Stonehenge entschlüsselt! Und Stuttgart.


Publiziert von Nik Brückner , 8. Mai 2020 um 12:21. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:18 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:7,5

Der Drei-Burgen-Weg im Erfensteiner Tal. Hier stehen drei imposante Felsenburgen in unmittelbarer Nähe zueinander. Die wollten die Waldelfe und ich zusammen erkunden. Wir ahnten ja nicht, dass wir dabei das Rätsel von Stonehenge entschlüsseln würden.... Und ein noch viel größeres: Das von Stuttgart...


Nur: Dürfen wir das überhaupt?

In Zeiten von SARS-CoV-2 informiert man sich besser vorher. Der Mannheimer Morgen schreibt auf die Frage "Darf man mit dem Auto als Freizeitbeschäftigung ins Grüne fahren?": "Wer zum Spazierengehen oder Wandern zum Beispiel in den Odenwald oder in die Pfalz möchte, darf dies unter den mehrfach genannten Bedingungen - höchsten zwei Personen oder die Bewohner eines gemeinsamen Haushalts - weiterhin tun." - okay, check -, er ergänzt aber, und das ist wichtig, "Es ist dabei aber zu empfehlen, sich über mögliche lokale Bestimmungen am Zielort vorab zu informieren."

Gut! Dann machen wir das. Der Landkreis Südwestpfalz schreibt auf seiner Seite: Yep, man darf! Es ist aber natürlich darauf zu achten, dass die üblichen Mindestabstände zu anderen Personen, die nicht Angehörige des eigenen Hausstands sind, eingehalten werden. In Ordnung, wird gemacht. Im Wald lässt es sich eh weitaus besser ausweichen, als in der Stadt.



Also rein ins Auto, "Every Night Something Happens" von den Lost Crowns eingeschoben, und ab! Losgez in Erfenstein (190 m), auf dem Wanderparkplatz Erfenstein (185 m). Nicht zu verfehlen. Und schon hier gibt's das erste Highlight der Tour zu sehen: Das Kuckucksbähnel.

Die einst "Elmsteiner Talbahn" genannte Bahnstrecke verbindet die Orte Lambrecht und Elmstein. Sie entstand vor allem auf Betreiben der örtlichen Forstindustrie. 1902 wurde der Abschnitt bis zur Sattelmühle eröffnet, 1909 wurde die Strecke bis nach Elmstein verlängert und zu einer vollständigen Nebenbahn mit Personenverkehr ausgebaut. Weil die Gegend nur dünn besiedelt ist, und die Strecke deshalb nicht ausgelastet war, wurde die Linie 1960 eingestellt, die Einstellung des Güterverkehrs folgte 1977. Seit 1984 wird die Bahnstrecke aber wieder betrieben: als Museumsbahn, unter dem Namen "Kuckucksbähnel".


Wir durchquerten unter blühenden Bäumen die Frühlingswiesen am Speyerbach, und selbigen auf einem schmalen Brücklein. Drüben am Waldrand wandten wir uns nach links, hinüber zum Wanderparkplatz Spangenberg (188 m). Dort geht es rechts hinauf zur Burg Spangenberg (250 m).

Burg Spangenberg wurde vermutlich im 11. Jahrhundert erbaut. Bauherr und Erbauungszeit liegen im Dunkeln, sie war allerdings stets im Besitz des Hochstifts Speyer, das sie als Lehen durch Ministerialen, später Niederadelige und bischöfliche Hintersassen verwalten ließ. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts lässt sich die Burg dann urkundlich nachweisen: 1317 übergab Bischof Emich von Leiningen Spangenberg dem Ritter Diether von Zoller als Lehen. Ihm wurde dabei aufgetragen, 300 Pfund Heller in der Burg zu verbauen. Offensichtlich schied Diether von Zoller aber schon wenige Jahre später als Burgbesitzer aus, denn 1333 wurden die Herren von Hohenecken als Besitzer der Burg genannt. Damals öffnete Johann von Hohenecken die Burg dem Erzbischof Balduin von Trier. Diesem gelang damit zum ersten und einzigen Mal der Zugriff auf eine Burg südlich von Kaiserslautern bzw. östlich von Pirmasens. Wahrscheinlich fiel die Burg dann 1336 an den Speyrer Bischof zurück.

