der Ostwand des Hohen Göll wurde bereits vom Chiemgauer gut und ausführlich beschrieben. Danke hierfür und ebenso für die freundlichen und hilfreichen Tipps auf meine Nachfragen. Aufgrund der Schneemengen im Winter 18/19 habe ich mir die Tour 2019 nicht zugetraut, musste sie jedoch nur um ein Jahr aufschieben. Nicht überall sind wir dem Track bzw. der Beschreibung vom Chiemgauer gefolgt. Vielleicht sind Infos zu diesen Passagen für ein paar Leute interessant.

Die Steilgraspassage
Der Jägersteig, der die steilen Hänge vom Ecker Sattel zum Wilden Freidhof quert, ist wirklich kein Spaß, sondern recht heikel. Besonders wenn er, wie wohl häufig im Herbst, taunass ist. Mir geht das Gras dabei bis zur Hüfte, die Hose ist danach klitschnass und sowohl Robert als auch mich hat es mehrmals auf den Hintern gelassen. Bis zum Einstieg haben wir daher geschlagene 2h gebraucht.

Die Plattenschleichpassage
Hier sei angemerkt: Plattenschleichen ist nicht jedermanns, und auch nicht unbedingt Roberts Sache (danke an dieser Stelle, dass er mich dennoch auf meiner Wunschtour begleitet hat). Und für die ersten 1:30h besteht die Route hauptsächlich aus griffarmen, Wasserrillen durchzogenen Platten mit ordentlich Tiefblick. Man sollte sich sicher sein, auch hier die Nerven zu behalten und im Zweifelsfall Kletterschuhe dabei haben. Es gibt immer wieder kleine Absätze zum Schuhewechseln.
Der erste Teil des Plattenschleichens ist noch leicht (I) und sehr genussvoll. Recht schnell mussten wir uns nässebedingt jedoch eher rechts des Tracks von Chiemgauer halten und hatten unsere (meine) Schüsselstelle (III) daher im Rahmen zweier Aufschwünge noch vor dem ersten Wand-Schneefeld. Danach gabs erstmal wieder freundlichere Wasserrillen (II). Beim Schneefeld sind wir, wie von Chiemgauer angezeigt, zu den zwei markanten von links-unten nach rechts-oben verlaufenden Rissen aufgestiegen (wir sind uns uneins darüber, ob zur oberen oder unteren). An der beschriebenen Unterbrechungsstelle des Risses entdeckten wir zwei nach links ober ziehende moosige Rinnen. Wir haben uns für die schmalere, obere (rechte) entschieden. Sie lässt sich bis auf eine Stelle ohne größere Probleme begehen (II) und man erreicht den Rücken unterhalb der Wetterbockwand.

Die Geröllpassage
Nun hinauf in Richtung des linken Endes der Wetterbockwand und von dort, in Abhängigkeit von der Größe des oberen Schneefeldes, an geeigneter Stelle nach links queren. Hier sind wir nicht wie Chiemgauer am  Rand des Schneefeldes weiter aufgestiegen, sondern stattdessen direkt nach links in die Rippe eingestiegen. Wo und wie man vom linken Ende der Wetterbockwand zur Rippe quert - unangenehm feingrieslig wird es wohl immer sein. 

Die Kraxelpassage
Unser Einstieg in die Rippe erfolgt über ein recht breites Schuttband von dem aus wir den leichtest Weg zur Überwindung des ersten Aufschwungs suchten und einen fanden, der die II nicht überschreitet. Vielleicht ist Rippe der falsche Ausdruck - man könnte eher Rippchen, im Sinne von Spareribs, sagen - denn es ist hier keineswegs absolut übersichtlich. Mit ein bisschen Gespür findet man aber immer einen Weg über Rippen, Rinnen und Rampen über die man (max II) in erfreulicher Kletterei zügig aufsteigen kann. Nach 4h (ab Einstieg) Schleichen, Wühlen und Klettern kommen wir unweit des Kuchler Kreuzes auf die Grathöhe des Hohen Göll und gehen in wenigen Minuten auf dem markierten Weg zum Gipfel.

