Lange Runde über den Schafreuter - Schafreiter - Scharfreiter o.ä.


Publiziert von kneewoman , 1. Juni 2020 um 14:55.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:31 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A   Vorkarwendel 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1750 m
Strecke:23km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Bad Tölz zum Sylvensteinspeicher, dann nach rechts Richtung Fall. An Fall vorbei und beim nächsten Waldparkplatz nach einer größeren Lichtung auf der linken Seite parken.
Unterkunftmöglichkeiten:Tölzer Hütte (2020 wegen Umbau geschlossen)

Ganz ehrlich: Nach so vielen Touren, die ich von Fall aus gemacht habe, insbesondere in diesem Corona-Frühjahr, hatte ich den Blick auf den Schafreuter wirklich über. Üblicherweise hilft es mir dann, den betreffenden Berg selber mal anzugehen. Wenn der jedoch so überlaufen ist, wie der Schafreuter, wird es für Einsamkeits-Liebhaber, wie mich, schwierig. Aber letzte Woche hat Robert den Toureneintrag von Kardirk über das Obere Lichteck entdeckt, zudem ist die Tölzer Hütte geschlossen. Also nichts wie los!

Unsere Runde führte vom Parkplatz ca. 1km nach Fall über die Pirschschneid zur Moosenalm und von dort über das Obere Lichteck zum Scharfreuter. Abgestiegen sind wir über die Krottenbach-Klamm. Eine Beschreibung des Gipfelanstiegs gibt es, wie gesagt von Kardirk: https://www.hikr.org/tour/post64511.html Und mit unserer Route verlaufen auch Zu- und Abstieg weitgehend nicht überlaufen und urtümlich.

Von Fall über die Pirschschneid (2:40h / bis T3+)
OK, es geht am Anfang recht steil los und auch noch mit einer Forststraße. Aber nach ca. 1km, bei der Wiesalm, wird die Forststraße flacher und man kann sich, wenn man jemand nettes dabei hat, sehr gut unterhalten. Noch vor der Grammersbergalm geht die Forststraße dann in einen Wanderpfad über, der verhältnismäßig eben in der Südostflanke der Pirschschneid entlangführt. Der Weg ist gut, teilweise sogar mit einem Drahtseil versichert. Aber links geht es manchmal schon ganz schön wild hinunter und man muss ein paar Reißen queren. [Lustigerweise waren wir hier genau vor einem Jahr auch unterwegs und hatten dabei richtiges Alpin-Feeling mit Steigeisen und Pickel (siehe Bilder).] Die Ersteigung des Grasköpfls haben wir uns heute gespart und sind direkt zum Wiesenbauer-Hochleger abstiegen (-170hm) - weglos über teilweise recht matschiges Almgelände.

Zum Oberen Lichteck (1:30h / bis T4+ / I+)
Weiter gehts wieder bergan zur Moosenalm, bei der wir uns links halten und in die Latschenzone unter der Kuhreiße eintreten. In ihr quert man in der Tendenz nach schräg links oben, wobei man nicht zögern sollte auch mal ein wenig abzusteigen bzw. von der Grundrichtung abzuweichen, wenn es dort leichter durch die Latschen geht. Insgesamt kommt man sehr gut durch und es gibt genügend Gassen, die einen wieder auf Kurs bringen. Wohin es geht ist schon vom vorangegangenen Almengelände gut einzusehen gewesen. Die Aufstiegsrinne ist rechts der Verwerfung, die noch vollständig latschenbewachsen ist und links der auffälligen Plattenschüsse. Ein Stück rechts unterhalb der Rinne haben wir den Latschengürtel verlassen und sind im Schuttkar und später auch über grasige Abschnitte zur Rinne aufgestiegen. In der Rinne kann man sich gleich rechts halten (Robert) oder noch bis zu einem ersten sehr großen Felsblock am linken Rand aufsteigen (ich). Oberhalb des Blocks bin ich auch zur rechten Seite gewechselt, denn offensichtlich ist aus der linken Wand vor nicht allzulanger Zeit ein ordentlicher Felsbruch abgegangen und das sah doch etwas gruselig aus (siehe Bilder). Außerdem bietet sich der Fuß der Plattenschüsse zum Begehen an, wenn die Geröllrinne zu beweglich und damit mühselig wird. Die Schwierigkeiten in der Rinne sind sicher sehr stark von aktuellen Begebenheiten abhängig, in unserem Fall würde ich sie mit T4+ (wenns länger wär auch T5-) bewerten. Oben angekommen geht es links in netter Kletterei (I+) und ein bisschen ausgesetzt in 2min zum kleinen Kreuz des Oberen Lichteck, wo man auch schon Pause machen kann, wenn am Schafreuter viel los ist.