1385 kam es zu einem bemerkenswerten Vorgang: Der Erzbischof Adolf von Nassau und der Mainzer Domherr Johann von Nassau schlossen mit dem jüdischen Bürger Kaufmann aus Speyer einen Lehnsvertrag über sechs Jahre: Kaufmann erhielt als Gegenleistung für die Burghut sämtliche Einkünfte der Burg (darunter 30 Malter Korn, ein halbes Fuder Wein und - vor allem - die Fastnachtshühner von St. Lambrecht). Auch wurde ihm zugestanden, ohne Rücksprache mit dem Eigentümer die Burg auszubauen. Den Gegenwert der Baumaßnahmen hatte der Bischof bei Rückgabe zu ersetzen. Ab 1393 übten dann für drei Jahrzehnte bischöfliche Beamte das Amt des Burgverwalters aus. Die Dominikanerinnen von St. Lambrecht waren (vermutlich schon lange zuvor) verpflichtet, bei Bedarf mit Ochsen und Eseln den Transport von Holz, Korn und Wein zwischen Kirrweiler und Burg zu gewährleisten (Spangenberger Fron).

1431 wurde Eberhard von Sickingen Lehensträger der Burg, 1439 Heinrich von Remchingen. Dem neuen Lehnsnehmer war erlaubt, 300 Gulden in der Burg zu verbauen, die er bei deren Rückgabe wieder ersetzt bekommen sollte. Interessant ist ein Burginventar, das der Bischof in dieser Zeit, 1464, anlegen ließ: Damals waren auf der Burg lediglich eine Hakenbüchse, drei Handbüchsen sowie zwei Armbrüste nebst einer Winde vorhanden. Bald darauf, 1470, kam dann es im Verlauf der Weißenburger Fehde zwischen Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz und seinem Vetter, Herzog Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken, zunächst zur Zerstörung der unmittelbar gegenüberliegenden Burg Erfenstein, dann wurde auch Burg Spangenberg durch Soldaten der Leininger in Mitleidenschaft gezogen.

Den Wiederaufbau vollzog der Ritter Engelhard von Neipperg, dem die Burg 1480 als Lehen übergeben worden war. Bei der Instandsetzung unterblieb aber der Ausbau zur feuerwaffentauglichen Burg, und ihr militärischer Wert sank nun vollends ab. Die Burg wurde in der Folge zum Verwaltungssitz eines bischöflichen Gestüts, das Stutmeister, die gleichzeitig auch Burgverwalter waren, leiteten. Den Dreißigjährigen Krieg und den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688) überstand sie schließlich nicht mehr.

1971 entstand der Verein Burg Spangenberg e. V. Die Mitglieder versuchten, die einsturzgefährdeten Ruinen zu retten. Dem Verein gelang es schließlich, die Burg zu sanieren. Unter anderem wurde die Ringmauer wiederhergestellt, und die Oberburg erhielt einen Fachwerk-Schutzbau. 1979/80 wurde eine Burgschänke errichtet.



Für die Besichtigung der Burg sollte man ein bisschen Zeit einplanen. Die Anlage ist ziemlich komplex. Burg Spangenberg besteht aus einem oberen, einem kleinen mittleren und einem unteren Teil, die auf einem Sandsteinfelsen und Terrassen am steil abfallenden Berghang errichtet wurden.
 
