Trampelpfade am Üetliberg: neues Fallätsche-Büchlein


Publiziert von Uto869 Pro , 14. Juni 2020 um 17:15.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:12 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Albiskette - Höhronen   CH-ZH 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:Friedhof Leimbach - Schürliberg - Leimbachpfad Süd - Glecksteinhütte - Direttissima Mitte Nord
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV: Bus Nr. 70 bis Im Hüsli. Auto: PP beim Friedhof Leimbach (4 Stunden)
Kartennummer:LK 1: 25'000, Nr. 1091 (Zürich)

Seit langem bin ich wieder einmal auf dem Leimbachpfad Süd (s. mein Bericht vom 22. September 2014) zum Querpfad (Traverse durch die ganz Fallätsche) aufgestiegen. Allerdings nicht von ganz unten. Zuerst bin ich - oberhalb des Friedhofs und der Schrebergärten - dem nördlichen Rand der Schürliberg-Wiese entlanggegangen, habe den Wald erst am nordwestlichsten Zipfel der freien Fläche betreten und dann zunächst einen Seitenast der Hauptrippe benützt. Vor Ort ist dieser Aufstieg gut zu finden. Zumal dann, wenn man die Karte benützt und den logischen Linien im Gelände folgt. Bei der Route handelt es sich um einen der einfachsten und kürzesten Zustiege zum Querpfad (T3). «Einfach» wohlverstanden für Fallätsche-Verhältnisse. Einige steile, etwas rutschige Passagen bleiben einem nicht erspart (Stock oder Pickel sind nützlich). Aber gefährlich ist es nirgends, wenn man den Rippenkamm nicht verlässt. Zudem hat dieser Aufstieg den Vorteil, dass er nicht total in Dreck und Schlamm stattfindet. Dies im Gegensatz zu anderen Aufstiegen, bei denen die Schmutztoleranz gross sein muss, wie alle Fallätsche-Gängerinnen und Fallätsche-Gänger zur Genüge wissen.
 
Auf dem Querpfad angekommen, bin ich diesem in gewohnter Weise nordwärts gefolgt - bis zu den Treppensteinen, die den Zwischeneinstieg in die Direttissima Mitte-Nord (s. meine Berichte vom 9. November 2014 und 11. Juli 2015) ermöglichen. Der Pfad von der Traverse zum Grat ist für Fallätsche-Aficionados Genuss pur. Zu verfehlen ist er nicht: Die Spuren sind (wie beim Querpfad) durchgängig deutlich genug. Im obersten Teil ist man dann definitiv für einen guten Stock oder (besser) einen kleinen Pickel dankbar (T4+).
 
Leider ist die kleine Höhle, die in den letzten fünf Jahren einige Bekanntheit erlangt hat, nicht mehr da. Das Dach ist zwischen dem 14. und dem 26. Oktober 2019 eingebrochen. Es liegt jetzt gut sichtbar einige Meter weiter unten. Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen. Hikr erich8995 hat das Ereignis als erster kommuniziert (s. sein Bericht vom 26. Oktober 2019). Ein paar Tage später hat Hikr Stijn die Gamelle mit dem Fallätsche-Büchlein geborgen und seinerseits über das Ereignis berichtet (s. sein Bericht vom 2. November 2019). Heute ist der Platz aufgeräumt. Er lädt noch immer zum Verweilen ein und hat nichts von seiner Magie verloren. Am 8. Mai 2020 haben Daniel und Marco («Phantom») zudem den Platz getauft und ein entsprechendes Schild («Rifugio della Falläggia») angebracht (s. dazu den Bericht von Daniel auf www.dd-klettern.ch).
 
Da das Fallätsche-Büchlein Nr. 3 (deponiert im Juni 2019) voll war, habe ich Nr. 4 in die alte Militärgamelle gesteckt. Die Lektüre zeigt, dass sich nach wie vor viele freuen, den Platz entdeckt und erreicht zu haben. Zudem gibt es mittlerweile einige Habitué(e)s, die den Ort immer wieder aufsuchen.
 
Einige Müsterli aus dem Büchlein Nr. 3:
·        Wow, was für ein Ort! Janine und Budi
·        U huere schöön daa! Sind sicher nöd s’letscht mal daa. Andi und Nick
·        Mängisch liit s’Glück vor dä Hustür. Maja
·        Unser Mikroabenteuer wurde zu einem Maxierlebnis. Moni und Hannes
·        No other place to restore my soul! Stéphanie
·        Vom Grat abgestiegen, sehr spannender Weg. Schtöffel
·        Durch Zufall entdeckt, von unten erklommen. Claudia und Andi
·        Wie immer einfach wunderbar! Daniel
·        Ich wollte nur den Berg hoch joggen, war etwas steil. Christoph
·        Erst wollten wir auf den Tödi. Aber hier ist’s auch OK. N.N.
·        Auch ohne Dach ein guter Ort. Michi
·        Es wurde immer matschiger. Aber das Durchhalten hat sich gelohnt. Tobias
·        Schon oft von unten gerätselt, jetzt endlich mal vor Ort. Ueli
·        Wow! Und so öppis a mim Huusbärg. Ich bin zmittst drin. Myrtha
·        Absolute Idylle. Anna und Uli
·        We made it! All the way from Canada, just to discover this place. N.N.
·        Mikroabenteuer von der Haustür. Super! Verena und Andi
·        Toller Weg. Und mit Pickel geht es noch besser! Verena und Sasa
·        Heute haben endlich die Ferien angefangen. Finn
·        Durchtränkt von der Sonne und der Schönheit der Natur. Stéphanie und Michael
·        Schlammschlacht im Aufstieg: War es ein Bach oder ein Weg? Anna und Alain
 
Die ganz Jungen und die eher Älteren schreiben bei ihrem Namen gelegentlich den Jahrgang hin. Die Spanne geht im Büchlein Nr. 3 von 1934 bis 2012. Vermutlich waren auch noch Jüngere dabei, dann aber wohl auf dem Buckel von Mutter oder Vater. Glückwunsch auf beide Seiten des Altersspektrums!

