Schüttalkopf 2770m - Schittol

Nicht Schöntal, nicht Schiental, nicht Schüttal, nein, Schittol nennen es die Einheimischen, mit Betonung auf der zweiten Silbe. In den Karten sind fast alle Varianten vertreten, so queren wir unter dem Schöntaljöchl und der Schüttalschneide Richtung Tauernalm. Dort zieht der altehrwürdige Steig zum Krimmler Tauern und zum Schientalkopf.
Hier sind schon seit Urzeiten Menschen übergegangen, Händler, Schmuggler, Deserteure und Juden auf der Flucht. Heute sind es Bergwanderer, die rein zum Vergnügen hinaufsteigen. Von den Schicksalen und Dramen, die sich hier schon abgespielt haben, ahnt man kaum etwas. Nur eine Hinweistafel erinnert daran, dass hier schonmal im August! drei Menschen vom Kälteeinbruch überrascht wurden und erfroren sind.
Heute keine Spur von Drama oder Schicksal, wir steigen entspannt zum Übergang und gleich weiter zum Gipfel. Der faszinierende Plattensteig macht es uns leicht, außer einer steifen Prise stört nichts die Harmonie.
Beinahe zuviel Eintracht, da kommt mir die Idee, über den Westgrat abzusteigen. Ein wenig Abenteuerlust packt mich und ich betrachte mir die Angelegenheit näher. Es wartet herrlicher Granit, ein paar nette Gendarmen und es findet sich immer eine machbare Linie in lustiger Zweierkraxelei.
Ich traue meinen Augen kaum, vom Dreiecker kommen mir Menschen entgegen!? Zwei Herren reiferen Semesters turnen zu mir, erkundigen sich kurz über den Zustand des Grates und kraxeln munter weiter Richtung Schüttalkopf.
Ich schaue ihnen eine Weile beeindruckt nach, verlasse am Schöntaljöchl den Grat und suche mir eine Linie durch die unberührte Wildnis zum Lausitzer Weg. Er führt mich ins Paralleltal, wo die Freunde an der Tauernalm warten. Die an der Alm hergestellten Käsevariationen überzeugen uns und wir laden die Rucksäcke voll. Schwer bepackt ziehen wir wieder zurück von unserem Ausflug um das Schittol.