Oberburg
Die Oberburg steht auf der schmalen Plattform des Burgfelsens, den ein Halsgraben vom Berg abtrennt. Darauf erheben sich die Reste des ältesten Burgteils: die Schildmauer und ein dreistöckiger Wohnbau, der wohl gleichzeitig als Bergfried diente. Erhalten sind eine Zisterne und ein unter dem Wohnbau gelegener gewölbter Raum, der ehemals als Küche genutzt wurde, mit einer noch tiefer liegenden Vorratskammer. Eine zu vermutende hölzerne Treppenkonstruktion, die am Felsfuß ihren Anfang nahm, ist heute verschwunden.
 
Die Schildmauer ist gleichzeitig der Ostgiebel des Wohnbaus, und wurde im späten 14. Jahrhundert erheblich verstärkt. Wohl um 1500 wurde hier ein spitzbogiger Durchgang eingebrochen. Der während einer Baumaßnahme 1925/27 eingefügte gotische Bogen an der Außenseite des neuen Eingangs ist aber nicht original. Schildmauer und Wohnbausüdwand sind in voller Höhe erhalten. Es ist zu erkennen, dass um 1317 aufgestockt wurde. Schön sind vor allem die gotischen Dreipassfenster mit Sitzbänken in den Fensternischen, weniger schön, aber interessant der Austritt eines Aborterkers im dritten Geschoss.

Mittelburg
Zwischen dem Felsen mit der Oberburg und dem heutigem Wanderweg auf der Bergseite befand sich der Halsgraben. Hier wurde im 14. Jahrhundert bergseitig eine zweite, äußere Schildmauer errichtet, die zusammen mit dem Wehrgang weitgehend original erhalten ist. Mit ihrer Errichtung konnte der Graben als Areal für eine weitere Bebauung genutzt werden. Diese Mittelburg im alten Burggraben wurde in der Renaissance zum Standort eines Treppenturms, der einen bequemen Zugang zur Oberburg erlaubte. Wie der Rest der Fläche genutzt wurde, ist unbekannt.

Unterburg
Die von der äußeren Schildmauer entlang dem Wanderweg führende Mauer aus Bruchsteinen ist in weiten Teilen modern. Sie ist Teil jener Mauer, die das stark terrassierte Areal der jüngeren Unterburg umfasst. Nur die Ringmauernordwand ist noch weitgehend original erhalten, ebenso das Tor. Die Burgschänke, 1979/80 entstanden, steht auf originalen Gebäuderesten, vermutlich Wirtschaftsgebäude des 16. Jahrhunderts.


 
Weil Burg Spangenberg und Burg Erfenstein sich auf zwei Seiten des engen Tals unmittelbar gegenüberstehen, und die beiden Burgen stets verschiedenen Herren gehörten, gibt es hier (wie auch in anderen Regionen Deutschlands) eine Sage von der Ledernen Brücke:

Vor vielen Jahren soll zwischen der Burg Spangenberg und der Burg Erfenstein auf der gegenüberliegenden Seite des Speyerbachs eine lederne Brücke das enge, felsige Tal überspannt haben. Zwei Brüder hatten sie errichtet, um bei ihren regelmäßigen Besuchen nicht den beschwerlichen Weg durchs sumpfige Tal und über den damals noch ungezähmten Speyerbach nehmen zu müssen.

Viele Jahre hielt eine enge Freundschaft unter den Brüdern. Doch eines Tages gerieten die beiden nach einem durchzechten Abend in einen heftigen Zwist. Ein Wort gab das andere, und schließlich machte sich der Erfensteiner wutentbrannt auf den Rückweg über die lederne Brücke. „Niemals werde ich zurückkommen!“ rief er! Er ahnte ja nicht, wie recht er damit haben sollte. Ebenso zornig rief ihm der Spangenberger hinterher: „Das brauchst du auch nicht, dafür werde ich schon sorgen!“. Und als der Erfensteiner die Mitte der Brücke erreicht hatte, kappte der Spangenberger mit seinem Schwert die ledernen Halteriemen. Die Brücke stürzte in die Tiefe und riss den Bruder in den Tod. Seit dieser Bluttat herrschte bittere Feindschaft zwischen den jeweiligen Burgbesitzern.