Zum Schafreuter (0:30h / bis T4 / II)
Vom Lichteck klettern man zunächst wieder zu Scharte hinab, von der die Aufstiegsrinne hinabzieht, geht dann aber weiter im Grat Richtung SSW. Der Grat ist großteils unschwierig zu gehen, aber stellenweise nach links ganz ordentlich ausgesetzt. Auch ein paar plattige Stellen dürfen gequert werden. Zwei  Kletterpassagen (II) im Abstieg sind zwingend zu bewältigen (siehe Foto). Direkt am Grat ist uns sicher noch die eine oder anderer kleine Kraxlstelle (bis I) untergekommen. Zum Schluss geht es weitgehend in Gehgelände zum Gipfel des Schafreuter.

Abstieg über die Krottenbach-Klamm (3:15h / bis T3)
Für unseren Abstieg sind wir zunächst zur Tölzer Hütte und dort links hinab zum hübschen Delpsee gegangen. Das war der einzige Streckenabschnitt, den wir nicht für uns hatten, war auch nicht zu erwarten gewesen. Vom Delpsee führt wieder links ein kleiner Pfad hinunter zum Krottenbachtal. Der Weg führt, steil und wenig gemütlich, schnell in den Tobel des Krottenbachs unter den steilen Felsabbrücken des Hochbeckens von Delpsee und Co. Es werden mehrere Zuflüsse des Krottenbachs gequert, die Landschaft ist urtümlich und für so einen Vorkarwendelberg sehr eindrucksvoll. Im Tobel angekommen führt der Weg wenig steil mit ein bisschen auf und ab den Krottenbach entlang. Die Brücke über den Krottenbach, die 2018/2019 zerstört wurde, ist weiterhin nicht wiederhergestellt, aber bei Niedrigwasser ist die Überquerung des Flusslaufs kein Problem. Der gesamte Weg durch die Krottenbach-Klamm ist gut und neu markiert, aber der Weg ist recht ist ohl wenig begangen, wild und hier und da auch mal abgerutscht. Später geht der Pfad in einen Wanderweg und letztlich in eine Forststraße über und vom Griesmann-Hochleger bis zur Wiesalm darf man bei einem 100hm Gegenanstieg nochmal zeigen, was man in den Beinen hat. Ist aber halb so wild, weil sich die Steigung gleichmäßig auf fast 2km verteilt. Von der Wiesalm dann auf dem Anstiegsweg, der jetzt viel weniger steil wirkt, als noch heute Morgen, zurück zum Parkplatz.

Tourengänger: kneewoman


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Kommentare (2)


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Wagemut hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2020 um 20:11
Gute Alternative, übers Lichteck zum Schafreuter zu gehen. Als Aufstieg zur Grammersbergalm bietet sich übrigens auch der von Nordwesten in Serpentinen ansteigende Steig sehr an, falls man mal niemanden zum Ratschen auf dem Forstweg hat.:-)

Viele Grüße,

der Joseph

Nic hat gesagt:
Gesendet am 15. Juli 2023 um 21:25
Hab das Lichteck heute im Abstieg gemacht und bin auch die Rinne runter. Ganz nett. Aber einen IIer habe ich keinen vorgefunden. Für mich alles nicht schwerer als I. Hut ab, dass ihr die Rinne im Aufstieg gemacht habt. Fand sie schon im Abstieg äußerst mühsam. Mich würde interessieren, wo die anderen Begeher aufsteigen. Kann mir kaum vorstellen, dass die Rinne der "Normalweg" ist. Das Latschengelände Richtung Unteres Lichteck erscheint mir auch anstrengend (ohne Schnee). Womöglich machen die meisten nur nen Abstecher vom Schafreuter. Schönen Bergsommer!

Gruß Nico


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