Bevor es am Mittag wieder gewittern sollte, gab es ein Schönwetterfenster, das es auszunutzen galt. Kurze Touren sind im Triglav-Gebiet nicht einfach zu finden, der Mangart ist hier eine grosse Ausnahme. Dank der hochgelegenen Passstrasse kann der Berg in gut vier Stunden bestiegen werden (ca. 2.30 hoch, 1.30 runter). Trotz der leichten Zugänglichkeit ist der Mangart der vierthöchste Gipfel der Julischen Alpen und mit einer Prominenz von über 1000 m noch dazu ein super Aussichtsberg! Auf den Gipfel führen zwei Klettersteige: Der schwierigere, "Slovenska smer", durch ein steiles Couloir in der Westwand, und ein leichterer, der "Italianska smer", von der Nord- auf die Ostseite. Oft werden beide Klettersteige zu einer Runde kombiniert, wobei der slowenische Kletterstieg als Aufstiegsroute benutzt wird.
Zustieg
Um 6.30 komme ich nach kurvenreicher Fahrt am Parkplatz auf 2078 m an. Ausser mir ist nur ein anderer Bayer vor Ort. Vom Parkplatz führen mehrere Spuren hoch auf den
. Dem ausgetrampelten Pfad folgt man bis zum Fuss des Travnik. Dort beginnen die ersten Seilversicherungen, diese sind aber wohl mehr für unerfahrene Touristen gedacht, die oft bis zum Beginn der Klettersteige wandern. Hinter dem Travnik teilt sich der Weg, links der italienische Weg, rechts der slowenische Klettersteig. Die
wurde auf Felsen deutlich mit roter Farbe markiert. Man quert nun im schottrigen Hang hinüber zum Einstieg des Klettersteigs.
Aufstieg über den Slovenska smer
Gleich zu Anfang gibt's viel Luft unterm Hintern: Über eine
mit Eisentritten geht's hinein ins Couloir, das erst kurz unterhalb des Gipfels wieder verlassen wird. Man sollte von dem Klettersteig keinen schweizer- oder österreichischen Ausbaustandard erwarten, oft muss selbst gekraxelt werden und (nicht so ganz zuverlässige) Seilsicherungen sind nur an den wirklich nötigsten Passagen vorhanden. Hilfreich sind die vielen rot-weissen Punkte, die durch die Rinne leiten. Technisch ist der Steig nicht schwierig, aber das Gelände ist
und ausgesetzt. Einen Ausrutscher kann man sich hier nicht leisten. Bei mir kamen erschwerend noch einige
hinzu. Diese zu umgehen war nicht immer ganz einfach. Ca. 100 hm unter dem Gipfel hat man die Möglichkeit, kurz auf einem
zu entspannen. Über ein kleines Schneefeld steigt man in eine
. Kurz vor dem Ende der Rinne kam dann die heikelste Passage: Das Sicherungsseil verschwindet unter einem
, das nicht umgangen werden kann. Am linken Rand arbeite ich mich Stufen schlagend nach oben und quere auf den Felsen oberhalb zurück auf die markierte Route. Nun geht es in leichter Kraxelei über den Westgrat zum Gipfel.
Abstieg über den italienischen Weg
Zum Glück habe ich auf dem Gipfel zwei Tschechinnen mit Turnschuhen getroffen, die meinten, der Normalweg wäre gut machbar. Nach dem Couloir-Abenteuer beruhigte mich das und ich konnte in Ruhe das Gipfelpanorama geniessen. Der Ausblick reicht von den Grössen der Julischen Alpen wie Triglav, Kanin, Krn, Jof di Montasio bis hin zu den markanten Österreichern wie Grossglockner und Hochalmspitze...
Den Abstieg beginne ich den Steinhaufen folgend über den Grat. Es gibt auch eine Wegspur weiter unten, jedoch verschwindet diese immer wieder unter Schneefeldern, die ich gerne vermeide. An einer Scharte steige ich wieder auf den Normalweg ab. Ohne Schneefelder geht es nun über einen
durch die Südflanke bis zum markierten Abzweig nach Kotovo. Nun geht es ein Stück hinunter auf die Ostseite des Mangarts. Hier ist noch ein
zu queren. Anfangs ist es nicht sehr steil und läuft nach unten flach aus. Wo der Weg auf die Nordseite biegt, ist jedoch Konzentration angesagt: Ein Ausrutscher dürfte direkt über die steilen Klippen unterhalb des Schneefelds führen. Zum Glück gibt es hier schon gute
. Nach dieser Stelle ist die Spur wieder schneefrei und es geht über einen
nach unten (als Klettersteig würde ich das persönlich nicht bezeichnen). Auf einer
geht's zurück zur Wegverzweigung zurück zum Parkplatz.
Der Gipfel ist mittlerweile in dunkle Wolken gehüllt, das Wetter hat schnell umgeschlagen. Trotzdem wollten sich noch einige Leute Richtung Gipfel aufmachen. Lesen die eigentlich keinen Wetterbericht? Ein hoffentlich abschreckendes Beispiel wurde den Unvernünftigen alsbald geliefert: Ein Helikopter der Bergrettung sammelte jemanden, der offenbar auf dem slowenischen Klettersteig blockiert war oder Panik wegen dem Wetterumschwung hatte, auf. Hoffentlich lernen die anderen was draus...
Bewertung
Auf diversen Internetseiten wird der Klettersteig auf den Mangart als einfach und einsteigerfreundlich bewertet. Das trifft vielleicht auf den italienischen Weg bei schneefreien Bedingungen zu, aber definitiv nicht für den slowenischen! Es handelt sich bei der Route um keinen durchgehend gesicherten Klettersteig, sondern es gibt einige ungesicherte Kletterpassagen, die definitiv nichts für Anfänger sind! Kommen noch die Altschneefelder hinzu, bekommt diese Tour fast Hochtourencharakter. Ich würde empfehlen, auch im Juli vorsichtshalber noch einen Pickel mitzunehmen. Die beste Jahreszeit ist wohl im August, wenn der Schnee ganz weggeschmolzen ist. Der Slovenska smer schien auch noch nicht oft begangen zu sein, sonst hätte ich wohl Tritte in den Schneefeldern gefunden. Wenn mehr los ist, könnte ausserdem Steinschlag gefährlich werden. Der slowenische Weg ist aufgrund der Steilheit und des losen Gerölls auf jeden Fall eine absolute Einbahnstrasse! Insgesamt hat mich das Couloir sehr an den Normalweg auf den Piz Linard erinnert, ziemlich steil, steinschlaggefährdet, Kletterstellen ungesichert bis II. Auch beim italienischen Weg sollte man sich bewusst sein, dass man hier bei eisigen Schneefeldern tödlich abstürzen kann. Bei schneefreien Bedingungen sehe ich an der italienischen Route jedoch keinerlei Problematik.
Zusatztipp: Nur 5 Minuten vom Beginn der Mangart-Passstrasse, kurz hinter der italienischen Grenze, befindet sich der wunderschöne Lago del Predil. Kiesstrände laden hier zu einem Bad ein ;-)
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