Muttenhorn - Leckihorn - Lucendro


Publiziert von Bergamotte , 27. April 2020 um 10:21.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:18 April 2020
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Lucendro   CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m
Unterkunftmöglichkeiten:Rotondohütte SAC
Kartennummer:255S / 265S (R. 990, 980a, 972, 960a)

Auf dem Programm stand ursprünglich nur das Gross Muttenhorn, allenfalls mit Abstecher zum Leckihorn auf dem Rückweg. Denn angesichts der reduzierten Abstrahlung hatte ich keine grossen Erwartungen an den heutigen Tourentag. Aber weit gefehlt! Die Verhältnisse erwiesen sich als geradezu ideal: griffig, tragfähig, aber nicht allzu hart in den Aufstiegen, sicher und leicht sulzig in den Abfahrten. So kam ich regelrecht in den Flow und habe kurzerhand noch den Pizzo Lucendro angehängt. Damit konnte ich zum ersten Mal auf einer Skitour die magischen 3000Hm knacken! Besser wird's nicht, darum heute persönlicher Saisonschluss.

Kurz vor 5:45 geht's los vom Parkplatz der Furka-Dampfbahn in Realp (1538m) (5.-/Tag). Um diese Zeit herrscht noch gespenstische Ruhe im Gebiet, bei meiner Rückker acht Stunden später wird einiges los sein. Wie üblich um diese Jahreszeit müssen die Ski eine Viertelstunde bis zur Brücke über die Furkareuss getragen werden. Ab dort liegt noch durchgehend Schnee. Den Aufstieg zum Stotzigen Firsten (2759m) muss ich nicht näher erläutern: unschwierig und immer gespurt. Nach einer Stunde öffnet sich linkerhand ein toller Blick auf meine heutigen Hauptziele Mutten- und Leckihorn. Den Grat der Stotzigen Firsten überschreite ich komplett - teils zu Fuss - bis zum Hauptgipfel, da ich ohnehin in diese Richtung muss. Sonst belässt man es meist beim Skigipfel P. 2547.

Es folgt die kurze Abfahrt zum Muttengletscher, welche - kurz nach acht Uhr (!) - bereits angenehm aufgeweicht ist. Das gilt auch für den Wiederaufstieg durch die Mulde, so dass die Harscheisen weiterhin unbenutzt bleiben. Angesichts der idealen Verhältnissen kommt mir erstmals die Idee, mich an den 3000Hm zu versuchen - aber eins nach dem anderen. Den Fussaufstieg über den breiten, harmlosen Südgrat zum Gross Muttenhorn (3099m) bringe ich effizient hinter mich. Der Grat ist stellenweise aper und so darf auch anregend gekraxelt werden (max. T5). Pickel oder Steigeisen werden nirgends benötigt. Das Gipfelpanorama auf vier Kantone ist umfassend und äusserst lohnend. Empfehlen kann ich übrigens die 1200Hm-Abfahrt nach Süden ins Gerental mit Endpunkt Oberwald - zweifellos eine der schönsten Skiüberschreitungen der Zentralschweiz (*hier in der Variante via Stotzig Muttenhorn).

Nach kurzer Pause stehe ich zehn Minuten später bereits wieder im Skidepot, gefolgt von einer tollen Sulzabfahrt zum Muttengletscher. Wer wie ich den Leckipass anpeilt, hält sich rechts in der Mulde und kann so sehr Hm-effizient auf den Firn queren. Aber das ist natürlich fakultativ. Ich werfe einen Koffein-Gel ein und kann so frisch gestärkt meinen Weg Richtung Leckipass (2891m) fortsetzen. Für einen Gletschermarsch sind das harmlose 2km Luftlinie. Ab Pass steige ich mit den Ski bis weit hinauf und absolviere nur den obersten Teil zum Gross Leckihorn (3068m) zu Fuss. Auf Steigeisen verzichte ich heute, aber angesichts der steilen Flanke möchte ich das nicht weiterempfohlen haben. Einen halben Energieriegel später ist der Entscheid, noch den Pizzo Lucendro anzuhängen, definitiv.

Statt Rückkehr nach Realp via Rottällihorn - die beliebteste und schnellste Variante - also Abfahrt in den Kessel von Oberstafel via Rotondohütte SAC (2567m). Die Osthänge sind schön aufgeweicht und lassen sich auch mit bereits etwas lädierten Beinen herrlich fahren. Unten dann kurz leer schlucken beim Blick die lange Lucendro-Westflanke hoch. Aber ich trödle nicht rum - im Gegensatz zu drei Bayern von Realp kommend, wann sind die denn losgelaufen!? - und beginne umgehend mit dem Wiederaufstieg über nochmals 700Hm. Dank der NW-Exposition sind die Hänge selbst um 12 Uhr noch griffig und tragfähig. Im Steilaufstieg durchs Couloir zur Lücke im Nordgrat macht sich das Tagespensum dann zunehmend bemerkbar. Und auf den letzten Metern durch die weiche NE-Flanke werde ich regelrecht gebraten. Die letzten Meter zu Fuss über den Ostgrat stehe ich genau sieben Stunden nach Aufbruch in Realp auf dem Pizzo Lucendro (2963m). Was für ein herrliches Panorama, was für ein Gefühl der Zufriedenheit!

In der Abfahrt zurück zum Oberstafel finde ich schöne Sulzhänge, genussvoll selbst für die schweren Beine. Der Weiterweg das Witenwasseren auswärts verläuft dann angesichts der geringen Neigung sehr gemütlich und mit gelegentlichem Stockeinsatz. Auf der Fahrstrasse wird der Schnee zunehmend klebrig, aber immerhin liegt noch fast durchgehend Schnee. Bei der Brücke über die Furkareuss wandern die Bretter dann an den Rucksack und gemütlich spazierend erreiche ich Realp (1538m). Was für ein toller Tag! Nun freue ich mich aber auf schnelle Bergläufe und rassige Alpinwanderungen.


Zeiten (kum)
2:30  Stotzigen Firsten
4:00  Gross Muttenhorn
5:20  Gross Leckihorn
7:00  Pizzo Lucendro
8:00  Realp

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (2)


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maenzgi hat gesagt: Gratuliere...
Gesendet am 27. April 2020 um 10:38
...zum ersten Skitouren 3000er;) was für eine beeindruckende Leistung.

Du scheinst ja bereits bestens in Form zu sein. Falls du etwas übrig hast, würde ich das gerne übernehmen:)

Dazu guter Bericht und schöne Bilder.

Pass auf dich auf.

Gruss Manu

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratuliere...
Gesendet am 27. April 2020 um 13:43
Ja herzlichen Dank. Kann von meiner Form leider nichts abgeben, schliesslich steht jetzt die Sommersaison vor der Tür ;-)


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