Von der Pointe de Cray zur Pointe de Paray


Publiziert von Bergamotte , 6. August 2020 um 15:17.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 5 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Liéry Odet
Kartennummer:1245 Château-d'Oex

Der HM Aigle-Leysin steckt mir immer noch in den Knochen; so wollte ich heute nicht unnötig Höhenmeter drücken. Dafür durfte es etwas schwieriger sein, konkret am Südgrat der Pointe de Paray. Die Alpinwanderskala wird hier arg strapaziert. Als regelrechter Leckerbissen hat sich dabei mein Zustieg über den langen Grat von der Pointe de Cray über den Vanil Carré bis zum Tsô Fauthy erwiesen. Als Ostschweizer sag ich das nur ungern, aber das Gebiet rund um den Vanil Noir kann es mit seiner Schönheit und den wilden Flanken und Graten beinahe mit dem Alpstein aufnehmen. Nur dass hier ein Bruchteil der Besucher unterwegs ist... Zur Vorbereitung empfehle ich die Berichte von lorenzo und natürlich den Freiburger Alpinwanderführer.

Zuerst ausgeschlafen, dann nochmals umgekehrt wegen vergessenem Material, später die Autobahnausfahrt verpasst und zuletzt Warterei wegen Waldarbeiten... So starte ich halt erst um 10:15 vom Parkplatz bei Liéry Odet (1344m). Zunächst steht die Pflicht auf dem Programm, der Aufstieg zur Grathöhe. Dieser verläuft unspektakulär und nach Gros Chadou vorübergehend weglos über Weidegelände. Bald schon öffnen sich aber lohnende Blicke, sei's runter ins Haute Gruyère, auf die Pointe de Paray oder die fotogenen Millets. Auf markierten, aber rauem Pfad erreiche ich schliesslich den "Col de Cray" (P. 1972) und damit die Krete. Sie werde ich in den nächsten Stunden kaum mehr verlassen. Rucksackepot und kurz die 100Hm zur Pointe de Cray (2070m) absolviert - das ist übrigens ein formidabler Aussichtspunkt, welcher einen eigenständigen Besuch lohnt. 

Nun darf die lange Kretenwanderung beginnen. Bis zum Pra de Cray (2197m) folgt man genussvoll Wegspuren über den gutmütigen Grasgrat (T2). Gleich dahinter steht das abweisende Felsriff des Vanil Carré. Wie im Führer beschrieben quere ich rechts (südseitig) der Felswand entlang bis an deren Ostseite. Das erwähnte Couloir konnte ich unterwegs nicht ausmachen und ich möchte stattdessen der Normalroute über den Ostgrat folgen. Aber hey, da lockt ein keckes, luftiges Band zurück in die Südflanke (T5+, ausgesetzt). Also Querung zurück nach Westen, dieses Mal einfach eine Etage höher. Bei der ersten Gelegenheit - vermutlich zu früh - steige ich recht anspruchsvoll ein Couloir (T6/II) zum Gipfelfirst hoch und erreiche über den Felsgrat die Kote vom Vanil Carré (2195m). Zurück geht's über den Normalweg, was einfacher ist (T5).

Die Fortsetzung über den mittlerweile felsigen Grat (Lapia des Nontanettes) ist gehobenes Gehgelände und sehr lohnend. Am Fuss des Gros Perré, den man zunächst wiederum auf dessen Südseite umgeht, wird die Affiche luftiger. Zuerst quere ich auf Felsbändern, um dann von rechts nach links in eine markante Verschneidung reinzuqueren (T6-/II). Nachdem ich derart den Felsgürtel überwunden habe, legt sich das Gelände leicht zurück und im gehobenen T5-Bereich steige ich direkt zum Kreuz auf dem Gros Perré (2208m) hoch, wo zwei Wanderer pausieren. Ich hingegen ziehe direkt weiter über dessen NO-Grat. Er lässt sich wider Erwarten durchgehend begehen, erst ganz am Schluss wird kurz nach rechts (Süden) in eine Felsverschneidung ausgewichen, vor Ort offensichtlich. 

Was nun folgt, die streckenweise luftige Überschreitung der Lapia des Tsavas bis zum "Tsô Fauthy" (ca. 2240m), möchte ich als unbestrittenen Höhepunkt der Tour bezeichnen. Im Schlussaufstieg zu dieser markanten, unkotierten Felsnadel gilt es eine IIer Rinne zu klettern, gefolgt von steilem Schrofengelände. Ich kreuze hier einen Berggänger beim Abseilen. Er zeigt sich mehr als irritiert von meinen Plänen ("J'irai pas"). Naja, nach zehn Jahren Alpinwandern mögen mich solche Kommentare nicht mehr beeindrucken. Und umkehren kann man schliesslich immer. Der folgende Aufstieg über den Südgrat zur Pointe de Paray wurde *hier durch lorenzo sehr schön beschrieben. Die ersten, schwierigen Aufschwünge (bis III) könnten in der Westflanke umgangen werden. Aber das ist weniger lohnend, heute klitschnass und ebenfalls anspruchsvoll (gehobene T6). Mal abgesehen vom ersten IIIer komme ich nie an meine Grenzen und erlebe die Kletterei im recht soliden Fels als überaus anregend, zumal die Schwierigkeiten laufend abnehmen. Bei meiner Ankunft auf der Pointe de Paray (2375m) verabschieden sich gerade zwei Trailrunner und einsam geniesse ich eine wohlverdiente, verspätete Mittagsrast. Nebelfetzen umspielen die Gipfel und verleihen der Szenerie etwas Mystisches. 

Der Abstieg ist - wie so häufig - weniger prickelnd. Das liegt nicht nur an den müden Beinen. Wobei, gegen den Pfad, der sich geschickt den Westgrat der Pointe de Paray hinabwindet (gelbe Punkte), möchte ich nichts sagen. Die Fortsetzung nach Süden über vergandetes Weidegelände Les Tsavas (1555m) ist hingegen weniger schön: rau und steil, da helfen auch die alten Wegspuren nicht viel (T3). Aber schlussendlich sind's nur 300Hm und schnell geschafft. Von der Alp über den markierten Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt.

Zeiten (kum)
1:30  Pointe de Cray
2:00  Pra de Cray
2:25  Vanil Carré
3:00  Gros Perré
3:30  Tsô Fauthy
4:15  Pointe de Paray
5:10  Liéry Odet

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6, Freiburg


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Kommentare (1)


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lorenzo hat gesagt: Chapeau...
Gesendet am 6. August 2020 um 21:56
..ça plane pour toi!


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