Spraunzagrat Piz Morteratsch


Published by Btina79 , 25 July 2020, 20h49.

Region: World » Switzerland » Grisons » Berninagebiet
Date of the hike:10 July 2020
Mountaineering grading: AD-
Climbing grading: III (UIAA Grading System)
Waypoints:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe 
Time: 9:00

(Bei Gipfelbuch.ch findet man eine gute Beschreibung der Tour und der Gebietsführer vom SAC hat eine sehr nützliche Topo.)

Von der Bovalhütte geht man ein Stück den Aufstiegsweg vom Tal aus zurück, biegt dann rechts ab und steigt ab zur Moräne. Auf der Moräne geht man bis zu einem Steinmann, dann rechts absteigen. An dieser Stelle kommt ein Bach den Hang herunter und rechts und links neben dem Bach findet man diverse Steinmännchen. Am besten ist es, nicht so lange dem Bach zu folgen, sondern möglichst bald (steil) links auf den grasigen Hang zu steigen. Dort findet man bald Wegspuren und weitere Steinmänner, denen man folgt. An einer Stelle quert man ein Stück nach links, danach geht es geradeaus und offensichtlich weiter nach oben. So gelangt man zu dem auch in anderen Tourenberichten genannten Band, das nach schräg links oben führt. Auch dort ist ein großer Steinmann. (Wir haben bis hierhin den Weg am Nachmittag vor der Tour erkundet und fanden das sehr hilfreich.) Man folgt dem Band und hält sich dann im Geröllfeld rechts und steigt hoch bis zum Beginn der Felsen. Dort noch ein Stück nach links entlang bis zu einer markanten Schlucht. Wie in anderen Tourenberichten auch erwähnt, sieht man hier noch die Hütte. Hier ist der Einstieg. Ca. 1 Stunde ab Bovalhütte.

Wir haben dort Gurt und Helm angezogen, aber das Seil noch nicht verwendet. Eine Schweizer Seilschaft vor uns ist den ganzen Grat angeseilt gegangen - teils echt am kurzen Seil, überwiegend mit "Mikrosseillängen".  Wir sind fast komplett unangeseilt geklettert und haben nur an ein paar Einzelstellen das Seil benutzt. Rückblickend würde ich sagen, dass es richtig war, dass wir für den ersten Teil (bis zum Schneefeld) das Seil nicht benutzt haben. Da ist z.T. noch fast Gehgelände oder die Sicherungsmöglichkeiten sind begrenzt. Direkt nach dem Schneefeld kam nach unserem Empfinden die schwierigste Stelle; hier hätte man das Seil auspacken sollen - zumal man kurz nach dieser Kraxelei ohnehin zur Abseilstelle kommt.

Aber zurück zur Tour. Man steigt vom Einstieg aus links neben der Schlucht hoch. Wir haben uns gewundert, weil da noch so einiges an Gehgelände mit Wegspuren war; wir hätten mit Kletterei direkt von Anfang an gerechnet. Man folgt dem Weg des geringsten Widerstands und hält sich dabei eher weiter links als man vielleicht meinen möchte. Bald kommt man zu einer Stelle, die in einem anderen Bericht als "Rinne/Rampe" bezeichnet wird: Eine nach rechts geneigte plattige Stelle, die am rechten Rand von einem Felsriegel begrenzt wird. Dort war der Fels an vielen Stellen feucht und/oder es lagen kleine Steinchen auf recht glatten Platten - Vorsicht. Wir sind teils eher rechts an dem Felsriegel, teils weiter links in den Platten hochgekraxelt. Bald danach gelangt man zur ersten Gratschulter. Bis dahin haben wir keine IIIer Stelle erwischt; ab und zu I-II, aber auch Gehgelände.