Die Matsch- und Speckpassage
Der Abstieg erfolgte über den Schustersteig zum Purtschallerhaus und zieht sich beachtlich. Insbesondere nach dem Klettersteig (hier ist Aufgrund der Frequentierung mit Wartezeiten zu rechnen) wird die Kombination aus Speck und Matsch extrem. Dann noch der 120m Gegenanstieg vom Ecker Sattel - schnauf... Nach weiteren knapp 3h kommen wir wieder am Parkplatz an und starren ungläubig in die Hoher Göll Ostwand: Das man da raufkommen können soll scheint uns nach wie vor erstaunlich.

Tourengänger: kneewoman


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Kommentare (6)


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bula_f hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2020 um 09:57
Servus und Glückwunsch zur Göll Ostwand! Ich war dort am Samstag auch unterwegs, deshalb eine paar Anmerkungen zur Ergänzung:

- Tour scheint (mittlerweile?) recht stark frequentiert zu sein. Mit mir waren mindestens 4 weitere Partien (10 Personen) in der Wand --> es gab immer wieder Steinschlag!
- noch vor dem ersten Wandschneefeld kann man sich links auf die Rippe halten und umgeht so die Riße und die Geröllpassage (Weg der geführten Partien und deutlich schneller als durch die Riße)
- ich bin - wie Hans - links am Schneefeld vorbei und durch einen Riß Richtung Wetterbockwand bis beinah zu deren Fuß aufgestiegen. Man umgeht das Schuttfeld im Vergleich zu eurer Route so rechts im Fels und quert dann am unteren Ende des oberen Schneefelds nach links zur Rippe aus.

Viele Grüße,

Carsten

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2020 um 20:40
Fall alleine und mit orangen Helm, dann warst du immer "knapp" vor uns und müsstest von drei jungen Burschen überholt werden sein (wenigstens waren die auf einmal weg, aber den mit dem orangen Helm habe ich immer wieder gesehen).

bula_f hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. September 2020 um 18:23
Haha, ja, das war ich. Die drei Jungs haben mich überholt als sie am ersten Schneefeld links zur Rippe ausgequerten und ich in einem direkten Riß hoch zur Wetterbockwand werkelte :-).

Warst du mit einer Dame unterwegs? Da war ein Pärchen vor mir unterwegs, die vom Eckertsattel direkt über den Jägersteig zugestiegen sind. Ich habe sie unterhalb auf der alten Forststraße überholt. Habe sie reden gehört, aber es hörte sich nicht nach einer bekannten Stimme an ...

Aus der Wand habe ich dann gesehen, dass sich am Einstieg mehrere Partien versammelten. Ich hatte das Gefühl, dass eine Partie eventuell direkt von Gasteig hochgestiegen ist? Weisst Du, ob es da einen Steig gibt? Würde einiges an Weg sparen ...

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. September 2020 um 22:27
Könnten wir gewesen sein. Habe den Einstieg zur Straße "vergessen" und haben uns somit über den Steig oberhalb der Straße zum Querungssteig durchgekämpft ;-)
Die drei Buaschn sind ziemlich sicher direkt hoch (da gibt es in den Karten auch eine Skispur), aber Steig wage ich zu bezweifeln. Leider übersehen sie zu fragen wegen dem direkten Zustieg.

kneewoman hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. September 2020 um 19:46
Hallo Jungs,
merci für die Kommentare. Ich freue mich, dass Ihr Euch vermittels meiner Tourenbeschreibung nachträglich "gefunden" habt.
Einerseits schade, dass ich bei Eurem "Klassentreffen" nicht auch dabei war. Auf der anderen Seite ist es mir auch ganz recht zu zweit, ohne Steinschlag und ohne Leute hinter mir, die mich dann vielleicht noch zum hudeln bringen, unterwegs zu sein.
Wir haben auch gelesen, dass die Passage nach dem ersten Wandschneefeld oft weiträumig links auf der Rippe umgangen wird. Deswegen haben wir uns ab dem Schneefeld auch eher links orientiert. Aber wir haben deiner Beschreibung, Carsten, wohl einfach was dazwischen gemacht. Offensichtlich kann man da einfach 10mal raufgehen ohne denselben Weg zu benutzen. Auch super.
Liebe Grüße
Sarah

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2020 um 20:49
Schön das es geklappt hat! Wir waren keine Woche später auch vor Ort. Dieses mal auch einige Stellen anders gelöst, aber das Gelände lässt ja fast alles zu. Bereits wieder was entdeckt, was ich bei einer nächsten Begehung mal genauer untersuchen muss ;-)
Gruß
Hans


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