Girenspitz - steil, aber geil


Publiziert von mannvetter , 11. Juli 2020 um 18:47.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wildhaus - Gamplüt - Alp Tesel - Chreialp

Ich gebe zu: dieser Bericht enthält keine wesentlich neuen Informationen über den allseits bekannten Berg und seinen Anstieg außer einem prahlerischen "I did it".
Drei Tage Alpstein mit einigen Kletterplaisiren, die meinen bescheidenen Möglichkeiten entsprachen und dabei solo-kompatibel waren. Wildhuser Schafberg via Ostrinne, Altmann via Südkamin (wo ich mich wie so viele prompt verstiegen und zu früh gequert habe), schließlich Altenalptürm (Normalweg - für die Überschreitung samt Reitergrat hat mir der Mut gefehlt). Aber eigentlich war alles nur Beilage zur Hauptspeise Girenspitz.
Ich biwakierte oberhalb der Chreialp, direkt auf der Grasrippe, die sich zum Wandfuß hinüberzieht. Bei Sonnenaufgang um 5.30 Uhr ging's los. Nachdem mir der böse Weidezaun einen Stromschlag in den Schritt getrieben hatte, weil ich die Beinchen wohl nicht hoch genug heben konnte, kam die oft dokumentierte Wegfindungsphase im unteren Wandabschnitt. Wahrscheinlich habe ich nicht die beste Route zwischen den sanfteren Grashängen gefunden oder noch nicht mutig den Pickel eingesetzt, jedenfalls fand ich diesen Teil schwieriger und unangenehmer als gedacht. Dann die Spannung beim um-die-Ecke-Gucken der Gipfelpyramide - wie steil würde es sein?
Da war ich zunächst erleichtert: das sah doch wirklich machbar aus. Ohne Pickel hätte ich es mich zwar nicht getraut, aber bis zum Felsgrat, den man oben sehen konnte, war es mit Pickel ein steiles, aber sicheres Gehen. Auch meine Befürchtung, ein zu frühes Aufbrechen könnte nachtfeuchtes Gras bedeuten, erwies sich als unbegründet. Das Gras war trocken und fest. Beim Beginn der Felsen hielt ich mich (wie wohl alle) rechts, auch wenn da einige Grasabschnitte aufsteilten, so waren sie doch gestuft und boten deutlich mehr Halt als die kleinbröseligen Felsabschnitte. Als dann im obersten Teil der Felsgrat unausweichlich war, gab es doch (meist links haltend) gute Griffe und Standmöglichkeiten. Pause machen, nach unten gucken oder fotografieren habe ich mich nicht getraut. Bloß konzentriert Schritt für Schritt, Grasbüschel für Grasbüschel.
Endlich nach einer Stunde der Gipfel! Leider habe ich die Blechdose mit dem Gipfelbuch drin nicht aufgekriegt, um mich ordentlich einzutragen. Beim Versuch wäre mir beinahe der Pickel abgestürzt, o dio mio!
Kaum traute ich mich hinunterzublicken. Das sah ja schauerlich aus. Leider kann man die subjektive Steilheit überhaupt nicht fotografieren. Am unangenehmsten war jetzt der oberste Abschnitt, hier die richtige Route zu finden. Kaum wieder im Gras, war es deutlich angenehmer. Aber steiler hätte es wirklich nicht sein dürfen.
Auch der Wandfuß war dank beherztem Pickeleinsatz kein Problem mehr, ich pickelte mich einfach an den steilsten Stellen das Gras hinunter.
Nachdem sogar der böse Zaun mich in Frieden ziehen ließ, machte ich als Demutsgeste ein Kreuzzeichen: der Berg hatte mich geduldet und nicht abgeworfen.
Erst unterhalb der Chreialp (ich stieg jetzt nach Wildhaus ab) zeigt sich der Girenspitz in seiner ganzen tobleronischen Pracht und Schönheit. Obwohl mich ja die glatte Plattigkeit des Felsens fast mehr an Viennetta-Eis erinnert!

Tourengänger: mannvetter


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