Warum nicht einfach nett zueinander sein. Wir beschlossen, nett zueinander zu sein, und wanderten hinter Burg Spangenberg südostwärts den schönen Waldweg hinauf. Dann, an einem Holzschild, auf dem der Burgbrunnen angeschrieben ist, wandten wir uns rechts hinunter. In wenigen Minuten gelangt man auf dem schönen, schmalen Pfad zu einer eingefassten Quelle, dem Burgbrunnen (300m).

Diese Quelle, die sich in nur rund 300 Metern Entfernung von der Burg Spangenberg in einer Dell befindet, trägt den Namen „Burgbrunnen“, weil sie über eine Deichelleitung der Trinkwasserversorgung der Burg diente. Der Giebelstein der Einfassung trägt die Jahreszahl 1579.


Weiter geht's auf den schmalen Pfad, immer leicht bergab. Bald stießen wir, unterhalb des Wegs, auf umgestürzte Steinbrocken. In einigen davon sind große Löcher zu sehen. Stumme Zeugen der Megalithkultur? Wenige Schritte weiter stehen übermannshohe Steinstelen im Wald. Schauplatz blutiger Opferrituale? Rätselhafte Relikte eines uralten Sonnenkults? Ein vorgeschichtliches Sonnenobservatorium? Ein Pfälzisches Stonehenge?

Unweit des Burgbrunnens wurde 1505 eine Pferdekoppel angelegt, deren Fläche etwa 2,72ha. umfasste. Spangenberg war zum Verwaltungssitz eines bischöflich-speyerischen Gestüts geworden, das von Stutmeister geleitet wurde. Die Burg fungierte für knapp 100 Jahre als Wohnburg der Stutmeister, die gleichzeitig auch Burgverwalter waren. Die große Koppel wurde in der Nähe des Burgbrunnens eingerichtet, der nun auch als als Pferdetränke diente. Die übermannshohen steinernen Pfeiler dienten zur Umzäunung der Koppel. Dieser Zaun bestand aus 216 mit Holzbalken verbundenen Pfosten, von denen rund die Hälfte erhalten ist, und war etwa 650 Meter lang. Zu Demonstrationszwecken wurde 1998 ein Teil der äußeren Einfriedung wiederhergestellt. Der Name der Koppel: „Stutgarten“.


Kein zweites Stonehenge also! Manchmal sind die Dinge nur das, was sie sind. Eigentlich sind alle Dinge nur das, was sie sind. Und so ist auch Stuttgart nicht eine Gründung der heiligen Uttgart, sondern bloß ein Stutengarten. Na, wer sagt's denn.

Der schöne, schmale Weg wendet sich kurz talwärts, dann stößt man auf einen breiteren Weg, der vom Burgfelsen der Burg Spangenberg herüberkommt. Diesem Weg folgt man nun nach links. Er führt durch den Nordwesthang des Hohen Kopfs allmählich hinunter nach Breitenstein (190 m).

Hier quert man nochmal die Schienen des Kuckucksbähnels und wandert hinüber zum Parkplatz Ruine Breitenstein (203 m) an der L 499. Der Drei-Burgen-Weg führt an der linken Seite kurz ins Tal des Breitenbachs hinein, dann geht es links ein paar Stufen hinauf. Bald steht man, in einer Kehre, vor einer alten Grenzmarke: Dem Dreikantstein.

Der Dreikantstein ist eine Grenzmarkierung aus dem 18. Jahrhundert. Er markiert die Grenze zwischen den Herrschaftsbereichen Kurpfalz (CPE-Kurpfalz, Elmstein), ab 1815 Königreich Bayern (KW-königl. Wald), und Leiningen (ab 1542 Dalbergscher Besitz). Der Stein wurde 1768 von Karl Philipp, Kämmerer zu Worms, Freiherr von Dalberg (FVD) aufgestellt.