Von der Schulter aus geht es einfach durch Blöcke und an einem kleinen Gratl mit Schnee auf der rechten Seite bis zu einem größeren Firnfeld. (Einzelheiten weiß ich leider nicht mehr; es war aber sicher nicht besonders schwierig ...) Wir sind bei dem großen Firnfeld nicht dem Felsgrat, sondern den Spuren im Schnee gefolgt; am Ende steiler werdend zurück zum Fels. Hier sind wir an einem Riss zum Grat hochgeklettert; das (ca 3-4 Meter) war nach meinem Empfinden die anspruchsvollste Einzelstelle des ganzen Grates (III). Es hätte ausreichend Köpfl zum Sichern gegeben und das wäre nach meinem Dafürhalten eine gute Stelle, um das Seil rauszuholen, wenn man es vorher noch nicht benutzt hat.

Man folgt noch kurz dem Grat bis zur Abseilstelle. Zuerst sieht man links eine steile Rinne, die man wohl auch abklettern kann; das haben wir aber nicht gemacht. Wenn man dem Grat (kurz etwas ausgesetzt nach unten; man kann aber gut den Vorsteiger sichern und sich dann nachholen lassen) noch ein paar Meter weiter folgt, kommt man zur eigentlichen Abseilstelle (viele Schlingen, wenn ich mich recht erinnere, und ein Fixseil; ich glaube kein Haken). In einem Bericht habe ich gelesen, man könne das gut abklettern; also ich könnte das nicht - es sieht am Anfang noch ganz ok aus, aber weiter unten hängt es fast über. Also Abseilen in eine kleine Scharte.

Danach folgt der doch noch ziemlich lange Gipfelaufschwung - das heißt, die Scharte nach dem Abseilen eignet sich gut für eine kurze Pause. Wir haben für den letzten Aufschwung zwei Stunden gebraucht und wiederum an zwei Einzelstellen das Seil ausgepackt. Wenn man weiß wie, kann man dort sicher auch gut durchgehend am halblangen Seil gehen oder "Mikroseillängen" machen. Es ist allerdings kein Grat im Sinne, dass es ausgesetzt ist und rechts und links steil runtergeht; es ist eher ein Rücken. Ich hatte es mir anders vorgestellt, aber es ist eine sehr nette (und lange) Kraxelei, oft II, höchstens ganz kurz mal III, und ganz überwiegend im festen Fels. Viele Blöcke; ein paar ganz hübsche Einzelstellen. Wir haben einfach ein bisschen rumprobiert, um den einfachsten Weg zu finden und sind nicht in schwieriges Gelände gelangt. Nur an sehr wenigen Stellen liegen lose Brocken herum und man muss aufpassen; bei uns hat einer recht große Steine losgetreten und die nachfolgenden Kletterer mussten sich in Acht nehmen.

Nach dieser Kraxelei gelangt man zum Firnfeld. Da es ein sehr warmer Tag war mit Nullgradgrenze über 4000 m war der Aufstieg im Firn sehr mühsam, weil wir z.T. bis zum Oberschenkel eingesunken sind. Man hält sich erst leicht nach links und dann wieder auf einem schwach ausgeprägten Firngrat nach rechts. Da sieht man dann schon den Gipfel. 20 bis 30 Minuten.

Wir haben insgesamt ca. 6,5 Stunden von der Bovalhütte bis zum Gipfel gebraucht (und haben uns gefreut, weil der Schweizer Tourenführer 6-7 Stunden angibt und wir eigentlich damit gerechnet hatten, länger zu brauchen).

Nach einer Gipfelrast mit Traumblick auf den Biancograt sind wir in einer guten Spur den Normalweg auf dem aufgeweichten Gletscher und dann im gut mit Steinmännern markierten Gletscherschliff und auf dem Wanderweg zur Tschiervahütte abgestiegen. Ca. 2 Stunden 15 Minuten. Feine Rösti mit Spiegelei.

Eine hübsche Kraxeltour ohne Orientierungsschwierigkeiten auf einen fantastischen Aussichtsberg.

Hike partners: Btina79


Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing

T4 AD+ III
AD- III
AD- II
29 Aug 11
Piz Morteratsch, 3741m · Lone Ranger
PD+ II
PD II
31 Aug 13
Piz Morteratsch, 3751 m · roko

Post a comment»