Hochalmspitze (3360m) Südpfeiler - Eine Traumlinie auf die "Tauernkönigin"


Publiziert von simba , 19. August 2013 um 16:03.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ankogel-Gruppe
Tour Datum:17 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Maltatal den Wegweisern zur Gießener Hütte in den Gößgraben bis zum Gößkarspeicher folgen. Die Straße ist zwar durchgehend asphaltiert, aber tw. sehr schmal und ruppig - wg. erheblicher Löcher und Wellen aufmerksam fahren!

Angesichts der gewittrig unsicheren Wetterlage in den Westalpen und dem westlichen Teil der Ostalpen lautete das Motto des Wochenendes "Go East" und so suchten wir mit der Ankogel-Gruppe (anstatt des Kaunergrats) ein Tourengebiet auf, in das es uns eher selten verschlägt. Nach abenteuerlicher Anfahrt zum Gößkarspeicher und einem abendlichen Sprint auf die Hütte, gab es dort noch einen schnellen Teller Gulaschsuppe bevor wir uns in die sehr gemütlichen Lager Schlafen legten.

Nach einem etwas unorganisierten Frühstück starteten wir am nächsten Tag um halb 7 als erste in Richtung Hochalmspitze, wobei außer unser niemand den Südpfeiler anvisierte, sondern der Großteil den bekannten, klettersteigmäßig versicherten Detmolder Grat. Über Blockfelder und Schneefelder erreichten wir das Trippkees unterhalb der Hochalmspitze und querten dieses - um den wenigen, aber ernstzunehmenden Spalten auszuweichen - zunächst in Richtung Westen und dann nach Norden einschlagend zum Pfeilerfuß.

Am untersten Pfeilerfuß ist der Bergschrund schwer zu überwinden. Wir querten deshalb kurz steiler seitlich in Richtung Gössrinne hoch, stiegen an geeigneter Stelle ca 1,5 Meter in den hier gut verfüllten Schrund ab und im Schrund einige Meter wieder talwärts, um mittels kurzer plattiger Kletterei ein kleines Bändchen zu erreichen. Dort richteten wir unseren ersten Stand ein und wechselten auf die - für die folgende Kletterei mE empfehlenswerten - Kletterschuhe.

Die Orientierung  am Pfeiler ist überraschenderweise einfacher als gedacht. Ein im Internet auffindbares, rudimentäres (!) Topo liefert noch dazu einige hilfreiche Hinweise: Den unteren Teil des Pfeilers begeht man in einem großen Rechtsbogen (IV-, IV) um unterhalb des ersten Gratturms, die rechte Gratseite über eine kleine Scharte zu erreichen. Auf dieser Seite des Grats hält man sich für 2-3 Seillängen (Stellen IV-IV+, teils auch deutlich leichter). Nach einem ganz kurzen Zwischenabstieg in eine schottrige Flanke steigt man nach links auf eine Gratplattform hinauf  und geht nicht gerade aus über rote Platten weiter (Verhauerhaken!).  Oberhalb der geräumigen Plattform trifft man auf die Schlüsselstelle, einen kurzen Steilaufschwung im unteren 5. Grad mit mehreren Normalhaken.  Danach kann an einem großen Block Stand gemacht werden. Es folgt eine psychisch anspruchsvolle, weil anfangs nur schwer absicherbare Länge im 4. Grad an der Kante entlang, dann nach links querend und durch eine Verschneidung nach links hoch, um den schiefen Gratturm zu umgehen. Vom Stand schräg unterhalb des Turms (wenige Meter unterhalb auch Bohrhakenstand) dann eine letzte leichtere 4er Länge um den Turm herum, bevor man noch knapp 100 Meter am flacher werdenden Grat (II -III) zum Gipfel aussteigt.

Die Kletterei am Pfeiler ist sehr abwechslungsreich: Plattige Passagen, Verschneidungen, Kamine, Risse, steile, großgriffige Wändchen, Kantenkletterei und Quergänge - alles wird geboten. Der Fels ist über weite Strecken allerfeinster Granit, allein in der Einstiegsseillänge und der Kantenseillänge im oberen Teil sind wir auf lockere Passagen bzw. hohle Schuppen gestoßen. Insgesamt haben wir am gesamten Pfeiler 7 Normalhaken gefunden und diese auch keineswegs an geeigneten Standplätzen. Einmal sind wir im oberen Teil auf einen neuen Bohrhakenstand gestoßen, der wohl zu einer erst in letzter Zeit, links der Originalroute eingebohrten Tour gehört. Mit einem Satz Friends und einer größeren Zahl auch sehr großer Schlingen, lässt sich die Tour ansonsten sehr gut absichern, wobei wg. der teilweise verwinkelten Routenführung auf eine großzügige Verlängerung der Zwischensicherungen geachtet werden sollte.