Der schöne, schmale Wanderweg führt vom Dreikantstein direkt hinauf zur Burg Breitenstein (220m).

Auch bei der Felsenburg Breitenstein wissen wir weder über den Zeitpunkt der Errichtung noch über die Erbauer Bescheid. Meist werden die Grafen von Leiningen als Gründer vermutet: Der erste bekannte Ministeriale, der sich später nach der Burg Burkhard von Breitenstein nannte, wurde 1257 als Gefolgsmann der Leininger genannt.

1339 erfahren wir, dass der Knappe Jakob von Flörsheim als Burgmann eingesetzt wurde, und zwar von seinem Lehensherrn Johann Graf von Sponheim. Bemerkenswert an dem entsprechenden Vertrag ist eine Vereinbarung, die besagt, dass die Burg keinesfalls gegen den Willen der Sponheimer an den Bischof von Speyer (und einige andere Herren) herausgegeben werden durfte. Diese Vereinbarungen waren offensichtlich notwendig, denn bereits ein Jahr später kam es zu juristischen Auseinandersetzungen zwischen dem Hochstift Speyer und den Grafen von Sponheim. Damals urteilten die kaiserlichen Hofrichter, dass die Burg rechtswidrig auf dem Gebiet des Hochstiftes erbaut worden sei, und deshalb an Speyer herauszugeben sei. Da das kaiserliche Gericht aber gar nicht zuständig war, blieb die Entscheidung gegenstandslos. Ein neues Urteil erging offensichtlich nicht, und so blieben der Obere und der Niedere Breitenstein weiterhin im Besitz der Sponheimer.

Zu dieser Zeit änderten sich die Rechtsverhältnisse auf dem Breitenstein. Die Burg wurde nun von einer Burggemeinschaft bewirtschaftet. Eine bedeutende Rolle spielten dabei die Herren von Flörsheim, denen es für einen längeren Zeitraum gelang, hier Fuß zu fassen. Noch 1438 waren Burg und Haus als sponheimisches Lehen in Flörsheimer Hand.

Nach dem Aussterben der Sponheimer 1437 kam die Burg schließlich an die Grafen von Leiningen-Rixingen, die die Anlage daraufhin fortifikatorisch verstärkten. Vermutlich wurde sie während des Kurpfälzischen Kriegs, einer Fehde zwischen den Leiningern und dem Kurfürsten Friedrich I., um 1470 zerstört und danach aufgegeben. Heute gehört sie der Staatlichen Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz.



Anlage

Die Burg ist heute durch die Serpentine eines Waldwegs in drei Teile geteilt. Die Anlage dieses und eines zweiten Weges weiter östlich führte zu irreparablen Schäden im Bereich der Burg. Die ältesten Teile, der Obere Breitenstein, befinden sich oberhalb des Wegs auf einem Felskopf. In der Kurve finden sich die kargen Reste des so genannten "Mittleren Breitensteins", die ursprünglich aber wohl Bestandteil der höhergelegenen Burg waren. Das baumbestandene Areal in der Kurve, das ebenfalls zur Oberburg gehörte, blieb weitgehend unausgegraben. Unterhalb der Kurve ragen auf einem schmalen, unzugänglichen Felsenriff, vom Berg durch einen schmalen Halsgraben getrennt, die Reste von Burg Nieder-Breitenstein auf.

Man betritt zuerst das Areal von Nieder-Breitenstein.

Der jüngere Nieder-Breitenstein ist ebenso wie die obere, ältere Burg mehrfach gegliedert: Die Reste Oberburg ragen auf dem unzugänglichen Felsen auf, an den sich U-förmig die Reste einer zweiteiligen Unterburg schmiegen. Genau wie heute führte auch im Mittelalter der Zugangsweg von Norden, vom oberen Breitenbachtal herauf. Von der Toranlage ist jedoch nichts mehr zu sehen. Nur ein nach Osten vorspringendes Mauerstück an der Außenmauer der nördlichen Unterburg könnte noch als Rest eines Torbaus interpretiert werden.