Ich begehe die Fallätsche-Pfade nun seit vielen Jahren. Bei den beliebtesten Routen sind die Spuren etwas ausgeprägter geworden. Doch da es sich um einen Erosionstrichter handelt, in dem stets vieles in Bewegung ist, verwischen sich die Spuren der Begehungen immer wieder. Glücklicherweise sind sämtliche Routen zu anspruchsvoll (und auch zu dreckig), um so häufig begangen zu werden, dass die Natur Schaden nehmen würde. Zudem glaube ich, sehen zu können, dass diejenigen Leute, die sich von der Fallätsche angezogen fühlen, sich auch wirklich rücksichtsvoll benehmen. Hoffen wir, dass das so bleibt!
 
Und zum Schluss noch ein Lesetipp: Robert Macfarlane, Karte der Wildnis. Der Schriftsteller und Bergsteiger beschreibt aufmerksam und sensibel seine Begegnungen mit wilder Natur. Diese ist ihm kein Abenteuerspielplatz, kein Ort für Heldentaten, sondern ein zugleich herausfordernder und bergender Ort für Begegnungen mit ganz Fremdem und ganz Eigenem. Ich bin sicher, «unser» Platz in der Fallätsche fände einen Platz auf seiner Karte.

PS für Verena und Andi: Ihr fragt im Büchlein, ob wir uns eventuell von der JO her kennen. Möglich wär's: Ich bin in Albisrieden aufgewachsen und war ab 1966 für ein paar (wenige) Jahre Mitglied der JO des SAC Uto. Zentrale Erinnerungen sind die Tödi-Touren mit Hans "Flex" Flachsmann, oder beispeilsweise ein Kurs in der Bockmattlihütte mit Bergführer und Rettungsspezialist Walter Müller. Sind wir uns da begegnet?

Tourengänger: Uto869


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Kommentare (3)


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Phil_ZH hat gesagt: Klettersteig in der Fallätsche?
Gesendet am 27. August 2020 um 17:38
Danke für die tollen Berichte.

Bei einer kürzlichen Traversierung der Fallätsche habe ich am südlichen Ende der Traverse klettersteigähnliche Versicherungen (Seile und Eisenstifte/-klammern) gesehen, welche die dort rund 15m hohe, praktisch senkrechte Sandsteinwand überwinden. Sah ganz neu aus. Weisst Du mehr dazu?

Uto869 Pro hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2020 um 13:29
Gestern habe ich mir den von Dir, Phil_ZH, erwähnten Klettersteig angeschaut. Er ist neu. Und tatsächlich nicht zu übersehen, wenn man den Querpfad (die Traverse) vom südlichen Rand der Fallätsche her begeht. Von derjenigen Stelle, an der man mit Hilfe einer Reepschnur und eines Bergseils die Sandsteinfelsen überwinden kann (T4+), geht's nordwärts um die erste "Nase" herum und schon sieht man den "Sandmännli-Steig", wie er offenbar heisst. Es handelt sich tatsächlich um einen echten Klettersteig, um einen sehr kurzen allerdings. Rund zwei Dutzend Stifte und Bügel sind eingebohrt. Und an einem Stahlseil (Führungsseil) lassen sich die Karabiner des Klettersteigsets einklinken. So kann die Sandsteinmauer gut überwunden werden. Oberhalb der Mauer geht es in sehr steilem Wiesen- und Waldgelände weiter hinauf. Ein Stahl- sowie ein Bergseil weisen dort die Richtung und geben Sicherheit und Halt. Aber nicht die Glecksteinhütte ist das Ziel (diese ist zwei kleine Rippen weiter nördlich). Steigt man den erwähnten Seilen entlang auf, trifft man genau auf die Stelle, an der der Pfad zur Alpinahütte vom Kamm der Rippe abzweigt, auf der man von der Traverse zur Gratstrasse aufsteigt. Schwierig zu begehen ist der neue Klettersteig nicht - und zwar dann nicht, wenn man etwas Klettersteigerfahrung hat und ein Klettersteigset verwendet. Vom Begehen des Steigs ohne Sicherung kann man nur dringend abraten: Schnell ist man in einer Höhe, die einen Absturz zu einer lebensgefährlichen Sache werden liesse. Auf der Strava-Seite von Daniel Fritschi (www.strava.com) finden sich drei Fotos, die eine Begehung des Steigs zeigen. Der neue Sandmännli-Steig ist übrigens nicht zu verwechseln mit der Kletterroute Sandmänndli (5c) direkt unter den Gipfelfelsen beim kleinen Radioturm (www.dd-klettern.ch). - In der Sache bin ich etwas skeptisch: Ich kann verstehen, dass es Spass macht, einen solchen Steig einzubohren und zu begehen - hoffe aber sehr, dass die Fallätsche möglichst "naturbelassen" bleibt. Die Fallätsche befindet sich - das sei wieder einmal in Erinnerung gerufen - im städtischen Inventar von Schutzgebieten mit strengen Auflagen, gerade was die Nutzung als "Freizeitareal" betrifft. - Dir, Phil_ZH, weiterhin viel Spass beim Unterwegssein in Zürichs wilder Üetli-Welt! Martin/Uto869

Phil_ZH hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2020 um 11:14
Vielen Dank für die Erkundung und die Erläuterungen. Ich traute erst meinen Augen nicht als ich den Steig sah ;-)
Weiterhin eine gute Zeit am Üetliberg, Phil_ZH


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