Leider schoben sich immer wieder Wolken vor die Sonne. Was wir anfangs noch als willkommene Abkühlung während der Kletterei empfanden, führte später dazu, dass wir kurz vor dem Gipfel zeitweilig komplett "eingenebelt" waren. Eine großartige Gipfelaussicht, die die Hochalmspitze schon allein wg. ihrer großen Dominanz bieten müsste, blieb uns leider ebenfalls verwehrt. Immerhin konnten wir unsere Gipfelpause nach knapp 7-stündigen Aufstieg aber der Hütte in völliger Einsamkeit genießen - sämtliche anderen Gipfelanwärter waren bereits wieder im Abstieg als wir um kurz nach halb 2 den Gipfel erreichten.

Im Abstieg wählten wir den Rudolstätter Weg. Dieser verläuft meist im einfachen Blockgelände am breiten Gratrücken. Nur im oberen Teil direkt am Gipfel sowie im unteren Teil ist der Grat schärfer und fordert - teils versicherte - Blockkletterei (II). Von der Scharte vor den Steinernen Manndl führt dann ein Klettersteig hinunter zum steilen Gletscherrest, welchen man über eine senkrechte Wand mit mehreren Trittbügeln erreicht. Auf einer kleinen Plattform im Bergschrund legten wir nochmals die Steigeisen an und stiegen das steile, teils bereits leicht eisige Firnfeld ab. Über Schneefelder abfahrend vernicheten wir schnell einiges an Höhe und erreichten so ziemlich genau 10 Stunden nach unserem Aufbruch wieder die Gießener Hütte und 45 Minuten später den Gößkarspeicher.

Achtung: Auf der gesamten Tour (abgesehen vom Gipfel) gibt es keinen Handyempfang! Im "Fall des ernsthaften Falles" hilft also nur lautes Schreien...

Literatur: Schmitt/Pusch - 100 Hochtouren Ostalpen

Tourengänger: simba


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Kommentare (5)


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Saxifraga hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2013 um 21:40
Gratuliere, tolle Tour!

simba hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2013 um 08:24
Danke, zu viel der Ehre ;)
Lustigerweise waren alle 3 Seilschaften, die die Tour am Tag zuvor gemacht hatten (wir waren am Samstag allein (!)) aus Wien...
Also vllt. ja auch für dich mal ein lohnenswertes Ziel!

Beste Grüße
Si

Saxifraga hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2013 um 10:56
Ist mir eh schon öfter in den Sinn gekommen :-)

Stefan_S hat gesagt: Achtung Verhauer möglich!
Gesendet am 12. Oktober 2013 um 12:27
Wir waren im Sommer auch auf der Hochalmspitze. Super Tour, aber leider haben wir einen häufig begangenen Verhauer gemacht: Ca. in der Mitte der Tour kommt man aus den Verschneidungen auf einen kleinen Absatz, der sich für einen Stand anbietet. Rechts vorne geneigte, recht einfache Platten, links hoch steiler. Links hoch geht es vermutlich richtig zum großen(!) Absatz/Plattform vor der Schlüsselstelle. Ich habe mich von einem Normalhaken in der Platte nach rechts drängen lassen, später kommen da zwei alte verkeilte Friends, 2 weitere Normalhaken, ein verklemmter Keil, ... offenbar ein häufig gemachter Verhauer. Auch auf der Verhauer-Route haben wir den Gipfel in eigentlich ganz schöner Kletterei (max. 5) erreicht, aber es liegt mehr loses Zeug rum - bitte darauf achten, an der genannten Stelle nicht von der Route abzukommen!

Viel Spaß allen künftigen Begehern!
Stefan

simba hat gesagt: RE:Achtung Verhauer möglich!
Gesendet am 13. Oktober 2013 um 20:13
Weiß genau, welche Stelle du meinst ;)
Wir waren auch an dem Stand auf dem kleinen Absatz und ich mein Seilpartner waren uns uneins wohin es gehen soll...er wollte über die roten Platten geradeaus (Verhauer, Haken noch ein paar Metern), ich eher links hoch auf die größere Plattform. Ich hatte gottseidank ein Bild der Schlüsselstelle im Kopf, so dass nach einem Blick nach links über die Kante klar war, wo es hingehen muss...
Aber die Stelle ist wirklich prädestiniert für nen Verhauer! Für mich sah es nach den roten Platten aber deutlich härter als 5 aus....;)
Beste Grüße
Si


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