Der heutige Zugangsweg führt also aus dem Tal zu einer mehr als 30 Meter langen Umfassungsmauer der nördlichen Unterburg herauf. Der Zugang mit Treppe befand sich an der schmalsten Stelle zwischen Außenmauer und Burgfelsen an der Nordostecke. Dahinter dehnt sich ein schuttbedecktes Areal aus, das bisher nicht ausgegraben wurde. Über die innere Bebauung der nördlichen Unterburg ist deshalb nichts bekannt.

Das trapezförmige Areal der Südlichen Unterburg wird an drei Seiten von einer fast 50 Meter langen Ringmauer aus Bruchsteinen begrenzt. Der Zugang zu diesem Bereich befindet sich an der nördlichen Schmalseite. Am Fuß der Südwestecke des Oberburgfelsens, direkt unterhalb der Schildmauer, findet sich ein Brunnen. An der Stelle einer fast drei Meter breiten Bresche in der Bruchsteinmauer befand sich einstmals ein Torbau.

Von der Unterburg ist noch aufgehendes Mauerwerk eines kleinen, rechteckigen Gebäudes erhalten, das sich an den Felsen anlehnte. Der Zugang, ein rundbogiges Tor, befindet sich an dessen Südostecke. Es handelte sich offenbar um einen Torbau, in dem sich eine Holztreppe befand, die den Zugang zum Burgfelsen ermöglichte.

Die Reste der Oberburg ragen auf einem 18 Meter langen und mindestens vier Meter hohen Buntsandsteinfelsen auf. Der Zugang zu dem kleinen Plateau befindet sich in einer Felsspalte auf der Südseite des Felsens. Die dort in der Spalte zu sehenden Treppenstufen sind heute - wegen eines schwer zu erreichenden Überhangs - nicht mehr zugänglich. Wahrscheinlich wurde er durch eine Holztreppe überbrückt.

Auf dem Oberburgfelsen befand sich ein kleiner, mehrstöckiger Palas. Von der östlichen Außenmauer sind nur die unteren Steinreihen und eine Schießscharte erhalten. Die nordöstliche und die südwestliche Längswand, im frühgotischen Stil errrichtet, ragen dagegen noch fast zwei Geschosse hoch auf. An der Westseite der Oberburg ist die Schildmauer erhalten. Reste des Wehrgangs, sechs rundbogige Konsolsteine sowie auskragendes Mauerwerk sind zu erkennen.



Wir sahen uns ausgiebig um, und ich versuchte mehrmals, den Felsen der Oberburg zu ersteigen. Über einige gute Tritte im Sandstein sind die untersten Stufen tatsächlich zu erreichen, und ich käme auch hinauf - aber nicht mehr runter. Schade!

Daraufhin machten wir uns daran, Ober-Breitenstein zu erkunden. Der schmale Wanderweg führt hinauf zu der bereits erwähnten Kurve, die heute Nieder-Breitenstein von Ober-Breitenstein trennt, und Ober-Breitenstein in zwei Teile geteilt hat.

Ober-Breitenstein steht auf einer an den drei Talseiten senkrecht abgearbeiten Felsplattform. Die Hauptangriffsseite an der Bergseite schützten ein bogenförmiger Halsgraben und ein massiver Bergfried, von dem noch einige mächtige Buckelquader übrig sind.

Auf einem niedrigeren Felsplateau sind Spuren früherer Bebauung zu entdecken: Bergseitig umschloss eine 1,20 – 1,30 Meter starke Mauer diese Plattform. An der Südwestecke, unmittelbar am Halsgraben, erhob sich ein kleiner Rundturm, von dem noch drei bis vier Steinreihen erhalten sind. Er gehört wohl einer jüngeren Bauphase an, ebenso wie eine Verstärkung der bergseitigen Schildmauer. Den Zugang zu diesen beiden Felsplattformen bot eine größere Felsspalte an der Südseite des Felsens, wo originales Pflaster gefunden wurde. Von dieser Stelle aus führte wahrscheinlich eine Holztreppe zur Oberburg.


Der so genannte "Mittlere Breitenstein" war Bestandteil der oberen Burg, die Baulichkeiten zählen jedoch wie der Rundturm der Oberburg zur jüngeren Bauphase. Deutlich sichtbar ist nur eine mehrfach gewinkelte Bruchsteinmauer. Offensichtlich stieß diese Mauer gegen den Oberburgfelsen.


Wir stiegen wieder hinunter zum Nieder-Breitenstein und verließen die Anlage auf dem gleichen Weg, auf dem wir heraufgekommen waren. Vorbei am Dreikantstein ging es hinunter zum Parkplatz der Ruine Breitenstein (203 m). Dort muss man sich ein wenig umschauen, dann entdeckt man die Markierung des Drei-Burgen-Wegs direkt an der Straße (L499). Das schöne, schmale Weglein verläuft nun parallel zur Straße am Fuß des Berges nach Osten.

Bald stößt man auf einen breiten Waldweg. Hier fehlen Markierungen. Es geht nach rechts hinunter zur Straße, man bleibt aber auf dem breiten Waldweg, und folgt diesem nun in nördlicher Richtung bergauf. Kurz vor der Burg Erfenstein macht man zwei Spitzkehren mit, und wandert wieder nach Norden, wo schnell die Burg Erfenstein (255 m) erreicht ist.

Erneut weiß man leider nicht genau, wann und von wem Erfenstein erbaut wurde. Da sie aber bereits um 1189/93 erstmals urkundlich genannt wird, muss es sich um eine der ältesten Burganlagen im Pfälzerwald handeln. Noch vor 1193 verlieh Konrad von Schwaben den Erfenstein dem Reichsministerialen Werner II. von Bolanden, der sie an seine Vasallen, die Brüder Meinhard und Adelgar von Dürkheim weitergab. Nach 1237 übergaben Nachfahren Werners die Burg den Leiningern, die von hier aus vermutlich ihre Waldbestände schützen wollten. Über Vererbungen und Teilungen gehörte die Burg danach abwechselnd zwei Linien der Familie: den Leiningen-Hardenburg und den Leiningen-Rixingen.

1272 wird in einer Urkunde ein Bock von Erfenstein erwähnt, der die Burg bewohnte. 1439 ist ein Siegfried Bock von Erfenstein urkundlich erwähnt, offenbar ein Nachfahr. Angehörige dieser Familie waren auch auf anderen Burgen tätig. 1345 wurde Erfenstein zur Ganerbenburg: 1390 gehörte sie anteilig Konrad und Werner Bock von Erfenstein, Hermann von Aldenkirchen und Henne Monsheimer von Isenburg. Die gewachsene Zahl der Burggemeiner führten zu Konflikten: 1407 vertrieb Graf Hannemann von Zweibrücken-Bitsch den Henne Monsheimer aus der Burg und ließ sie besetzten. Obwohl der Graf die Burg daraufhin dem Hauptlehensträger Konrad Bock zurückgab, musste dieser dem Grafen das Öffnungsrecht und die Mitsprache bei der Aufnahme neuer Burggemeiner einräumen. Darüber hinaus musste Bock ihm versprechen, den Zweibrücken-Bitsch von Erfenstein aus keinen Schaden zuzufügen.

1415 gelangten die Grafen von Sponheim durch Heirat in den Besitz der Burg Erfenstein. Sie belehnten den bisherigen Lehnsnehmer Siegfried Bock mit Burg und Dorf. Nach dem Aussterben der Familie
1437 ging das Lehen, ähnlich wie Burg Breitenstein, an das Grafenhaus Leiningen-Hardenburg.

Während der Weißenburger Fehde zerstörte 1470 ein militärisches Aufgebot der Stadt Neustadt dann die Burg. Auch später sind wieder Burgmannen genannt, was auf einen Wiederaufbau der Anlage schließen lässt. 1585 übergab dann
Graf Emich von Leiningen-Dagsburg Burg und Dorf an die Familie von Dalberg. Wahrscheinlich ist es im 17. Jahrhundert schließlich zur Zerstörung der Burg gekommen.


Erfenstein besteht aus zwei Teilen: Alt-Erfenstein und Neu-Erfenstein. Die ältere Anlage, oberhalb des Wegs, wurde unter Einbeziehung zweier Felsen in einem dreieckigen Areal auf dem Bergrücken errichtet. Ein breiter Halsgraben schützte die bergseitige Hauptangriffsseite der „Alten Burg“. Auf dem größeren der beiden Felsen befand sich die Oberburg, in dem durch Mauern mit den Felsen verbundenen dreieckigen Areal die Unterburg. Von der Oberburg sind nur wenige Baureste erhalten: Zu sehen ist vor allem der Stumpf eines über Eck gestellten quadratischen Bergfrieds sowie Reste einer Mauer im schmaleren östlichen Bereich des Felsens. Im Bereich neu angelegter Stufen ist weiteres Mauerwerk sichtbar, mit einer schmalen Öffnung, die Reste eines Türgewändes zeigt. Die weitere Bebauung ist ungeklärt. 

Unterhalb von Alt-Erfenstein umläuft der Weg die obere Burgstelle. Darunter verlief der Halsgraben von Neu-Erfenstein. Die Oberburg von Neu-Erfenstein liegt ebenfalls auf einem Sandsteinfelsen. Auf dem höher gelegenen Westteil erhebt sich der gut erhaltene Bergfried. Ansonsten sind kaum noch bauliche Reste zu erkennen. Eine aus dem Felsen gearbeitete rechteckige Vertiefung dürfte als Zisterne gedient haben. Auf der Nord- und Südseite des Felsens belegen in den Fels gehauene Treppenstufen historische Zugänge.

Die vorhandenen Mauern sind fast alle neueren Datums: Eine dieser Mauern dient dem überhängenden Burgfelsen als Stützmauer. Nur ein etwa fünf Meter langer Mauerabschnitt unterhalb der mordernen Betontreppe ist original erhalten. Es handelt sich um einen Rest der Ringmauer der Unterburg. Sie befand sich auf einem kleinen Plateau auf der Nordseite des Burgfelsens. Hier deuten Balkenlöcher auf Bebauung hin. Am Halsgraben ist darüber hinaus Mauerwerk sichtbar, das vermutlich als Auflager einer (Zug)Brücke diente. Terrassenanlagen auf der Südseite des Burgfelsens dienten wohl als Garten.



Wir verließen Burg Erfenstein, und folgten dem schönen Weglein, das uns nun hinunter ins Erfensteiner Tal führte. Dabei hörten wir ein bisschen Musik: "Spirituality and Distortion" vom unvergleichlichen Igorrr. Unten wandten wir uns nach rechts, und wanderten wenige Minuten später durch das nette, winzige Örtchen Erfenstein (190 m), wo wir wieder an unseren Ausgangspunkt, den Wanderparkplatz Erfenstein (185 m) gelangten.


Fazit:

Kleine Tour, kurze Tour, aber sehr interessante Tour. Drei Burgen, eine Pferdekoppel aus dem 16. Jahrhundert, ein Grenzstein aus dem 18. Jahrhundert, dazu eine Museumsbahn - und das alles auf nur siebeneinhalb Kilometern - das ist schon etwas besonderes.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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